"Verpiss dich" richtet sich aber gegen einen Spieler, der seinerseits etwas verbotenes tut. Außer, dass "verpiss dich" vulgär ist, ist daran überhaupt nichts verkehrt. Die Aussage richtet sich nicht gegen das Spiel und ist damit nicht unsportlich. Vulgarität als solche halte ich nicht für strafbar, Fußball ist halt Proletensport.
"Halt den Mund" ist zwar (im Gegensatz zur "Fresse") nicht vulgär, richtet sich aber in dem Fall gegen den Schiedsrichter, der gerade eine Ermahnung ausspricht, also etwas erlaubtes tut. Der Schiedsrichter kommt in dem Moment seiner Aufgabe als Spielleiter nach und wird durch "halt dem Mund" daran gehindert. Die Aussage richtet sich also gegen das Spiel und ist deswegen unsportlich. Ich bin, wie gesagt, auch der Meinung, dass die Respektlosigkeit, die dadurch ausgedrückt wird, einer Beleidigung nicht nachsteht.
"Fettsack" ist eine Formalbeleidigung. Dennoch sagt man doch auch formell beleidigende Bezeichnungen im Kontext häufig scherzhaft. Genau, wie es etwa eine freundschaftliche und eine feindselige Version von "du Penner" gibt. Wenn zwei Mitspieler eine Wette laufe haben, wer ein Tor schießt, und der Verlierer dann lachend zum Torschützen sagt "na da hast du Penner ja die Wette gewonnen", will niemand eine rote Karte sehen, wofür auch? Bei Mitspielern gehe ich immer erstmal davon aus, dass Formalbeleidigungen freundschaftlich gemeint sind, das sind sie nämlich fast immer. Selbst, wenn die Stimmung in einer Mannschaft kippt und die sich ernsthaft gegenseitig anranzen, sollte man (sofern es irgendwie noch darstellbar ist) m.E. nicht mit roten Karten reagieren, die sind mit ihrem Zwist gestraft genug. Entweder erstmal nichts machen und warten, ob es sich einrenkt, und wenn nicht, dann dem Kapitän sagen, dass die schlechte Stimmung auf dem Platz so nicht geht. Erst danach halte ich persönliche Strafen für sinnvoll (also im "Normalfall"; es lassen sich bestimmt Szenarios konstruieren, wo die Karte dann auch ohne Vorwarnung kommen muss).