Strafstoß oder Vorteil ?

  • Ich hatte am letzten Sonntag in meinem Kreisliga B -Spiel folgende Spielsituation:


    Der Stürmer der Heimmannschaft setzt sich im gegnerischen Strafraum gegen 3 Abwehrspieler durch und setzt zum Schuss an. Der ihn verfolgende Abwehrspieler läuft gegen sein Schussbein (keine Absicht, dennoch eine Verhinderung einer klaren Torchance), wodurch der Stürmer zu Fall kommt. Ich hebe bereits die Pfeife, um den fälligen Strafstoß zu signalisieren, als ich erkenne, dass ein mitgelaufener Spieler von Heim freie Schussposition hat. Ich warte ab und der Schuss prallt vom Innenpfosten gegen den Rücken des Torwartes und dann ins Tor.


    Nach dem Spiel sprach mich der gefoulte Stürmer von Heim an und fragte mich, ob ich das Foul gesehen habe, was ich bejahte. Er fragte mich dann, ob ich Strafstoß gegeben hätte, wenn der Ball statt an den Rücken des Torwartes wieder ins Feld gesprungen wäre.


    Meine Antwort darauf möchte ich Euch -vorerst- vorenthalten, da sie eine (sachliche) Diskussion auslöste. Gerne würde ich von Euch wissen, wie Ihr in solchen Fällen verfahrt:


    Pfeift Ihr grundsätzlich den Elfmeter, da dies ein größerer Vorteil ist?


    Wartet Ihr die Wirkung ab und entscheidet dann auf Strafstoß, wenn der Ball vorbeigeht oder gehalten wird?


    Gebt ihr bei eindeutigen Torchancen den (offensichtlichen) Vorteil, wenn der Schütze nicht trifft - Pech gehabt?


    Danke für Eure Antworten :top:

  • Zitat von A_Kappi;25317

    Wartet Ihr die Wirkung ab und entscheidet dann auf Strafstoß, wenn der Ball vorbeigeht oder gehalten wird?


    Ja, wenn das Foul und der Torschuss unmittelbar miteinander zusammenhängen, dann würde ich die Wirkung des Torschusses abwarten und ggf. dann noch auf Strafstoss entscheiden, vergeht jedoch zwischen Foul und Torschuss eine gewisse Zeit, weil der Stürmer z. B. noch versucht den torwart auszuspielen o. ä. dann würde ich im nachhinein nicht mehr auf Strafstoss entscheiden.
    so wie du in deinem Fall verfahren bist, hätte ich das auch gemacht!!!:top:

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Also in der von dir geschilderten Situation bekommt der Heimverein einen klaren Vorteil, indem der mitgelaufene Spieler zum Schuss kommt.


    Nun geht der Ball an den Pfosten. Spring der Ball danach ins Feld zurück und es kann geklärt werden, würde ich auf weiter entscheiden. Wenn sie es nicht schaffen, den Ball ins Tor zu kriegen, sind sie selbst schuld!

  • Zitat von BFC_Dynamo_Kevin;25321

    Also in der von dir geschilderten Situation bekommt der Heimverein einen klaren Vorteil, indem der mitgelaufene Spieler zum Schuss kommt.


    Nun geht der Ball an den Pfosten. Spring der Ball danach ins Feld zurück und es kann geklärt werden, würde ich auf weiter entscheiden. Wenn sie es nicht schaffen, den Ball ins Tor zu kriegen, sind sie selbst schuld!


    Kann ja aber auch sein, dass der Spieler so überrascht ist, weil er den Ball ja eigentlich gar nicht bekommen hätte und deshalb nicht trifft.

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Das sind ja gleich 3 Fragen auf einmal :rolleyes::


    Zitat von A_Kappi;25317

    Pfeift Ihr grundsätzlich den Elfmeter, da dies ein größerer Vorteil ist?


    Wenn ich nicht zu (fast) 100 % sicher bin, dass der andere Spieler ein Tor erzielen wird bzw. die notwendige Klarheit nicht innerhalb der "kurzen Frist" (laut Regel) gegeben sein wird, kommt der Pfiff sofort. Dies ist durchaus regelkonform, vermeidet aber Emotionen - besonders in klaren Fällen -, da es bekanntlich um die Regelkenntnisse auf und um den Platz nicht besonders gut bestellt ist.


    Zitat von A_Kappi;25317

    Wartet Ihr die Wirkung ab und entscheidet dann auf Strafstoß, wenn der Ball vorbeigeht oder gehalten wird?


    Nur, wenn die "kurze Frist" eingehalten ist. Ist der Spieler, bei dem ich mit einem klaren Tor rechne, so dumm, dass er den Ball nicht trifft, anfängt zu dribbeln o.ä. ... (siehe unten). Und immer daran denken, dass wir mit jeder seit dem Foul verstrichenen Hundertstelsekunde in der (nachträglichen) Entscheidung unglaubwürdiger werden.


    Zitat von A_Kappi;25317

    Gebt ihr bei eindeutigen Torchancen den (offensichtlichen) Vorteil, wenn der Schütze nicht trifft - Pech gehabt?


    War der Vorteil wirklich eindeutig - dann ist es auch ein eindeutiger Fall von Pech gehabt. Kommen allerdings ungünstige Umstände hinzu, die nicht in der Person des Spielers liegen (rutschiger Platz o.ä.), dann bevorzuge ich die "sichere" Variante und warte nicht ab, da ich dann im Strafstoß den größeren Vorteil sehe.



    Allerdings geht aus Deiner Schilderung nicht hervor, wie Du mit dem foulenden Spieler umgegangen bist, der immerhin eine klare Torchance vereitelt hatte?

  • Vollkommen richtig gehandelt, Andreas!


    Der Strafstoß ist keine größere Chance als die Einschussmöglichkeit des freistehenden Mitspielers des Angreifers. Die Chance, dass dieser Mitspieler das Ding versäbelt, ist genauso groß wie die Chance, dass der Strafstoß verschossen wird!


    Das klärt schon mal die Frage, ob man nachträglich den Strafstoß noch pfeift! Ganz klare und in meinen Augen auch einzig regeltechnisch richtige Antwort: NEIN!!! Einzige Ausnahme: der gefoulte Spieler selbst schießt noch aufs Tor und kann den Ball im selbigen nur nicht unterbringen, weil er aufgrund des Fouls ins Stolpern oder Straucheln geraten ist.


    Ich denke aber, dass deine (sachliche) Diskussion nach dem Abpfiff in die Richtung ging, warum du denn keine Rote gezeigt hast, stimmts?


    Antwort ganz einfach: weil der Spieler es nicht geschafft hat, das Tor bzw. die klare Torchance zu verhindern! Je nach Intensität des Fouls kannst du natürlich eine pers. Strafe verhängen, nicht aber aufgrund einer "Notbremse".

  • Der Vorteil ist eingetreten-der Spieler konnte aufs Tor schiessen. Wenn e dann nicht trifft-Pech gehabt. Das hat meiner Meinung nach auch nichts mit der "kurzen Frist" zu tun. Der Vorteil ist in dem Moment eingetreten, in dem der mitgelaufene Spieler aufs Tor schiesst.

  • Also, ich habe meine Schwierigkeiten mit der "Pech gehabt"-Aussage.


    Schließlich entscheiden wir auf einen möglichen Vorteil und dieser tritt nun nicht ein. Und nun soll die Mannschaft benachteiligt werden, weil ich als SR die Situation falsch eingeschätzt habe?
    Ich denke, die Entscheidung auf Strafstoß oder nicht, sollte nicht davon abhängen, wie fähig der zweite Angreifer ist, den Ball im Netz zappeln zu lassen. Nur die Zeit ist hier der für mich entscheidende Faktor. Je länger sich die Entscheidung hinzieht, ob ein Vorteil eintritt, um so eher sollte man als SR eingreifen und ggf. pfeifen.


    Zitat

    Der Strafstoß ist keine größere Chance als die Einschussmöglichkeit des freistehenden Mitspielers des Angreifers. Die Chance, dass dieser Mitspieler das Ding versäbelt, ist genauso groß wie die Chance, dass der Strafstoß verschossen wird!

    Ich als Datenanhänger frage nun: Gibt es hierzu Untersuchungen? Ich würde diese Chancengleichheit eher nicht sehen, weil viel zu viele Faktoren hier einen Einfluss haben, wie z.B. das Verhalten eines Balls im ruhenden oder bewegenden Zustand.


    Auch wenn dies wie ein Paradebeispiel für perfekten Vorteil ist, wenn es daneben geht, dann haben wir als SR die A...-Karte gezogen. Darum denke ich, dass es besser ist, wenn der Vorteil nicht so klar zu erkennen ist, lieber einmal mehr zu pfeifen, als einmal zu wenig. Bzw. wenn der Vorteil nicht eintritt, dann eben das Vergehen zu ahnen (unter Berücksichtigung der Zeitspanne).


    In diesem Sinne.

  • Mach das t-borg und dir wird jeder Beobachter (vollkommen zurecht) deine Beobachtung um die Ohren hauen!


    Wenn du nachträglich noch den Strafstoß pfeifst, nur weil der zweite Angreifer zu doof ist, den Ball über die Linie zu drücken, dann machst du aus 1 Vorteil gleich 2 Vorteile (frei nach dem Motto "wer will nochmal, wer hat noch nicht?"). Du bevorteilst die angreifende Mannschaft und das sogar noch mit einer wahrscheinlich spielentscheidenden Wirkung!

  • Zitat von Christoph;25340

    Mach das t-borg und dir wird jeder Beobachter (vollkommen zurecht) deine Beobachtung um die Ohren hauen!


    Wenn du nachträglich noch den Strafstoß pfeifst, nur weil der zweite Angreifer zu doof ist, den Ball über die Linie zu drücken, dann machst du aus 1 Vorteil gleich 2 Vorteile (frei nach dem Motto "wer will nochmal, wer hat noch nicht?"). Du bevorteilst die angreifende Mannschaft und das sogar noch mit einer wahrscheinlich spielentscheidenden Wirkung!


    Sehe ich nicht so und ich glaube auch nicht, dass der Beobachter mir die Beobachtung um die Ohren hauen wird, wenn ein Vorteil nicht eintritt, dann pfeife ich unter Berücksichtigung der Zeitspanne eben Strafstoss.
    Der Sinn einer Vorteilsregel ist doch, dass das Spiel möglichst erstmal weiterläuft, tritt dann der Vorteil doch nicht ein, dann wird zurückgepfiffen und überall auf dem Spielfeld würde der Beobachter das auch positiv bewerten, warum dann nicht auch im Strafraum???

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • DER VORTEIL IST ABER NICHT DER ERFOLGREICHE ABSCHLUSS (TORERFOLG), SONDERN LEDIGLICH DIE TORCHANCE!!!!!


    Und so wie Andreas den Fall geschildert hat, steht der zweite Angreifer im Strafraum frei vor dem Tor. Also ist die Chance mind. genauso groß wie der Strafstoß, wenn nicht sogar größer. Und wenn er das Teil daneben semmelt, dann ist das sein Problem!


    Fragt doch einfach mal bei euren Lehrwarten (gerne Verbandslehrwarten an). Die werden es euch bestätigen.

  • Ich bin zwar kein Lehrwart, stimme hier aber Christoph uneingeschränkt zu. Die Entscheidung, ob man Vorteil gewähren soll, sollte vor dem Schuß der 2. Spielers fallen. Danach Vorteil geben ist Nonsens.

  • Zitat von Christoph;25342

    DER VORTEIL IST ABER NICHT DER ERFOLGREICHE ABSCHLUSS (TORERFOLG), SONDERN LEDIGLICH DIE TORCHANCE!!!!!


    Und so wie Andreas den Fall geschildert hat, steht der zweite Angreifer im Strafraum frei vor dem Tor. Also ist die Chance mind. genauso groß wie der Strafstoß, wenn nicht sogar größer. Und wenn er das Teil daneben semmelt, dann ist das sein Problem!


    Fragt doch einfach mal bei euren Lehrwarten (gerne Verbandslehrwarten an). Die werden es euch bestätigen.


    Unser Verbandslehrwart ist ja auch deiner...;)
    Ist schon klar was du meinst und sicherlich würde man auch meist so entscheiden wie du es geschildert hast, aber halt nicht immer, ich finde durchaus das man einen Vorteil im Strafraum noch in einen Strafstoss abändern kann, zumindest in einigen Situationen...

    Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.

  • Nochmals, auch von mir: Der Vorteil ist durch die Torchance des zweiten Angreifers unabhängig von der Zeitspanne eingetreten. Was er dann aus seinem Vorteil macht ist sein Bier.


    Ein weiteres Beispiel zu Verdeutlichung:
    Ein Spieler wird im Mittelfeld gefoult; der SR entscheidet auf Vorteil, weil der Ball zu einem Mitspieler gelangt. Dieser Mitspieler will dann den Ball weiterpassen, schiesst ihn jedoch ins aus. Auch hier wird das Spiel mit Einwurf fortgesetzt. Der Vorteil ist eingetreten, da ein Mitspieler den Ball erhalten hat und-wenn er Fußball spielen könnte-auch noch weiter hätte spielen können.

  • Zitat von Ingo;25348

    Auch ich sehe es so wie Christoph und dessen "Anhänger". Der Vorteil ist bereits eingetreten, also kein Strafstoß.
    Ach ja, gelb für den Verteidiger sollte es in der nächsten Unterbrechung noch geben.



    Ich bins Ingo´s Meinung!:ironie:



    Also ich sehe das ähnlich wie Ingo und teile die Meinung von Christoph !


    Der Spieler muss eine Chance gehabt haben den Ball zu kontrollieren!
    Wenn er das hat dann ist der Vorteil ausgelegt, wenn er dann nicht trifft Pech sollte er den Ball nicht kotrollieren können Elfer!


    Aber so wie das Andreas beschrieben hat wäre hier der Vorteil dagewesen und wenn er nicht getroffen hätte auch kein Strafstoss!


    Ich erklärer es immer so wenn er getroffen hätte gäb es ja nicht auch noch einen Strafstoss dazu wir sind ja nicht beim BB!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • tillongi:


    Dann musst Du auch meine Meinung teilen...
    Und nicht nur Ingos und Christophs... :D:D


    P.S. Sooft wie ich mit Christoph einer Meinung in verwehre ich mich dagegen sein "Anhänger" zu sein...:D:D

  • Zitat von Christoph;25342

    DER VORTEIL IST ABER NICHT DER ERFOLGREICHE ABSCHLUSS (TORERFOLG), SONDERN LEDIGLICH DIE TORCHANCE!!!!!


    Besser hätte ich es als Noch-Illegaler auch nicht formulieren können :D

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Zitat von Sven;25353

    P.S. Sooft wie ich mit Christoph einer Meinung in verwehre ich mich dagegen sein "Anhänger" zu sein...:D:D


    ICH AUCH! Ich habe meine eigene Anhängerschaft :D