Schutzhand

  • Ich möchte einfach mal Eure Meinungen zum Thema Handspiel einsammeln.


    Ich hatte letzte Woche wieder den Fall, daß einem Spieler der Ball im Strafraum an die Hand (die er in der Zweikampf-Bewegung wild irgendwo rumfuchtelt) fliegt. Folge laut Regel natürlich: Strafstoß.


    Frage nun: der Spieler konnte wirklich gar nichts dafür, es war keine Absicht.
    Ist ein Elfmeter dann gerecht???


    Was meint Ihr?????

  • Ich denke, hier wird es nie ein wirkliches gerecht geben können. Zu Subjektiv ist die Wahrnehmung des SR in dieser Situation. Wir SR werden hier immer damit leben müssen, das man vielleicht auch hätte anders entscheiden können.
    Das ist wie mit der Ehe: hinterher fragste dich immer, hätte es vielleicht noch was besseres gegeben?:D

  • Hatte der Spieler durch sein Handspiel ein Vorteil? Wenn ja, Strafstoß.

  • Es wird eben vom normal gehaltenen Arm gesprochen, was hier nicht der Fall war, ergo war der Strafstoß richtig. Wo will man sonst auch die Grenze ziehen? Weiter gedacht: Wie viele Fouls waren auch nicht wirklich absichtlich? Sollen die dann auch nicht mehr bestraft werden, weil es nicht "gerecht" wäre?


    Du hast Dir die Frage im Prinzip schon selbst beantwortet: Gerecht im engeren Sinn scheint es zunächst nicht zu sein - und ist es letztlich aber doch, da die Regeln für alle gelten und Gerechtigkeit hier eben heißt, die Regeln konsequent anzuwenden.

  • Ob der Spieler einen Vorteil durch ein Handspiel hatte ist unerheblich, es kommt lediglich auf die Absicht an. Diese ist meistens gegeben, wenn es sich um eine unnatürliche Handbewegung handelt, aber pauschal kann man das sie entscheiden, sondern der SR muss dies von Situation zu Situation unterscheiden. Gegen Absicht spricht oftmals, wenn der Ball aus kurzer Distanz gegen den Arm/Hand geschossen wird.

  • Die Auslegung "Wenn Vorteil dann Pfiff" bei Handspiel ärgert mich und ich halte sie für falsch. Relevant für unsere Entscheidung ist lediglich, ob ein *absichtliches* Handspiel vorliegt. Ob der Spieler den Ball dadurch dem gegner, einem Mitspieler oder isch slebst perfekt vorlegt oder die Murmel in der Botanik verschwindet, unerheblich. Absicht? Dann Pfiff und dF. Keine Absicht? Weiterpsielen. Ganz einfach.


    Ein Feldspieler kann mit einem Handspiel sogar ein reguläres Tor erzielen, so etwa geschehen vor wenigen Jahren im Pokal. Der Spieler wollte nach einem Eckstoß köpfen, der Ball prallt von seinem Kopf an den Arm (welcher sich durch die "Sprungbewegung" ausgestreckt in Kopfhöhe befand) und von da ins Tor.


    Es gab in der jüngeren Vergangenheit auch eine Situation in der der Spieler im Strafraum(!) am Ball vorbeitritt und den Ball mit seinem Arm aus dem Strafraum "rauslöffelt", das allerdings hier auch durch die natürliche Schwungbewegung und offenbar ohne Absicht. Trotz des deutlich sichtbaren "Handspiels" korrekterweise kein Pfiff.


    Ob das Handspiel absichtlich oder unabsichtlich war liegt in unserem Ermessensspielraum, was "daraus wird" ist für unser Entscheidung aber nicht interessant.

  • ... und weil mir der optische Teil mehr gefällt, hier eine Szene die uns vielleicht mehr Klarheit verschaffen kann, was Ingo meint.
    Glaube auch, dass es mehr auf die Absicht des Spielers ankommt, wie djjayb schon gesagt hat. Ich würde auch keinen Elfmeter geben, wenn ich mir sicher wäre, dass der Abwehrspieler ohne Absicht gespielt hat und trotzdem den Ball für sich gewinnt.


    http://www.youtube.com/watch?v=h6FZ3_-XVv8
    Ob es bei dieser Szene ein Handspiel ist oder nicht lässt sich vielleicht streiten, aber die Entscheidung lässt sich nicht anfechten und das haben die Abwehrspieler nicht verstanden.

  • Zitat von Udo;19406

    Hatte der Spieler durch sein Handspiel ein Vorteil? Wenn ja, Strafstoß.


    Sorry, aber diese Regelauslegung ist total danaben !!! :confused:


    Es geht um absichtliches oder nicht absichtliches Handspiel und sonst garnichts. Beim Handspiel gibt es natürlich auch eine Grauzone, aber das ist Erfahrungssache, deshalb sollen sich die jungen Kollegen keinen Kopf machen, wenn es nach der Entscheidung zu Diskussionen kommt.


    Die Szene von Schweden - Island ist genial. Aus meiner Sicht ein unabsichtliches Handspiel, der Verteidiger ist in der natürlcihen Bewegung und wird aus einem halben Meter angeschossen. Die Reaktionen der Isländer danach sind sehr seltsam, da hat wahrscheinlich ein zuschauer gepfiffen, der SR war es ja definitiv nicht !

  • Ich glaub, man kann das nicht genau Definieren.


    Es gehört doch sicherlich immer ein bisschen Erfahrung dazu. Klar ich habe diese Erfahrung noch nicht, aber jedesmal bekommt man bei solch Themen von Kollegen gesagt, dass das mit der Zeit kommt, wenn man die nötige Erfahrung gesammelt hat.


    Klar, wenn der Spieler jetzt auf der Torlinie den Ball an der Hand hat, ist es Strafstoß.. aber wenn jetzt im Strafraum der Spieler aus 1-2 M entfernung den Ball an den Arm/Hand geschossen bekommt, ist es klar, dass ma da eigentlich keinen Strafstoß gibt...


    Auch wenn er sich bei einer Aktion vllt. einen Vorteil verschafft hat, heißt es nicht, dass er absichtlich den Ball mit der Hand gespielt hat. Wenn der Ball vom Boden an die Hand springt, durch den Druck nach vorne springt, war es doch noch lange kein absichtliches Handspiel, oder?! Also ist da ein Pfiff auch nicht notwendig...

  • Zitat von Udo;19406

    Hatte der Spieler durch sein Handspiel ein Vorteil? Wenn ja, Strafstoß.


    Wie entscheidest du dann bei der Mauer, wo die Spieler ja ihre "wertvollsten" Besitz schützen wollen.


    Wenn der Ball die Hand trifft, der Spieler dann den Ball weg schlaegt, gewann er ja einen Vorteil.


    Die Regel sagt ausdrücklich "absichtliches" Handspiel und nichts von Vorteil.


    Hier ist meine Auslegung. Solange die Arme normal bewegt werden, und der Ball den Arm trifft, ist es kein Freistoss. Wenn die Hand zum Ball geht ist es Freistoss mit Ausnahme Gesichtsschutz oder anderer wichtiger Koerperteil.


    Viele Spieler nehmen den Ball mit der Brust an, haben dabei ihre Arme etwas vorgestreckt. Wenn der Ball den Arm berührt, ist es ein klarer Freistoss.

  • Zitat von DieMacke;19489

    Die Regel sagt ausdrücklich "absichtliches" Handspiel und nichts von Vorteil.


    Hier ist meine Auslegung. Solange die Arme normal bewegt werden, und der Ball den Arm trifft, ist es kein Freistoss. Wenn die Hand zum Ball geht ist es Freistoss mit Ausnahme Gesichtsschutz oder anderer wichtiger Koerperteil.


    Viele Spieler nehmen den Ball mit der Brust an, haben dabei ihre Arme etwas vorgestreckt. Wenn der Ball den Arm berührt, ist es ein klarer Freistoss.



    Wir sind genau einer Meinung!!! :top::top::top:

  • Es ist schwer zu definieren, was absichtliches Handspiel ist.


    Mein Lehrmeister sagte es immer so:
    Geht der Ball zur Hand, oder die Hand zum Ball ?
    Achte auf die natürliche Körperhaltung und
    die Wahrnehmung der Situation durch den Spieler.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Zitat von DieMacke;19489

    Hier ist meine Auslegung. Solange die Arme normal bewegt werden, und der Ball den Arm trifft, ist es kein Freistoss. Wenn die Hand zum Ball geht ist es Freistoss mit Ausnahme Gesichtsschutz oder anderer wichtiger Koerperteil.


    Schutzhand gibt es nur bei den Frauen im Bereich des Oberkörpers :).
    Ich denke, daß man das Thema 'Schutzhand' bei der Jugend (G-D) großzügig auslegen kann, aber bei den Aktiven gibt es definitv weder Gesichtsschutz noch Sonstiges. Wenn die Spieler aber in der Mauer stehen und das wichtigste Teil mit den Händen abdecken, ist es ja ein klares Anschießen.


    Zitat von DieMacke;19489


    Viele Spieler nehmen den Ball mit der Brust an, haben dabei ihre Arme etwas vorgestreckt. Wenn der Ball den Arm berührt, ist es ein klarer Freistoss.


    Da gebe ich Dir vollkommen recht, wir sind da in der Regelauslegung wohl meist sehr großzügig, das kann man sicherlich konsequenter auslegen !

  • Es geht definitiv nicht um Absicht oder keine Absicht, sondern um die "natürliche" oder "unnatürliche" Armbewegung.


    Wenn ein Spieler die Arme rund um seinen Kopf wedelt, ist das keine natürliche Armbewegung.
    Unser Lehrwart spricht sogar von Handspiel, wenn die Spieler in der Mauer ihre Kronjuwelen schützen. Das halte ich natürlich auch für übertrieben.


    Ich finde die Regel ist bei diesem Punkt nicht deutlich genug formuliert.


    Der Spieler in dem Video hat natürlich einen deutlichen Vorteil durch sein Handspiel, oder? Ich hätte Elfer gepfiffen, auch wenn es ja sehr deutlich keine Absicht war.

  • Die Regel ist nicht eindeutig formuliert? Nun, was sagt sie denn:


    DFB-Anweisung 12 zur Regel 12:
    "Absichtliches Handspiel liegt vor, wenn der Ball mit der Hand oder dem Arm gehalten, gestoßen oder geschlagen wird. Wird der Ball jedoch aus kurzer Entfernung gegen den normal gehaltenen Arm geschossen, so ist dies nicht als Absicht zu werten."


    Also: Der Ball muss gehalten, gestoßen oder geschlagen werden, d.h. in seiner Flugrichtung AKTIV beeinflusst. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Beeinflussung mit Absicht oder unabsichtlich geschieht, denn der erste Satz der Anweisung definiert eindeutig JEDES halten, stoßen oder schlagen als absichtliches Handspiel. Noch deutlicher wird es im zweiten Satz: Das (generell absichtliche) Handspiel ist dann als nicht absichtlich zu werten, wenn der Ball aus kurzer Entfernung gegen den normal gehaltenen Arm geschossen wird; nur dann wird unterstellt, dass die aktive Tat unabsichtlich (und unabwendbar) war.


    Die DFB-Anweisung verlangt, dass wir bei jeder aktiven Ballbeeinflussung ein absichtliches Handspiel unterstellen und gerade nicht aus dem Kontext der Spielsituation werten. Dies ist nur dann zulässig, wenn das Handspiel stattfindet, wenn der Schuss (auch Kopfball, Abpraller etc.) aus kurzer Entfernung erfolgte, denn nur dann dürfen wir prüfen, ob der Armhaltung "normal" war. Allerdings steckt der Teufel insoweit im Detail, als dass eben eine aktive Beeinflussung durch "stoßen, halten oder schlagen" erfolgt sein muss, eine reine Berührung (ohne Folgen) ist irrelevant; bei großzügiger Auslegung ist damit auch die Schutzhand legitim, soweit sie sich darauf beschränkt, in unmittelbarer Körpernähe einen Ball abzuwehren ohne diesen weiter zu beeinflussen, da er dann weder gestoßen noch gehalten oder geschlagen wird.


    Im zitierten Fall des Schutzes des "wertvollsten" Körperteiles durch die Hände bei der Ausführung eines Freistoßes wird es sich regelmäßig nicht um ein zu ahndendes Handspiel handeln, da die Aktivitiät "halten, stoßen oder schlagen" fehlt.

  • Uns wurde auf dem Anfängerlehrgang folgendes gesagt:


    Männer dürfen ihre Weichteile schützen, keine Frage! Aber eine Schutzhand im Gesichtsbereich gibt es nicht!


    Die Zeit, die man benötigt um die Hand zum Gesicht zu führen, würde genausogut reichen um sich dem Ball abzuwenden, also ist die Schutzhand im gesicht ein absichtliches Handspiel.

  • Zitat von BFC_Dynamo_Kevin;19557

    Die Zeit, die man benötigt um die Hand zum Gesicht zu führen, würde genausogut reichen um sich dem Ball abzuwenden, also ist die Schutzhand im gesicht ein absichtliches Handspiel.


    Eine sehr eigenwillige Handhabung, denn jeder der schonmal in solche eine Situation gekommen ist wird wissen, dass das hochreißen der Hand (vor das Gesicht) aus Reflex geschieht, daher kann der Spieler in 99 % der Fälle wohl gar nichts dafür.

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • So ist die Handhabung aber. Ich kann mich immer noch an die Begründung von Eugen Strigel in diesem Falle erinnern, die er mal auf einem Lehrgang an dem ich teilgenommen hatte nannte.


    Wenn eine Pistolenkugel auf das Gesicht fliegen würde, bewegt man ja auch den Kopf weg und macht nicht die Hand vors Gesicht. Außerdem geht das eben auch schneller. Demzufolge wird die Schutzhand nicht als natürliche Handhaltung angesehen.

  • Zitat von Arbiter;19561

    So ist die Handhabung aber. Ich kann mich immer noch an die Begründung von Eugen Strigel in diesem Falle erinnern, die er mal auf einem Lehrgang an dem ich teilgenommen hatte nannte.


    Wenn eine Pistolenkugel auf das Gesicht fliegen würde, bewegt man ja auch den Kopf weg und macht nicht die Hand vors Gesicht. Außerdem geht das eben auch schneller. Demzufolge wird die Schutzhand nicht als natürliche Handhaltung angesehen.


    Schon klar das da auf Strafstoss entschieden werden muß, aber wenn eine Pistolenkugel auf deinen Kopf zufliegt, dann bewegst du gar nichts mehr!!!;)

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.