Frage zum 21. Dezember

  • Nach der längsten Nacht des Jahres eine Frage an alle Ausgeschlafenen:


    Kann, soll oder muss der Schiedsrichter eigentlich den Vorteil gewähren?


    Als Antwort bitte nur eines der drei Schlagworte "kann", "soll" oder "muss".

  • Nach dem deutschen Regeltext muss er eine Vorteilssituation weiterlaufen lassen.

    Durch die dem Schiedsrichter obliegende Tatsachenentscheidung ob es ein Vorteil ist oder nicht, ist es aber de-facto eher eine soll-Bestimmung.

  • KozKalanndok  Referee_Sebastian Was ist denn an


    Als Antwort bitte nur eines der drei Schlagworte "kann", "soll" oder "muss".


    missverständlich?

    Ich hatte es anders verstanden, dass wir nicht mehrere der drei Wörter als Antwort verwenden sollen und nicht, dass die Antwort nur aus einem Wort bestehen soll. Manfred ich habe meine Antwort deshalb bearbeitet, die ursprüngliche Antwort kommt dann morgen als Begründung.

  • muss

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Okay, heute sehen wir, wer seine Regelschulungen regelmäßig besucht oder wer nach dem Regelstand von anno dunnemals pfeift ... :P


    Nein, leider wurde die Änderung, die vor ein paar Jahren klammheimlich eingeführt wurde, nie wirklich kommuniziert - und konsequent ist der Regelgeber ohnehin nicht, der spricht an verschiedenen Stellen, so etwa in der kürzlich hier thematisierten Regel 3.1, davon "wenn Vorteil gegeben werden kann" ...


    Dennoch kann die richtige Antwort hier nur "muss" lauten:

    Zitat

    aus Regel 5
    Der Schiedsrichter hat:

    ...

    Vorteil

    • das Spiel bei einem Vergehen weiterlaufen zu lassen, sofern das Team, das das Vergehen nicht begangen hat, dadurch einen Vorteil erhält, und das Vergehen zu ahnden, wenn der mutmaßliche Vorteil nicht sofort oder innerhalb weniger Sekunden eintritt,

    Das ist klar und eindeutig, denn "hat" ist "muss" und weder "soll" noch "kann".

  • Ich zitiere aus einer Seite des DFB: "Hinter dieser sprachlich komplizierten Vorgabe steckt folgende Aussage: Ein Schiedsrichter hat, wie seinerzeit bei Jens Lehmann geschehen, die Möglichkeit, nach einem Vergehen sofort zu pfeifen und die entsprechenden Strafen auszusprechen. Er kann aber auch Vorteil gewähren, so dass das Spiel weiterläuft. Schließlich kann er nach einem solchen Vergehen auch noch einen kurzen Moment warten, um zu sehen, wie sich die Situation entwickelt." (https://www.dfb.de/news/detail…hrung-von-vorteil-192300/)

    Da steht nix vom MUSS!

  • Wie versprochen hier die Begründung zu meiner Antwort (KANN):


    Eine richtige Frage, um sich das Regelwerk mal genauer anzuschauen.


    In der deutschen Version hießt es:

    "Der Schiedsrichter hat...das Spiel bei einem Vergehen weiterlaufen zu lassen, sofern das Team, das das Vergehen nicht begangen hat, dadurch einen Vorteil erhält...".

    Der Ausdruck "hat weiterlaufen zu lassen" impliziert eine Muss-Vorschrift. Also Frage beantwortet ? Nein !


    Denn in den sonstigen Ratschlägen heißt es dann:

    "Der Schiedsrichter kann bei jedem Vergehen Vorteil gewähren".

    Somit widerspricht sich das gegenseitig meiner Meinung nach.


    Schaut man in die englische Originalversion, dann heißt es dort:

    "The referee...allows play to continue when an offence occurs and the non-offending team will benefit from the advantage,..."

    Von den Signalwörten "must" oder "has to" ist hier keine Spur.


    Im Kapitel "other advice" heißt es in der englischen Version:

    "The referee may play advantage whenever an offence occurs but should consider the following in deciding whether to apply the advantage or stop..."


    Aufgrund der Unklarheit in deutschen Version und auf Basis des IFAB-Originalregelwerkes gilt der Passus "Der IFAB veröffentlicht die Spielregeln auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. Unterscheiden sich die Versionen im Wortlaut, ist der englische Text massgebend.".


    Daher lautete meine Antwort: es ist eine "Kann"-Bestimmung, da das Regelwerk den SR nicht dazu verpflichtet.

  • Ich zitiere aus einer Seite des DFB: "Hinter dieser sprachlich komplizierten Vorgabe steckt folgende Aussage: Ein Schiedsrichter hat, wie seinerzeit bei Jens Lehmann geschehen, die Möglichkeit, nach einem Vergehen sofort zu pfeifen und die entsprechenden Strafen auszusprechen. Er kann aber auch Vorteil gewähren, so dass das Spiel weiterläuft. Schließlich kann er nach einem solchen Vergehen auch noch einen kurzen Moment warten, um zu sehen, wie sich die Situation entwickelt." (https://www.dfb.de/news/detail…hrung-von-vorteil-192300/)

    Da steht nix vom MUSS!

    Den Lehrbrief Nr. 80 habe ich auch gefunden bei meiner Recherche ;)

  • Womit wir aber wieder bei Dingen wären, die nicht im Regelbuch stehen ... Übrigens brauche ich dafür keinen Lehrbrief, die Regel 5 erlaubt es dem Schiedsrichter per Generalklausel, das Spiel jederzeit zu unterbrechen, bei Vergehen, die mit einem Feldverweis zu ahnden sind, verlangt das Regelwerk sogar explizit, dass ein Vorteil nur gewährt werden soll (hier aber im Sinne von darf), wenn eine klare Torchance besteht; die Inkonsequenz der Regelverfasser ist immer wieder beeindruckend.


    Letztlich bleibt es aber bei dem "muss" - und das sollten sich auch manche Kollegen hinter die Ohren schreiben -, weil auf jeden Fall abgeartet werden sollte, ob ein Vorteil eintritt, es sei denn, das ist faktisch ausgeschlossen; genau diese beiden Optionen haben wir regelmäßig auf dem Platz.

  • Manfred ist Beamter und sölbige haben ihre eigene Interpretion der deutschen Sprache :flieh:

  • Ich war mir auch nicht sicher, was es genau ist.


    Daher hab ich auch meine Antwort trotz der Anmerkung von Mark nicht korrigiert.

    Der Unterschied hat nichts mit Beamten zu tun...geht eher in Richtung der Juristen :)

    muss bedeutet, der Schiedsrichter hätte überhaupt keinen Ermessensspielraum. Auf ein muss hätte ein Gegner aber auch einen Anspruch auf Umsetzung.

    soll bedeutet, dass der Schiedsrichter einen Vorteil grundsätzlich zu geben hat, es sei denn er hat einen plausiblen Grund es nicht zu tun.

    kann bedeutet, dass der Schiedsrichter absolut frei in seiner Entscheidung ist, ob er Vorteil gibt oder nicht.


    muss ist hier eigentlich sogar auszuschließen. Auch wenn es sich liest wie eine muss-Vorschrift ist es meiner Meinung nach zu verneinen, da es im Regelwerk alleine schon Gründe gibt, wann ein Vorteil nicht zu geben ist und die Formulierung in der deutschen Version von der englischen Version abweicht.

    kann sehe ich aber auch nicht.Da ist die englische Regel 5 zu direkt (the referee allows und nicht the referee may allow).

    Im Gesamtzusammenhang mit den Formulierungen in Regel 12 ergibt sich meiner Meinung nach am ehesten eine soll-Vorschrift.