"Ball bei Pfiff" im Aus - Ort der Spielfortsetzung?

  • Hallo,


    folgende Frage stellt sich mir:
    Es gibt ja einige Fälle wo die Spielfortsetzung dort ist wo der Ball bei der Unterbrechung, beim Pfiff, war.
    Was ist denn nun wenn der SR nicht schnell genug reagieren kann und der Ball bereits im Aus ist?


    Ein Beispiel:
    Der Ball rollt aufs leere Tor zu, ein Auswechselspieler der Verteidiger kommt aufs Feld gerannt und schießt den Ball ins Toraus.


    Oder ein anderes:
    Der Ball rollt an der Seitenlinie lang, ein Auswechselspieler der Angreifer läuft aus Feld und schießt den Ball ins Tor. Hier könnte der Auswechselspieler auch ein Ordner sein. Das Problem bleibt bestehen.


    In allen Fällen geht der Vorgang so schnell, dass der SR nicht pfeifen kann ehe der Ball im Aus, bzw. im Tor, ist. Ob das praktisch vorkommt sei mal dahingestellt, ich halte es aber immerhin für realistischer als manch andere Regelfrage.


    Nun, die Frage ist klar: Was ist zu tun?

  • Ich stehe auf der Leitung glaube ich. Wer kommt jetzt aufs Feld, bzw. zum Ball? Der Auswechselspieler oder der Angreifer? Kannst du den Satz nochmal klarer formulieren?

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • Im ersten Fall ist es ein Auswechselspieler der verteidigenden Mannschaft (Verteidiger), der ein Tor verhindert.


    Im zweiten Fall ein Auswechselspieler der angreifenden Mannschaft (Angreifer), der ein Tor schießt.


    Beide Fälle haben nichts miteinander zu tun und es geht je Fall eigtl. nur um eine Person. Entschuldigung für die missverständliche Formulierung.

  • Es geht immer um den Moment der Wahrnehmung des SR. Nimmt er das Vergehen wahr als der Ball noch im Spiel ist, dann am Ort seiner Wahrnehmung. Nimmt er es erst später war, geht es eben mit Einwurf oder Eckstoß weiter.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Sehe ich ähnlich, es zählt ja letztendlich der Moment, in dem es geschah. Ist dieser durch den SR festzustellen, gibt es die vorgesehene Spielstrafe. Kann der SR nicht feststellen, was wann geschah, z.B. eine Schlägerei erst bemerkt, als der Ball im Aus ist, dann ist das halt blöd gelaufen, es folgt der fällige Abstoß/Anstoß/Eckstoß/Einwurf und die persönliche Strafe nachträglich. Wobei es hier ja auch Sonderregelungen gibt, wie z.B. Torerzielung bei mehr als 11 Mann der Angreifer auf dem Feld - aber auch hier unter der Voraussetzung, dass der Schiedsrichter dies einwandfrei feststellen kann. Hier zählt ebenfalls der Moment des Vergehens und nicht des Pfiffes.


    Kurzes Zusatz-Beispiel: Zweikampf an der Außenlinie, Verteidiger foult den Stürmer, Ball dabei über die Linie, dann Pfiff - auch hier gibt es den Freistoß, denn zum Zeitpunkt des Vergehens war der Ball noch im Spiel.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Dann wäre diese Frage für mich erstmal geklärt, vielen Dank für eure Hilfe.


    Wobei dein Beispiel etwas hinkt, auch wenn es natürlich etwas mit "Spielstrafe trotz Ball im Aus" zu tun hat. Hier ist jedoch die Spielfortsetzung am Tatort.


    Mit euren Begründungen erkläre ich mir auch dass man keinen FS geben kann wenn man erst laufen lässt, sich aber kein Vorteil ergibt und der Ball ins Aus geht. Da man das Foul ja schon wahrgenommen hat kann man hier nicht mehr sagen dass der Ball ja beim Vergehen noch im Spiel war. Richtig?

  • Nein Linus, dass siehst Du falsch.


    Genau das sind die "klassischen" Situationen für den verzögerten Pfiff: Ein Stürmer legt den Ball am Verteidiger vorbei, wird gehalten, läuft aber weiter und kann den Ball durch das Halten aber nicht mehr vor überqueren der Auslinie erreichen.
    Wenn ein Spieler gefoult wird, ich den Vorteil abwarte und der Vorteil sich nicht einstellt, weil der Ball aus dem Spielfeld gerät, ist selbstverständlich durch Anwendung des verzögerten Pfiffes der Freistoß zu gewähren.

  • Ich meine schon öfter gehört zu haben dass man z.B. bei folgender Situation die Pfeife im Mund haben sollte um schnell reagieren zu können, ehe der Ball im Aus ist:


    Stürmer wird außerhalb des Strafraums gehalten, hat aber eine gute Chance, man lässt Vorteil laufen. Da er aber ins Straucheln gerät kann er den Ball nur noch unkontrolliert schießen und man sieht dass er neben das Tor gehen wird.


    Ich konnte das auch nicht verstehen da es praktisch für mich keinen Sinn macht, habe es aber so akzeptiert. Bringe ich da jetzt was durcheinander oder ist es so wie von dir beschrieben?

  • Stimmt schon !
    Es heisst, wenn der Ball im Aus ist, kann der Vorteil nicht mehr zurückgenommen werden.
    Aber auch das ist eine interpretationssache. Wenn ich sage, dass ich nicht so schnell pfeifen konnte, kann ich den Freistoß nach wie vor geben.
    Sollte auch kein Problem sein, wenn beides in zeitlichem Zusammenhang steht.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Zitat von Pfeifekopp;107021

    ...Nimmt er es erst später wahr, geht es eben mit Einwurf oder Eckstoß weiter.


    Und wenn er das Vergehen erst ahndet, nachdem der Ball ins Tor gegangen ist, mit einem Anstoss? Das kann doch gar nicht sein oder? :)


    Dann wäre der Pfiff des SR hier sinnlos, wenn das Vergehen keine Spielstrafe nach sich zieht. Die persönliche Strafe könnte man ja auch während der Spielunterbrechung aussprechen und die Fortsetzung mit einem Pfiff fortsetzen.


    Mit dem Pfiff will der Schiedsrichter ja sagen "Halt liebe Sportkameraden, ich habe hier was regelwidriges festgestellt."


    Ich habe es mir so vorgestellt, dass das Spiel mit einem ind. FS fortgesetzt wird an der Stelle, wo der Ball das Spielfeld verließ. Bei der Setenlinie zb genau an der Grenze der Seitenlinie, wo der Ball das Spielfeld verlassen hat.


    Zitat von benny_lu;107030

    Kurzes Zusatz-Beispiel: Zweikampf an der Außenlinie, Verteidiger foult den Stürmer, Ball dabei über die Linie, dann Pfiff - auch hier gibt es den Freistoß, denn zum Zeitpunkt des Vergehens war der Ball noch im Spiel.


    Bei deinem beschriebenen Fall ist die Spielfortsetzung, wo sich das Vergehen ereignete und nicht, wo sich der Ball bei Pfiff befand. :)


    Wir hatten doch mal hier einen Fall gehabt, der die Frage etwas ins innerliche führen könnte:


    Da ging es um einen Team-Offiziellen, der sich während eines Treffers seiner Mannschaft auf dem Spielfeld befand. Da der Pfiff und die Wahrnehmung erst nach dem Treffer folgte wurde das Spiel mit einem ind. FS fortgesetzt auf der Torraumlinie.


    Der Theard stammte von Stefan. Habe ihn hier gefunden.


    Dort haben wir die gleiche Situation. Betritt ein Team-Offizieller unerlaubt das Spielfeld, ist das Vergehen dieser Mannschaft grundsätzlich mit einem ind. FS zu ahnenden, wo sich der Ball bei Pfiff befand. Da der Pfiff und die Wahrnehmung erst folgte, nachdem der Ball im gegnerischen Kasten lag, hat man hier mit einem ind. FS, wo Torraumlinie ist entschieden.

  • Zitat von fussirichter;107050

    Und wenn er das Vergehen erst ahndet, nachdem der Ball ins Tor gegangen ist, mit einem Anstoss? Das kann doch gar nicht sein oder? :)


    Natürlich geht es dann mit Anstoß weiter. Einen besseren Vorteil gibt es doch gar nicht.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Zitat von fussirichter;107050

    Der Theard stammte von Stefan. Habe ihn hier gefunden.


    Dort haben wir die gleiche Situation. Betritt ein Team-Offizieller unerlaubt das Spielfeld, ist das Vergehen dieser Mannschaft grundsätzlich mit einem ind. FS zu ahnenden, wo sich der Ball bei Pfiff befand. Da der Pfiff und die Wahrnehmung erst folgte, nachdem der Ball im gegnerischen Kasten lag, hat man hier mit einem ind. FS, wo Torraumlinie ist entschieden.


    Nur zur Richtigstellung: Es gibt einen SR-Ball, wenn ein Teamoffizieller auf dem Spielfeld ist. Die Antwort wurde vom DFB korrigiert. Das geht aber aus dem Verlauf des Threads hervor.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Mit welcher Begründung wurde das geändert?


    Zudem ist es in dem dortigen Fall seine eigene Mannschaft, die das Tor erzielt.
    Steht ein Betreuer von der abwehrenden Mannschaft auf dem Feld und die Angreifer erzielen ein Tor...gibt es doch den Vorteil..oder?

  • Richtig, natürlich Vorteil.


    Alles andere geht aus dem zitierten Thread hervor. Gegen Teamoffizielle können keine Spielstrafen ausgesprochen werden.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Es gibt ja aber die selbe Frage mit dem 12. Mann, aber auch sie ist für die Beantwortung dieser gesamten Regelfrage nicht geeignet, da sie ausdrücklich eine Ausnahme ist.