Heimliche Rücknahme eines FaD - sportgerichtliche Folgen

  • Dem bisherigen Tabellenzweiten der Kreisliga B , dem TSV W., wurden sechs Zähler aberkannt. Auf Nachfrage der SZ/BZ sprach Staffelleiter J.D. von einer „verzwickten Angelegenheit“, die er erst nach dem Berufungsverfahren beim WFV in der Öffentlichkeit preisgeben wollte.


    Das Verbandssportgericht hat das Urteil des hiesigen Bezirkssportgerichts, nachdem der TSV W. den Partien gegen den TSV O. (November, 3:1-Sieg) und SV A. (Dezember, 2:1-Sieg) einen nicht spielberechtigten Aktiven eingesetzt habe, bestätigt.


    Dadurch werden beide Partien mit 0:3 gegen W. gewertet. Mit den Worten „Der Vorfall ist an Tragik nicht zu überbieten“, rang sich gestern W. Abteilungsleiter R. R. zu einer Stellungnahme durch. Er sei „emotional so geladen“, dass er den Fall in der nächsten Woche in einer Pressekonferenz aus Sicht des Vereins darlegen will.



    Nach dem Stand der Recherchen kam der Fall am 9. November bei der Reservebegegnung zwischen dem TSV W. und dem TV D. II (2:2) ins Rollen. Der W. Spieler A. S. soll dabei einen Linienrichter mit den Worten „Wink doch!“ angeblafft haben. Schiedsrichter M. S. hatte allerdings ein „Wichser, wink doch!“ verstanden und S. die Rote Karte gezeigt – wohlgemerkt in einem Reservespiel. Als S. mitbekam, dass der beleidigende Ausspruch nicht gefallen war, ließ er den Fall auf sich beruhen, zog nicht den Pass ein und vermerkte angeblich im Spielbericht auch nicht die Rote Karte für S..


    In W. blieb dies unbemerkt, so dass S. mit Pass noch ein Reservespiel und eben die beiden Spiele bei der ersten Mannschaft mitmachte. D. II muss Anzeige erstattet haben, so dass das Bezirkssportgericht dem Fall nachging. Dem Schiedsrichter, der sein Versäumnis eingestand, droht ebenfalls ein Verfahren.


    So geschehen in unserem Bezirk. Der SR wurde hierbei für 2 Monate gesperrt.

  • Das ist natürlich "worst case" wenn du einen Spieler wegen Beleidigung vom Platz stellst... und die Bestrafung für den Verein geht hier klar auf die Kappe des Schiedsrichters. Wenn dieser einen Spieler vom Platz stellt, wenn auch irrtümlich, ist das eben passiert, muss vermerkt werden und zieht eine Sperre nach sich. Wenn der Offizielle den Vorfall berichtet und den Fehler erklärt hätte, wäre der Spieler vielleicht sogar ohne Sperre davongekommen, aber so kann man nur sagen: "Sch*** war's"...


    Die Sperre für den Schiedsrichter ist natürlich angebracht, wir reden hier von Dokumentenfälschung und einem Regelverstoß (Pass nicht eingezogen).

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Natürlich klarer Fehler. Die Strafe finde ich angemessen. Muss natürlich bestraft werden, aber ich finde in solchen Fällen teilweise Strafen einfach zu hoch - hier nicht.


    Aber....

    Zitat von MichiEDDS;88443

    S. die Rote Karte gezeigt – wohlgemerkt in einem Reservespiel.


    ist jawohl kompletter Blödsinn. Falls er "Wichser, Wink doch" versteht muss er rot zeigen. Wenn sich's aufklärt kann er die ja zurücknehmen...aber hier den Fehler am Reservespiel festzumachen ist Unfug!

  • Das der Verein "nichts dafür kann" kann ich so nicht akzeptieren.
    Mit Zeigen der Roten Karte tritt automatisch eine Vorsperre des Spielers in Kraft. Das muss der Verein wissen und ggfs. bei der spielleitenden Stelle nachfragen, ob Spielbericht eingegangen ist und welche Strafe erfolgt.
    Allerdings ist das Verhalten des SR absolut nicht tragbar.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Zum Verhalten des SR will ich nichts schreiben, das spricht für - oder besser: gegen - sich. Allerdings ist der Verein insoweit mit im Spiel, als dass dort Vogel Strauß gespielt wurde und man einfach so getan hat, als sei nichts gewesen. Mit einer klärenden Anfrage wäre sicher schneller Licht in das Vorkommnis geraten und zumindest beim zweiten Spiel hätte es definitiv keine Zweifel über die Spielberechtigung gegeben.

  • Wäre es nicht angebracht, künftig bei der Themenerstellung eine aussagefähigere Überschrift zu wählen ?


    Bei uns passiert nämlich auch so einiges :ironie:

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Nein, das finde ich nicht. Im Wiederholungsfall auf jeden Fall.
    Aber man muss es im Ganzen sehen. Und solange da für heftig brutale oder entwürdigende Sachen geringere Strafen verhängt werden, finde ich es falsch für solche Sachen "auf dem Papier" höhere Strafen zu verteilen!

  • Moderatorenhinweis


    Ich habe den Titel des Themas in eine aussagefähigere Form verändert.

  • Hallo Leute,


    leider kann man aus der Beschreibung nicht erkennen, wann der SR seinen Fehler erkannt und "korrigiert" hat. Scheinbar ist das aber erst später passiert.


    Soweit ich weiß, kann ich doch meine Entscheidung zurück nehmen, solange ich das Spiel nicht fortgesetzt habe, oder? Nehme wir also an, dass ich :rote_karte: zeige und ich noch in der Spielunterbrechung merke, dass dies falsch war.
    Dann darf ich doch die rote Karte zurücknehmen und es ist so als sei nichts geschehen. Oder greift da eine andere Regel?
    Wie gesagt, es geht mir nur um den Zeitraum der Spielunterbrechung. Danach ist eine Rücknahme sicher nicht möglich.


    Gruß,
    Thomas

  • Du kannst jede Entscheidung zurücknehmen, solange das Spiel noch nicht fortgesetzt wurde. In kritischen Fällen wie etwa beim Karteneinsatz solltest Du dies aber den Spielführern beider Mannschaften mitteilen. Nach der Spielfortsetzung bleibt nur noch ein Eintrag im Spielbericht.


    Aus der Beschreibung geht hervor, dass es keinen Eintrag im Spielbericht gab - weder FaD noch dessen fehlerhafte Verhängung. Damit bliebe nur noch die Möglichkeit der Rücknahme vor der Spielfortsetzung, die dann zumindest nicht ordnungsgemäß mitgeteilt wurde, wobei auch hier eine Eintragung im Spielbericht vorteilhaft gewesen wäre; aber da nicht einmal die Mannschaft, der jetzt Punkte abgezogen wurden, angeführt hat, dass der SR den FaD zurückgenommen hätte ...

  • Genaso so ist es. Bis das Spiel fortgesetzt ist, kannst Du Entscheidungen zurücknehmen oder korrigieren.


    (Edit sagt, dass Manfred schneller war)

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Die "Rücknahme" der Roten Karte erfolgte nach Spielende. Das Spiel war also schon zigmale fortgesetzt!

  • Mitbestraft gehört in diesem Fall auch der Lehrwart, der den betreffenden Schiedsrichter beim neunten (!) Versuch, seine Schiedsrichterprüfung abzulegen, durchkommen hat lassen.

  • *Grins* Das ist aber ein ganz anderes Fass, das Du jetzt aufmachst @ BomberWilli! :)

  • Ich finde es angebracht das der Schiri dafür bestraft wurde wo kommen wir den da hin wenn das alle machen würden:rote_karte:

  • Okay, der SR machte einen Fehler. Er sah diesen Fehler ein und wollte die Scharte wieder auswetzen, indem er den Platzverweis nicht im Spielbericht vermerkte.


    War es Unkenntnis? Wie oft geben Polizisten keinen Strafmandat? Werden sie dann auch für eine menschliche Geste gesperrt?

    Ich halte eine 2-monatige Sperre für nicht angebracht, und denke mir meinen Teil. :flop:

  • Zitat von Dave;91521

    Ich finde es angebracht das der Schiri dafür bestraft wurde wo kommen wir den da hin wenn das alle machen würden:rote_karte:


    Wenn er es mit Vorsatz (bestechung etc.) getan hat/hätte, wäre die Strafe total angemessen...
    Aber wie ich es aus dem Text lese, hat er nach reichlicher Überlegung gemerkt, dass er es falsch verstanden hat, und das ohne Einwirkungen des Gegners, und etwas falsch verstehen,das kann jedem passieren. Ich finde man hätte es einfach auf sich beruhen lassen können.

  • Problem ist nur, dass er die rote Karte verteilt hat. Wenn es einen FaD gibt, muss man halt auch den rechtlich korrekten Weg gehen, es gibt auch durchaus die Möglichkeit, mit dem Klassenleiter zu reden und die Situation zu klären.
    Klar war es ein Fehler, aber den kann man nicht auswetzen, indem man einen noch größeren begeht, egal aus welchen noch so edlen Motiven. Trifft man eine Fehlentscheidung, muss man dazu stehen, egal wie blöd die auch gewesen ist. Wenn ich ein Tor wegen Abseits abpfeife, das aber ganz klar korrekt erzielt war, kann ich nicht auch hinterher einfach ein Tor mehr für diese Mannschaft eintragen...


    Keiner will ihm hier böse Absicht unterstellen, aber er hat Vorschriften untergraben und dafür seine Strafe erhalten. Wie oben gesagt: Es gibt genug Möglichkeiten, so eine Angelegenheit mit ein paar zwar unangenehmen, aber ehrlichen Gesprächen aus der Welt zu schaffen.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • ja ich weiß ja auch, dass es ein Fehler war. Aber ihn dafür 2Monate zu sperren finde ich hart. Das was er gemacht hat war 100% falsch und er hätte es auch so machen können, dass er einfach einen Sonderbericht hätte schreiben können, darin dann nochmal die Erklärung, dass es falsch war. Dann noch den Pass mitschicken. Ich denke dann hätte es keine Probleme gegeben. An der Entscheidung will ich ja nicht rütteln, nur am Strafmaß hab ich was auszusetzen.