Zwei Regelfragen

  • Zitat von Collina;98580

    ähm, nicht böse nehmen, aber mich interessieren hier die deutschen Regeln/Auslegungen.


    Denkst du, wir pfeifen hier nach Handballregeln? ^^


    Nichtsdestotrotz: Vorteil ist Vorteil und per definitionem auf ALLE ("jegliche"; s.S.32) Vergehen anwendbar.


    Zitat von Collina;98580

    Mit den ÖFB Erläuterungen beschäftige ich wohl ab Winter intensiver.^^


    Warum das denn :)

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



    "Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen." - Winston Churchill

  • Ich denke, daß es auch bei "technischen Vergehen" Vorteil geben kann. Entscheidend ist hierbei, daß das Spiel durch die erste Berührung fortgesetzt war - bei einem falschen Einwurf, nicht verlassenen Strafraum, etc. ist das Spiel nämlich nicht fortgesetzt.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • 1. Ind Freistoss für den Gegner wo der Ball zum 2. mal berührt wurde, rote Karte dem Verteidiger. Ganz einfach. Sobald der selbe Spieler den Ball berührt, hört er schon meine Pfeife. Somit erübrigt sich jegliche Kontroverse.
    2. Eckball

  • Bevor ich selber Stellung beziehe, möchte ich doch erst einmal einen Denkprozess initiieren:


    Die Frage 1 beinhaltet eine doppelte Problematik, die bisher nicht erkannt wurde. Zum einen liegt hier ein Regelverstoß vor, da derselbe Spieler den Ball ein zweites mal berührt - und man kann sehr wohl über die Anwendung der Vorteilsbestimmung nachdenken, ob ein Tor für die "geschädigte" Mannschaft nicht besser ist als ein idF. Andererseits - und jetzt kommt der bisher nicht diskutierte Aspekt - darf aus einem Vorteil kein Nachteil werden, d.h. der Freistoß soll die ausführende Mannschaft ja nicht benachteiligen, so dass sehr wohl die Frage erlaubt sein muss, ob die Vorteilsbestimmung im Fall der - wenn auch regelwidrigen - Torerzielung zur Anwendung kommen darf, da sich hier zwei Vorteile widersprechen.


    Eines noch: Berechtigterweise wurde darauf hingewiesen, dass die Antworten ohnehin nur Geltung haben, wenn der Freistoß außerhalb des Strafraumes auszuführen war. Ich ergänze diese Einschränkung noch weiter, da es sich auch um einen direkten Freistoß handeln muss, denn bei einem indirekten Freistoß wäre die Situation noch komplexer.

  • Die Formulierung "aus einem Vorteil darf kein Nachteil entstehen" ist m.E. eine Eselsbrücke in SR-Kreisen, die aber so allgemeingültig nicht im Regelbuch steht. ;)
    Außerdem droht der Nachteil ja in Frage 1 NICHT durch den Freistoß selbst, sondern dadurch, dass dieser beim Gegner zu landen droht. Das meint die o.g. Formulierung aber definitiv nicht, sonst müssten wir ja jeden Fehlpaß per Freistoß zurückpfeifen.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Richtig, so habe ich mir das auch gedacht.


    Denn die abwehrende Mannschaft hat durch den indirekten Freistoß, der übrigens außerhalb des Strafraums ist ( vergessen hin zuschreiben ), ein Vorteil, der durch die Vorteilsbestimmungen dann aber ganz klar zum Nachteil wird.


    Somit kann es doch eigentlich nur ein ind. Freistoß dort geben wo der Abwehrspieler in zwei Mal berührt hat?!

    Manchmal zeigt das Fernsehen Dinge, die niemand auf dem Platz gesehen hat, aber manchmal zeigt das Fernsehen auch Dinge nicht, die man selbst schon gesehen hat.


    Pier-Luigi Collina (Ehem. italienischer FIFA - Schiedsrichter)

  • Vielen Dank für die Quellen-Angabe (FIFA-Richtlinien). Ich lasse mich immer gerne eines Besseren belehren. Diese Richtlinie hatte ich so nicht vor Augen. Sie ist klar formuliert, so dass sich eigentlich jede weitere Diskussion erübrigt.


    Ich korrigiere meine Antowort und stimme nun auch für Tor, Anstoß.

  • Zitat von Knodan;98615

    Richtig, so habe ich mir das auch gedacht.


    Jetzt hast Du mich aber gründlich mißverstanden! ;)

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


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    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich glaube ich hab die Antwort auf die erste Frage nun gefunden:


    In einem Heft steht ca. die gleiche Frage:


    Bei der Ausführung eines Freistoßes außerhalb des eigenen Strafraumes tritt der verteidigende Spieler in den Boden, so dass der Ball nur wenige Meter rollt. Um einen Gegenspieler nicht an den Ball kommen zu lassen, läuft er hinter dem Ball her und spielt ihn erneut, kann aber nicht verhindert, dass ein Angreifer den Ball erhält, der nun allein auf das gegnerische Tor zuläuft. Entscheidung?


    Antwort:


    Weiterspielen lassen. Der SR wendet die Vorteilsbestimmungen an.


    Für mich immer noch nicht erklärlich :confused:

    Manchmal zeigt das Fernsehen Dinge, die niemand auf dem Platz gesehen hat, aber manchmal zeigt das Fernsehen auch Dinge nicht, die man selbst schon gesehen hat.


    Pier-Luigi Collina (Ehem. italienischer FIFA - Schiedsrichter)

  • Es ist doch aber nicht einzusehen, dass der Verteidiger für sein schlampige Freistossausführung noch belohnt wird - zumal der Ball ja wie schon hier bemerkt korrekt ins Spiel gebracht wurde. Und der größte Vorteil ist nun mal die Torerzielung - daher Tor, Anstoß. (zu Frage 1)


    Knodan : Gleiche Frage hat Almiko auch schon zitiert. Manchmal macht es Sinn, sich die Posts in einem Thema vor Beitragserstellung durchzulesen ;)

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Zitat von Falkao;98638

    Es ist doch aber nicht einzusehen, dass der Verteidiger für sein schlampige Freistossausführung noch belohnt wird


    Mich stört eher, daß der Verteidiger der versucht seinen Fehler wieder gut zu machen, mit Anwendung der Vorteilsauslegung einen Nachteil hat, indem auf Tor entschieden wird.
    Läßt er den Ball ins Tor laufen und deckt nur den Ball vorm Gegenspieler ab, entscheiden wir auch auf Eckball.


    Aber ich folge eurer Regelkenntnis natürlich gerne, da diese wohl der neuste Stand ist.

  • Das ist zwar bedauerlich für den Spieler, aber da kann man meiner Meinugn nach absolut keine Rücksicht drauf nehmen.


    Zudem entsteht aus dem Vorteil nicht direkt ein Nachteil. Ich bin auch der Meinung dass dieser Spruch eine Eselsbrücke bei Freistößen usw. ist.
    Man kann aber eine weitere Berührung durch einen Spieler, egal welcher Mannschaft, nicht ignorieren.

  • Mich interessieren diesmal nicht die DFB, ÖFB oder die Regeln der Eidgenossen, sondern was die FIFA vorschreibt.


    Bisher hab ich noch nichts gefunden, dass bei aufeinanderfolgenden Ballberührungenden des selben Spielers nach Freistoss nicht einen indF nach sich zieht.

  • Zitat von DieMacke;98591

    1. Ind Freistoss für den Gegner wo der Ball zum 2. mal berührt wurde, rote Karte dem Verteidiger. Ganz einfach.


    Kannst Du mir mal sagen wie du auf Rote Karte kommst :confused:

  • Collina hat Recht mit Verhinderung einer klaren Torchance.


    Wenn ein Verteidiger den Ball mit der Hand aufhält um ein Tor zu verhindern, bekommt er die rote Karte ja auch. Nicht weil es ein Handspiel war sondern wegen grober Unsportlichkeit. Das steht im "FIFA Laws of the Game".


    Somit kann ich das zweite Berühren des Balles als grobe Unsportlichkeit bezeichnen.

  • Das zweimalige Spielen kann keinen FaD nachziehen, sonst müßte jeder Rückpass bei dem der Torwart den Ball in die Hand nimmt statt ins Tor rollen zu lassen bzw. in die Hand nimmt bevor ein Stürmer ihn erreicht einen FaD nach sich ziehen. Außerdem gibt es bei einer Torverhinderung mit dem Fuß z.B. durch einen AWS auch keine rote Karte.
    Somit dürfte das Thema rote Karte erledigt sein.
    Die Frage ist klar in der SR-Zeitung, in den DFB-Lehrbriefen und im BFV-Heft geregelt. Die Antwort lautet Tor weil die Vorteilsbestimmung angewendet wird. Das Thema "aus einem Vorteil darf sich kein Nachteil ergeben" gilt nur bei der Ausführung eines Freistoßes. Hier wurde aber der Freistoß schon ausgeführt und das zweite Spielen ist somit eine neue Situation.

  • Das Beispiel mit dem Torwart, der einen Rückpaß mit der Hand aufnimmt, ist allerdings ein untaugliches Beispiel, da explizit festgelegt ist, dass ein Torwart für ein absichtliches Handspiel im eigenen Strafraum NIE eine persönliche Strafe erhalten kann.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Also ist das Thema ja dann geklärt. Tor, Anstoß mit anwendung der vorteils Regelung.
    Wenn ich ehrlich bin hätte ich mit sicherheit auf ind.Fs für die Angreifende Mannschaft entschieden. Aber ich denke ich wäre nicht der einzigste gewesen. Aber wieder was gelernt und das ist auch gut so!:D

  • Zitat von machee;99929

    Die Frage ist klar in der SR-Zeitung, in den DFB-Lehrbriefen und im BFV-Heft geregelt. Die Antwort lautet Tor weil die Vorteilsbestimmung angewendet wird.


    Wenn bei einer internationalen Begegnung oder gar WM der SR solche Entscheidung trifft, wird es wohl sein letztes Spiel gewesen sein.


    Jedoch lasse ich mich gern belehren, wenn jemand mir hier die FIFA Richtlinie schwarz auf weiss zeigt.