Eine verdammt blöde Gelb Rote Karte

  • Im Moment grübele ich über eine Sache. Vllt. könnt ihr mir helfen.
    Am Sonntag bin ich sehr kurzfristig für einen Kollegen eingesprungen und habe sein C-Klasse-Spiel übernommen. Zum Spiel muss man nicht viel sagen. Die Heimmannschaft war haushoch überlegen, sie haben das Spiel mit 7:0 gewonnen. Trotzdem habe ich einen FaD ausgesprochen. Der betreffende Gäste-Spieler hat sich schon in der 1. HZ beim Spielstand von 4:0 eine blöde :gelbe_karte: abgeholt. Und dann macht er in der 82. Minute ein eindeutig rücksichtsloses Foul. In jedem anderen Spiel gebe ich ohne viel Federlesen :gelbe_karte::rote_karte:. Aber aufgrund des Spielstands habe ich es versucht, ohne auszukommen. Ich habe dem Spieler eine Ansage gemacht. Dann sagte der gefoulte Spieler, dass er raus muss. Dann habe ich mich umentschieden. Noch bevor das Spiel fortgesetzt wurde, habe ich dem Gäste-Spieler doch die :gelbe_karte::rote_karte:gegeben. Sogar ein Heim-Spieler wollte mich davon überzeugen, den FaD zurückzunehmen. Aber ich blieb hart.


    Aber trotzdem habe ich Zweifel. Ich weiß, dass es regeltechnisch möglich war, aber war es trotzdem richtig?

  • Mal abgesehen davon, dass ein FaD eine Rote Karte und keine Ampelkarte ist - hier geht es um eine an sich harmlose Ampelkarte und den Beweis, dass sich Gutmütigkeit nicht auszahlt. Es wäre sicher besser gewesen, hier sofort der Intuition zu folgen und Gelb-Rot zu zeigen, aber passiert und dumm gelaufen - trgeltechnsch abrr korrekt (im Zweifelsfall hat Dich die Reaktion des Spielers im Zweifel gelassen, ob er verstanden hat, dass es für ihn eine Minute vor 12 Uhr ist).

  • Selbstverständlich ist eine GRK ebenso wie eine RK (im Gegensatz zur Zeitstrafe (FaZ)) ein Feldverweis auf Dauer (FaD).

  • Da hast Du aber gerade noch die Kurve bekommen! Das sind genau die Situationen, wo es dann heisst, aber der Schiri von letzter Woche hat aber.....!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Hier hat ja niemand das Foul gesehen. Was "eindeutig rücksichtslos" ist, ist ja auch ein bisschen Geschmackssache.


    Natürlich kann man bei entsprechendem Charakter des Spiels mehr durchgehen lassen. Das ist in meinen Augen kein Fall von "Schiri letzte Woche". Sondern man honoriert eben eine faire und rücksichtsvolle Spielweise, indem man dann, wenn es wirklich ganz aus Versehen mal daneben geht, dann auch keinen gelben Karton gibt.


    Wenn die Begründung "rücksichtslos" ist, dann kann man m.E. die Karte in einem ziemlich weiten Rahmen auch stecken lassen, so in etwa bis "hellrot", also bis in einem anderen Spiel (mit anderem Charakter) schon eine glatt rote Karte vertretbar gewesen wäre.


    In die taktische Bredouille hast Du dich vielleicht eher deswegen gebracht, weil Du die Entscheidung geändert hast. Ob es gelb gibt oder nicht soll ja nicht davon abhängen, ob der Gegenspieler raus muss. Da spielen so viele Zufälligkeiten mit hinein (Schmerzempfinden des Spielers, Vorverletzung, Vorsichtigkeit des Trainers/Betreuers, Wirkung des Eissprays, Schauspielerei...), dass ich das für eine Beurteilung für in dem allermeisten Fällen ungeeignet halte. Kurzum: Entweder ein Foulspiel ist "eindeutig rücksichtlos" oder eben nicht, das darf sich aber nicht daran entscheiden, ob der betroffene Spieler runter geht.


    Hättest Du die gelbe Karte gleich gezeigt und vielleicht was gesagt wie "sorry, das ist klar gelb, da lässt du mir gar keine andere Wahl - hättest du vorhin die dumme gelbe Karte nicht mitgenommen, hättest du dir das hier erlauben können" hätte vielleicht keiner was gesagt. Wenn Du die Karte auch endgültig hättest stecken lassen, offenbar auch nicht. Ob letzteres noch vertretbar gewesen wäre, kann wohl niemand beurteilen, ohne die Szene selbst gesehen zu haben.

  • Sorry, wenn der Kollege schreibt:ein eindeutig rücksichtsloses Foul, muß der Spieler dankbar sein, nicht Rot gesehen zu haben.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Die Außendarstellung ist hierdurch ggf. etwas unglücklich, um näheres dazu zu sagen müsste man die Situation selbst gesehen haben.


    Du kannst Dich als SR wie folgt verhalten: Pfiff, anschließend zum gefoulten Spieler gehen/traben (dabei den foulenden Spieler im Auge behalten), und die Zeit, die der gefoulte Spieler braucht um sich zu berappen/aufzustehen (ggf. auch die Behandlungspause) nutzen, um das Für und Wider der möglichen persönlichen Strafe im Geiste abzuwägen.


    Die "Ansage" an den foulenden Spieler (ggf. kombiniert mit einer Karte) kommt dann von Dir ganz ruhig erst unmittelbar vor der Spielfortsetzung.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Regeltechnisch war das in Ordnung. Hier geht's halt um die Außendarstellung oder Außenwirkung, die dann ziemlich blöd ist. Der Fehler besteht darin, dass du vorher dem Spieler nochmal eine Ansage gemacht hast, die wahrscheinlich viele mitbekommen haben und plötzlich schickst du ihn doch runter und zwar nachdem der Gefoulte sich "ausggeklinkt" hatte. Das versteht keiner. Besser: erstmal zu dem Gefoulten gehen und sich erkundigen, dann gewinnst du Zeit zur Entscheidungsfindung. Hast du dich dann aber festgelegt, dann bleib auch dabei. Wie dennosius schon schreibt : Hättest du auf die Karte verzichtet, vermutlich kein Protest, hättest du sofort gelb/Rot gezeigt, vermutlich auch kein Protest. Aber so hattest du Probleme, die Entscheidung zu verkaufen. Sieht nach außen halt nicht gut aus.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Ich bin da selbst bei der Mehrheit, die Außenwirkung war mehr als bescheiden. Das nächste Mal versuche ich es gar nicht erst, "Fingerspitzengefühl" zu zeigen. Zu dem Ausdruck: "Eindeutig rücksichtigslos". Ich habe das extra so gewählt, damit klar ist, dass das Foul auf jeden Fall :gelbe_karte: würdig war. Daher habe ich mich an den Regeltext gehalten. Auch wenn ich selbst die Ausdrucksweise für unglücklich halte. Über :rote_karte: brauchen wir hier nicht zu diskutieren.

  • Es gibt keine Freundschaftspiel und auch bei eindeutigen Stand werden die die Regeln umgesetzt.

    Fingerspitzengefühl gibt es nicht und wird nur bestraft.

    Wenn einer beim eindeutigen Rückstand seiner Mannschaft, trotzdem verwarnungs würdig foult, da gibt es die Ampelkarte und oder den Feldverweis.

    Keiner wird es dir danken nett zu sein.

    Kleiner Finger ganze Schulter nur als Erinnerung !

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Das nächste Mal versuche ich es gar nicht erst, "Fingerspitzengefühl" zu zeigen.

    Ja, gar nicht erst angewöhnen. Egal wie der Spielstand ist, sollten wir konsequent pfeifen, zumal es ja im SWFV von der VL bis in die D-Klasse eine Fairness Wertung gibt, die am Ende der Saison mit einem Scheck für die fairsten Teams honoriert wird.