Vergehen gegen Torhüter

  • Ich brauche Hilfe bzw. Erläuterung bei der Auslegung zu Regel 12. In jungen Jahren habe ich gelernt, dass der Torwart nicht angegriffen werden darf, wenn er den Ball hält.
    Bei den Erläuterungen des DFB zu der Regel auf Seite 94, Punkt 16 steht: "Der Torwart darf im Torraum nicht gerempeltwerden, außer er hält den Ball oder hindert einen Gegner." Dazu steht bei den Erläuterungen der FIFA auf Seite 86 "Das Behindern des Torhüters durch unfaires Bedrängen, z. B. bei einem Eckstoß, gilt als Vergehen".
    Über die erste Erläuterung bin ich am Meisten verwundert: Hält ein Torwart den Ball darf er gerempelt werden - damit der den Ball dann doch fallen lässt, oder was soll das bezwecken. Wenn er dann Anstalten macht, den Ball zu spielen ist es strafbar?
    Ich habe wie erwähnt vor langer Zeit gelernt, dass mit dem Moment, in dem der TW den Ball hält, dieser nicht angegriffen werden darf (also kein Treten nach dem Ball). Da er dann innerhalb 6 Sekunden abspielen sollte, geniesst er den Schutz in der Zeit auch. Nun bin ich über die Erlaubnis zum Rempeln während des Ball Haltens natürlich sehr verwundert - wie soll ich das genau verstehen. Hat jemand ein praktisches Szenario als Verdeutlichung parat?

  • Der Torwart darf in seinem Torraum nur dann korrekt gerempelt werden, wenn er mit beiden Füßen auf dem Boden steht und den Ball in den Händen hält. Alles andere ist abzupfeifen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Wobei es bei den TW-Sonderregelungen einen nicht zu vernachlässigenden Unterschied zwischen Regel und Praxis gibt.


    In der Praxis werden die allermeisten Kontakte TW<->Feldspieler pro TW abgepfiffen, auch wenn der TW zum Feldspieler ging oder das Geschehen außerhalb des Torraums war.
    Das führt bei vielen TW mittlerweile zu einem Regelverständnis, sie seien unangreifbar und jeder hätte ihnen aus dem Weg zu gehen. Gut zu sehen gestern bei Herrn Weidenfeller, der meiner Meinung nach in mehreren Aktionen den Kontakt mit dem Gegenspieler selbst gesucht hat und dann auch außerhalb des Torraums wie selbstverständlich den FS eingefordert hat.


    Des weiteren wird die 6 Sekunden-Regel kaum eingehalten; auch Weidenfeller gestern hatte die Muße, sich erst 4 Sek. auf den Ball zu legen und ihn dann weitere 4 Sekunden zu halten.



    Aber es geht auch andersherum mit den TW-Sonderregelungen:


    Spitzelt ein Stürmer einen vom Torwart vor dem Abschlag auf den Boden geprellten Ball weg, würden viele SR weiterspielen lassen. Dabei gilt als Kontrolle des Balles durch den TW auch das Prellen des Balles und das Hochwerfen zum Abschlag.


    Auch die Rückpassregel wird teilweise überzogen. Sie wurde eingeführt, um Zeitspiel durch wiederholtes Rückspiel zum TW zu unterbinden. Heute werden teils zweifelhafte Rückspiele als absichtliches Zuspiel mit dem Fuß gewertet und dann ein idF gegeben.



    Insofern ist es gut, wenn man die Regel genau kennt und mit der tatsächlichen Auslegung vergleicht. Dann werden die Unterschiede klar.

  • Sinn der Regel ist es für meine Begriffe vor allem, das "enge decken" des Torwartes zu verhindern (dies geht in aller Regel mit Rempeleien einher). Der Torwart soll in der Lage sein zu agieren, was aber nicht heißt, dass andere Spieler weggehen müssen (ist übrigens auch im Feld ein häufiger Fehler, da sich kein Abwehrspieler dem Angreifer einfach nur so (auflaufen lassen) in den Weg stellen darf, er muss aber nicht aus dem Weg gehen, wenn er schon steht). In der Praxis neige ich auch eher dazu, den Torwart hier - in Maßen - zu bevorteilen, weil er einfach für seine Aufgabe mehr Schutz braucht; das heißt aber nicht, dass er sich alles erlauben darf ...

  • Zitat von Manfred;144553

    In der Praxis neige ich auch eher dazu, den Torwart hier - in Maßen - zu bevorteilen, weil er einfach für seine Aufgabe mehr Schutz braucht



    Das handhabe ich genauso wobei ich dem Torhüter sehr viele Freiheiten lasse. Liegt wohl daran das ich selbst früher Torwart war.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Zitat von Pfeifekopp;144547

    Der Torwart darf in seinem Torraum nur dann korrekt gerempelt werden, wenn er mit beiden Füßen auf dem Boden steht und den Ball in den Händen hält. Alles andere ist abzupfeifen.



    Mit indirektem Freistoss, oder?

  • Es gibt aber auch Spieler, die meinen, daß der TW außerhalb des 5er's Freiwild ist und abgesprungen werden kann, wie sie gerade lustig sind. Auch ein populärer Regelirrtum !

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Ich bin gedanklich davon ausgegangen, dass ich noch rechtzeitige pfeiffe, bevor der Spieler in Kontakt mit dem Torwart kommt (die Kleinen wollen den TW manchaml angreifen, aber da wird vorher schon abgepfiffen). Da sehe ich es im Zusammenhang mit gefährlichem Spiel und Torwartbehinderung (der Torwart kann den Ball ja auch nicht abspielen), daher der indirekte.
    Wenn etwas passiert ist natürlich direkt. Da ich nach dem Rempeln fragte hast Du natürlich recht mit dem Nachfragen, ich habe mich da wohl unklar ausgedrückt.

  • Diese Regel ist so eine gewisse Sache. Viele legen diese regel recht streng aus:Bei jedem Kontakt mit dem TW im 5er wird abgepfiffen.Aber das sehe ich nicht so.Viele dieser Kontakte kommen zu stande, weil der TW oft gegen die Stürmer rennen und einen Freistoß haben wollen.
    Und sowas pfeiff ich nicht ab.Wenn der TW so in den Ball geht, darf er sich über einen Kontakt nicht wundern.

  • Zitat von Makabi;144565

    Ich bin gedanklich davon ausgegangen, dass ich noch rechtzeitige pfeiffe, bevor der Spieler in Kontakt mit dem Torwart kommt (die Kleinen wollen den TW manchaml angreifen, aber da wird vorher schon abgepfiffen). Da sehe ich es im Zusammenhang mit gefährlichem Spiel und Torwartbehinderung (der Torwart kann den Ball ja auch nicht abspielen), daher der indirekte.
    Wenn etwas passiert ist natürlich direkt. Da ich nach dem Rempeln fragte hast Du natürlich recht mit dem Nachfragen, ich habe mich da wohl unklar ausgedrückt.



    Die Regelauslegung möchte ich nochmals durchleuchten.
    In dieser Situation gibst du also idF, da du den Versuch des Spielers, den TW zu rempeln
    als gefährliches Spiel bewertest ?
    Gefährliche Sache ! Warte doch ab, ob ein Körperkontakt zustande kommt
    und entscheide dann regelkonform auf dF. Dann bist du aus der Diskussion und
    hast ggü. den Spielern signalisiert, dass solche Dinge sofort unterbunden werden.
    Die meisten Spieler ( insbesondere Jugendspieler ) können deine Auslegung nicht nachvollziehen, von den Eltern ganz zu schweigen.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Das schönst an dieser Regel ist dass einige TW´s sich auch dann beschweren und den FS haben wollen, wenn sie vom eigenen Mann gerempelt worden sind :)

  • Zitat von Makabi;144565

    ......dass ich noch rechtzeitige pfeiffe, bevor der Spieler in Kontakt mit dem Torwart kommt ....


    So eine Vorgehensweise finde ich gut. Gerade auch bei gefährlichen Grätschen oder gestreckten Beinen pfeife ich gern früh- sogar noch bevor der Kontakt/ das Spielen des Balles erfolgt.
    So verstehen alle beteiligten, dass ich allein den Ansatz der Aktion für gefährlich halte und mir als SR egal ist, ob vielleicht doch kein Kontakt zustande kommt/ der Ball regelkonform gespielt wird.
    So kann man erfolgreich gefährliches Spiel unterbinden.
    Wenn ich im Ansatz sehe, dass eine Aktion gefährlich ist, warte ich nicht erst auf den Kontakt. Das führt in der Tat zuerst zu Verwirrung bei einigen Spielern/ Zuschauern- das ist mir die Gesundheit der Spieler wert. Und die Spieler verstehen: Solche Aktionen werden bei mir grundsätzlich unterbunden.

  • Zitat von SCHIRI-FT.de;144749

    ...In dieser Situation gibst du also idF, da du den Versuch des Spielers, den TW zu rempeln als gefährliches Spiel bewertest ?...


    Ähm.. Nein, irgendwie drücke ich mich unklar aus. Bei den Kleinen passiert es öfters, dass der TW den Ball mit einer Hand am Boden hält und dann noch ein Gegenspieler hinrennt und den Ball treten will (wohl weil sie denken, er hält ihn ja nicht). Da pfeiffe ich rechtzeitig vorher ab, bevor jemand ein Pflasterchen braucht.
    Das jemand den TW rempeln will, während er den Ball mit beiden Händen hält habe ich noch nie erlebt, daher wunderte ich mich ja so über die Regelerläuterung - ich sehe keinen Sinn darin ihn Schulter an Schulter zu rempeln und zu hoffen, er lässt den Ball fallen :)

  • Ich habe immer das Gefühl die Rempelgeschichte ist oft immer noch ein Fragezeichen.


    Ich hab einmal versucht eine kleine Übersicht zusammenzustellen:
    Die leichten Fälle:


    Spieler rempelt Gegner regelrecht im Kampf um den Ball: weiterspielen
    Spieler rempelt Gegner in den Rücken: direkter Freistoß
    Spieler rempelt Gegner regelrecht (Arm an Arm) ohne das der Ball in der Nähe ist (Eckstoß, Flanke): indirekter Freistoß,
    Spieler rempelt Gegner in heftiger Weise, (Ball in der Nähe): direkter Freistoß, gegebenenfalls persönliche Strafe (Häufigkeit, Schwere des Vergehens)


    Wie fasst ihr zusammen bei den schwereren Fällen:


    Tormann hält den Ball im Torraum:
    Tormann hält den Ball außerhalb des Torraums:
    Tormann springt/geht auf den Ball im Torraum:
    Tormann springt/geht auf den Ball außerhalb des Torraums:

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

  • "Rempeln" steht bei mir in Regel 12 unter "Direkter Freistoß" - und den gibt es dann auch.

  • Aber eben nicht immer: Erfolgt die Rempelei ohne Kampf um den Ball folgt daraus ein indirekter Freistoß - auch nach Regel 12 ;) .


    Zurück zu redrefers Frage:
    - Torraum hält den Ball im Torraum
    Laut Regelwerk darf er dann korrekt gerempelt werden. Ich habe zwar offen gestanden keine rechte Vorstellung, wie ein solcher korrekter Rempler aussehen könne, aber das ist eine andere Sache. Da kein Vergehen, also weiter spielen, bei zu harter Attacke direkter Freistoß.
    - Tormann hält den Ball außerhalb des Torraumes
    Hier gilt der TW wie jeder andere Spieler auch, d.h. er darf jederzeit gerempelt werden, natürlich nur in angemessener Art und Weise. Da kein Vergehen, also weiter spielen, bei zu harter Attacke direkter Freistoß.
    - Tormann springt/geht auf den Ball im Torraum
    Hier darf der TW grundsätzlich nicht gerempelt oder anderweitig attackiert werden. Wird er dennoch attackiert indirekter Freistoß, bei zu großer Härte direkter Freistoß.
    - Tormann springt/geht auf den Ball außerhalb des Torraumes
    Wie beim Halten eines Balles außerhalb des Torraumes.

  • Zitat von Manfred;147350

    Aber eben nicht immer: Erfolgt die Rempelei ohne Kampf um den Ball folgt daraus ein indirekter Freistoß - auch nach Regel 12 ;) ......



    Kann die Textpassage in der Regel 12 nicht finden- bitte um Aufklärung- Danke.