Freistoß und Ball sperren

  • Nachdem ich seit diesem Jahr auch pfeife und zuvor mir die Nervosität durch viele Beiträge im Forum tatsächlich genommen wurde, musste ich mich jetzt doch Mal hier anmelden. Zum Einen um mich aufgrund o.g. Punktes erstmal zu bedanken und zum zweiten weil mir bei meinen ersten spielen etwas aufgefallen ist, bei dem ich einfach sehr unsicher bin und hoffentlich hier nochmal die ein oder andere erfahrene Meinung bekomme.


    Grundsätzlich geht es darum, wie ich nach einem Foul die Mauer bzw den Abstand stellen soll/muss/kann.


    Konkret geht es um einen Fall aus der D Jugend. Kleines Foul am Mittelkreis, gegnerischer Spieler geht vor dem Ball und ich Frage den Freistoßschützen, ob er denn eine Mauer haben möchte. Er verneint, ich weise dem Verteidiger lediglich an, ein paar Schritte zurück zu gehen und der Ball wird gespielt (da auch nie von mir gesperrt)

    Der Trainer hat sich daraufhin leicht echauffiert, warum denn seine Spieler soweit weggingen (ich hab an sich nur gesagt paar Schritte zurück) aber ich wusste selbst, dass das wohl nicht ganz richtig war und ich hatte dadurch auch kein selbstsicheres Auftreten.


    Also die Frage wäre, auf was muss ich achten, damit ich den Ball sperre und die Mauer Stelle (was frag ich den Schützen quasi) und wie muss ich vorgehen, wenn der Schütze keine Mauer will aber der Verteidiger auch nicht wirklich vom Ball weggeht?


    Für die alten Hasen hier wohl ne Recht "doofe" Frage aber bei dem Gebiet hakts bei mir leider noch, deswegen danke für jeden Input!

  • Na dann einmal herzlich Willkommen!

    Ich geh gleich mal auf deinen letzten Satz kurz ein:


    Für die alten Hasen hier wohl ne Recht "doofe" Frage aber bei dem Gebiet hakts bei mir leider noch, deswegen danke für jeden Input!

    Es gibt keine doofen fragen!
    Ich mache das nun schon viele Jahre und kann dir sagen, dass selbst bei für mich unstrittigen Sachen dann doch jemand eine andere Meinung vertritt.
    Leider existiert im Fußball, wie so oft, keine klare Linie die deutschlandweit gelehrt wird.

    Nun zu deiner Frage.
    Der Schütze der angreifenden Mannschaft entscheidet nicht, ob eine Mauer gestellt wird und nicht.
    Die Mauer ist ja ein Instrument der verteidigenden Mannschaft, um bei Freistößen die eine hohe Torchance haben diese zu minimieren.
    Das der Schütze keine Mauer will, ist ja klar.

    Am Mittelkreis ist es selbst auf dem Kleinfeld der D-Jugend sehr unüblich überhaupt eine Mauer zu stellen.
    In der Regel wird eine Mauer bei Freistößen um den Strafraum herum gestellt.

    Da fragst du also kurz die verteidigende Mannschaft, ob sie eine Mauer wollen und gehst dann die 9,15m (grob) ab.
    Sobald eine Mauer gestellt wird, muss der Pfiff kommen. Ist quasi wie nach einer persönlichen Strafe oder Auswechslung.
    Da die Spieler das nicht immer wissen, sollte da die Information an den Schützen kommen: "Auf Pfiff bitte, ich stell die Mauer noch!".

    Dann ist die Situation klar und du kannst locker auf deine Position gehen.

    Will bei einen Freistoß der Schütze schnell spielen und es stellt sich der Verteidiger vor dem Ball und wird angeschossen, dann musst du das mit einer gelben Karte sanktionieren :gelbe_karte: da er die schnelle Spielfortsetzung unterbrochen hat.
    Also 2 mal unrecht für die Angreifer (1x = Foul für das es den Freistoß gab und 1x = Blockieren des Freistoßes).

    Ist es allerdings in Strafraumnähe musst du bisschen Fingerspitzengefühl an den Tag legen. Die Mauer in diesen Torkritischen Bereichen steht der Verteidigung zu.


    Beste Grüße

  • Auch von mir herzlich Willkommen. Da widerspreche ich Sinnaoi ganz entschieden. In der Tat ist die angreifende Mannschaft allein bestimmend, ob die Einhaltung des Abstandes gefordert wird. Es gibt kein Recht der verteidigenden Mannschaft, eine Mauer stellen zu dürfen. Du fragst also nur den Schützen, will er nicht, dass der Abstand beachtet wird, trägt er das Risiko. Die Verteidiger haben sich ohnehin vom Ball zu entfernen, tun sie das nicht, tragen sie das Risiko, dass Manfred den gelben Karton zeigt :gelbe_karte:;)

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

    Einmal editiert, zuletzt von StefanM ()

  • Am Mittelkreis würde ich den Schützen gar nicht fragen.

    Im Normalfall geht es einfach direkt weiter.

    Wenn der Schütze mit der Ausführung offensichtlich deshalb wartet, weil noch ein Verteidiger zu dicht dran steht, oder sich ein Verteidiger wirklich direkt vor dem Ball befindet, schickt man den Verteidiger weg - und zwar durchaus auf 9,15m, die man aber nur ungefähr abschätzt. Dazu muss der Ball auch noch nicht gesperrt werden, der Schütze kann weiterhin jederzeit spielen. Dabei würde ich dann nicht die "paar Schritte" erwähnen, sondern eher etwas sagen wie "du musst noch weiter weg".


    Erst in Tornähe würde ich dann die komplette Freistoß-Prozedur durchziehen und den Schützen fragen, ob er Wert auf den Abstand legt.

    Wenn ja: Ball sperren, Distanz ablaufen, warten bis Verteidiger sich dorthin zurückziehen, anpfeifen

    Wenn nein: Ball ist frei (Die Verteidiger haben kein Recht, dass man wartet, bis die Mauer gestellt ist)


    Gelb gibt es, wenn der Verteidiger sich offensichtlich vor den Ball stellt, um die schnelle Ausführung zu verhindern. Oder natürlich, wenn er sich nach Aufforderung nicht entfernt. Wie streng man das durchzieht, ist dann wohl Geschmackssache. Vieles lässt sich dort auch durch Management bzw. Authorität lösen. Aber je unsportlicher es wirkt, desto mehr muss die Verwarnung kommen.

  • Wenn der Schütze mit der Ausführung offensichtlich deshalb wartet, weil noch ein Verteidiger zu dicht dran steht, oder sich ein Verteidiger wirklich direkt vor dem Ball befindet, schickt man den Verteidiger weg - und zwar durchaus auf 9,15m, die man aber nur ungefähr abschätzt. Dazu muss der Ball auch noch nicht gesperrt werden, der Schütze kann weiterhin jederzeit spielen. Dabei würde ich dann nicht die "paar Schritte" erwähnen, sondern eher etwas sagen wie "du musst noch weiter weg".

    Falsch. Sobald Du den Abstand anweist, musst Du das Spiel freigeben.


    Mache ich zwar in der Praxis auch so, ist aber regeltechnisch falsch.

  • Falsch. Sobald Du den Abstand anweist, musst Du das Spiel freigeben.

    Meines Wissens nur, wenn es um die Mauer geht und nicht wenn man einzelne Spieler auffordert Abstand zu halten. Dann zeigt man in der Regel auch deutlich auf die Pfeife, dass das Spiel mit Pfiff freigeben wird.

  • Ich habe jetzt nur das in den Regeln gefunden:

    Zitat von Regel 13
    Zusätzliche Erläuterungen des DFB

    1. Fordert die zum Freistoß berechtigte Mannschaft die Einhaltung der 9,15-m-Entfernung vom Ball, soll der Schiedsrichter die Entfernung feststellen, aber durch ein unmissverständliches Zeichen verhindern, dass der Freistoß vor der Freigabe des Balles ausgeführt wird. Wird der Freistoß trotzdem ausgeführt, so ist er zu wiederholen und der schuldige Spieler ist zu verwarnen

    Gibt es mehr?

  • Also ich kenne es so, dass der ausschließlich die angreifende Mannschaft eine Kontrolle des Abstands einfordern kann oder es eben bleiben lassen kann.

    Wenn es eingefordert wird, ist der Ball gesperrt, ansonsten eben nicht. Es gibt nicht viel frustrierenderes als einen regelkonform schnell ausgeführten Freistoß, der vom SR zurückgepffen wird, weil dieser sich ohne Notwendigkeit voreilig an die Kontrolle des Mauerabstands gemacht hat.


    Und ein Spieler, der sich vor den Ball stellt...das ist Gelb noch bevor er auf den Abstand hingewiesen wird (S. 87, Wenn allerdings ein Gegner absichtlich die Ausführung eines Freistoßes verhindert, muss er wegen Spielverzögerung verwarnt werden.).


    Wobei natürlich auch die Frage ist, wie das in der D-Jugend zu handhaben wäre. Wobei ich aus pädagogischer Sicht sogar da ansetzen würde um dieses unsportliche Verhalten, was man immer so im Fernsehen sieht, im Keim der Jugend bereits zu ersticken.

  • Die Praxis im Profifußball ist allerdings leider, dass der Schiedsrichter noch während des Pfeifens sein Spray zückt und eine Minute den Verteidigern seine Entscheidung erklärt.

  • Profifußball interessiert mich in dem Fall gar nicht. Wie hier bereits erwähnt wurde entscheiden die Angreifer, ob sie sich von der Anwesenheit der Verteidiger in Ballnähe gestört fühlen oder nicht. Im Zweifel frage ich die am Ball stehenden Angreifer, ob ich die Verteidiger auf Abstand bringen soll, oder ob sie gleich schießen wollen. Wenn die den Abstand haben wollen, zeige ich auf die Pfeife und sperre den Ball, wenn nicht, rufe ich laut "Ok, Ball ist frei". Was Verteidiger, Torwart, Trainer oder Zuschauer wollen, interessiert mich übrigens auch gar nicht.


    Bewegt sich ein Verteidiger zum Ball, kommt der Ruf "Bei Freistößen kann ich Spieler nur mit einer Gelben Karte wegscheuchen", das genügt in der Regel, dass die gleich wieder abdrehen. Und wer nicht hören will, oder den schnell ausgeführten Freistoß aktiv blockt, hat sich die Verwarnung dann auch redlich verdient, egal in welcher Altersstufe oder Spielklasse.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Der Reihe nach - Profifußball ist eine Sache, Amateurfußball eine andere Angelegenheit, was alleine schon an dem Umstand deutlich wird, dass wir kein Spray haben.


    Ansonsten haben wir genau diese Frage hier schon einmal ausführlich diskutiert, die Regellage ist doch etwas anders:
    Wenn ein Spieler, das muss eben nicht unbedingt der Schütze sein, der Mannschaft, die den Freistoß ausführen darf, den Abstand einfordert, dann haben wir diesen herzustellen - und dann ist auch, Nr.23 hat das ja schon zutreffend zitiert, der Ball zu sperren, anderenfalls ist der Ball grundsätzlich frei, es sei denn, es liegen die viereinhalb zwingenden Faktoren vor, die einen Anpfiff unabdingbar machen:
    1. Persönliche Strafe
    2. Auswechslung
    3. Verletzungsbehandlung
    4. Abstand wird eingefordert (war aber bereits Thema)
    4 1/2. Der Schiri hält das aus spieltaktischen Gründen für sinnvoll (das ist eben nicht regeltechnisch unabdingbar, aber zulässig).


    Aber nicht zu vergessen:
    Ein herzlicher Willkommensgruß an KappaSke !

  • Herzlich willkommen hier.

    Das Richtige ist hier schon gesagt worden, also muss ich es nicht wiederholen.

    Gibt nur einen Tipp von mir: gib nix auf das Gequatsche von Trainern!

  • Der Reihe nach - Profifußball ist eine Sache,

    Jepp, aber das Verhalten bzw. die Erwartungshaltung, z. B. dass jeder Freistoß in Tornähe durch den Schiedsrichter nach dem „minutenlangen“ Stellen der Mauer durch Pfiff freigegeben wird, spiegelt sich im Amateurbereich wider.

  • War da nicht vor ein paar Jahren mal ein recht prominenter Fall im Profifußball mit der schnellen Spielfortsetzung?

    Ich meine mich zu erinnern, dass es um einen idF für die Angreifer auf der 5er-Linie ging.

    Schiri pfeift, Verteidiger (inkl. Torwart) stürmen meckernd auf den SR zu und währenddessen führen zwei Angreifer schnell den idF aus und schieben den Ball ins Tor.

    SR hat das Tor gegeben und wer medial zerpflückt wurde waren nicht etwa die Verteidiger, die einfach nicht weitergespielt haben, sondern der SR, der die schnelle Spielfortsetzung zugelassen hat...

  • Aber was ist die Ursache vielen Übels ? Die SR in den oberen Ligen, die jeden Freistoß anpfeifen, weil sie noch mit dem Spray den Rasen verzieren.

    Und in der Betonliga ist das Geschrei groß, wenn der Angreifer den Ball am mauerstellenden Torhüter vorbei ins Netz haut.


    Ich habe mir schon eine Weile angewohnt, wirklich vom Ball wegzulaufen, wenn ich eine schnelle Ausführung für möglich halte. Steht dann doch ein Verteidiger noch zu nah am Ball oder die Angreifer wollen eine Mauer, dann kommt ein Doppelpfiff und der Freistoß ist gesperrt. Der Verteidiger bekommt je nach Intension eine Ermahnung (wenn er sich sichtbar wegbewegt) oder eben die gelbe Karte (wenn er stehen bleibt, sich gar zum Ball hinbewegt).


    Und ja, beim ersten Freistoß, der schnell ausführbar ist, warten alle auf meinen Pfiff. Dann kommentiere ich immer "solange sie nichts von mir hören oder sehen, ist der Ball frei". Und aus Erfahrung wissen die Spieler das zu schätzen, spätestens wenn sie den schlafmützigen Torwart überraschen konnten.

  • Also das mit der "doofen Frage" ziehe ich hiermit offiziell zurück.


    Sehr interessante Diskussion und große Hilfen sind für mich definitiv dabei gewesen und damit ein danke an jedem, der sich bis jetzt schonmal die Zeit genommen hat :)

  • Ich habe mir schon eine Weile angewohnt, wirklich vom Ball wegzulaufen, wenn ich eine schnelle Ausführung für möglich halte.

    Das mache ich nur, wenn ich nicht damit rechne, dass eine Mauerstellung gefordert wird. Üblicherweise stelle ich mich etwas abseits des Freistoßortes mit dem Gesicht zum potenziellen Schützen und frage "Mauer stellen oder gleich schießen?", so dass jeder, der das hören möchte, das auch hören könnte, aber niemand auf die Idee kommt, dass das bereits der Mauerabstand sein könnte - spätestens nach dem ersten Freistoß auf beiden Seiten wissen die klügeren Spieler Bescheid, um den Rest kümmere ich mich nicht -, gleichwohl wäre damit eine Ausführung möglich und wenn die Mauer nicht gewünscht ist, laufe ich in eine Position, aus der jeder erkennen kann, dass ich garantiert mich nicht um die Mauer kümmern werde ... klappt eigentlich fast immer, nur ein paar weniger helle Kerzen schnallen das nicht, bei den meisten Spielern kommt das aber richtig gut an.

  • Mannmannmann- selten so viel Wildwuchs (leider auch komplett Falsches (!)) auf eine einfache Frage gelesen.

    Es gibt hier mehrere Sichtweisen: Die Vorgaben der Fußballregeln, die Praxis der Leistungsschiedsrichter und der Wildwuchs in den unteren Spielklassen. Wie oft höre ich, dass Freistöße in Strafraumnähe zwingend anzupfeifen seien. Wie oft höre ich, dass die Verteidiger ja erst ihre Mauer stellen dürfen müssen. Wie oft höre ich, dass ja der Torwart bereit sein müsse. Gerade kürzlich erst wieder in der Betonliga gesehen: Da fragt der SR vor Freigabe des Balles den jugendlichen TW, ob er bereit sei. Den SR nach dem Spiel auf die Problematik angesprochen, dass der TW nun in jedem Spiel erwartet, dass er ja erst bereit sein müsse entgegnete der SR sinngemäß das sei ihm egal, er fahre damit gut.

    Ich wünsche mir, dass alle wieder etwas mehr in das Regelheft schauen (da nehme ich mich selbst gar nicht aus). Und das Wichtigste: Wenn hier ein Neuling/ ein weniger erfahrener Kollege ein einfache Frage stellt, dann differenziert doch bitte zwischen "Fußballregeln" und "best praxis".

    KappaSke Bitte frag ruhig weiter hier im Forum. Aber egal was man Dir antwortet- schlag die Antworten selbst im Regelheft nach.

  • Wir an der Basis müssen wie so oft die Unarten der Spitzen-SR ausbaden. Das ärgert mich umso mehr, da die Thematik Ausführung eines Freistoßes im Regelheft sehr unmissverständlich dargestellt wird inkl. der DFB-Anweisungen. Und so wie es dort geschrieben ist, macht es auch Sinn. Ein schnell ausgeführter Freistoß ist allein vom Überraschungseffekt her gesehen doch oftmals viel besser als die ganze Mauerprozedur. Aber in der Bundesliga wird fleißig eingeschäumt...

  • Eben, die verteidigende Mannschaft soll den größtmöglichen Nachteil bzw die angreifende Mannschaft den größtmöglichen Vorteil haben

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.