Faktoren bei der Vereinswahl

  • Guten Tag zusammen!


    Ich bin jetzt 28 Jahre alt und hab eigentlich schon seit so vielen Jahren Lust als Schiedsrichter aktiv zu werden. Nachdem die Ausreden immer stärker waren, zieh ich es jetzt aber durch, bevor es irgendwann zu spät ist. Die Zeit rast ja bekanntlich ^^

    Das Forum hier war mir wirklich noch mal eine große Hilfe zur Entscheidungsfindung, habe unzählige alte Beiträge gewälzt, bevor ich mich angemeldet habe. Was mir besonders gefallen hat: Es wird hier klar auf die Nachteile (Anfeindungen, Gemecker etc.) hingewiesen und nicht verschönt dargestellt, aber die gegenseitige Wertschätzung und der Respekt gegenüber jedem hat mich echt beeindruckt. Dachte nicht, dass man so einen Ort im Internet noch findet. :)


    Nun aber zu meiner Frage:
    Ich überlege gerade, für welchen Verein ich zukünftig pfeifen möchte. Für mich gibt es zwei logische Möglichkeiten:


    1. Der lokale Dorfverein. Ich wohne hier seit zwei Jahren, hab eigentlich keine Bindungen zur Ortschaft ist aber das naheliegendste natürlich.


    2. Der 3. Liga Verein aus der Stadt (15 Minuten mit dem Auto entfernt), von dem ich auch Fan bin.


    Der Dorfverein hat, soweit ich weiß, nur einen anderen Schiedsrichter, wohingegen der 3. Liga Club natürlich ein ganzes Team hat.

    Wie würdet ihr euch an meiner Stelle entscheiden? Ich habe halt etwas die Sorge, wenn ich mich für den Dorfverein entscheide, ich am Ende komplett alleine da stehe ohne Pate oder Betreuer in sonstiger Form.

    Was sind eurer Erfahrung nach denn die größten Unterschiede solcher Vereine, die ich in meine Überlegung einfließen lassen sollte?


    Ich freue mich auf eure Antworten und schon mal vielen Dank!

  • aber die gegenseitige Wertschätzung und der Respekt gegenüber jedem hat mich echt beeindruckt. Dachte nicht, dass man so einen Ort im Internet noch findet.

    Was willst Du alter Depp von uns ... 8o Nein, wir bemühen uns darum, auch wenn es manchmal nicht ganz leicht ist.


    Zu Deiner eigentlichen Frage:
    Das kann man pauschal nicht sagen, da es auch von den Akteuren abhängt - und dem Landesverband, in dem Du pfeifen wirst.
    Jeder Verband hat eigene Regularien bezüglich des Schiedsrichtersolls, damit korreliert dann eben auch die Zahl der Schiedsrichter, die ein Verein stellen muss, damit er keine Strafen zu bezahlen hat. Grob geschätzt dürfte der Dorfverein da mehr Probleme haben. Wichtig ist aber auch: Was machen die Verantwortlichen für einen Eindruck auf Dich? Lies Dir aus diesem Beitrag mal den drittletzten Absatz durch, der bringt es auf den Punkt. Wichtig ist, ob Du da auch Vereinsanschluss bekommst, ob die die Trikots anstandslos bezahlen, ... Und denke daran: Wenn Du andernorts Mitglied wirst, kannst Du auch beim örtlichen Verein als Schiri angesetzt werden.

  • Es kann gut sein, dass der Profiverein seinen Schiris materiell was bietet (Dauerkarte, Jogginganzug,...), beim Dorfverein darfst du wahrscheinlich zur Weihnachtsfeier. Wenn dir sowas wichtig ist, kannst du nachfragen und dich entscheiden. Ich habe mich einfach bei meinem Dorfverein angemeldet und ihn so etwas unterstützt (er muss weniger Strafe wegen SR-Mangel zahlen).

  • Also genaugenommen pfeifst du nicht für einen Verein, sondern für die Fußballregeln!

    Und der Rest kommt auf die Vereinsführung an: wo bist du als Mensch besser aufgehoben? Und das ist für mich unabhängig von der materiellen Unterstützung (ich habe meine Ausrüstung selber bezahlt, also war ich frei). Inhaltliche Unterstützung - also Pate/Betreuer solltest du von deiner Schiedsrichtergruppe bekommen (wenn sie richtig funktioniert).

    Mehr kann ich dazu nicht sagen, da mein Weg von einem Engagement für Jugendfußballer in einem Verein zum Schiedrichteramt führte.

  • Danke für eure Antworten!

    Vermutlich werde ich einfach mal mit beiden Vereinen Kontakt aufnehmen und schauen, was sich besser anfühlt für mich.


    Aber gerade der Punkt, dass ein Pate / Betreuer nicht vom Verein kommt, sondern von der Schiedsrichtergruppe hat mir schon mal sehr weitergeholfen.


    Werde euch natürlich auf dem Laufenden halten :)

  • Aber gerade der Punkt, dass ein Pate / Betreuer nicht vom Verein kommt

    Im Idealfall hast Du aber auch im eigenen Verein einen Ansprechpartner - der Pate von der Vereinigung kommt, so die überhaupt einen stellen kann, was leider nicht überall möglich ist, oft nur zum ersten oder den ersten Spielen.

  • Hallo.

    Eine Sache, die Du erst dann merken wirst wenn etwas Ernstes ansteht, ist, ob Du auf Rückhalt aus dem Verein vertrauen kannst.


    Gelegentlich deuten sich aber solche Dinge schon bei ersten Gesprächen an: Gibt es einen festen Ansprechpartner im Verein, der sich um die Schiris kümmert und der nicht auch der Vorsitzende ist? Hier habe ich erst vor nicht allzu langer Zeit schlechte Erfahrungen machen müssen.

    Wird nur materieller Vorteil herausgestellt oder eben auch andere Dinge? Es ist zwar schön, Ausrüstung, Geld und andere Goodies zu bekommen. Nur - manchmal ist das eben auch alles, was kommt und man wird quasi wie ein Söldner angesehen, der für Bezahlung das Soll voll macht.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Ich überlege gerade, für welchen Verein ich zukünftig pfeifen möchte. Für mich gibt es zwei logische Möglichkeiten:

    Ich werfe mal eine dritte Möglichkeit in den Raum: Vereine, bei denen gute Freunde oder Bekannte kicken. Da hättest du schon Anschluss und ich pfeife Mannschaften mit wirklich guten Freunden ohnehin äußerst ungerne, weil bei den Gegnern gerne mal die Neutralität angezweifelt wird, wenn die mitbekommen, wie gut wir uns kennen. Ganz zu schweigen von den dann vielleicht doch nicht ganz so guten Freunden, die von dir nicht direkt erwarten, dass du für sie Partei ergreifst, aber sauer sind, wenn du die ein oder andere Situation, die du gar nicht selbst sehen konntest, nicht auf ihren "Zuruf" hin entscheidest.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Ich würde nicht wieder zu meinem naheliegendsten Verein gehen (und werde mittelfristig dort auch zurücktreten). Du nimmst dir damit, nahegelegene Spiele zu pfeifen.

  • Es kann gut sein, dass der Profiverein seinen Schiris materiell was bietet (Dauerkarte, ...)

    Als SR darfst du sowieso jedes vom DFB veranstaltete Spiel kostenlos besuchen. (Wenn's noch Plätze gibt natürlich).

    Daher ist die Dauerkarte eigentlich überflüssig ;)

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Bei mir ist die von dir geschilderte Situation noch gar nicht so lange her und ich stand vor einem ähnlichen Problem. In der Stadt haben wir sowohl einen Viertligaverein, als auch mehrere kleine Vereine und ich habe keinerlei Bindung zu irgend einem gehabt. Vielleicht kann dir meine Erfahrung daher etwas helfen.


    Ich habe eine E-Mail verfasst in der ich alle Fragen klar, deutlich und direkt formuliert habe. Dabei ging es sowohl darum, was der Verein von mir erwartet als auch was der Verein mir bietet. Diese E-Mail habe ich dann an alle Vereine geschrieben.


    Am Ende bin ich nicht zum größten Verein gegangen, sondern zu dem, wo der Vereinsvorstand selbst Schiedsrichter ist, mir sofort angeboten hatte alle Fragen bei einem persönlichen Gespräch im Vereinsheim zu beantworten und ich gemerkt habe, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Als er auch noch "darauf bestanden hat", dass ich, bevor ich mich im Verein anmelde, einfach mal mit ihm zu einem seiner Spiele fahre um den Spieltag aus Sicht eines Schiedsrichters zu erleben, war die Entscheidung leicht und ich habe Sie auch in dem halben Jahr bisher nicht bereut.

  • Vielen Dank für eure ganzen Antworten!


    Der „Dorfverein“ hat sich leider noch nicht gemeldet.

    Habe aber heute mit dem Leiter der Schiedsrichter des Drittligisten gesprochen. War ein sehr sympathisches Telefonat. Leider gibt es erst im Dezember wieder den nächsten offiziellen Infoabend, aber ich bin herzlich eingeladen zu einem ihrer Lehrabende zu Besuch zu kommen, sie treffen sich jeden einmal die Woche.

    Hat auf mich bisher einen super Eindruck gemacht, aber da sowieso keine Eile in der Entscheidung geboten ist, warte ich mal noch auf den anderen Verein.

  • Als SR darfst du sowieso jedes vom DFB veranstaltete Spiel kostenlos besuchen. (Wenn's noch Plätze gibt natürlich).

    Daher ist die Dauerkarte eigentlich überflüssig ;)

    Bei mir war die Dauerkarte schon ein Argument für den lokalen Größeren Verein, da die SR-Kartenvergabe über den LFV doch immer ein bisschen schwierig ist und so ist es für mich einfach ein komfortables Goodie gewesen

  • Str94:


    Ein großer potenzieller Nachteil ist es, dass du natürlich für "deinen" Verein nicht pfeifen kannst. Ich weiß nicht, über welchen Drittligisten wir sprechen mit was für einer Struktur, aber da können Nachwuchsspiele dabei sein, die schon Spaß machen können, wenn der Verein ein Nachwuchsleistungszentrum hat. Diese Spiele nimmst Du Dir natürlich, wenn du selbst dort Vereinsmitglied bist.


    An sich ist es ein wenig Glückssache. Der Schiedsrichterobmann darf dir da keinen Tipp geben, aber vielleicht mal einen Kontakt. Es gibt in jeder Region Vereine, die durchaus bekannt sind für ihre gute SR-Arbeit, und oft gibt es auch Vereine, die gerade unter den Strafen für Nichterfüllung des SR-Solls ächzen und mit denen man ganz gut verhandeln kann (da geht es dann aber eher um materielle Dinge, eine gute Betreuung wird dir in solchen Vereinen oft nicht geboten). Das beste wäre, wenn du Kontakt zu aktiven Schiedsrichtern in deinem Alter bekommst, die wissen nämlich sehr gut, bei welchen Vereinen die Schiedsrichter ernstgenommen werden und wo sie eher als lästiges Übel aufgefasst werden.

  • zettelbox


    bzgl der Jugendspiele des eigenen Vereins kann ich mit dem ambitionierten 96 als Verein sagen, dass das genau andersherum war.


    Es war sogar über die Jahre hinweg in der Jugend sogar gut, dass man die Spiele nicht pfeifen „musste“, da diese regelmäßig klar und deutlich ausgingen, nicht selten zweistellig, vor allem im Jugendbereich F- bis D-Jugend.


    Die Spiele der A-C Jugend sind in der Regel sowieso nie im Kreis gewesen, da die Teams in der Bundesliga oder Regionalliga spielen und demnach auch nicht von jedem Jung-SR gepfiffen werden können.



    Es gab immer mal ein paar Test-Spiele, die man pfeifen konnte, also C-/B-Jugend Regionalliga oder dergleichen, was dann mal was anderes war, aber dabei blieb es dann auch.



    Also dahingehend gibt es in der Jugend sicherlich spannendere Spiele von zwei gleichwertigeren Vereinen, als wenn eine Bundesliga-Talentschmiede gegen den Dorfclub kickt.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • aber da können Nachwuchsspiele dabei sein, die schon Spaß machen können, wenn der Verein ein Nachwuchsleistungszentrum hat.

    Aber um die Pfeifen zu dürfen, wird man doch vermutlich erst mal Erfahrung in tieferen Ligen sammeln müssen.
    Im Zweifel kann man wenn man das Level erreicht hat immer noch dann erst den Verein wechseln.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Ich habe zu meiner Zeit in Magdeburg etwas anderes erlebt. Da gab es spannende Spiele in der C-Jugend-Verbandsliga, C-Jugend-Regionalliga und teilweise B-Jugend-Regionalliga als Assistent. Dazu kommen Freundschaftsspiele (wobei es da nicht so eng geregelt ist und man den Ansetzer mal um so en Spiel bitten kann) und bspw. Pokalendspiele im Jugendbereich (Kreis- oder Landespokal).


    Um in der C-Jugend-Regionalliga zu pfeifen oder der B-Jugend-Regionalliga zu winken, muss man selbst als SR meist überkreislich unterwegs sein, und das wird ein paar Jahre dauern, das stimmt. Den Verein kann man sowieso wechseln, stimmt auch, ist sicher keine Entscheidung für die Ewigkeit.