Handspielregel Spieler schießt sich selbst an

  • Seit einem Jahr ist es ja kein strafbares Handspiel mehr wenn sich ein Spieler selber an die Hand schießt oder beim Ballstoppen den Ball nach der ersten korrekten Berührung an die Hand bekommt. Lasst ihr das rigoros weiterlaufen oder pfeift ihr das auch manchmal wenn es sehr "offensichtlich" ist? Ich weiß, dass man nicht nach Zuschauerrufen oder sonstige äußere Einflüsse gehen soll aber es ist im allgemeinen denk ich stressfreier wenn man sowas abpfeift. Denke in den Köpfen ist diese Regel noch nicht angekommen, ich habe sogar bei "Fernsehspielen" schon öfter festgestellt, dass solche Szenen öfter noch abgepfiffen werden. Vielleicht wird das bei den Profis auch ähnlich gehandhabt wie bei falschen Einwürfen wo auch nicht so genau hingesehen wird (umgekehrter Fall natürlich). Wie sind da Eure Erfahrungen? Für mich jedenfalls jedes Mal knifflig und mit Diskussionen begleitet solche Szenen :/

  • Ich handhabe das nach Regelbuch und lasse in solchen Fällen weiterspielen, es sei denn es ensteht eine Tor/chance bzw. die Hand bewegt sich eindeutig nach dem Verspringen Richtung Ball.

  • Wenn ich den Eindruck habe, dass es so ist, wie es das Regelwerk vorsieht (also der Ball unabsichtlich an die Hand springt), läuft das Spiel weiter. Aber natürlich gibt es den Ausnahmefall, bei dem ich den dringenden Eindruck habe, dass der Handkontakt gewollt war - dann hätte ich keinen Hemmung auf Handspiel zu entscheiden (kam bisher aber nicht vor). Die Sonderlocke, dass aus der Aktion kein Tor entstehen darf (bitte nicht in die Details einsteigen), bleibt davon natürlich unberührt.

  • Wenn dem Stürmer im gegnerischen Strafraum ein Ball an die Hand kommt, pfeife ich es sofort ab. Dadurch erspare ich mir viele Proteste des Gegners. Denn was passiert, wenn nach den "Handspiel" 3-4 Spielzüge später ein Tor erzielt wird.

    Siehe Havertz Handspiel das 5 Sekunden später zum 3:3 Ausgleich führte, nur weil der Verteidiger den Ball nicht richtig traf und ihn seinen Gegenspieler in die Füsse spielte.

  • ich kann sventheman schon gut verstehen, wenn man in den unteren Klassen pfeift begleitet einen dieses Problem ständig.


    Meistens springt im Kampf um den Ball, meisten irgendwo in Mittelkreisnähe einem Spieler der Ball an die Hand, nachdem er ihn versucht mit dem Fuß oder dem Körper zu stoppen.

    Die "neue" Regelauslegung ist eigentlich klar, aber irgendwer ruft immer: "Hand Schiri "


    Manchmal weiße ich darauf hin, dass der Ball zuvor am Fuß oder Körper war. Wenn es öfters vor kommt und immer wieder Diskussionebedarf besteht, sag ich immer: "Wir können nach dem Spiel zusammen ins Regelheft schauen"

    Bisher ist noch nie jemand gekommen :)

  • Wenn dem Stürmer im gegnerischen Strafraum ein Ball an die Hand kommt, pfeife ich es sofort ab.

    Was sicher pragmatisch, aber klar regelwidrig ist - in solchen Fällen ist es eben ein wenig wie beim Abseits: Wait and see.

  • Wenn dem Stürmer im gegnerischen Strafraum ein Ball an die Hand kommt, pfeife ich es sofort ab. Dadurch erspare ich mir viele Proteste des Gegners. Denn was passiert, wenn nach den "Handspiel" 3-4 Spielzüge später ein Tor erzielt wird.

    ..und genau das ist m.E. aber FALSCH!!


    Begründung: wird der Angreifer anschließend vom gegnerischen Verteidiger im Strafraum gefoult, ist die Spielfortsetzung Strafstoß! Insofern darfst du also ein - per se nicht strafbares - Handspiel des Stürmers nicht einfach schon "zur Ersparung von Protesten" abpfeifen...!

  • Begründung: wird der Angreifer anschließend vom gegnerischen Verteidiger im Strafraum gefoult, ist die Spielfortsetzung Strafstoß! Insofern darfst du also ein - per se nicht strafbares - Handspiel des Stürmers nicht einfach schon "zur Ersparung von Protesten" abpfeifen...!

    Richtig. Einer der Gründe, warum jedes Spiel...

    irgendwer ruft immer: "Hand Schiri "

    Der Grundsatz "Hand ist wenns Absicht ist" (plakativ verkürzt) hat sich eigentlich nie im Regelwerk wirklich geändert.


    Geändert hat sich für uns Schiris eigentlich nur, wie wir "Absicht" zu bewerten haben.


    Das Regelwerk beschreibt reichlich Situationen, in denen ein Ball-Handkontakt als "nicht Strafbar" eingestuft wird. Es gibt aber ebenfalls reichlich Situationen, die im Regelwerk beschreiben werden, bei denen ein offensichtlich unabsichtliches Handspiel dennoch strafbar ist.


    Es empfiehlt sich tatsächlich da mal auch ins Regelwerk zu sehen (Spoileralarm: Steht in Regel 12)

  • Der Grundsatz "Hand ist wenns Absicht ist" (plakativ verkürzt) hat sich eigentlich nie im Regelwerk wirklich geändert.


    Geändert hat sich für uns Schiris eigentlich nur, wie wir "Absicht" zu bewerten haben.


    Wobei gerade zuletzt mehr davon abgewichen wurde als zuvor, beispielsweise das Handspiel bei/kurz vor Torerzielung, wo die Absicht plötzlich in den Hintergrund rückt.

  • Wobei gerade zuletzt mehr davon abgewichen wurde als zuvor, beispielsweise das Handspiel bei/kurz vor Torerzielung, wo die Absicht plötzlich in den Hintergrund rückt.

    Das meinte ich mit meiner folgenden Ergänzung:


    Geändert hat sich für uns Schiris eigentlich nur, wie wir "Absicht" zu bewerten haben.


    Das Regelwerk beschreibt reichlich Situationen, in denen ein Ball-Handkontakt als "nicht Strafbar" eingestuft wird. Es gibt aber ebenfalls reichlich Situationen, die im Regelwerk beschreiben werden, bei denen ein offensichtlich unabsichtliches Handspiel dennoch strafbar ist.

  • aber irgendwer ruft immer: "Hand Schiri "

    Wenn es danach geht muss aber JEDER Kontakt mit der Hand abgepiffen werden.
    Irgendwer ruft das immer.. auch dann wenn nicht mal ein Kontakt stattgefunden hat.

    Vielleicht wird das bei den Profis auch ähnlich gehandhabt wie bei falschen Einwürfen wo auch nicht so genau hingesehen wird

    So viele Einwürfe sind übrigens gar nicht falsch bei den Profis.. es wird in Amateurligen eher zu viel abgepfiffen oder das falsche.

    https://www.wahretabelle.de/ne…rf-falsch-ausgefuhrt/7652

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • aber es ist im allgemeinen denk ich stressfreier wenn man sowas abpfeift

    Ja prima- wenn ich das nächste Woche nicht abpfeife habe ich den doppelten Stress. Wenn Du es einfach haben willst, bleib bitte zu Hause auf dem Sofa liegen. Als weiteres Problem kommt hinzu, dass wenn Du 2 Min später eine analoge Szene eines Verteidigers im seinem eigenen Strafraum hast, wirst Du weiterlaufen lassen- und dann hast Du keine Linie mehr.
    Achtung jetzt werde ich böse (nicht so hart gemeint wie geschrieben- aber denk mal drüber nach): Eine Linie hast Du wahrscheinlich ohnehin nicht, wenn "stressfrei" eines Deiner Entscheidungskriterien ist.

    Wenn dem Stürmer im gegnerischen Strafraum ein Ball an die Hand kommt, pfeife ich es sofort ab. Dadurch erspare ich mir viele Proteste des Gegners.

    Regelwidrig. Du klaust dem Angreifer den Ballbesitz. Mach das in unserem Team und ich werde reklamieren und solltest Du mich verwarnen werde ich das Gespräch mit deinem Schiedsrichter-Obmann suchen ob er denn weiß, dass er SR hat, die bewusst gegen die Regeln verstoßen.

    Man hört es vielleicht raus- aber was sich da in den unteren Ligen abspielt ist nur noch peinlich- und zwar in erster Linie für uns SR. Die Kriterien sind seit 3? 4? Jahren nahezu unverändert aber wir erfinden lustig neue hinzu. Ja hurra.

  • Eine Linie hast Du wahrscheinlich ohnehin nicht, wenn "stressfrei" eines Deiner Entscheidungskriterien ist.

    Also bitte: "Stressfrei" ist doch auch eine Linie :flieh: - aber wir alle wissen, dass die sich keine 90 Minuten durchhalten lässt.

    aber was sich da in den unteren Ligen abspielt ist nur noch peinlich- und zwar in erster Linie für uns SR.

    Und an dieser Stelle muss och Dir jetzt ganz massiv widersprechen: Auch in den unteren Ligen gibt es verdammt viele Schiedsrichter, die gute Regelkenntnisse haben und sich auch redlich darum bemühen, diese anzuwenden (was übrigens, da greife ich das jetzt auf, des Öfteren Stress bringt, da der Schiri der einzige Mensch auf dem Platz ist, der weiß, was richtig ist). Und an dieser Stelle breche ich auch eine Lanze für die Schiris in den unteren Ligen, die sind immer alleine und sollen das managen, wofür die Regeln nicht umsonst Gespanne vorsehen - und wenn man das berücksichtigt, machen viele Schiris in den unteren Ligen einen verdammt guten Job, auch wenn ihre Fehlerquote zwangsläufig etwas höher ist.

  • Es geht nicht um Fehlerquote. Es geht verdammt nochmal um Basics, und wenn die nicht nur nicht beherrscht sondern sogar noch eigenmächtig missachtet werden ist's eben Scheiße.

    Wenn wir uns nicht auch an die eigene Nase fassen dann und wann wird's nicht besser.

    Dass es viele engagierte SR in den untersten Klassen gibt die einen tollen Job machen unterschreibe ich sofort.

  • sondern sogar noch eigenmächtig missachtet

    Dass das ein absolutes "No Go" ist, darüber sind wir uns doch einig - mir schwang da nur ein wenig zu viel "das machen alle Schiris in den unteren Klassen" mit, denn genau das ist nicht so. Übrigens erinnere mich als älterer Jahrgang an einen gewissen Herrn Collina, der auch gerne mal nach eigenen Regeln pfiff und Pflichtverwarnungen unterließ ...

  • Naja viele Pflichtverwarnungen werden medienwirksam in den ersten 1 - 2 Spieltagen ausgesprochen und danach wieder weniger. Gerade das Meckern oder sperren des Balles.


    Collina hat viele seiner nicht ausgesprochenen Pflichtverwarnungen auch hinterher nochmal angesprochen, meist weil er weiterlaufen hat im Sinne des Spieles. Bzw im Geist der Regeln.


    In der Betonliga liegt eher das Problem an der Regelunkenntnis und das nicht nur bei Spielern sondern auch bei einigen Kollegen. Hinzu kommt, wie hier schon geschrieben, auch das umsetzen der Regeln die ein Gespann erfordern. Wichtig ist aber Regelunkenntnis nicht mit erfinden neuer Regeln zu kaschieren.

  • Ich bin gefrustet. Da werden in der 2. untersten Klasse Handspiele gepfiffen, die im Leben keine sind. Beispiel: Vor 2 Spieltagen haben wir einen Hand-Strafstoß gegen uns bekommen, als der Ball vom eigenen Fuß von unten an den normal gehaltenen Arm des Verteidigers sprang. Da drehen sich dann 11 Köpfe zu mir um und fragen mich "Was macht denn Dein Kollege da- das kann doch nicht sein?!?" Meine Antwort im besten Fall: Verstehe ich auch nicht. Entscheidung steht. Weitermachen.

    Ich habe kein Problem mit Fehlentscheidungen. Aber Handspiel nervt nur noch.

  • Aber Handspiel nervt nur noch.

    Da hast Du recht @BriT.


    Vor allem wenn man bei korrekter Regelanwendung auch noch zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen kann.


    Ich hatte im letztem Jahr ein längeres Gespräch mit einem Arbeitskollegen meiner Frau (Strafrichter am LG-Hamburg und fanatischer HSV-Fan von Geburt an) zum Thema Handspiel.

    Seinen Kommentar zum Handspiel fand ich irgendwie Klasse:


    Seit er (Fußball)denken kann gibt es Diskussionen um´s Handspiel, bei dem sich das "Prinzip der Regel" eigentlich nie wirklich geändert hat. Es ist Strafbar wenn es Absicht ist.

    Absicht [so der Strafrichter] ist eines der am schwierigsten nachzuweisenden Tatmotiven in Strafprozessen. Nur in wenigen Fällen ist die Absicht aus einem Tathergang nachzuweisen. In den meisten Fällen muss die Absicht über Indizien und Indizienketten nachgewiesen werden, was oftmals dazu führt das eine Absicht durch den Staatsanwalt für einen Strafrichter nicht schlüssig nachgewiesen werden kann. So kommt es oft zu milderen Strafen als "Volkes Wille" es gerne hätte.


    Genau das gleiche Problem besteht beim Handspiel. Da wir dem Spieler nicht "hinter die Stirn sehen können" werden wir in den meisten Fällen nie erfahren ob der Ball-Hand Kontakt jetzt Absicht war oder nicht.

    Dafür hat uns jetzt der Regelgeber ein Füllhorn von Indizien an die Hand gegeben die sowohl für als auch gegen eine Absicht sprechen. (wie wir auf einem unserer Lehrabende mal festgestellt haben sind es je nach Zählweise und Gruppierung etwa 16 Indizien)

    Indizien heißen aber gerade aber deshalb Indizien, weil es eben Indizien sind und keine (harten) Beweise. Es gibt 1.000 Gründe warum sich eine Hand Richtung Ball bewegt einer davon ist, das der Spieler den Ball mit der Hand spielen will. Wirklich wissen ob der Ball Absichtlich mit der Hand gespielt werden sollte werden wir nur dann, wenn wir in das Gehirn des Spielers sehen oder es ein Geständnis gibt.


    Indizien bedürfen immer eine Bewertung von demjenigen, der die Entscheidung zu treffen hat. Da liegt es in der Natur der Sache, das es unterschiede in der Bewertung gibt. Die Diskussionen hier im Forum sind der beste Beleg dafür. Zumal es nicht nur bei einer Bewertung eines einzelnen Indizes bereits zu unterschiedlichen Bewertungen kommen kann. Oftmals widersprechen sich auch noch die Bewertungen verschiedener Indizien.


    Schlussendlich kommen dann noch Regelanweisungen dazu, die gar nichts mehr mit einer Absichtsbewertung zu tun haben.


    Der Regelgeber will einfach, das bestimmte Ball-Hand-Kontakte

    • als nicht strafbar eingestuft werden, obwohl möglicher weise viele Indizien für eine Absicht sprechen.
    • als strafbar eingestuft werden obwohl eigentlich alles gegen eine Absicht spricht