Um mal wieder ein wenig Regelarbeit zu übern, bin ich mit meinen Schiries am Montag Abend ein Paar Regelfragen durchgegangen. Dabei sind wir in der SR Zeitung 06/2019 auf eine Regelfrage gestoßen, die uns zunächst etwas verblüfft hat.
Zitat von SR-Zeitung 06/2019 (Seite 16) Situation 2Bei der Ausführung eines Eckstoßes schießt der Schütze aus Versehen den etwa 10 Meter entfernt stehenden Schiedsrichter an.
Von diesem prallte der Ball direkt zu ihm zurück.
Nun spielt er erneut den Ball und flankt ihn vor das Tor.
Entscheidung?
Vermutlich, tendieren hier viele zunächst zur Entscheidung "Schiedsrichterball" - eine derartige Situation ist ja auch ungewöhnlich und wird vermutlich eher selten vorkommen. Darüber hinaus würde es auch keinem, weder auf dem Grantplatz am Sonntag um 09:00 Uhr noch im Westfalenstadion vor der Gelben Wand, auffallen, wenn hier (Regelwidrig) auf SR-Ball entschieden wird.
Die SR Zeitung (Ebenda Seite 17) belehrt uns aber eines besseren und gibt folgende Antwort:
Indirekter Freistoß (zweimaliges Spielen des Balls).
Es erfolgt kein SR-Ball, denn der Ball bleibt zwar im Spiel, aber der Ballbesitz wechselt nicht und auch keines der anderen Kriterien für den SR Ball trifft zu.
Reaktion:
- Empörung, wie soll das denn gehen?
- Regelwerk rausgekramt und nachgelesen.
- Feststellung: Verdammt nochmal! Stimmt.
Die Regel 9 sagt, das der Ball in diesem Falle (der Berührung mit dem SR) eben nicht "aus dem Spiel" ist, wodurch es zu einer Doppelberührung durch den Spieler kommt, der den Eckstoß ausführt.
Für mich war diese Regelfrage am letzten Montag das Highlight. Sie machte (für diesen Regelkomplex) den Unterschied zwischen "Verstanden" und "Verinnerlicht". Damit verschob sich diese Regelinformation aus dem "Hirn-Regel-Archiv" bei dem man immer wieder erst einmal nachdenken muss ins "Regel-Unterbewusstsein". Tja, manchmal braucht' s eben länger.....
Soweit zum Verständnis, und nun kommt das ABER!
Es ist völlig sinnvoll, bei laufendem Spiel eben nicht bei jeder Ballberührung durch den SR sofort das Spiel mit einem SR Ball zu unterbrechen.
Das bedeutet aber auch, das der Ball in jedem Fall IM Spiel bleibt, so lange nach der Berührung durch den SR nicht einer der folgenden Fälle eintritt:
- ein Team einen aussichtsreichen Angriff auslöst,
der Ball direkt ins Tor geht oder
der Ballbesitz wechselt
Da das dann auch selbstverständlich für eine Ballberührung durch den SR unmittelbar nach einer Spielfortsetzung gilt, führt jede weitere Ballberührung durch den Spieler, der die Spielfortsetzung ausführt auch automatische zu einer (i.d.R. strafbaren) Doppelberührung.
Das kann jetzt aber zu einigen (konstruierbaren) "gefühlten" Regel-Kuriositäten bei Spielfortsetzungen führen
Eine davon habe ich dann mal hier zur Veranschaulichung dargestellt. Vielleicht fallen Euch noch andere ein?
Der TW führt den Abstoß aus und trifft dabei den Hacken des Schiries. Von dort aus rollt der Ball Richtung Tor. Der TW hat nun zwei Möglichkeiten:
1. Möglichkeit:
Reflexartig -und dem Selbstverständnis eines jeden Spielers folgend - hechtet der TW dem Ball hinterher und kann mit einer Glanzparade gerade noch verhindern, das der Ball die Torlinie überquert.
Ergebnis: Der Schiri gibt indirekten Freistoß auf der Torraum Linie, Plea bekommt Gelb wegen Meckerns, fliegt wegen wiederholtem Meckerns vom Platz und Schalke wird erneut Meister der Herzen weil die Bayern in der 93. Minute mit diesem idF den Ausgleich erzielen.
2. Möglichkeit
Der TW ist aufmerksamer Leser des SR Forums und kennt die Regeln. Er lässt den Ball in´s Tor rollen.
Ergebnis: Die Gelbe Wand im Westfalenstadion jubelt ob des Eigentors und jeder erwartet bereits die Nominierung zu Zeiglers Kacktor des Jahres. Der Schiri ist natürlich der Depp weil er SR Ball gibt und Roger Schmidt muss auf die Tribühne weil er das auch noch lautstark über den Platz brüllt.
Aber bestimmt könnt ihr noch bessere Regelkuriositäten für diese Regel 9 konstruieren? Mal sehen was dabei raus kommt.