Taktische gelbe Karten

  • wie kann man denn eine persönliche Strafe bestrafen? :confused:

  • Finde ich eine gute Idee. Die Profis nutzen die Möglichkeit des Öfteren aus (s. Real Madrid in der abgelaufenen Saison). Schwierig wird's nur bei der Bewertung: Wer will wissen, ob die gelbe Karte nun taktisch gegenüber dem Spiel oder dem weiteren Saison-/Turnierverlauf war? Klar, astreine Fälle gibt es immer (s. genanntes Beispiel), jedoch wird es auch hier wieder viele Graubereiche geben. Mal schauen, ob diese Ankündigung überhaupt durchgezogen wird ...

  • Wobei man m.E. Symptome und nicht die Ursache bekämpft. Würde man das Regelwerk anders fassen, könnte es gar nicht erst zu "taktischen" Verwarnungen kommen. Wer will denn am Ende mit Sicherheit beurteilen, ob es sich nun um eine "taktische" Verwarnung oder um einen echten spielerischen Vorfall handelte, der eben mit einer Verwarnung zu belegen war? Daran ändern auch andere Strafen nichts.


    Besser wäre es beispielsweise, wenn Verwarnungen in einer vorher festgelegten Zahl an Folgespielen nachwirken, gleichgültig, ob das nun das erste Gruppenspiel oder das Finale ist. Gerecht wäre es ohnehin, muss der Gegner doch eine gleiche Anzahl an Spielen absolvieren. Mit einer solchen Variante kann es aber nicht mehr zu "taktischen" Verwarnungen kommen.

  • Zitat von Manfred;163983

    Besser wäre es beispielsweise, wenn Verwarnungen in einer vorher festgelegten Zahl an Folgespielen nachwirken, gleichgültig, ob das nun das erste Gruppenspiel oder das Finale ist. Gerecht wäre es ohnehin, muss der Gegner doch eine gleiche Anzahl an Spielen absolvieren. Mit einer solchen Variante kann es aber nicht mehr zu "taktischen" Verwarnungen kommen.



    Das löst doch das Problem nicht. Hat der Spieler im Halbfinal-Hinspiel eine noch zählende Verwarnung, die auch im Rückspiel noch zählen würde, holt er sich im Zweifel dennoch die gelbe Karte ab, um im Finale sicher nicht gelbgesperrt zu sein.


    Die einzige Möglichkeit bestünde darin, die Sperre immer im ersten Spiel der nächsten Runde wirken zu lassen. Dann würde die gelbe Karte im Halbfinal-Hinspiel zur Sperre im Finale führen. Bekommt er im Rückspiel eine weitere, bleibt die nach dem gesperrten Spiel stehen (was im Halbfinale bedeutungslos wäre, vorher aber nicht: Z.B. Gelb im Viertelfinal-Hinspiel führt zur Sperre, im Rückspiel noch eine gelbe: Spieler ist im Halbfinal-Hinspiel gesperrt und geht vorbelastet ins Rückspiel).

  • Keine Regel wird so gut sein können, dass man sie nicht irgendwie unterlaufen kann. Andererseits besagt mein Vorschlag mit einer bestimmten Zahl an Spielen der "Nachwirkung" nicht automatisch, dass es sich nur um das Folgespiel handelt. Und im von Dir beschriebenen Fall geht der Spieler ein hohes Risiko ein, schließlich fehlt er dann im Rückspiel, so dass das Finale womöglich gar nicht erreicht werden wird.

  • Zitat von Manfred;164029

    Und im von Dir beschriebenen Fall geht der Spieler ein hohes Risiko ein, schließlich fehlt er dann im Rückspiel, so dass das Finale womöglich gar nicht erreicht werden wird.


    Genau das tun sie doch jetzt auch. Bei den taktischen gelben Karten geht es jetzt - und immer noch nach Deinem Vorschlag - darum, dass man im Hinspiel einer Runde eine Sperre für das Rückspiel kassiert, um in der nächsten Runde wieder sicher dabei zu sein. Und natürlich macht man das nur, wenn man - wie im Beispiel im BFV-Beitrag - im Hinspiel bereits deutlich in Führung liegt.

  • Wobei: Sollte jemand so deutlich in Führung liegen, dass das Rückspiel ungefährdet erscheint, ist es sicher auch kein Problem, einen Spieler auszuwechseln oder sogar mit 10 Mann zu spielen ...


    Ich könnte mich durchaus mit Deinem Vorschlag anfreunden, eine Sperre erst im Spiel der Folgerunde wirksam werden zu lassen - aber jedes Modell hat seine Vor- und Nachteile.

  • Also, ich weiß ja nicht. Einerseits sagt der DFB, dass die :rote_karte: bei der Notbremse im Strafraum eine zu hohe Strafe, aber andererseits sollen jetzt tatkische Fouls härter bestraft werden(indirekt). Irgendwie beißt sich die Katze selbst in den Schwanz.

  • Dieser Vorschlag stammt (wie auch im ersten Artikel zu lesen) von der UEFA. Der Vorschlag, die Notbremsen-Regelung zu entschärfen stammt vom DFB (ist im übrigen noch nicht entschieden). Sind also zwei verschiedene Baustellen.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • @ Matze:


    Du wirfst aber grade eine Menge Dinge in einen Topf...


    Taktische Fouls sollen nicht härter bestraft werden, sondern solche Aktionen wie von Sergio Ramos: Um im letzten Vorrundenspiel gesperrt zu werden und somit gelb-unbelastet in die K.O.-Spiele zu gehen, spielte er bewusst auf Zeit, um eine Verwarnung zu provozieren. Ein solches Verhalten soll nun, wenn es offensichtlich ist, sanktioniert werden.
    Dies wird von der UEFA angestrebt!


    Dein Vorwurf gegen den DFB ist somit für mich nicht ganz nachvollziehbar, dieser hat ja mit dieser Sache nichts zu tun.
    Was die Notbremse angeht: Ich vertrete da zwar persönlich eine andere Meinung, aber die Argumentation des DFB begründet sich auf der Dreifachbestrafung Strafstoß + Platzverweis im aktuellen Spiel + Sperre für kommende Spiele.


    Edit: Falkao war einen Schritt schneller...

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Zitat von Manfred;164092

    Wobei: Sollte jemand so deutlich in Führung liegen, dass das Rückspiel ungefährdet erscheint, ist es sicher auch kein Problem, einen Spieler auszuwechseln oder sogar mit 10 Mann zu spielen ...


    Was dann aber nichts daran ändert, dass der Spieler vorbelastet in das Hinspiel der nächsten Runde ginge. Kassiert er die Sperre für's Rückspiel der aktuellen Runde, geht er unbelastet ins Hinspiel der nächsten Runde.


    Mit anderen Worten: Bleibt er im Rückspiel einfach auf der Tribüne, ist nur das nächste Hinspiel gesichert (was Gelbsperren angeht). Ist er im Rückspiel gesperrt, sind Hin- und Rückspiel der nächsten Runde gesichert.

  • Wenn man es ganz nüchtern sieht, so bleiben eigentlich nur zwei sichere Varianten, um Missbrauch auszuschließen:


    Entweder verfallen Verwarnungen gar nicht mehr, d.h. nach einer Verwarnung in einem Spiel zieht jede weitere Verwarnung in einem folgenden Spiel eine Sperre nach sich.
    Oder Verwarnungen verfallen stets vor der nächsthöheren Runde, d.h. alle Spieler gehen unbelastet in selbige.


    Da gefällt mir Variante 1 besser, da das sicher im Sinne der Fairness wäre.

  • Das würde eine Flut an Sperren hervorrufen!


    Was zur Folge hätte, dass spätestens nach dem Viertelfinale keine Mannschaft mehr mit den besten Spielern aufläuft, sondern, dass sie Spieler bewusst draußen lassen. Das gibt es jetzt auch schon, aber es würde sich verstärken.


    Ein anderer Effekt wäre, dass keine Mannschaft mehr die beste Elf aufstellen kann, sondern nur die fairste. Ist keine schlecht Idee, stößt bei mir aber auf keine Gegenliebe.


    Überleg dir mal dieses Szenario:


    L.Messi begeht in Gruppenspiel 1 ein Foul, was :gelbe_karte: gibt.
    Jetzt benimmt sich Messi in allen folgendes Spielen. Ist also fairer, als die große Masse.


    Halbfinale-Rückspiel:
    Messi ist verärgert, da der SR ein Abseits pfeift und haut den Ball weg --> :gelbe_karte: und Sperre für das Finale.


    Und warum?
    Weil er im ersten Gruppenspiel ein Foul begangen hat und obwohl er sich dazwischen vorbildlich benommen hat.


    Findest du das fair?


    Wenn schon so eine Regelung, dann aber mit einem Zusatz, dass nach X SPielen ohne Karte die bisherigen Karten verfallen. Das wiederum wäre ein riesiger Verwaltungsakt.

    Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
    (Antoine de Saint-Exupery)

  • Man muss doch auch nicht immer wieder die Welt neu erfinden... ich denke, das bisherige Sperren-System greift ganz gut und wenn jetzt solche offensichtlichen Aktionen durch Strafen unterbunden werden (sollen), dann ist das doch in Ordnung. Es geht doch letztendlich nur darum, dass die Spieler nicht ungestraft in jedem Spiel holzen können, wie sie grade wollen. Aber ein verwarnungswürdiges Foul zu begehen gehört nun mal auch zu diesem Sport - passiert.


    Für mich ist im Fußball wie in jeder Sportart vor allem eins wichtig: Die Regeln müssen so transparent sein, dass sie jeder begreifen und sich darauf einstellen kann. Bei x Bedingungen und Unterbedingungen für eine Sperre wäre das nicht mehr so. Wenn es aber (wie bisher) heißt: Sperre nach 3 gelben Karten für das nächste Spiel, nach Vorrunde und 1. Halbfinale wird jeweils das gesamte Vorstrafenregister gestrichen, dann kann auch so ziemlich jeder damit umgehen.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina