Was ist bloß auf den Sportplätzen los?

  • Sobald nur ein Tropfen mit mir in Berührung gekommen ist, ist Schicht im Schacht, egal wo getroffen. Wenn nicht getroffen wurde finde ich einen Abbruch nicht ganz verhältnismässig. Bei einem einzelnen Spucken würde ich erst mal unterbrechen, die PS ist zu entfernen und wenn ich mich dann erst mal fünf Minuten erholt habe geht es weiter. Natürlich mit entsprechender anschließender Meldung. Laufe ich Gefahr einer Wiederholung oder es wurde mehrfach gespuckt ohne Treffer, da gebe ich dir recht, das ist inakzeptabel.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Zu dem Thema rote Karten habe ich auch noch was schönes.


    Am Samstag habe ich mit meinem Vater (Tannenbaum) unsere AH-Stadmeisterschaft gepfiffen. Wir reden hier also von Spielern zwischen 32 und teilweise 50. Die meisten Spieler kennt man also beim Namen und auch schon Jahrelang egal ob als Spieler aktiv oder als Jugendtrainer.


    Man sollte also meinen gut alles ruhig, man kennt sich jeder weiß wie wir pfeifen und kann sich darauf einstellen.


    Nun der Spaß.

    Letztes Gruppenspiel, der Gewinner steht im Halbfinale. Beim Stand von 2:3 bekommt Mannschaft A einen Siebenmeter gegen sich gepfiffen, da ein Handspiel vorlag. Diese Entscheidung ist rein von der Regel richtig, allerdings 50:50. Ich sehe es nicht, verlasse mich also auf die Entscheidung meines Vaters. Während mein Vater sich den Protesten annimmt, welche zwar vorhanden aber im Rahmen sind, springt ein Spieler von Mannschaft A auf und frägt ob wir eigentlich behindert sind. Dies bekomme ich mit und zeige natürlich :rote_karte:. Nachdem wir alle bereit zum Siebenmeter waren, schickte ich den Spieler noch von der Bank. In diese Moment bekomme ich die Worte an den Kopf: "Pass auf, dass ich mich nicht vergesse!"

    Seine Mitspieler entfernen dann den Spieler und entschuldigen sich.


    Worauf ich hinaus will:

    Wir alle wissen von der Verrohung gerade uns gegenüber und das sich diese Verrohung durch alle Schichten zieht.

    Allerdings sind wir inzwischen soweit, dass dies selbst auf Turnieren passiert, auf denen man seit 5 Jahren in der selben Besetzung pfeift und jeder jeden kennt.


    Ich finde das einen beängstigenden Trend, der dringend gestoppt werden muss...

  • Och, das ginge schon, hätte aber massive Nebenwirkungen:


    1. Sperre des Spielers für mindestens zwei Jahre, spätestens im Wiederholungsfall lebenslänglich - und das auch verbandsübergreifend. Jede solche Sperre zieht auch ein Funktionsverbot für den gleichen Zeitraum sowie ein Zutrittsverbot zu allen Sportplätzen - ebenfalls verbandsübergreifend - nach sich.

    2. Sperre des Vereins für ein Spiel, mit jeder Wiederholung einer solchen und ähnlichen Aktion verdoppelt sich die Zahl der Spielsperren für den gesamten Verein (und ob sich ein Verein das Risiko erlauben kann/will, alle Mannschaften für x Spiele nicht antreten lassen zu können, nur weil ein Spieler sich nicht beherrschen kann …).

    3. Nebenstrafen wie das Verbot eines Alkoholausschanks können zusätzlich verhängt werden.


    Wohlgemerkt:

    Es handelt sich nicht um drakonische Strafen, die bekanntlich auch nicht unbedingt wirken, sondern darum, den Fußball von solchen Leuten zu befreien. Im Nebeneffekt hätte das auch dämpfende Wirkung, müsste sich doch manch Trainer/Zuschauer überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, die Spieler anzustacheln/aufzuhetzen.


    Übrigens ist es schon auffällig, wie gleichmütig die Fernsehreporter unterdessen die Verwarnungen in der Bundesliga "wegen Meckerns" hinnehmen, selbst wenn die Entscheidung des Schiedsrichters strittig war - offensichtlich "geht" da also schon was ...

  • Hier etwas ausführlicher

    Fupa.net


    Zitat: "Kurz darauf brachen auf dem Spielfeld sämtliche Dämme. Spieler und auf das Parkett stürmende Zuschauer lieferten sich heftige Prügelszene in Wild-West-Manier, auf den Rängen suchten Eltern mit ihren Kindern fluchtartig Schutz auf den oberen Reihen. Der Spielabbruch war folglich für die Schiedsrichter die einzig mögliche Konsequenz, dem brutalen Tohuwabohu ein Ende zu setzen und die Sicherheit Unbeteiligter nicht weiter zu gefährden. Als rund 20 Minuten später mehrere Polizeibeamte mit drei Einsatzfahrzeugen anrückten, hatten sich die Gemüter zwischenzeitlich wieder einigermaßen beruhigt und das ansonsten fair verlaufene Turnier wurde fortgesetzt."


    Ich hätte dafür plädiert, das Turnier abzubrechen.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Warum abbrechen? Anscheinend waren die Kollegen zu keiner Zeit in Gefahr und die Sache wohl auch relativ schnell erledigt. Was können denn die anderen Mannschaften dafür, wenn ein paar wenige den Verstand verlieren. Die Polizei sorgte für Ruhe, die Schuldigen waren aus der Halle entfernt worden und der Ausrichter konnte für die Sicherheit garantieren. Warum also abbrechen. Ich bin kein Freund von Kollektivstrafen.

    Draußen auf dem Feld bei einem Spiel hätte die Sache ganz anders ausgesehen.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Trittattacke und massive Zuschauerausschreitungen

    Hierzu gibt es jetzt ein Urteil: Bericht


    6 Punkte für beide Mannschaften und etliche lange Sperren sowie die Aussage, dass in diesen Ligen noch nie so hohe Strafen verhängt wurden - hoffen wir, dass das Strahlkraft hat.

  • Im Hamburger FV wurden jetzt neue Maßnahmen zum Schutz des Schiedsrichters getroffen:

    - 1 Ansprechpartner für SR pro Mannschaft im Spielbericht

    - Regelmäßige Überprüfung der Fairness-Tabellen durch den HFV-Sicherheitsbeauftragten & Vorladung von Mannschaftsverantwortlichen bei Fehlverhalten gegenüber SR

    - Deeskalationstraining und Betreuung (Ansprechpartner nach Vorfällen wie z.B. Tätlichkeiten) für SR

    - Automatischer Punktabzug bei Tätlichkeiten (bei Sperren über 6 Monaten)


    Quelle und Details hier

  • Klingt gut.. nur das Deeskalationstraining für SR...
    Bei vielen Angriffen auf den SR gibt es halt nichts zu deeskalieren.

    SR zeigt Karte -> Spieler schlägt SR. Die einzige Deeskalation wäre ja wohl keine Karte zu zeigen.

    Und wenn da halt ein paar Asoziale über den Platz rennen und sowieso meinen sie hätten Recht und der SR pfeift sowieso nur gegen sie hilft glaube ich auch keine Deeskalation.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Natürlich wird es viele Fälle geben, wo das nicht hilft. Aber wenn es in einem Teil der Fälle eine Eskalation vermeidet, ist es ja auch schon hilfreich.

    Vielleicht gibt es dort z.B. Tipps, wie man eine Rote Karte am besten ausspricht, um das Risiko einer Gewaltreaktion zu verringern.

    Und es wird ja explizit erwähnt, dass man dies nicht als Bringschuld der SR sieht.

  • Jetzt können die Spieler das schon unter sich beim Training: Bericht. Lobenswert, dass der Verein ihn trotz allem sofort rauswirft, offen bleibt die Frage, wo eine solche potenzielle Zeitbombe dann demnächst spielen wird ...

  • Hallo.

    Hier ging es wohl aucg darum, dass er neben dem Verhalten an sich wohl auch für den Ausfall des Mitspielers gesorgt hat, was die Kickers momentan gar nicht gebrauchen können. Hätte es 'nur' den Disput gegeben, wäre es wahrscheinlich runtergespielt worden.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Hätt ich nie gedacht wie dieser "Megathread" so in den Hintergrund gerasten ist. Bald drei Wochen ist hier nix passiert.



    Muss ich auch mal wieder vorkramen nachdem mir einer meiner Schiries diesen Artikel geschickt hat. Bei diesem Spiel waren auch einige ehemalige Bundesligaproifis beteiligt.


    Ich wollte es nicht glauben aber in diesem Pfiliga Spiel gab es tatsächlich Acht mal glatt Rot nach einer Rudelbildungmit Schlägerei.


    Zitat

    Schiedsrichter Fernando Rapallini griff daraufhin durch und stellte erst Luciano und Pepe aufseiten von Grêmio und Edenilson und Moises von Internacional vom Platz. Nach weiteren Minuten flogen dann auch noch Caio Henrique (Grêmio), Víctor Cuesta (Internacional) und die beiden Ersatzspieler Paulo Miranda (Grêmio) und Praxedes Praxedes (Internacional).

    Mittendrin bei den Ausschreitungen waren auch die ehemaligen Bundesliga-Profis Pedro Geromel, Thiago Neves, Paolo Guerrero sowie Andrés D'Alessandro.

  • Wenn man sich Videos dazu anschaut, sieht man aber auch, warum der SR fast keine andere Wahl hatte (außer vielleicht Spielabbruch). Zuerst wurden die beiden Auslöser und dazu noch je einer pro Team bestraft, die unauslegbare Tätlichkeiten begangen hatte (vermutlich auch von den Assistenten gemeldet). Nach den ersten vier Feldverweisen ging es aber hemmungslos weiter, eher noch intensiver als vorher. Somit musste der SR wohl danach mindestens genauso streng bestrafen, um glaubwürdig zu bleiben. Kandidaten für Rote Karten gab es ja genug - zumal es sicherlich auch nicht ohne Beleidigungen abgelaufen ist. Übrigens gab es dann noch 15 Minuten Nachspielzeit bei einem Spielstand von 0:0 in einem Gruppenspiel - macht auch nicht jeder...


    Rekord in der Copa Libertadores ist übrigens dieses Spiel, aber das von dieser Woche ist laut weltfussball.de auf Platz 2.


    P.S: In den nächsten Wochen dürfte in diesem Thread auch nicht so viel passieren...

  • ..hier noch ein Link zu einem Beitrag der hessenreporter zum Thema "Gewalt gegen Schiedsrichter":

    https://www.youtube.com/watch?v=ljwahUOEHLs

  • Und jetzt gibt es auch für den Schläger aus Münster (Hessen) ein Urteil; 15 Monate auf Bewährung und 2000 € für einen Schiedsrichter-Förderverein, siehe hier.