Eckenvariante Frauen Norwegen

  • Ich weiß nicht, ob jemand das Halbfinale der Frauen-EM zwischen Norwegen und Deutschland gesehen hat, aber da gab es seitens der Norwegerinnen eine interessante Eckenvariante. Es stellten sich fünf bis acht Spieler in den Fünfmeterraum in die Nähe der Torhüterin. Der Ball wurde immer scharf in den Fünfmeterraum geschlagen und da jeweils auch noch eine deutsche Abwehrspielerin bei einer Gegnerin stand, waren mindestens 10 Spielerinnen auf engem Raum im Fünfer. Nadine Angerer hatte immer große Probleme an den Ball zu kommen, weil entweder deutsche oder auch norwegische Spielerinnen im Weg standen. Die SRin ließ das Spiel jeweils weiter laufen, es wurde immer sehr gefährlich und so fiel auch das 1-0 für Norwegen.
    Wie beurteilt ihr diese Variante?


    Video dazu

  • Grundsätzlich bin ich als SR ein großer Verfechter der FIFA-Anweisung zu Regel 12:

    Zitat

    Das Behindern des Torhüters durch unfaires Bedrängen, z.B. bei einem Eckstoß, gilt als Vergehen.


    Da pfeife ich in der Praxis vieles ab, gerade im Juniorenbereich werden die Angreifer leider häufig von den Trainern mit Zurufen wie "Geh auf den Torwart!" oder "Stell Dich vor den Torwart!" zu solchen Vergehen geradezu aufgefordert.


    Was das o.g. Frauenspiel, welches ich leider nicht gesehen habe, angeht, kann ich anhand des Videos zum 0:1 allerdings kein unfaires Bedrängen erkennen. Die deutsche Torhüterin wird mehr von Mitspielerinnen gestört, die Norwegerinnen sind zwar zahlreich im deutschen Torraum, aber nicht in unmittelbarer Nähe zur Torhüterin, so dass der Treffer für mich regulär war.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Der reine Aufenthalt im Torraum ist nicht verboten. Auch bietet die Regel m.E. keinen Anhaltspunkt, der dem Torhüter freien Aktionsraum garantiert, er darf lediglich nicht bedrängt werden. Also gilt "wer zuerst kommt, mahlt zuerst", zumindest, solange der TW an seiner Startposition nicht bedrängt ist. Steht aber an seinem "Zielort" schon ein anderer Spieler, hat er eben Pech gehabt.

  • Ich habe mir das Spiel ja angesehen und mir war dieser Haufen im Strafraum auch aufgefallen. Clever wäre es gewesen, wenn die Deutsche die Norwegerinnen allein da gelassen hätten. Bei jedem Versuch von Angerer den Ball zu erwischen wäre Ihr eine Norwegerin im Weg gewesen bzw. hätte Sie behindert, ergo, Freistoß Deutschland. Aber das macht natürlich keiner und so entstehen Probleme die es sonst eigentlich nicht gibt ;)


    Ich denke hier nutzt man auch etwas die Unsicherheit der Schiedsrichterinnen aus, das was während der EM wieder zu sehen war, konnte mich (ohne dass ich es besser machen würde) nicht vom Hocker reißen. Ich bin mir sicher dass im Herrenbereich diese Ecken beendet worden wären, während sich der Ball noch in der Luft befand.

  • Ja Stefan, nur das Problem war, dass die SR es auch nicht abpfiff wenn eine Norwegerin Angerer behinderte.Ich halte von so etwas nichts das ist eine klare Behinderung der Torspielerin und somit abzupfeiffen. Und Unsicherheit hin oder her. Ich sehe ja, wie sie die Spielerinnen zurechtweisen da denke ich schon sie sind Selbstbewusst genug einen Eckball abzupfeiffen.Einfach mal die Sau reinlassen dann lassen sie diese - in meinen Augen - Unsportlichkeit vielleicht.


    Manfred:
    So denke ich nicht. In meinen Augen hat der Torspieler im Torraum eben eine Sonderposition.Wenn ein Torwart wie ein Henker in einen anderen reinspringt, so dass es einer Tätlichkeit ähnelt dann ist es natürlich ihr Pech, und ihr Pech dass sie dann eine rote Karte bekommt.Aber wenn im Torraum Spieler stehen und der TW schaut nur nach dem Ball und wird beim fangen des Balls behindert, weil dort ein Gegenspieler steht dann ist das in meinen Augen ein Vergehen des Angreifers, da er den TW behindert.Die Regel dazu hat Almiko schon gebracht.


    Erstaunlich finde ich es jedoch, dass sowohl Deutschland als auch England sofort diese Taktik im Finale übernommen haben und genau so vorgehen.

    Ich weiß nicht immer, wovon ich rede. Aber ich weiß, dass ich recht habe.
    Muhammad Ali


    28.10.08 : Bestandene SR-Prüfung


    2009: Erster SRA-Einsatz
    SRA Landesliga u. A-Jugend Verbandsstaffel
    SR bis Kreisliga B
    SRA im Bezirkspokalfinale der A-Junioren


    2010: (Ziele: SR bis Bezirksliga und SRA bis Verbandsliga)

  • Naja, als Torwart hat man ja auch seine Mittel und Wege sich Gegenspieler vom Hals zu halten;)


    Wenn da so viele in meinem 5er stehen würden, würde ich jedes mal rausgehen und mich absichtlich jedes mal auf dem Weg zum Ball von einem Gegenspieler blocken lassen. Somit gibts immer Freistoß für mich.


    Beim Rauskommen kann man natürlich auch etwas Körpereinsatz zeigen. Dann stehen die bei der nächsten Ecke bestimmt nicht mehr alle in "meinem 5er".

  • Beim Hochspringen zum Ball mal das Knie ausfahren ( Pferdekuss ), dann bist du spätestens nach der 2ten oder 3ten Ecke wieder alleine im 5meter Raum

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Wie gut, dass ich Handballtorhüter war, das durfte eh keiner näher als 6m an das Tor heran :D:D.
    Aber mal zum Thema: ich hab das von den Norwegerinnen auch gesehen, und beim Gegentor stand aus meiner Sicht eine deutsche Spielerin im Weg.
    Zunächst sehe ich im Aufenthalt von mehreren gegnerischen Personen im Torraum kein Vergehen. Es gibt auch meines Wissens keine Regel, dass ein Gegner, wenn er irgendwo rumsteht, dem Torhüter Platz machen muss (mit Ausnahme, sich direkt davor zu stellen).
    Das mit dem angezogenen Knie kenn ich auch, aber das kann auch "ins Auge gehen" falls das Knie den Gegner trifft, bevor der Torhüter den Ball hat.

  • Mich würde mal interessieren, speziell von den alten Hasen,
    wie hier in solch einer Situation vorgegangen wird !


    Es kommen in solch einer Situation mehrere Faktoren zusammen:
    - Spielfortsetzung, Behinderung des TW im 5meter, Ziehen am Trikot, Stoßen, Schubsen, Pferdeküsse, etc.etc.


    Wie ist denn hier der eigene Erfahrungsbericht, bzgl. Stellungsspiel,
    Ansprache vor der Ausführung, Pfiff auf Verdacht ( ähnlich wie bei Dr.Fleischer in der Situation mit Lehmann ) ?

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Sie wurde von einer Mitspielerin behindert, und das pfeift keiner ab. Ich glaube, dass das ein Problem der Frauen ist. Männer hätten sich dort Platz geschaffen. Wobei die Idee gut ist, da der TW offensichtlich irritiert wird.