Handspiel von Mitspieler vor Torerzielung

  • Nr.23 : Da die Überschrift dieses Abschnittes „Handspiel“ lautet und ein „Handspielvergehen“ mit dF bestraft wird, sollte klar sein, dass mit „Vergehen“ die Ballberührung mit der Hand gemeint ist.


    Aber tatsächlich entspricht die aktuelle Auslegung mal wieder nicht dem Wortlaut der Regel. Die Regel beschreibt nämlich nur den Spieler, der den Ball mit der Hand berührt, der danach kein Tor erzielen oder eine Torchance haben darf. In diesem Fall ist eigentlich klar, dass analog „Vorteil“ die Torchance/-Erzielung unmittelbar danach eintreten muss.


    Die Regel beschreibt aber im Wortlaut nicht die Torchance durch einen Mitspieler. Die „Vorteilanalogie“ ist hier nicht anwendbar, da nach einem unabsichtlichem Handspiel in der eigenen Hälfte durchaus innerhalb von ca. 1-3 Sekunden durchaus der tödliche Pass in die Tiefe folgen könnte. Das soll aber weiterhin nicht strafbar sein (Lehrvideo).


    Daher ist im Moment wohl die Auslegung, dass Handspiel und Torchance durch einen Mitspieler innerhalb des Strafraums oder ggf. noch in Strafraumnähe stattfinden müssen.

  • Timey: Wie ist folgende Situation nach der von dir vorgestellten Logik zu bewerten?: Ein Spieler bekommt 25m vor dem Tor den Ball an den Arm, gelangt dadurch in Ballkontrolle und schießt aufs Tor. Der Torwart kann den gefährlichen Schuss gerade noch über die Latte lenken.

    Dann lag nie eine "klare Torchance" im Sinne einer möglichen Notbremse vor und deshalb geht es mit Eckball weiter. Habe ich das richtig verstanden?


    Absolut richtig. Wir bewerten zum Zeitpunkt des Handspiels, ob eine klare Torchance vorliegt oder nicht. Wenn nein, geht es weiter. Geht der Ball in deinem Beispiel ins Aus, geht es weiter mit Abstoß/Eckstoß. Geht der Ball ins Tor pfeifen wir jedoch das Handspiel, da unmittelbar nach dem Handspiel ein Torerfolg vorhanden ist.

  • Weder im Regeltext noch im Lehrvideo geht es um eine klare Torchance analog einer Notbremse, sondern nur um eine Torchance. Als Analogie würde ich schon eine Torschussmöglichkeit ansehen, bei der man nur Gelb geben würde, sollte der Schuss durch ein Handspiel abgewehrt werden. Es reicht also eine reelle Torschussposition.


    Daher wäre der unmittelbare Torschuss aus 25 m Entfernung für mich noch eine Torchance und somit ein Handvergehen.


    Ein Befreiungsschlag aus der eigenen Hälfte bzw. dem eigenen Strafraum, wenn der gegnetische Torwart zu weit vor seinem Tor steht, wäre keine echte Torchance aber ein interessanter Fall, wenn dadurch tatsächlich direkt getroffen wird ;)

  • wäre keine echte Torchance aber ein interessanter Fall, wenn dadurch tatsächlich direkt getroffen wird

    Das sehe ich anders: Klare Intention des Regelgebers war es doch, dass Tore, die als unmittelbare Folge aus Handspielen entstehen, nicht gültig sein sollen. Daraus folgt, dass auch ein solches Tor nicht gelten darf.


    Leider hat der Regelgeber die eigentliche Absicht aber sehr unglücklich umgesetzt, was dann eben zu diversen Interpretationsschwierigkeiten und Hilfskrücken führt. Es beginnt damit, dass ein Handspiel, welches per se nicht regelwidrig ist, dann plötzlich doch regelwidrig wird, wenn es zur Torchance führt, wobei wiederum nicht sauber definiert wird, was eigentlich eine Torchance ist/sein soll, geht es doch im Kern nur um die Anerkennung solcher Tore. Letztlich versucht also das Lehrwesen die eigentliche Absicht des Regelgebers mit Hilfskriterien zu definieren, damit die Regel einheitlich angewandt wird - und das klappt bei unsauberen Vorgaben eben auch nicht vollumfänglich, da gewisse Widersprüche bleiben. Es ist zweifelsfrei richtig, dass ein aus 25 m Entfernung unmittelbar nach einem Handspiel erzieltes Tor nicht zählen soll/darf, es sich aber im Regelfall dennoch nicht um eine klare Torchance handelt. Wir müssen hier den Sinn der Regelung umsetzen und daran denken, dass der Rest nur Interpretationshilfen sind, die eben nicht abschließend alles regeln können.

  • DFB und IFAB haben jetzt klargestellt, dass unabsichtliche Handspiele nur strafbar sind, wenn sie unmittelbar zu einem Tor (zu einer Torchance?) führen:

    Sinn und Geist dieser Regeländerung liegen darin, ein Tor zu verhindern, das direkt aus dem Kontakt mit der Hand/dem Arm oder "sofort/unmittelbar" direkt danach resultiert. Hinsichtlich dieser Regeländerung plant das IFAB, diese fettgedruckten Begriffe noch in das Regelwerk zu integrieren, um noch mehr Klarheit zu schaffen.

    Insofern gilt es nicht als sofort, unmittelbar oder direkt in Zusammenhang mit der Torerzielung, wenn zum Beispiel ein Spieler den Ball im Mittelfeld oder in der eigenen Hälfte unabsichtlich an die Hand bekommt, der Ball durch dieses Handspiel zu einem Mitspieler springt, der den Ball aufnimmt und nach außen zu einem weiteren Mitspieler spielt und dieser dann den Ball zu einem mitgelaufenen Mitspieler am Torraum flankt, der am Ende ein Tor erzielt.

  • DFB und IFAB haben jetzt klargestellt, dass unabsichtliche Handspiele nur strafbar sind, wenn sie unmittelbar zu einem Tor (zu einer Torchance?) führen:


    Danke für diese Information......


    Zitat von DFB- aus Beitrag von Nr.23

    [...] wenn zum Beispiel ein Spieler den Ball im Mittelfeld oder in der eigenen Hälfte unabsichtlich an die Hand bekommt, der Ball durch dieses Handspiel zu einem Mitspieler springt, der den Ball aufnimmt und nach außen zu einem weiteren Mitspieler spielt und dieser dann den Ball zu einem mitgelaufenen Mitspieler am Torraum flankt, der am Ende ein Tor erzielt.


    Nur damit ich das, was der DFB sich da vorstellt richtig verstehe:


    Ich hab den von Nr.23 zitierten Text des DFB mal graphisch dargestellt.


    Ein völlig belangloser Handkontakt vor dem eigenem Strafraum, den wirklich niemand auch nur ansatzweise pfeiffen würde, führt nach 3 Ballkontakten und einer Spielverlagerung über das gesamte Feld zur Strafbarkeit - weil ein Tor erzielt wird.


    Ich habe ja Verständniss dafür das man das Handspiel im Zusammenhang mit einer Torerzielung nicht mehr sehen will.


    Aber wie lange soll ich denn als Schiri mich an einen völlig belanglosen und noch dazu als unabsichtlich bewerteten Handkontakt erinnern?


    Vielleicht geht das mit einem Video welches man zurückspulen kann, aber nicht am Sontag vormittag als Alleinpfeiffer auf dem Grantplatz. Darüber hinaus könntemir in der von mir aufgezeichneten Situation ein SRA helfen, da dieser das unabsichtliche Handspiel aus der Entfernung vermutlich nicht einmal wahrgenommen hat.

  • Von dem Aspekt her, ja.

    Aber meiner Ansicht nach war das ein allgemein strafbares Handspiel (Hand auf/über Schulterhöhe). Diese müssen natürlich weiterhin geahndet werden.


    Habe es mir gerade nochmal angeschaut: Poulsen spielt den Ball vorher ja absichtlich mit dem Fuß - insofern dann nicht strafbar und das Tor hätte in der Tat zählen müssen.

  • ..und wie lange dauert es jetzt noch, bis die nächste Klarstellung/Anweisung kommt bezüglich Ausbällen, die nicht gesehen wurden und dann irgendwann vor der nächsten Spielunterbrechung aber ein Tor fällt...

    (Siehe Dresden gg Wiesbaden / aberkanntes Tor Schäffler)?

  • Die kommt hoffentlich bald, weil das in der Tat unklar ist, ob der VAR dort eingreifen soll.

    Aber das ist ja zum Glück etwas, was (im Gegensatz zur Handspiel-Frage) nur den VAR-Bereich betrifft.