Taktisches Foul und schnelle Spielfortsetzung

  • Der Verteidiger mit der Nr. 5 stoppt einen aussichtsreichen Angriff durch Halten. Noch bevor der Schiedsrichter das Verfahren für die Verwarnung einleitet, führt der Gefoulte den Freistoß schnell aus. Der Freistoß wird allerdings sofort geblockt, da sich die Nr. 5 unmittelbar vor der Ausführung absichtlich ca. einen Meter vor den Ball stellt.

  • Gelb für das Halten, Gelb-Rot für das Blockieren der schnellen Ausführung.


    In der Praxis könnte man sich sicherlich auch auf den FaZ einigen, je nachdem wie sich die Nr. 5 verhält ;)


    Spielfortsetzung ganz normal dF.


    Oder übersehe ich was?

  • Gute Frage! Insofern das Halten nur den aussichtsreichen Angriff verhindert und nicht durch die hohe Intensität zusätzlich als unsportlich gewertet wird, wird durch die schnelle Ausführung diese Verwarnung reduziert. Durch das erneute Blocken wird der aussichtsreiche Angriff tatsächlich unterbunden und dann wäre hierfür die Verwarnung fällig.


    Zwei Verwarnungen sehe ich hier nicht, da nur ein aussichtsreicher Angriff verhindert wurde und eben nicht zwei.

  • wird durch die schnelle Ausführung diese Verwarnung reduziert

    Weswegen die Reduzierung? Ist ja an sich nur erstmal der Vorteil für die angreifende Mannschaft und somit keine Reduzierung der Strafe.


    Ohne das Blockieren des Balles würde es die Verwarnung für das taktische Halten bei der nächsten Spielunterbrechung geben (ausgenommen es wird ein Tor erzielt)

  • Das ist echt tricky und ich weiss nicht, ob es da eine exakte Lösung für gibt.

    Rein vom Bauchgefühl bin ich auch bei 2x Gelb, aber ist das regeltechnisch gedeckt?



    1. Das Halten ist verwarnungswürdig.
    2. Der SR unterbricht.
    3. Das Spiel wird schnell fortgesetzt.
    4. Bei der Ausführung der Spielfortsetzung begeht der 5er ein verwarnungswürdiges Vergehen.
    5. Die Spielfortsetzung wird wiederholt.


    Das Vergehen aus 4 sorgt für eine Wiederholung der Spielfortsetzung. Damit etwas wiederholt werden kann, muss es aber ja erstmal ausgeführt sein.

    Dadurch ist 3 eben eine Spielfortsetzung und die Verwarnung aus 1 ist "verjährt", weil das Spiel fortgesetzt wurde.


    Etwas anders (Achtung: Nur Regeltext, keine Verbandsspezifika, auch nicht die vom DFB!), aber im Ergebnis ähnlich, sieht es aber aus, wenn der SR hier die schnelle Fortsetzung unterbindet (gerne auch mit Reaktionszeit und zurückpfeifen).

    In dem Fall hat man keine Wiederholung sondern eine Erstausführung des Freistoßes. Das Spiel wäre noch nicht fortgesetzt und man könnte 1 noch verwarnen.

    Allerdings verzögert der 5er hier keine Spielfortsetzung, da ja eh gesperrt ist um wegen 1 zu verwarnen.


    Wenn ich jetzt aber die Durchführungsbestimmungen des DFB hinzunehme und die schnelle Spielfortsetzung unterbinde, dann sind wir tatsächich bei :gelbe_karte: :gelbe_karte: :rote_karte:.

    Denn dort (und nur dort) ist das Stehenbleiben als Unsportlichkeit definiert und ist ein eigenes verwarnungswürdiges Vergehen.


    Eine Reduzierung wegen eingetretenem Vorteil gibt es hier nicht, weil die Vorteilsregelung gar nicht zur Anwendung kommt.

  • Ich würde auf Wiederholung Freistoß, Verwarnung für das Foul entscheiden.


    Das Foul ist verwarnungswürdig, da es einen aussichtsreichen Angriff unterbindet. Wenn eine Verwarnung ausgesprochen wird, ist ein Pfiff zur Freigabe des Spiels zwingend. Daher ist die schnelle Ausführung unzulässig, und kann vom Verteidiger nicht unsportlich verhindert werden.


    Und da der Schiedsrichter noch nicht angezeigt hat, dass es auf Pfiff weitergeht, wird der SChütze nicht verwarnt.

  • Wieso sollte der Schütze überhaupt verwarnt werden?


    Für mich ist Halten ein verwarnungswürdiges Vergehen und die Behinderung der Vorteilsregel ebenso. Daher GK, GK und RK.

  • Wenn der Schütze vor der Freigabe den Freistoß ausführt, wird er verwarnt. Da er jedoch nicht wissen kann, dass der Schiedsrichter die Fortsetzung des Spiels sperren will, wird auf die Verwarnung verzichtet.

  • Für mich ist Halten ein verwarnungswürdiges Vergehen und die Behinderung der Vorteilsregel ebenso.

    Du kannst aber nicht beides machen.

    Entweder wird das Spiel fortgesetzt und der Vorteil genommen, dann ist aber das Halten obwohl es strafbar wäre verjährt.

    Oder Du pfeifst vor der schnellen Spielfortsetzung zurück, dann ist es aber keine Behinderung.

    Nur verbandsspezifisch beim DFB ist auch das reine Stehenbleiben verwarnungswürdig.

  • Also für mich ist die Reihenfolge folgende:


    1. "taktisches" Halten -> Grundsätzlich gelbe Karte

    1.1 Nach dem Halten KANN bis zur nächsten Unterbrechung weitergespielt werden (Vorteil) -> hier NICHT der Fall!

    1.2 Vorteilsauslegung ist mMn trotzdem das schnelle Weiterspielen. Sprich vor dem Zeigen der gelben Karte aus 1. wird der Freistoß schnell ausgeführt. Wird daraus ein Tor erzielt -> Reduktion, ansonsten gelbe Karte bei der nächsten Unterbrechung


    2. Verhindern der Ausführung des Freistoßes -> einzeln betrachtet ebenfalls gelbe Karte

    2.1 Nur weil wir das Halten pfeifen, ist der Ball nicht gesperrt, heißt eine schnelle Ausführung ist möglich, ohne das Behindern gehts bei 1.2 weiter

    2.2 Aber Freistoß wird behindert, dadurch Spielunterbrechung, gelbe Karte aus 1.2 und gelbe Karte für das Behindern des Freistoßes somit :gelbe_karte: :rote_karte:

  • Leute, macht es nicht so kompliziert ...


    Das taktische Foul an sich ist eine klare Pflichtverwarnung, die absichtliche Blockade der schnellen Ausführung des Freistoßes auch. Die Spielfortsetzung ist letztlich auch eindeutig, da muss der direkte Freistoß wiederholt werden. So weit, so klar.


    Fraglich ist doch nur, ob mit der Ausführung des Freistoßes das taktische Foul verjährt - und ja, diese Meinung kann man vertreten, man kann das aber auch negieren, weil die Ausführung des Freistoßes ja blockiert wird. Nach dem reinen Wortlaut der Regel müsste man sogar davon ausgehen, dass eine Verjährung durch die schnelle Ausführung eingetreten ist - es ist eben nur die Frage, ob das auch der Absicht des Regelgebers entspricht?


    Dessen Absicht ist für meine Begriffe recht eindeutig, hier einen möglichen Vorteil durch die schnelle Ausführung nicht verhindern zu wollen, im Gegenzug entsteht durch die schnelle Ausführung ja auch wieder ein aussichtsreicher Angriff - aber genau das ist hier ja nicht der Fall, weil der Freistoß regelwidrig abgeblockt wird. Damit ist das taktische Foul an sich definitiv zu ahnden, in der Konsequenz komme ich daher zu Gelb und Gelb-Rot. Zusatzfrage: Wie würdet Ihr entscheiden, wenn der foulende Spieler und der, der die Ausführung blockt, verschiedene Spieler sind? Da wäre es mehr als fraglich, auf eine Verwarnung für jeden Spieler zu verzichten ...


    Pragmatisch kann ich das aber auch anders lösen und verkaufen: Es lag, da ich das taktische Foul mit einer Verwarnung versehen wollte, keine Zustimmung zur Spielfortsetzung vor ...

  • Nach erneuter Lektüre des Regelwerks denke ich, dass die Regeln nicht zufriedenstellend geschrieben sind.


    "Entscheidet sich der Schiedsrichter, einen Spieler zu verwarnen oder des

    Feldes zu verweisen, wird das Spiel erst nach Abschluss des Verfahrens für

    diese Disziplinarmaßnahme fortgesetzt, es sei denn, das Team, das das

    Vergehen nicht begangen hat, führt den fälligen Freistoß schnell aus und

    kommt so zu einer klaren Torchance, ehe der Schiedsrichter mit dem Verfahren

    für die Disziplinarmaßnahme begonnen hat."


    Das heißt ich darf die schnelle Ausführung nur zulassen, wenn es zu einer klaren Torchance kommen wird, was ich aber erst wissen kann wenn es soweit ist. Wenn es durch die schnelle Ausführung nicht zu einer klaren Torchance kommt, hätte ich diese gar nicht zulassen dürfen.


    Was ich aber gar nicht gefunden habe: Wo im Regelwerk steht eigentlich, dass ein Freistoß nach einer Verwarnung angepfiffen werden muss?

  • Öh, bin ich (außer dem Fragensteller, der mit seiner Frage offenbar auf genau diese Regel abzielt) der einzige, der das mittlerweile zulässige Nachzeigen einer Karte nach einer schnellen Spielfortsetzung auf dem Schirm hat?


    M. E. haben wir

    1. ein verwarnungswürdiges Foul, für das der SR nach einer schnellen Spielfortsetzung noch eine Gelbe Karte in der nächsten Spielunterbrechung zeigt und

    2. ein aktives und unsportliches Blocken des Balles durch einen Verteidiger, der näher als die vorgeschriebenen 9,15 m zum Ball steht.


    In der Summe demnach Gelb wegen 1. und folgerichtig Gelb-Rot wegen 2. und Wiederholung des wegen 1. verhängten Freistoßes. Die Verwarnung für 1. wird auch nicht aufgehoben, weil der aussichtsreiche Angriff spätestens mit Aktion 2. gestoppt ist.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Wie erhofft, bin nicht nur ich ins Grübeln geraten. Eine offizielle Lösung kenne ich nicht.


    Da das Regelwerk hier nur dann die schnelle Spielfortsetzung zulässt, wenn sich eine klare Torchance ergibt, wird das Spiel erst nach dem Verfahren für die Verwarnung für das SPA fortgesetzt. Von einer klaren Torchance steht nichts in der Frage. Das Blocken war somit formal nicht mehr unsportlich, da die Fortsetzung unterbunden war. Damit Gelb und dF.


    Wenn der schnelle Freistoß theoretisch zu einem Angreifer gelangt wäre, der dann alleine aufs Tor hätte zulaufen können, hätten wir eine andere Fragestellung.


    Ente Gelb nachziehen geht nur bei einem rücksichtslosen Foul. Ein nur taktisches Foulspiel wie Halten würde tatsächlich „verjähren“.

  • Zusatzfrage: Wie würdet Ihr entscheiden, wenn der foulende Spieler und der, der die Ausführung blockt, verschiedene Spieler sind? Da wäre es mehr als fraglich, auf eine Verwarnung für jeden Spieler zu verzichten ...

    Zwei Verwarnungen kommen für mich nicht in Frage, siehe meine Antwort zuvor. Wenn der zweite Spiel bereits verwarnt ist, dann war das Halten eben nur ein normales straffreies Foulspiel ;) und ich verwarne das Unterbinden der Spielfortsetzung.

  • Öh, bin ich (außer dem Fragensteller, der mit seiner Frage offenbar auf genau diese Regel abzielt) der einzige, der das mittlerweile zulässige Nachzeigen einer Karte nach einer schnellen Spielfortsetzung auf dem Schirm hat?

    das ist genau das, was ich mit meinen beiden Antworten eigentlich auch aufzeigen wollte. Nachdem meine Lösung aber von keinem aufgegriffen wurde, war ich schon an dem Punkt, dass ich mich irre und die Strafe wirklich "verjährt"

  • Weswegen die Reduzierung? Ist ja an sich nur erstmal der Vorteil für die angreifende Mannschaft und somit keine Reduzierung der Strafe.

    Der aussichtsreiche Angriff, der durch das Halten unterbunden wurde, wird durch das schnelle Ausführen wieder eingeleitet. Somit ist der aussichtsreiche Angriff zumindest bis zum erneuten Blocken wieder aufgenommen.

  • Wo im Regelwerk steht eigentlich, dass ein Freistoß nach einer Verwarnung angepfiffen werden muss?

    Das findet man erst weit hinten im Regelwerk und eigentlich gar nicht unter einem der Regelpunkte.

    Zitat

    Pfeife

    Der Schiedsrichterpfiff ist zwingend [...]

    zur Fortsetzung des Spiels nach einer Spielunterbrechung wegen:

    • einer Verwarnung oder eines Feldverweises,

    Steht im Kapitel

    Praktischer Leitfaden für Spieloffizielle

    Unterkapitel

    Körpersprache, Kommunikation und Pfeife

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Gelb nachziehen geht nur bei einem rücksichtslosen Foul. Ein nur taktisches Foulspiel wie Halten würde tatsächlich „verjähren“.

    Sehe ich anders.

    Lies mal Seite 76 unten. Da ist von "rücksichtslos" gar nicht die Rede. nur "wenn verwarnt werden müsste und schnell ausgeführt wird und es zu einem aussichtsreichen Angriff kommt".