Gehfehler - mehr als nur Verwarnung?

  • In meinem letzten Spiel gab es eine Situation, wo ich, so glaube ich, sämtliche Möglichkeiten gehabt hätte. Ich hab mich für eine Verwarnung entschieden, da bis dahin die Partie fair verlaufen ist.


    Die Szene spielte sich auf Höhe der Mittellinie ab, als ein Spieler mit dem Ball sehr sicher mit ca. einem Meter Abstand an einem Gegenspieler vorbei lief. Als er schon fast ganz vorbei war gab ihm der Gegenspieler unnötiger Weise noch einen Gehfehler von hinten. Daraufhin kam der ballführende Spieler zu Fall. Es gab keine Verletzung und die Geschwindigkeit war nicht sonderlich hoch.


    Das Spiel fand beim BFV statt. D.h. ich hätte auch eine 10min Zeitstrafe verhängen können. Oder FaD wenn ich es als Tätlichkeit ausgelegt hätte.


    Was meint ihr, war die gelbe Karte zu gering dafür, denn es war eine klare Absicht zu erkennen?

  • berni1

    Hat den Titel des Themas von „Gehfehler - mehr als nur Verwarnung“ zu „Gehfehler - mehr als nur Verwarnung?“ geändert.
  • Hier sind die "üblichen" Kriterien entscheidend:
    Eine klare Torchance (= Rot) wird es wohl eher nicht gewesen sein, ein aussichtsreicher Angriff (= Gelb) aber zumindest denkbar. Also kommt die zweite Kategorie ins Spiel, sprich handelt es sich um ein rohes Spiel (= Rot) oder "nur" um Rücksichtslosigkeit (= Gelb), letzteres ist ziemlich sicher, alleine schon wegen des "von hinten".


    Kommen zwei Verwarnungsgründe zusammen, bin ich in der Regel eher bei einer Zeitstrafe, auch wenn das nicht explizit so geregelt ist, wobei "von hinten" meist auf eine gesteigerte Rücksichtslosigkeit hindeutet, sprich die Zeitstrafe passt eher.


    Ein Aspekt ist aber tatsächlich eher unbedeutend: Die bisherige Spielcharakter, weil der weder mit der Härte des Fouls noch etwas mit einem eventuellen aussichtsreichen Angriff zu tun hat - ist eben analog zum "ersten Foul", bei dem sich die Spieler auch immer wieder mal wundern, wenn es dafür direkt eine Karte gibt.

  • Ein Gehfehler ist für mich ein Beinstellen im Sinne von Regel 12, was zunächst einmal einen dF nach sich zieht. Da er sich hier nicht im Kampf um den Ball befindet und somit dieses Beinstellen eventuell im Eifer des Gefechts stattfindet, fällt die Argumentation "Fahrlässigkeit" weg und wir sind im Bereich der "Rücksichtlosigkeit". Somit handelt es sich hierbei um ein verwarnungswürdiges Vergehen an sich. Und dabei würde ich es im Regelfall auch belassen.


    Erfolgt dieser Gehfehler mit einer hohen Intensität, also ist es mehr ein Tritt als ein reines Beinstellen, dann geh ich auch eher in Richtung FaD (kann man aber definitiv nicht allgemein beantworten). Habe ich das Instrument des FaZ zur Hand, wäre der für mich dann das Mittel der Wahl.

  • Von der Beschreibung her würde mir eine Rote Karte für Tätlichkeit klar falsch erscheinen.

    Absicht ist dafür kein hinreichendes (laut Regeltext sogar gar kein) Kriterium, sondern es geht um übermäßige Härte und Brutalität.


    FaZ kann man in Betracht ziehen, aber für mich klingt es eher nach einem normalen "taktischen Foul", also Gelb.

    Oder anders gesagt, ich würde es genauso bewerten, wie ein Halten in der selben Situation, solange keine besondere Härte im Tritt erkennbar ist.

  • meint ihr, war die gelbe Karte zu gering dafür, denn es war eine klare Absicht zu erkennen?

    Eine :gelbe_karte: ist es auch, wenn klare Absicht erkennbar - da kein rohes Spiel, m.E. auch kein :rote_karte:

    Klingt nach deiner Schilderung für mich auch nach GK

  • Also wenn da einer 1m entfernt vorbei läuft und von hinten eins mitbekommt, dann schaut das für mich sehr nach Absicht aus,

    Da säße bei mir die rote Karte recht locker.

  • Hier sind die "üblichen" Kriterien entscheidend:
    Eine klare Torchance (= Rot) wird es wohl eher nicht gewesen sein, ein aussichtsreicher Angriff (= Gelb) aber zumindest denkbar. Also kommt die zweite Kategorie ins Spiel, sprich handelt es sich um ein rohes Spiel (= Rot) oder "nur" um Rücksichtslosigkeit (= Gelb), letzteres ist ziemlich sicher, alleine schon wegen des "von hinten".

    Das ist nicht ganz abschließend: Wenn absolut keine Aussicht auf den Ball bestand und es sich auch nicht um ein klassisches "taktisches Foul" handelte, sondern einen Tritt in die Beine des Gegners, sind unabhängig vom rohen Spiel die Kriterien für eine Tätlichkeit (möglicherweise) erfüllt. Das wäre Rot.

  • vielen Dank für die guten Herleitungen.


    Der Ball war schon vorbei und quasi nur noch der Rücken des Angreifers zu sehen. Also keine Chance an den Ball zu kommen. Er konnte nur noch die Fersen erwischen und den Gegner zu Fall bringen.

  • Der "Gehfehler" war in meiner Schulzeit das Manöver, bei dem ein Schüler einem anderen während des Gehens unerwartet von hinten das abhebende Bein hinter das Standbein getreten hat, so dass dieser in seinem Bewegungsabaluf gestört wird und stolpert.

    Das ganze dann im Sprint und man kann schon zu einer übermäßig harten Aktion mit Gesundheitsgefährdung kommen (wenn man das noch als Zweikampf um den Ball sieht) oder als übermäßig hartes Vorgehen gegen einen Gegner (Tätlichkeit) betrachten.


    Gelb ist dafür absolutes Minimum, über rot muss er sich nicht wundern und eine Zeitstrafe wäre hier wohl das Mittel der Wahl.