Regelkenntnis, ein Ding der Unmöglichkeit

  • Seit ich in den untersten Amateurklassen des SHFV als SR aktiv bin, bemühe ich mich, die Regeln zu kennen. Dabei bin ich vom allerersten Tag meines Schiedsrichter-Daseins an Grenzen gestoßen (um nicht zu sagen gescheitert) und tue dies heute noch. Immer wieder gibt es Anweisungen und Auslegungen, die mir nicht bekannt sind oder die ich komplett anders interpretiert hätte. Auch bei den Antworten der Regelfragen in der SR-Zeitung finde ich jedes Jahr Antworten, die ich nicht erwartet hätte und bei denen ich komplett anders argumentiert hätte (mit dem aktuellen Regelheft unter dem Arm).


    Meine ersten Grenzen fand ich 2009 im Anwärterlehrgang. Auch auf wiederholtes Nachfragen hin konnte mir kein SR-Ausschuss-Mitglied die damals gelehrte Regel schriftlich zeigen, nach der bei einem Vergehen gegen einen Gegner im eigenen Strafraum, bei dem eine offensichtliche Torchance vereitelt wird und der Schiedsrichter einen Strafstoß gibt, beim Torhüter auf den FAD verzichtet werden kann. Im DFB-Bereich galt das zu der Zeit für jegliche Vergehen, bei dem der Torhüter versuchte, den Ball zu spielen. In unserem Kreis wurde noch die Sonderlocke gelehrt, dass ausschließlich Versuche des Torwartes, den Ball mit der Hand zu spielen, zu einem Verzicht des FAD führen konnte.
    Mittlerweile weiß ich auch, warum es da nichts Schriftliches gab- aber das ist eine andere Geschichte.


    Das nächste Chaos erlebte ich wenige Wochen später, als ich- mittlerweile geprüfter SR-Anwärter- versuchte, für unser vereinseigenes Hallenturnier die Hallenfußballregeln zu recherchieren. Was mir da für Stilblüten begegneten- herrlich. Alles hier im Forum nachzulesen. Mittlerweile kennt keiner mehr die Hallenfußballregeln, da diese fröhlich mit Futsalregeln gemischt werden- teilweise auch während laufender Wettbewerbe/Turniere- alles schon erlebt. Da der Futsal mittlerweile auch abgeschwächt wird (Spiel mit 1 SR, Einsatz der 2-Min Zeitstrafe da das Kumulieren der Fouls mit 1 SR ohne geschultes Kampfgericht oft zu Unstimmigkeiten führt) haben wir heute den gleichen Mischmasch wie früher zu reinen Hallenfußballzeiten.


    Stand der Dinge heute ist der: Die Internet-Welt hat sich weiterentwickelt; mittlerweile findet man die Durchführungsbestimmungen für nahezu alle Wettbewerbe auf den jeweiligen Verbands-Webseiten. Bekomme ich heute eine Ansetzung für einen für mich exotischen Wettbewerb (z.B. Futsal, Frauen oder D-Junioren Verbandsliga) oder ein Pokalspiel, so recherchiere ich jedes Mal aufs neue wie folgt:


    Suche nach den entsprechenden Ausnahmen/Sonderregelungen für Futsal/Frauen/Jugend in der SHFV-Satzung (diese ändert sich 3-6 Mal im Jahr- also Achtung- stets die aktuelle Version frisch herunterladen).
    Recherchieren und Überfliegen der jeweilig gültigen Durchführungsbestimmungen (auch hier empfiehlt es sich, die DF nicht von der eigenen Festplatte zu verwenden sondern nach aktualisierten DF auf der Verbandsseite zu schauen- auch die DF ändern sich manchmal während einer laufenden Spielzeit).


    Ich gebe zu- ich mache das nicht vor jedem Spiel. In der B-Junioren Kreisliga zum Beispiel fahre ich zur neuen Saison auch mal unvorbereitet zum Spiel- solange ich die Auswechselbstimmungen kenne kann ich das Spiel auch ohne "Komplettrecherche" leiten. Alles andere kläre ich zur Not vor Ort.


    Dinge wie "welche Mannschaft ist bei der Spielkleidung ausweichpflichtig" oder "wann muss der eSB von den Vereinen vor Spielbeginn freigegeben werden" versuche ich mir gar nicht erst zu merken- da hat gefühlt jeder Wettbewerb seine eigenen Regularien und diese ändern sich gern noch von Jahr zu Jahr. In meinen "Stammspielklassen" weiß ich wie die Regularien sind. In anderen Spielklassen (siehe oben) nehme ich einen kleinen Spickzettel mit zu meiner Spielnotizkarte oder ich recherchiere die benötigten Informationen vor Ort in der SR-Kabine, sollte es einer verbindlichen Klärung durch mich bedürfen.



    Seit ich für eine Juniorinnen-Mannschaft verantwortlich bin, sehe ich die Dinge auch von der Trainer/Betreuer-Seite. Für unseren laufenden Wettbewerb gab es zusätzlich zu den DFB-Regeln, den Festlegungen in der SHFV-Satzung und den DF noch Erläuterungen per E-Mail (!!) vom SHFV. Manchmal hat die moderne Internet-Welt auch ihre Schattenseiten (zu viele Möglichkeiten der Kommunikation).
    Ich erwarte nicht, dass unsere Gegner und die vereinsinternen SR alle diese Festlegungen kennen. Woher auch. Ich weiß, dass ich in 95% aller Fälle der einzig Wissende auf der gesamten Sportanlage bin. Das Wissen teile ich gern; so gebe ich den SR natürlich entsprechende Hinweise und sorge für die Anwendung der Regeln- zumindet bei unseren Heimspielen. Aber ich stelle mich nicht hin und schließe Wetten ab, dass ich es besser weiß. Bei Auswärtsspielen sorge ich dafür, dass es eine wirksame Torsicherung gibt und unsere Gegnerinnen nicht mit Festivalarmbändchen oder anderen gefährlichen Gegenständen meine Spielerinnen gefähren- der Rest ist mir ehrlich gesagt fast egal.


    Für mich steht fest: 100% sicher kann man nie sein, alle Regeln zu kennen. Selbst wenn man alle verfügbaren Unterlagen studiert gibt es mitunter Regelungen/Anweisungen, die man nicht kennt. 100%ige Regelkenntnis war und ist immer nur näherungsweise zu erreichen. Und so manche "Selbstverständlichkeit" muss im Folgejahr erst durch "Klarstellungen" im Rahmen der Regeländerungen kommuniziert werden, damit alle SR das gleiche unter den betreffenden Regeln verstehen.


    Wichtig ist: Bei uns SR müssen die Basics (also die Regeln des DFB-Regelhefts) sitzen. Und damit haben 90% der SR noch genug zu tun -da schließe ich mich explizit mit ein. Bei allen weiteren Festlegungen/Ausnahmen bemühe ich mich, diese zu kennen. Sollte mir das nicht immer 100% gelingen- so what- solange ich in meinem Kreis im oberen Zehntel bin- alles gut. Und von anderen Beteiligten (Spieler, Trainer, Betreuer, ungeprüfte Vereins-SR) erwarte ich gar nicht mehr, dass sie die Regeln 100% kennen.


    Dass die Welt so (unnötig) kompliziert ist kann ich kaum beeinflussen. Aber den Ton, den ich anderen gegenüber anschlage. Und da sollten gerade wir älteren/erfahrenen SR mit Gelassenheit und Freundlichkeit agieren- nicht zuletzt deshalb, weil auch wir nicht unfehlbar sind.


    Klar ärgere ich mich auch: Über unklare/widersprüchliche Anweisungen, über abfällige Kommentare von Kollegen, wenn man die ein oder andere Frage "öffentlich" während des Lehrabends stellt, über Änderungen, die nicht klar (also schriftlich und abrufbar) kommuniziert werden. Mein Hinterherrennen hinter den aktuellen Bestimmungen hat auch ein Gutes: Quasi als "Abfallprodukt" bin ich regeltechnisch zumeist gut informiert - die Kreisregeltests stellten für mich noch nie eine große Herausforderung dar. Zudem verschafft mir das Recherchieren eine Sicherheit, die ich mittlerweile auch auf dem Platz ausstrahle.


    Ich schreibe dies, weil mir folgendes aufgefallen ist: Auf der einen Seite gibt es immer mehr SR, die die Basics nicht beherrschen. Aus meiner Sicht häufen sich die SR-Fehler.
    Auf der anderen Seite gibt es Kollegen, die alles und jedes meinen besser zu wissen und dieses auch sehr unangenehm für den ein oder anderen kommunizieren.


    Was dem Fußball gut tun würde:


    • Mehr Klarheit bei den Regeln/Bestimmungen/Anweisungen
    • Weniger Änderungen während laufender Wettbewebe
    • Konzentration auf die Basics / die wichtigen Dinge
    • Mehr Gelassenheit bei allen Beteiligten (da hapert es auch bei mir- vielleicht wird es nach diesem Post besser ;) )
  • Wohl wahr ...


    Es geht doch damit los, dass es nicht nur die Regeln gibt (wobei es da schon nicht ganz einfach ist, existieren doch Regeltext, IFAB- und DFB-Anweisungen), die zudem manchmal noch abweichend (und oft gar nicht nachvollziehbar, wer bei der Sitzung gefehlt hat, weiß nichts davon) ausgelegt werden sollen, sondern auch noch so nette Dinge wie Spielordnung, Schiedsrichterordnung, Jugendordnung, Strafordnung, Wettbewerbsbestimmungen und mehr - und immer wieder stehen hier oder dort Details, die zwar vielleicht nicht auf dem Feld, aber spätestens rund um das Spiel wichtig werden.


    Ich sehe ja noch ein, dass man für Jugendliche teilweise kleinere und/oder leichtere Bälle vorsieht. Ich könnte auch noch damit leben, wenn in den unteren Jugendklassen der Rückwechsel erlaubt wird. Aber glaubt ernsthaft jemand, dass ich mich für die Rückennummern interessiere? Wenn die 88 nicht erwünscht ist, dann könnte man doch deren Erfassung im DFBnet sperren, so etwas muss und will ich doch gar nicht wissen - und erkläre das mal einen Spieler mit Migrationshintergrund, der am 8. August Geburtstag hat ...


    Oder die neueste Masche: Sonderberichte dürfen nur noch als PDF hochgeladen werden - aber man schafft es nicht, andere Eingabeformate für das Hochladen zu blockieren geschweige denn diese Bestimmung überhaupt irgendwo rechtlich zu verankern.


    Muss der einzelne Schiri, der das immer noch als Hobby betreibt, wirklich selbst eruieren, dass in Wiesbaden (Hessischer FV) bis in die Kreisoberliga der Rückwechsel erlaubt ist, im benachbarten Mainz (SWFV) aber nur bis zur C-Klasse. Und dass shake hands (zur neuen Saison wurde das endlich vereinheitlicht) im Hochtaunuskreis obligatorisch, im Main-Taunus-Kreis nicht vorgesehen und in Frankfurt zwar gewünscht ist, man aber keinen Spieler zur Teilnahme zwingen darf?


    Was bleibt?
    Im Zeitalter des Computers und der Ansetzung über das Internet müsste es doch eigentlich möglich sein, der Ansetzung einen Anhang beizufügen, in dem die über die reinen Fußballregeln hinausgehenden Besonderheiten zusammengefasst sind. Natürlich muss das gepflegt werden, aber das ist ein einmal im Jahr zentral zu leistender und damit erträglicher Aufwand. Und Änderungen an der Regel(auslegung) darf endlich nicht mehr nur in Sitzungen verkündet und irgendwann in der SR-Zeitung besprochen werden, warum kann man dafür keinen Newsletter versenden? Das hätte nebenbei noch den Charme, dass alle Schiris umfassend und zeitgleich informiert sind. Manche Kreise tun das teilweise ...
    Ich könnte es auch einfacher ausdrücken: Der Wechsel von der Holschuld des Schiris (so kommt es mir heute vor) zur Bringschuld des DFB/Verbandes.


    Ja, mir ist bewusst, dass es genug Schiris gibt, die das einen Dreck schert. Aber den Kollegen, die sich für ihr Hobby interessieren und engagieren - und das sollte die klare Mehrheit sein -, könnte man damit helfen.

  • Auf der anderen Seite gibt es Kollegen, die alles und jedes meinen besser zu wissen und dieses auch sehr unangenehm für den ein oder anderen kommunizieren.

    Das stimmt. Ich hatte letzte Saison den Fall, dass ich ein B-Jugendspiel pfeifen musste, bei dem zufällig ein Schiri aus unserem Kreis als Zuschauer zugegen war, der höher pfeift als ich (ist nicht so schwierig, pfeife nur Kreisliga C und D).


    Als ich einem Stürmer der gegnerischen Mannschaft gelb gezeigt habe, rief dieser Schiri/Zuschauer laut über die ganze Sportanlage "Das ist doch keine gelbe Karte!". Prompt meinte auch der Spieler zu mir "Sehen Sie, sogar die Gegner sagen, dass das kein Gelb war".


    Problem: Ich hatte das Gelb gar nicht wegen der schwere des Vergehens gegeben, sondern weil der Spieler innerhalb der esten 15 Minuten des Spiels schon sein 3. Foul begangen hatte, und das auch noch in der Hälfte des Gegners in Situationen, wo das absolut nicht nötig war.


    Ich finde so ein Verhalten ist unter Schiedsrichter Kollegen unmöglich, ob die gelbe berechtigt war oder nicht und auch egal ob der andere Schiri höher pfeift und vermeintlich mehr Ahnung hat.

  • Naja BRiT, nachdem Du jetzt Deinen Frust von der Seele geschrieben hast kann ich schon einiges nachvollziehen was Dich nervt.


    Du hast am Ende sehr schön zusammengefasst was Du so als "Wunschkonzert" gerne hättest.

    • Mehr Klarheit bei den Regeln/Bestimmungen/Anweisungen
    • Weniger Änderungen während laufender Wettbewebe
    • Konzentration auf die Basics / die wichtigen Dinge
    • Mehr Gelassenheit bei allen Beteiligten

    Vielleicht leben wir hier in Hamburg ja doch etwas im Schlaraffenland.
    Deshalb reagiere ich auf Deine Äusserungen - in Unkenntniss der tatsächlichen Lage im S-H - auch mit Unverständniss. Entschuldige und Asche auf mein Haupt.
    In Hamburg ist alles was Du an Regeln und Sonderlocken brauchst auf der Website (auf einer Seite zusammengefasst) des HFV verfügbar.

    • Zwar sind die Durchführungsbestimmungen vielleicht etwas umfangreicher als in anderen Landesverbänden aber wenn Du einmal begriffen hast wie die aufgebaut sind findets Du alles innerhalb kürzester Zeit für genau das Spiel welches Du zu leiten hast.
    • Das gesamte HFV-Regelwerk wird bei uns von einer Kommission gepflegt in der auch Schiedsrichter sitzen - aber nicht irgendwelche ausrangierten sondern welche die Ahnung haben und auch aktiv pfeiffen.
    • Änderungen gibt es da innerhalb der Saison so gut wie gar nicht. - Warum auch?
    • Gleiches gilt für Hallenregeln der D-Jugend und jünger sowie für die Futsal Regeln.
    • Jetzt gibt es noch ein paar Übergeordnete Bestimmungen, die sind aber für den täglichen Spielbetrieb nicht von Bedeutung (Bspw. Finanzordnung)

    Etwas fehlt allerdings auf Deiner Wunschliste BRiT: Nämlich das diejenigen, die in der Verantwortung stehen auch mal in die Regeln schauen.
    Eine meiner Standardfragen bei Trainern: "Hast Du schomal in das Fussball Regelheft gesehen? Das Schwarz Weisse mit Thomas Müller drauf ist das von dieser Saison?" Muss ich erzählen wie oft ich ein Ja - ohne das einer stutzt- bekomme?


    Manfred, Dein Kommentar zu dem Beitrag von BRiT schlägt dann dem Fass den Boden aus. Wenn ich Dich nicht persönlich kennen würde, dann würde ich sagen das Du uns einen ganz dicken Bären aufbindest.

    Muss der einzelne Schiri, der das immer noch als Hobby betreibt, wirklich selbst eruieren, dass in Wiesbaden (Hessischer FV) bis in die Kreisoberliga der Rückwechsel erlaubt ist, im benachbarten Mainz (SWFV) aber nur bis zur C-Klasse. Und dass shake hands (zur neuen Saison wurde das endlich vereinheitlicht) im Hochtaunuskreis obligatorisch, im Main-Taunus-Kreis nicht vorgesehen und in Frankfurt zwar gewünscht ist, man aber keinen Spieler zur Teilnahme zwingen darf?

    Was Du hier beschreibst würde für Hamburg bedeuten, das es zwischen Billstedt und Rahlstedt vier verschiedene Fussball Regelwerke geben würde (Luftlinie etwa 15-20km mit gefühlt fast 100 Vereinen und weit über 2.000 Mannschaften. :hammer:
    Wer dann auf die Kuriose Idee mit den verbotenen Rückennummern gekommen ist hat seinen Willen der "sportlich political correctness" nicht zu Ende gedacht. Neben der bekannten 88 müssten dann auch die 55, 18, 81, 54, 51, 90, 95, 23, 28 und bestimmt noch viele weitere Zahlenkombinationen verboten werden - und Nein ich führe nicht aus was die alle bedeuten und es sind längst nicht alle - nur die, die mir auf die schnelle so einfallen.
    Nagut - In Hamburg sind sowieso Rückennummern auf dem Trikot nur im Leistungsbereich verpflichtend vorgeschrieben. Ein Glück das diese Regel k(aum)einer kennt.


    Bestimmte Sachen sind mir andererseits auch völlig Schnuppe. Wer zum Beispiel das Trikot zu wechseln hat ist nicht mein Problem: "Mir ist völlig egal wer die Leibchen organisiert, mit 2 mal Rot wird nicht angepfiffen also einigt Euch."


    Kommen wir zum letzten und m.E. wichtigsten Punkt den BRiT hier anführt:


    Die Regelkenntniss derer, die sie eigentlich kennen müssen:
    Von den etwa 450 Schiedsrichtern unseres SR Kreises kenne ich etwa 180 persönlich und mit deutlich über 60 (Plus 54 von meinem Verein) pflege ich regelmässigen Kontakt. Für diesen Personenkreis kann ich sagen, das sie die Regeln und Durchführungsbestimmungen ganz gut kennen. Ob sie diese dann auch jedesmal Buchstabengetreu umsetzen sei mal dahingestellt. Das mache ich schliesslich auch nicht immer.
    Die restlichen etwa 250 kenne ich nicht. Ab und zu läuft mir -wie vor 3 Wochen so ein "ich bin nämlich auch Schiri" über den Weg. Der Arme Junge war Co Trainer und hatte dann echt zu leiden weil ich plötzlich jeden Buschstaben des Regelwerkes in Schönschrift geschrieben habe und er zuletzt (kurz vor Anpfiff) auf der Tribühne Platz nehmen durfte. Er stand leider nicht auf dem Spielbericht - kann man auch anders Regeln, wollt ich aber nicht.


    Das Problem der total Regelunkundigen Eltern und Betreuer stellt sich in Hamburg weniger. Ab E-Jugend wird alles mit Lizensierten SR besetzt - und das klappt zumindest in unserem SR-Kreis sehr gut. Hamburg schöpft da mit einem SR-Schlüssel von 0,8 pro Mannschaft auch aus den Vollen. Das auch hier nicht unbedingt die totale Regelkenntniss vorliegt will ich nicht bestreiten.


    Allerdings würde auch ich genau wie BRit Frust schieben, wenn ich ein derartiges Bestimmungschaos vorfinde wie es offenbar in S-H an der Tagesordnung ist.


    Jedoch möchte ich anführen, das ich jedesmal bei Jugendspielen Märchenstunden höre, welche Regeln es alles so gibt.
    Einige "Stammtischregeln" kann ich dann zumindest nachvollziehen - das der Abstoß z.B. nicht mehr nach vorne ausgeführt werden muss ist tatsächlich noch nicht bei allen angekommen, aber zumindest gab es diese Regel mal.
    Andere "Stammtischregeln" wiederum sind dann so kurios das ich mich echt Frage ob wir Hallenhalma oder Fussball spielen.


    Bemerkenswert dabei: Die Hallenhalma-Regeln verbreiten sich schneller und sind im Gedächtnis wesentlich präsenter als die offiziellen Fussball Regeln und die Durchführungsbestimmungen der Fussball Landesverbände. Einige davon höre ich dann tatsächlich so oft und sie werden so überzeugend dargeboten, das ich selber an mir zweifele und nochmal nachsehe. Mit dem Ergebnis, das ich wieder einmal eine Bierkisten Wette gewonnen hätte.

  • Muss der einzelne Schiri, der das immer noch als Hobby betreibt, wirklich selbst eruieren, dass in Wiesbaden (Hessischer FV) bis in die Kreisoberliga der Rückwechsel erlaubt ist, im benachbarten Mainz (SWFV) aber nur bis zur C-Klasse.

    Das ist Teil der Spielvorbereitung, genauso wie Du die Anreise zum Spielort planen musst.


    Ich bin ja Lehrwart bei uns im Kreis und habe zu den Modalitäten unserer Austauschverbände (Hessen, Baden) eine Übersicht erstellt, gleiches auch für Regularien bei Kreispokalspielen. Bei 250 SR im Kreis ist es aber auch klar, das manche SR sich mit der notwendigen Sorgfalt auf ihre Einsätze vorbereiten und anderen das sicherlich komplett egal ist. Man könnte sicherlich im DFB-net an den einzelnen Spielklassen einen Reiter mit den Durchführungsbestimmungen anbringen, aber auch da müßte der SR sich die Zeit nehmen und sich vorbereiten.


    Frei nach dem Motto: "Du kannst das Pferd nur an die Tränke führen, trinken muss es selbst."

  • habe zu den Modalitäten unserer Austauschverbände (Hessen, Baden) eine Übersicht erstellt, gleiches auch für Regularien bei Kreispokalspielen.

    Dein Engagement in allen Ehren!
    Aber Du musst doch zugeben, das es schon sehr bemerkenswert ist, das innerhalb eines Landesverbandes jeder Kreisverband sein eigenes Regelsüppchen kocht. Das dieser Wildwuchs dazu führt das kaum einer der am Spiel beteilligten weis was Trumpf ist ist doch schon vorprogrammiert.

    "Du kannst das Pferd nur an die Tränke führen, trinken muss es selbst."

    Da gebe ich Dir recht. Bestimmt schmeckt das Wasser auch an Deiner Tränke am besten. Gearscht sind nur diejenigen die aus einem anderen Brunnen trinken im glauben das es gutes Wasser ist.

  • Ich bin ja Lehrwart bei uns im Kreis und habe zu den Modalitäten unserer Austauschverbände (Hessen, Baden) eine Übersicht erstellt, gleiches auch für Regularien bei Kreispokalspielen.

    Ich hatte dereinst überlegt, ob ich eine solche Übersicht (Wechselmodalitäten, Abrechnungsmodalitäten, Trikotausweichpflichtmodalitäten, zuständige Ansprechpartner, sonstiges) einmal für alle Wettbewerbe erstelle, für die die Kreisschiedsrichter unserer SR-Gruppe angesetzt werden.


    Ich habe es jedoch gelassen- denn:


    So eine Übersicht müsste wenigstens halbjährlich gepflegt werden und würde eine zusätzliche Fehlerquelle darstellen; letztendlich wäre sie ja nur ein Teilabschrieb von den jeweiligen Durchführungsbestimmungen.
    Ich würde damit das bestehende Bestimmungs-Chaos nicht verbessern sondern im Gegenteil- ich würde den Status Quo fördern indem ich eine (fehleranfällige) Kompensation schaffen würde. Statt das Bestimmungs-Chaos zu verschlanken (was die eigentlich richtige Lösung wäre) würde ich das Chaos de facto noch vergrößern.


    Außerdem habe ich festgestellt, dass es viele Kreis-SR (insbesondere die, die die Basics am wenigsten beherrschen) wenig interessiert. Wo wir wieder bei der Tränke wären, aus der selbst getrunken werden muss. Und den C-Klasse-SR, die sich mit C-Klasse Kickern fast immer einig werden, da sie auf Augenhöhe agieren (der Ausspruch hat mir gut gefallen, danke mfs67227).

  • Das ist Teil der Spielvorbereitung, genauso wie Du die Anreise zum Spielort planen musst.


    Das ist mir klar und gehört sich für mich als SR auch. Aber: Warum muss man mir das so schwer machen, wieso muss ich suchen gehen und warum nimmt man das Risiko in Kauf, dass ich womöglich nicht alles/die aktuelle Variante finde? Da wären wir wieder bei meinem Wunsch, dass man mir das doch einfacher machen könnte - und gegen die Ignoranten in unseren Reihen kommen wir ohnehin nicht an. Und noch ein aber: Wären diese Informationen einfach verfügbar, würden wahrscheinlich auch mehr SR diese beachten, außerdem könnte sich niemand mehr herausreden, dass er nichts davon gewusst hätte. Du selbst erstellst so etwas - sehr lobenswert, aber eben leider nur Flickwerk, weil es nicht alle Betroffenen erreicht.


    @SixtSCTF
    Nein, das war wirklich kein Bär, sondern bis zum Ende der letzten Saison knallharte Realität. Und im Jugendbereich können tatsächlich die Kreise einige Dinge selbst regeln, zur Obskurität nur ein Beispiel: D9 wird im Kreis auf verkürztem Großfeld (Sechzehner zu Sechzehner) gespielt, einige wenige Vereine mit sehr großen Plätzen haben die Ausnahmegenehmigung, sogar auf Kleinfeld D9 zu spielen. Kommst Du in die Region (das ist die übergeordnete Spielklasse), wird D9 zwar auch Sechzehner zu Sechzehner gespielt, aber dort werden auch die Seitenlinien etwas eingerückt ...

  • Hier im (Nord-)Badischen gibt es verbandsseitig schon seit einigen Spielzeiten ein PDF-Dokument, indem man alle wichtigen Infos und Regelungen finden kann.
    Das von letzter Saison ist unter http://www.badfv.de/files//Dok…Cr_bfv-Schiedsrichter.pdf zu finden.
    Damit ist nahezu alles erschlagen was es an Besonderheiten gibt.
    Für Württemberg gibt es auf der WFV-Seite etwas ähnliches auch.



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  • @SixtSCTF
    Nein, das war wirklich kein Bär, sondern bis zum Ende der letzten Saison knallharte Realität.

    Das hatte ich auch nicht als Bär verstanden sondern eher mit dem Regelschlaraffenland Hamburg verglichen. Wenn mir hier nämlich jemand solche Geschichten erzählt schalte ich automatisch in den Märchen-Zuhör-Modus.


    Nur eines wird mir immer klarer...


    Ob es um Regeln oder Strafen geht - die Probleme die hier an vielen Stellen beschrieben werden sind Hausgemacht. Als aufmerksamer Leser stelle ich fest, das in sehr vielen Landesverbänden quasi jeder Keisfürst auf seiner eigenen Burg sitzt und darüber entscheidet welcher Bauer welches Korn zu ernten hat.


    So lange nicht an einer Vereinheitlichung von Regeln und Rechstssprechung gearbeitet wird kämpft Ihr an der falschen Stelle.

  • @SixtSCTF
    Nein, das war wirklich kein Bär, sondern bis zum Ende der letzten Saison knallharte Realität. Und im Jugendbereich können tatsächlich die Kreise einige Dinge selbst regeln, zur Obskurität nur ein Beispiel: D9 wird im Kreis auf verkürztem Großfeld (Sechzehner zu Sechzehner) gespielt, einige wenige Vereine mit sehr großen Plätzen haben die Ausnahmegenehmigung, sogar auf Kleinfeld D9 zu spielen. Kommst Du in die Region (das ist die übergeordnete Spielklasse), wird D9 zwar auch Sechzehner zu Sechzehner gespielt, aber dort werden auch die Seitenlinien etwas eingerückt ...

    Im Saarland gibt es ein der untersten Spielklasse der Frauen ein Modell, das es in einer Liga Mannschaften mit 9 Spielerinnen und Mannschaften mit 11 Spielerinnen gibt, das heißt, je nachdem , was die Vereine vor der Saison gemeldet haben, wird als Elfer über den ganzen Platz oder als 9 von Sechzehner zu Sechzehner, aber mit grossen Toren gespielt.
    Als SR ist erst vor Ort erkennbar, was für ein Spiel auf dich wartet.
    Und die Unterschiede in den Kleinfeldern, alles nur mit Hütchen abgegrenzt, gibt es bei uns auch.


    vor 2 Jahren wurden im Jugendbereich die Durchführungsbestimmungen im Bereich Passkontrolle und wer darf spielen, in 3 Wochen viermal geändert, und das zu Saisonbeginn.
    Zitat des damaligen Landeslehrwarts während eines Lehrabends: Während ich euch die neuen Bestimmungen erläutere, sind Sie wahrscheinlich schon wieder geändert.