Frage zum 21. Dezember

  • Wir diskutieren jetzt über eine Belanglosigkeit. Trotzdem noch mein Senf, der sich tatsächlich nur auf den deutschen Regeltext bezieht.


    Der Schiedsrichter hat = muss das Spiel weiterlaufen lassen, wenn das andere Team einen Vorteil hat. Das setzt allerdings voraus, dass der Schiedsrichter auch einen Vorteil innerhalb wenigen Sekunden erkennt. Es ist weder definiert, was ein Vorteil genau ist und dass der Schiedsrichter immer wenige Sekunden warten muss.


    Aber, wenn er innerhalb weniger Sekunden tatsächlich einen Vorteil erkennt, hat/muss er weiterspielen (zu lassen).

  • Ich habe auch etwas darüber nachgedacht, was überhaupt der Unterschied zwischen "sollen" und "müssen" in diesem Kontext ist.

    Zwischen der Formulierung "ich soll etwas tun" und "ich muss etwas tun" steht meiner Ansicht nach höchstens der Hintergedanke, dass bei "muss" die Konsequenzen gravierender sind, wenn ich es nicht tue als bei "soll". Wenn das nicht der Fall ist, sind es eigentlich Synonyme. Da es im Regelwerk keine Konsequenzen für den SR gibt, wenn er sich nicht an die Regel hält, gibt es hier eigentlich gar keinen Unterschied zwischen "sollen" und "müssen".

    Also ob im Regeltext stehen würde "Der SR muss so entscheiden" oder "Der SR soll so entscheiden" wäre letztlich die gleiche Aussage.

    Deshalb wäre meiner Ansicht nach sowohl "muss" als auch "soll" hier eine korrekte Antwort.

    Mit den genannten Zusatzquellen lässt sich auch "kann" vertreten, aber die sind in diesem Rätsel ja nicht zulässig


    In den neuen Football Rules schreibt die IFAB übrigens

    "Ein Vorteil liegt vor, wenn ein Vergehen (Foul, Handspiel, Abseits, technische Regel usw.) begangen wird und der Schiedsrichter das Spiel weiterlaufen lässt (allows to continue), weil die Mannschaft, die das Vergehen nicht begangen hat, in nützlichem Besitz des Balls ist, da dies zu ihrem Vorteil ist."

    - also die bisherige englische Formulierung ohne Hilfsverb, die ja auch konsistent mit dem Großteil der sonstigen Regeln ist


    "Der Schiedsrichter sollte nur dann auf Vorteil spielen, wenn:

    ein echter Vorteil für die nicht gegen die Regeln verstoßende Mannschaft besteht

    kein Spieler ernsthaft verletzt wird

    keine Gefahr einer Reaktion oder Konfrontation besteht


    Wenn keine eindeutige Torchance für die nicht spielende Mannschaft besteht, sollte der Schiedsrichter insbesondere nach einer Roten Karte nicht auf Vorteil entscheiden

    [...]


    Der Schiedsrichter muss eine schnelle, taktische Entscheidung treffen und sollte bedenken, dass:

    Die Fortsetzung des Spiels nicht immer im Interesse der Mannschaft ist, die das Vergehen nicht begangen hat, z. B. wenn sie sich im oder in der Nähe ihres eigenen Strafraums befindet und/oder unter Druck steht.

    ein Freistoß in einer Angriffssituation für die nicht angreifende Mannschaft besser sein kann, als das Spiel weiterlaufen zu lassen


    Der Schiedsrichter kann einige Sekunden abwarten, damit sich ein möglicher Vorteil entwickeln kann. Wenn das nicht-verstoßende Team davon nicht profitiert und keinen Vorteil erlangt, kann der ursprüngliche Freistoß ausgeführt werden. Allerdings sollte die Mannschaft, die das Vergehen nicht begangen hat, nicht zwei Chancen erhalten, z. B. wenn ein Spieler gefoult wird, sich aber erholt und auf das Tor schießt; wenn der Spieler nicht trifft, kann der Schiedsrichter nicht zurückgehen und einen Freistoß für das ursprüngliche Vergehen geben."


    Also eine schöne Mischung aus "should", "must" und "can".

    Einmal editiert, zuletzt von Nr.23 () aus folgendem Grund: falsche Übersetzung

  • ein echter Vorteil für die nicht spielende Mannschaft besteht

    Du meinst für die spielende Mannschaft (im Sinne Ballbesitz) !? Der Knackpunkt ist wirklich der "Echte Vorteil" - dafür fehlt Spielern, Offiziellen und auch Schiedsrichtern manchmal leider das Gespür.