Wie ist zu entscheiden?

  • Wir sprechen hier einmal von einem Spieler und einmal von einem Auswechselspieler. Das ist einfach ein Unterschied. Ob eine gelbe Karte wegen zu frühem Herauslaufen aus der Mauer auf gleicher Ebene mit einer gelben Karte wegen Meckerns steht ist ja auch nie bejaht worden...

  • @ Körnerbrötchen,


    Spieler und AW machen zunächst was, das mit Gelb zu ahnden ist und vereiteln dann durch nicht verbotenes Spiel eine Torchance. Bisher galt doch wohl, dass es dann eine GK als persönliche Strafe gibt, weil das "Vereiteln" mit sonst erlaubten Mitteln geschah.
    E.S.' Antwort deute ich aber so, dass es auch in diesen Fällen die RK gibt, trotz nicht verbotener Spielweise, da es eben eine Regelübertretung gab, die mit Freistoß geahndet wird und zur Verhinderung einer Torchance führte.


    Und was soll das mit der Mauer...?

  • Hallo.
    Golde, wenn sich drei, vier Mann hinter dem Tor warmlaufen, recht nahe beim Tor stehen (Aber noch mit ein paar Metern Abstand zum Tor) kann Deine Wahrnehmung sehr wohl eingeschränkt sein. Denn Du hast mehrere "Ziele", auf die sich Deine Wahrnehmung erst mal konzentrieren wird. Du siehst als erstes die Spieler, wie sie sich bereits hinter dem Tor bewegen. Dann die Preisfrage: Dient der kurze Sprint des einen Spielers dem Aufwärmen oder will er Richtung Ball? Du bist also gleichzeitig mit dem ballführenden Spieler und den besagten Auswechselspielern beschäftigt.
    Und wenn dann einer dier Spieler, auf die Du Dich nicht bewußt konzentriert hast (weil er eben nciht hinter dem Tor gestanden hat, sondern an der Seitenlinie, in Deinem periphären Sichtfeld), unvermittelt auf den Platz läuft hast Du erst mal eine Reaktionszeit von ein bis zwei Sekunden, in der Du die Lage erst mal realisieren, beurteilen und die Pfeife zum Mund kriegen mußt. Und das kann dem Spieler reichen, den Ball zu spielen, ohne daß Du gepfiffen hast. Es wäre ja schön, wenn man jede Handlung wirklich absehen könnte, in der Realität ist es leider etwas anders und man erlebt immer wieder Sachen, wo man sich fragt, wie so etwas hat passieren können.


    Und die Fragestellung bezog sich auf einen anderen Fall und einen anderen Umstand bezüglich der Vereitlung.
    Beim aktiven Spieler handelt es sich um eine Situation, in der durch das mit Freistoß zu ahndende Vergehen die Torchance vereitelt wird.
    Beim Auswechselspieler erfolgt das strafbare Vergehen (das uneralubte Betreten des Platzes) vor dem Vereiteln, das, da es durch eine fußballtypischer Handlung geschieht, nicht als unsportlich eingestuft wird.
    Und das ist eben der feine Unterschied. Also lässt sich die Antwort von Striegel nicht auf den Auswechselspieler übertragen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Zitat

    Original Jambala:
    Und die Fragestellung bezog sich auf einen anderen Fall und einen anderen Umstand bezüglich der Vereitlung.
    Beim aktiven Spieler handelt es sich um eine Situation, in der durch das mit Freistoß zu ahndende Vergehen die Torchance vereitelt wird.
    Beim Auswechselspieler erfolgt das strafbare Vergehen (das uneralubte Betreten des Platzes) vor dem Vereiteln, das, da es durch eine fußballtypischer Handlung geschieht, nicht als unsportlich eingestuft wird.
    Und das ist eben der feine Unterschied. Also lässt sich die Antwort von Striegel nicht auf den Auswechselspieler übertragen.


    Beim ersten Teil - O.K., Beim zweiten (zitierten) missverstehst du mich.
    Der Netzkletterer kriegt Rot, weil er mit erlaubter Spielweise (Kopfball) ein Tor verhindert. Das zum ersten.
    Der Auswechselspieler kriegt Rot, weil er durch sein unerlaubtes Betreten, das ich abpfeifen würde bevor er den Ball in erlaubter Weise spielen kann, die Torchance verhindert.


    Also zwei Ansätze:
    1. läßt Striegel m.E. auch bei Torvereitelung durch erlaubte Spielweise den FaD zu


    und 2. kann man auch das unerlaubte Betreten, das zu einer Spielunterbrechung führt und das eine Torchance verhindert mit Rot bestrafen obwohl ich meine nach E.S. sogar Rot zeigen zu können, wenn der Betreffende den Ball noch mit dem Fuß wegspielt - sind m.M. nach absolut vergleichbare Fälle.


    Aber eben sehr unwahrscheinlich und daher nur für's Sommerloch interessant.

  • Hallo.
    Ich verstehe schon was Du meinst: Beide Spieler begehen einen Regelverstoß, der mit Freistoß zu ahnden ist und verhindern anschließend mit einem regelkonformen Verhalten ein Tor. Soweit sind wir denke ich einig. Also gilt nach Deiner Auffassung und der Interpretation des Schreibens von Striegel für beide die gleiche Grundlage.
    Aber:
    Der Feldspieler kommt nur dadurch zum Kopfball, weil er sich erst einer Unsportlichkeit (eben dem Hochziehen am Tor) bedienen muß. Und daher ist das anschließende Verhindern des Tores aus einem Regelverstoß hervorgegangen, begangen von einem aktiv am Spiel beteiligten Spieler, weshalb es, da ein Freistoß zu verhängen ist, einen FaD für den Feldspieler gibt.


    Beim Ersatzspieler wurde aber im Rahmen der Regeländerung festgelegt, daß das regelkonforme Spielen des Balles zum Zwecke der Torverhinderung eben nicht als Torverhinderung zu werten ist und lediglich das unerlaubte Betreten des Spielfeldes zu ahnden ist. Es handelt sich um eine klar abgegrenzte und explizit im Regelwerk erwähnte Spielsituation, wo die Spielfortsetzung vorgegeben ist.


    Also ist hier der Status des Spielers eben doch mit entscheidend. Aber wie Du schon schreibst, eine rein theoretische Streitfrage, praktisch wird man solch einen Fall höchst unwahrscheinlich selbst erleben.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Alles richtig was du schreibst, nur Regeln sollten ja wohl so gestaltet sein, dass sie auf eine Vielzahl vergleichbarer Situationen anwendbar sind. Dass mit "Durchführungsbestimmungen" dann bestimmte, eigentlich gleichgelagerte Fälle ausgenommen werden von der Allgemeinauslegung führt eigentlich bei allen Beteiligten nur zu Verwirrungen.
    Ich denke also schon dass die Fälle vergleichbar (was Striegel sicher nicht bedacht hat) aber eben durch Zusätze zum Regeltext unterschiedlich zu handhaben sind.


    Und nochmal, wenn man es beim unerlaubten Betreten nicht bis zur Ballberührung kommen lässt entfällt auch die "Begründung" (erlaubte Spielweise) für die nur Gelbe Karte. Dann führt die Unterbrechung wegen des u.B. zur Freistoßentscheidung und damit zur Verhinderung der Torchance - ergo ROT.


    Und damit ist glaub ich gut, da es ja wie geschrieben (hoffentlich) nur graue Theorie ist.

  • hallo.
    Auch wenn es nur Theorie ist, sollte man trotzdem keine Regel beugen:
    Goldie, sorry, aber damit wirst Du nach aktuell geltenden Regeln einen Regelverstoß begehen. Und wenn es zur Anzeige kommt, wird es zur Neuansetzung kommen - eben weil Du eine geltende Regel und nicht nur eine Durchführungsbestimmung mißachtet hast. Denn die Entscheidung im Falle des Ersatzspielers ist in den Zusatzbestimmungen des DFB zur Regel 12 unter Punkt 18 klar festgelegt, also ist es eindeutig nachvolllziehbar und ich weiß jetzt nciht, wo es dann zu Mißverständnissen kommen soll.


    Von daher sind die Fälle, wie ich schon geschrieben habe, eben nicht vergleichbar, weil eben ein ganz bestimmter Absatz der Regel 12 zum Tragen kommt, um Spielfortsetzung und persönliche Strafe zu definieren.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Ich muss nach der langen Diskussionen "jambala" zustimmen.
    Diese Problematik ist im Regelwerk m.E. eindeutig geregelt. Da müssen keine "Wenn" und "Aber" oder sonstige Konstrukte bemüht werden, um das Gegenteil auf Biegen und Brechen beweisen zu wollen.


    Moderatorenhinweis


    Ich werde daher das Thema erstmal schließen. Bei weiterem Diskussionsbedarf und potenziellen, konstruktiven Beiträgen kann es natürlich jederzeit wieder geöffnet werden.

    :ironie: "Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.":ironie:
    Christian Morgenstern