Das Hauptproblem beim Handspiel ist, dass es im offiziellen Regelwerk keine eindeutig Definition gibt.
Das ist so nicht ganz richtig. Es gibt nur leider keine "digitale Handlungsanweisung" wie bspw. beim Ausball.
Der Regelgeber stellt das Handspiel nur unter Strafe, wenn es absichtlich erfolgt. Damit haben wir zwar eine eindeutige Definition, aber keine "digitale Handlungsanweisung".
Die Herausforderung der Absichtserkennung haben wir übrigens nicht nur im Fussball beim Handspiel, sondern auch im Strafrecht.
Hier ist es in vielen Fällen so, das zwar die Tat an sich (bspw. eine Körperverletzung) nachgewiesen werden kann, jedoch nicht die Absicht. Deshalb versucht sich die Strafrechts-Literatur sehr intensiv mit mit diversen Definitionen der Absicht (es wird von verschiedenen Formen des Vorsatzes und der Fahrlässigkeit gesprochen) auseinander zu setzen. Jedoch scheitern auch hier die Fachleute an einem entscheidendem Punkt.
Es gibt nur einen, der wirklich sagen kann ob eine Absicht vorliegt: Der Täter selbst. Somit ist jeder Strafrichter bei der Bewertung einer Absicht auf INDIZIEN angewiesen.
Ein Indiz ist aber kein Beweis, sondern ein Umstand, der mit Wahrscheinlichkeit auf einen bestimmten Sachverhalt schließen lässt. (Dieser Umstand wird übrigens gerade in der Berichterstattung sowie der Argumentation gerne vergessen)
Damit steht der Strafrichter genau vor der selben Herausforderung wie der Schiedsrichter auf dem Feld. Er kann dem Täter nicht hinter die Stirn sehen und ist auf die Bewertung und Gewichtung von Indizien angewiesen.
Ein und das selbe Indiz lässt oftmals bereits in seiner Interpretation sowohl eine Belastung als auch eine Entlastung des Täters zu. Die vielen kontrovers geführten Diskussionen hier im Forum sind hierfür bereits Beweis genug.
Obwohl wir uns alle darüber einig sind, das bspw. der Spieler beim Laufen oder Sprinten regelmäßig mit den Armen und Händen seine "Körperfläche vergrößert" (Indiz), sind wir uns genau so darüber einig das es sich hierbei um "natürliche Bewegungen" (Indiz) beim Laufen handelt.
Kommt jetzt ein Ball ins Spiel, müssen wir bereits zwei Indizien gegeneinander abwägen die den Täter sowohl belasten als auch entlasten können. Dies sind aber nicht die einzigen Indizien, die für oder gegen eine ABSICHT sprechen - die Lehrmeinung vertritt weitere (je nach Zählweise und Zusammenfassung) 16 Indizien zur Handspielbewertung, von denen nur insgesamt Fünf (seit 01.07.2018 nur noch Vier) überhaupt explizit als Handspiel Indiz im Regelwerk aufgeführt werden.
Für die Bewertung der Absicht darf man sich aber nicht nur das (ein) einzige(s) Indiz herauspicken welches gerade zu der vertretenen Argumentation passt, sondern hat alle vorliegenden Indizien gegeneinander abzuwägen.
Bleibt hierbei Abschließend nur eine einzige Frage übrig: Wer hat die vorliegenden Indizien gegeneinander anzuwägen? Der Richter. Deshalb gibt es in der Nachbetrachtung von Handspielen von mir auch nur immer einen (wenn auch zynischen) Kommentar zur Schiri-Entscheidung: "Geht Ball gegen Hand - wunder Dich nicht wenn der Schiri pfeift, sondern freu Dich wenn er es unterlässt."
Oh Mann, blöd, wenn man Schlagzeilen produzieren muss, weil man damit Geld verdient.
Die Diskussion verlagert sich dann doch nur auf die Tatsache, ob ein Torschuss verhindert wurde oder nicht und dann hast Du einen zusätzlichen Graubereich.
In diesem Zitat liegt auch viel Wahrheit. Jedoch bin ich eher der Ansicht, das nicht der Kollege die Absicht hatte die Schlagzeilen zu produzieren, sondern derjenige, der für die Auflage verantwortlich ist dieses Zitat zur Schlagzeilenproduktion verwendet hat.
Wie auch immer. mfs67227 hat hier völlig recht mit seiner Behauptung, das diese Forderung nichts an den Diskussionen um´s Handspiel, sondern nur die Argumentationen und Argumentationsketten verändern wird.
Es gibt nur eine einzige Möglichkeit für eine "Digitale Regelanweisung" der Handspielbewertung. "Geht Ball gegen Hand ist es Handspiel und somit strafbar"
Wozu dies jedoch führen kann sollte an anderer Stelle mal Diskutiert werden - wahrscheinlich müssen die Spieler dann "abschraubbare Arme" haben um ein Handspiel zu vermeiden.