Welche persönliche Strafe ist angemessen?

  • Ehrlich gesagt verstehe ich Dich nicht Diego. Wenn ein Spieler - zumal wie hier im Jugendbereich - einen solchen Satz vom Stapel lässt, so dass ich ihn in 10 Meter Abstand noch höre und einige Gegenspieler das auch tun, so ist eine klare Reaktion geboten. Diese Reaktion kann aber nicht nur in ein paar sehr deutlichen Worten bestehen, denn ich muss in jedem Fall sicherstellen, dass alle die, welche die Aufforderung gehört haben, auch meine Ansage verstehen - und wenn ich die dazu erforderliche Lautstärke wähle, komme ich nicht umhin, den Spieler ziemlich anzuschreien; den Aspekt der zweifelsfreien Unsportlichkeit und der damit vorgeschriebenen Verwarnung lasse ich mal bewusst außen vor. Davon abgesehen habe ich ein zweites Problem: Damit meine Ansprache Wirkung zeigt, muss sie sofort erfolgen, d.h. ich kann nicht bis zur nächsten Spielunterbrechung warten. Ergo muss ich pfeifen - aber wie soll ich das Spiel dann fortsetzen? Mit SR-Ball nach einer so klaren Ansprache? Wohl kaum, dann muss ich den gelben Karton für alle anderen Meckereien im Spiel auch stecken lassen. Es muss also zwingend :gelbe_karte: und idF geben, wobei ich gerade in der Nachbetrachtung unter Berücksichtigung der pädagogischen Aspekte im Wiederholungsfall - sofern möglich - den FaZ wählen würde. Der Schritt direkt :rote_karte: zu ziehen - das hängt wohl vom Einzelfall (Lautstärke, Tonfall, Glaubwürdigkeit etc.) ab, ist aber grundsätzlich sicher auch nicht auszuschließen.

  • "Mehr als Persönlichkeit auftreten"
    Ich finde, dass man sehr aufpassen muss, Schiedsrichtern die Karten geben, die starke Persönlichkeit abzusprechen. Man kann sicher viel mit "dem ach so bösen Blick" :ironie: ausrichten, aber bei bestimmten Dingen hörts halt einfach auf. Wenn einer über den Platz schreit "Ich hau dir aufs Maul", dann wart ich auch nicht ab und gugg böse, sondern schick den Kameraden duschen. Im Sinne meiner Verantwortung gegenüber allen Spielern, muss hier, wie Manfred sagte, mindestens gelb folgen, anders ist das nicht zu händeln.

  • Zitat von Manfred;170908

    zweifelsfreien Unsportlichkeit


    So zweifelsfrei finde ich das gar nicht. Wie gesagt, das Anfeuern der Mitspieler gehört zum Spiel, und derjenige, der das ruft, wird auch nichts dagegen haben, dass ein Mitspieler den gegnerischen Angreifer mit regulären Mitteln vom Ball trennt.


    So verstehe ich die Situation, über die wir hier sprechen, nämlich dass es darum geht, die Abwehr dicht zu halten - das ist als Ziel keineswegs unsportlich. Da liegt die Unsportlichkeit wohl im Ermessen des SRs und hängt auch vom Einzelfall ab. Anders in Situationen, wo (weil die andere Mannschaft angeblich auch foult oder werweißwarum) es dem Spieler allein um das Foulspiel an sich geht, da wäre die Unsportlichkeit evident.


    Zitat

    Damit meine Ansprache Wirkung zeigt, muss sie sofort erfolgen, d.h. ich kann nicht bis zur nächsten Spielunterbrechung warten.


    Warum nicht? Entweder die Mannschaft des Spielers ist gerade im Angriff, dann wird seine Ansage keine Wirkung entfalten. Oder der Gegner ist im Angriff, dann pfeift man den doch nicht zurück.


    Jeder Spieler weiß doch, dass er selbst verantwortlich ist, wenn er foulspielt. Wenn im nächsten Moment wirklich einer einen Gegner umtritt, dann bekommt er auf die persönliche Strafe ja auch keinen Rabatt, weil sein Mitspieler ihn dazu aufgefordert hat. Deswegen würde ich das nicht unendlich hoch hängen.


    Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass man es bei unsportlichem Betragen in Fällen, die nicht explizit im Regelbuch stehen (z.B. Schwalbe usw.) meistens erstmal bei einer deutlichen Ermahnung belassen sollte.

  • Wer einen Mitspieler zu eindeutigen Regelverstößen auffordert - und das auch noch in dieser Lautstärke - handelt unsportlich, da sehe ich keinen Diskussionsspielraum.


    Dass bei einer Unterbrechung die Vorteilsbestimmung zu beachten ist, steht außer Frage. Im konkreten Fall hatte aber die Mannschaft des Aufforderers gerade einen Angriff abgewehrt und war auf Höhe des Mittelfeldes in Ballbesitz - den Angriff kann ich nun wirklich nicht mehr abwarten, stell Dir vor, daraus entsteht ein Tor und ich komme dann mit so einer Ansprache ...:confused:


    Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, einem Spieler auch mal die Meinung zu geigen und daher auch nicht umsonst relativ wenig Verwarnungen wegen Meckerns, aber hier darf auch die Signalwirkung nicht übersehen werden. Es hat übrigens gewirkt: Mit der Verwarnung hatte ich eine klare Duftmarke gesetzt und es kam nicht zu den "empfohlenen" Aktionen - weder hüben noch drüben. Derartige Aktionen bedürfen einer klaren Maßnahme, sonst läuft so ein Spiel schnell aus dem Ruder und man hat Rote Karten, an denen man wegen Nachlässigkeit letztlich mitschuldig ist - auch dieser Aspekt darf nicht übersehen werden.

  • Ist ja alles richtig. Dass das in einer gewissen Anzahl Fälle so Sinn ergeben kann, bezeifle ich nicht - nur die Pauschalisierung, dass es ohne gelb gar nicht geht (und man sogar vielleicht gleich lieber rot zeigen soll) ist nicht so meins. Ich habe für "schieß ihn ab" beim Freistoß auch schonmal gelb gezeigt, allerdings erst beim zweiten Mal nach vorheriger Ermahnung - abgeschossen wurde auch so niemand.


    Aber wir diskutieren vielleicht auch über verschiedene Ebenen. Der pädagogische Aspekt des Pfeifens im Juniorenbereich geht mir ab, weil ich das (fast) nie tue. Bei Herren- oder gar Altherrenspielen spielen Lerneffekte einfach eine geringere Rolle (heute bin ich bei einem Ü50-Spiel eingesprungen - Ihr glaubt nicht, wie sehr man da auf Durchzug stellen muss; aber da noch mit gelben Karten um sich werfen bringt ja mal gar nichts).

  • Apropos pädagogischer Aspekt: Ich war 8 Jahre Trainer von B und A-Juniorenmannschaften (U17 und U19). Dabei ist mir aufgefallen, dass es manche Spieler, hauptsächlich in unteren Ligen, als
    "Cool" betrachteten wenn sie mit:gelbe_karte: verwarnt wurden. Frei nach dem Motto "haste keine Karte und bist nicht dreckig, warste auch nicht gut" und das troz 5:0 Niederlage. Bei einer saftigen Ermahnung, die so mancher Schiri damals losließ, sackte der ein oder andere Spieler schon mehr zusammen als bei der "coolen":gelbe_karte: und dieses Bild hab ich mir eben gemerkt. Ich pfeif ja auch nicht erst seit 14 Tagen sondern bin mittlerweile seit 12 Jahren auf den Plätzen unterwegs und das nicht nur in den untersten Ligen. Sicherlich habt ihr Recht, ganz ohne perönliche Strafen geht's nicht aber ich versuche diese Rate so niedrig wie nur möglich zu halten und das nich nur bei Juniorenspielen. Ich denke auch nicht, dass einem das Spiel aus dem Ruder läuft und es :rote_karte:
    hagelt nur weil ich nicht früh genug :gelbe_karte:gezückt hab.
    Aber zurück zum besagten Fall:
    Manfred
    Ich denke nicht, dass Du in dem konkreten Fall einen Fehler gemacht hast wenn DU der Meinung warst, dass :gelbe_karte:ausreicht. :rote_karte:wäre m.M. zu hart gewesen.