TW rutscht mit gehaltenem Ball aus dem Strafraum - Torverhinderung?

  • Und das ist der Denkfehler:
    Die gewissermaßen erste klare Torchance ist damit erledigt, wenn der TW den Ball aber regelkonform außerhalb des Strafraums spielen würde/müsste, reden wir durchaus über die Möglichkeit einer weiteren/zweiten klaren Torchance - zumindest könnte man das so sehen, insoweit passt der Regeltext eben nicht, womit wir wieder bei den nicht nachlesbaren Lehrmeinungen wären.

    Man kann die Dinge auch überinterpretieren: Wir haben letzte Woche 21 neue SR erfolgreich durch die Anwärterprüfung geschleust ( Manfred: einen jungen Kollegen von der Fvgg. Kastel 06 auch für Euch). Ich habe mal wieder über die Regel 5 gesprochen, einer der Kernsätze ist der folgende: "Der Schiedsrichter entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne der Spielregeln und des Fußballs." (Seite 33, Regel 5.2)


    Wenn der TW den Ball kontrolliert, die Torchance entschärft und dann aus dem Strafraum rutscht, ist es sicherlich nicht "im Sinne des Fussballs", noch eine persönliche Strafe oben drauf zu setzen ...

  • Ich sehe da immer noch keine klare Torchance, wenn der Torwart mitsamt Ball aus dem Strafraum rutscht und ihn vor der Linie loslässt. Da der Torwart weiterrutscht, wird der Ball auch ohne festhalten dicht am Körper des Torwartes bleiben. Damit wird es für den Stürmer schwer, überhaupt an den Ball zu kommen, bevor ihn der Torwart irgendwie wegspitzelt. Wenn der Angreifer dagegen so dicht dran steht oder läuft, dass er eher am Ball ist als der Torwart reagieren kann, wird er große Probleme haben, den Ball überhaupt zu spielen, ohne dem Torwart eine mitzugeben (-> dF für den TW), den Ball über den Torwart, der zwischen Tor und Stürmer liegt, zu lupfen, oder ihn am Torwart vorbei zu legen, und dann noch zu erlaufen und ins Tor zu schießen, bevor jemand eingreifen kann. Wenn wir in der Situation annehmen, dass der Stürmer das alles im Normalfall tun kann, sorry, dann müssen wir dem Torwart in jeder Situation, wo er am Boden ist und Foul spielt, einen FaD verpassen.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Was aber ein Vergehen ist und das reicht um potenziell eine DOGSO zu bejahen. DOGSO gibt es nicht nur für Vergehen, die mit DF zu ahnden sind sondenr für alle Vergehen.

    Deine Analogie ist doch abstrus. Der Torhüter soll also eine klare Torchance dadurch verhindern, indem er den Ball länger als 6 Sekunden hält. Da diskutiere ich nicht mehr mit :hammer:

    Die 6-Sekunden-Regel ist aber kein Handspielvergehen sondern ein technisches Vergehen.

    Den Begriff „technisches Vergehen“ finde ich nicht im Regelwerk 8o . Gleichwohl findet sich im Abschnitt Handspiel der Hinweis, dass gegen den Torhüter für eine unerlaubte Berührung des Balles im eigenen Strafraum mit der Hand/dem Arm keine Disziplinarmaßnahme verhängt wird. Dazu gehört neben der Berührung nach einem Rückpass oder der Freigabe auch das Überschreiten der 6 Sekunden. ;)


    Und wenn der in dieser Situation draufhalten würde, hätten wir gefährliches Spiel des Angreifers gegen den Torwart, also keine Torchance und schon 3x keine klare Torchance.

    Wieso ist in deinem Kopfkino der Ball eng am Körper des Torhüters? Der Ball könnte kurz nach dem Verlassen des Strafraums auch mit dem gestreckten Arm weiter vom Körper weg sein als ein naher stehender Angreifer. Dann hätten wir die Situation, die sich wahrscheinlich Manfred vorstellt. Das Regelwerk würde dann tatsächlich rot wegen eines DOGSO zulassen, aber eben der Sinn und Geist des Fußballs nicht.

  • Wieso ist in deinem Kopfkino der Ball eng am Körper des Torhüters?

    Weil dieser ihn (Zitat aus dem Eingangspost) "eingesammelt" haben soll bevor er den Strafraum verlässt.

    Damit hat er ihn im Strafraum unter Kontrolle gebracht und darf nicht mehr angegriffen werden. Die Torchance ist damit erledigt.

    Das Rausrutschen ist dann eine neue Spielsituation.


    Ein Ball, der (wie Du es beschreibst) lediglich am gestreckten Arm über die Strafraumgrenze geführt wird, entspricht nicht meinem Verständnis von "eingesammelt"

    Nichtsdestotrotz ist das Führen des Balls am gestreckten Arm ausdrücklich als Ballkontrolle definiert.


  • KozKalanndok Die Ballkontrolle gilt allerdings nur innerhalb des Strafraums. Außerhalb ist er nur ein Feldspieler, der den Ball unerlaubt mit der Hand berührt. Ein Angreifer dürfte jetzt angreifen und den Ball spielen, solange er den TH dabei nicht mindestens fahrlässig berührt. Insofern wäre ein DOGSO nicht abwegig, wenn er durch das Handspiel daran gehindert wird.

  • Die Ballkontrolle gilt allerdings nur innerhalb des Strafraums.

    Das finde ich so im Regelwerk nicht.

    Weder die Passage wann der Torwart den Ball kontrolliert, noch die Passage, dass er nicht angegriffen werden darf, wenn er den Ball mit der Hand kontrolliert, bezieht sich auf den Strafraum.

  • Das finde ich so im Regelwerk nicht.

    Weder die Passage wann der Torwart den Ball kontrolliert, noch die Passage, dass er nicht angegriffen werden darf, wenn er den Ball mit der Hand kontrolliert, bezieht sich auf den Strafraum.

    Regel 12.1 sollte eigentlich keine hanebüchenen Auslegung zulassen:


    „Für den Torhüter gelten beim Handspiel ausserhalb des eigenen Strafraums die gleichen Regeln wie für alle übrigen Spieler.“


    Wenn ein Feldspieler die flache Hand auf den Ball legt, darf der Ball unter Berücksichtigung der Vorteilsregelung regelkonform gespielt werden, solange eben keine anderes Vergehen durch den Gegenspieler vorliegt.

  • Wäre es dann für euch auch keine Rote Karte, wenn der Angreifer unbedrängt mit dem Ball Richtung Tor läuft, der Torwart aus dem Strafraum kommt und sich auf den Ball wirft und dabei mit den Händen den Ball festhält?

    Gemäß einiger genannter Argumente z.B. von Ente wäre das ja folgerichtig auch keine klare Torchance, weil der Ball nicht mehr frei spielbar ist, oder?

  • Wenn der Ball vorher nicht unter Kontrolle war und der erste Handkontakt außerhalb des Strafraumes stattfindet, dann liegt m.E. eindeutig eine Verhinderung einer klaren Torchance vor, ergo wäre eine Rote Karte zwingend.

  • Und wenn er sich auf den Ball wirft ohne ihn mit den Händen zu berühren, wäre es gefährlich Spiel mit Verhinderung einer klaren Torchance.

  • Ich finde es halt etwas merkwürdig, wenn man die gleiche Tatsache "Torwart liegt knapp außerhalb des Strafraums mit der Hand am Ball und verhindert so, dass ein Angreifer mit dem Ball aufs leere Tor zulaufen kann" abhängig vom vorherigen Geschehen unterschiedlich bewerten will.

    Also wenn der Torwart vorher bereits im Strafraum im Ballbesitz war, ist es keine "Notbremse".

    Wenn vorher der Angreifer im Ballbesitz war, aber schon?


    Warum sollte die Vergangenheit eine Rolle spielen, wenn man eigentlich die Gegenwart oder Zukunft bewerten will?

    "Vereiteln" bedeutet schließlich nicht beenden o.ä., sondern "etwas, was ein anderer vorhat und von dem man nicht will, dass es geschieht, ausgeführt wird o. Ä., verhindern, zum Scheitern bringen". Insofern sollte es eigentlich egal sein, ob vorher bereits eine Torchance bestand oder nicht.

  • Schon passend, das das Thema jetzt beim Spiel RB gegen Union so eingetreten ist. Entscheidung: Freistoß, keine Karte.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles