Es war ein toller Sonntagnachmittag als sich die A-Juniorenteams von Benfica und Kosova gegenüberstanden. Ich war ausgeschlafen, ausgeruht und guter Laune ebenso aber auch auch auf ein möglicherweise schwieriges Spiel eingestellt. Kurz vor Anpfiff kamen auch die Leibchen für Gast. Allerdings konnte man die Nummern nur auf fünf bis zehn Meter Entfernung durchsehen. Nur ein Detail...
Nach zehn Minuten stand es 3-0 und innerlich dachte ich mir bereits jetzt, dass es das noch nicht gewesen sein kann. Es gab viele kleine Unschönheiten, hohe Arme, unsaubere Zweikämpfe, Aufeinandertreffen in meinem Rücken aber bis zur Pause hatte ich das Ding ordentlich im Griff. Eine beginnende Rudelbildung unterband ich, indem ich mir beide ranholte und zum Fairplay aufforderte. An meiner (ich würde sagen halbwegs guten) Leistung änderte auch die gelbe Karte für Gast 10 in der 43. Minute aufgrund wiederholtem Foulspiel nichts. Es ging mit zwei weiteren Toren - allerdings für Gast - also mit einem Spielstand von 3-2 in die Pause. Das Spiel war offen.
Nach dem Tee war erstmal Ruhe. Der 10er durfte in der 53. Minute nach seiner Zeitstrafe wieder reinkommen. Dann lief die 62. Minute, Gast verlor den Ball und der Konter lief. Ich sprintete gerade los, war aber zum Glück aufmerksam und sah die aufkommende Rudelbildung am Ort des Ballverlustes. Ich unterbrach den Konter direkt. Ich musste hier ein Zeichen setzen, holte mir beide ran und zeigte beiden gelb. Heim 11 hatte ich bereits in der ersten Halbzeit ermahnt und Gast 10 durfte nun mit gelbrot duschen gehen. Es traf genau die richtigen beiden Spieler und ich setzte mit SR-Ball fort. Dass der des Feldes verwiesene Spieler auf der Bank Platz nahm, sah ich schnell, woraufhin ich ihn in die Kabine schickte.
In der 65. Minute geht Gast 6 wieder in den Zweikampf mit mehreren Gegenspielern, verliert wieder den Ball und tritt wieder und wieder nach aber dieses Mal komme ich nicht wieder mit der Ermahnung sondern gönne ihm mit der Verwarnung zehn Minuten auf der Bank. Mit zwei Spielern Überzahl gelang Heim ein weiteres Tor zum Zwischenstand von 4-2.
Nach seiner Pause durfte der 6er auch wieder mitspielen. Leider fällt dem nicht besseres ein, als meine Abseits-Entscheidung gegen seinen Stürmer in Frage zu stellen und das obwohl er viel schlechter stand als ich und in einem sehr rauen Ton und leider nur ca. zwanzig Zentimeter entfernt vor meinem Gesicht. Nachdem ich zwei Schritte zurücktrat und er von seinen Mitspielern zurückgehalten wurde, schickte ich ihn ebenfalls mit gelbrot zum Duschen woraufhin ich mir einige unschöne Worte in deutscher und mit nicht verständlicher Sprache anhören durfte. Doch leider nicht genug, meldete sich nun auch der Stürmer zu Wort, welcher vorher (für mich recht eindeutig) im Abseits stand. Dies brachte ihm auch die Verwarnung ein. Ich dachte, er ginge zur Bank jedoch drehte er sich nach drei Schritten zu mir um und forderte mich auf, ihm doch gleich die rote Karte zu geben. Inzwischen war auch der Spielführer von Gast bei mir. Ich gab ihm zu verstehen, dass er jetzt für Ruhe sorgen und den Spieler zur Bank schicken soll. Das tat bzw. versuchte er auch. Der fehlbare Spieler motzte allerdings immer weiter und weiter. Ich überhörte es, bis er mir "du Arschloch" ins Gesicht sagte und reichte (innerlich danke sagend) die rote Karte nach. Daraufhin zog er sein Trikot aus, warf es auf den Platz und trottete in Richtung Kabine. Und das alles in der 80. Minute.
Das Spiel hatte sich nun merklich beruhigt. Das 5-2 markierte auch schon den Endstand. Dann war da noch die Sache in der 89. Als Heim einen weiteren Konter mit einem langen Ball auf die beiden ab der Mittellinie starteten Spitzen lancierte, welchen Spielführer von Gast mit einer "sauberen" Notbremse ca. dreissig Meter vor dem Tor stoppte. Auch sein Flehen nach der gelben Karte änderte die Farbe meiner Karte nicht und so ging auch er unter die Dusche. Hier muss ich einen Fehler zugeben, denn der Spielführer gab seine Armbinde nicht weiter.
Nun fragte mich ein Spieler des Heim-Teams doch tatsächlich, warum ich nicht abbrechen würde. Aber ich war auch hier sattelfest und entgegnete, dass erst bei weniger als sieben Spielern abgebrochen werden müsse. Ich pfiff zwei Minuten später mit nur einer Minute Nachspielzeit (was eigentlich viel zu wenig war) ab. Mir wurde sowohl von beiden Trainern als auch von den verbliebenen Spielern und meinen beiden Kolleginnen im Zuschauerbereich eine gute Leistung in einem üblen Spiel bestätigt. Leider war kein Offizieller anwesend.
Der Sonntagnachmittag war immer noch toll und ich genoss nach dem Umziehen die erste Halbzeit eines anderen Spiels mit meinem Feierabendbier in der Hand.