Spiel Not gegen Elend, ein Abstieg nicht möglich und eine Meisterschaft schon jetzt selbst rechnerisch ausgeschlossen - und das in der B-Jugend. Spielerisch ist das Spiel nicht so schlecht, wie die Rahmenbedingungen das erwarten ließen.
Wir schreiben die 20. Minute, Heim führt durch zwei Unaufmerksamkeiten bereits 2:0, Gast dreht auf und wird bis zum Schluss die deutlich bessere Mannschaft sein, dennoch 2:1 verlieren, als ein Angriff von Gast durch ein taktisches Foul unterbunden wird. Der gefoulte Spieler geht dabei zu Boden, bringt es aber fertig, eine Art Scherenschlag auszuführen und verfehlt dabei den ihn foulenden Spieler nur knapp. Klar, der foulende Spieler von Heim bekommt die ihm zustehende Verwarnung, aber beim Gefoulten zögere ich: Einerseits habe ich keinen vernünftigen Zweifel, dass er hier dem anderen Spieler einen mitgeben wollte, was bedeuten würde, wofür auch der sehr ungewöhnliche Bewegungsablauf spricht, andererseits kann ich nicht mit letzter Sicherheit ausschließen, dass er sich das im letzten Moment noch anders überlegt hat und der Treffer deswegen nicht erfolgte. Da mir im Jugendbereich die Zeitstrafe zur Verfügung steht, halte ich es aus pädagogischen Gründen für richtig, genau diese (auch wenn es für ihn den Einstieg bedeutet) zu verhängen, der Spieler protestiert - im Gegensatz zum vermeintlichen Trainer, dazu später noch mehr - nicht, er weiß genau, was er getan hat.
Sechste Minute der zweiten Halbzeit, Freistoß für Heim auf Höhe der eigenen Strafraumgrenze nahe der Seitenlinie, also eine Sache, bei der man sich als SR garantiert nicht auf den Mauerabstand konzentriert, zumal alle Spieler bereits "auf dem Heimweg" sind. Alle? Nein, genau ein Spieler, richtig, es ist der mit dem "Scherenschlag", sieht sich veranlasst, aus schon sicherer Entfernung schnurstracks in Richtung Ball zu rennen und verhindert so die Ausführung des Freistoßes, in dem der Spieler, der ausführen will, die Aktion verzögert und dann abbricht. In diesem Moment hatte ich keine Möglichkeit, das präventiv zu unterbinden, ergo bleibt nur die Pflichtverwarnung, was für den Spieler nach unseren Regularien bedeutet. Dumm nur, dass dieser Spieler eine Leihgabe aus der B1 war und heute dort spielen sollte, das ergab nach Spielschluss noch längere Diskussionen, ob der nun gesperrt sei oder nicht (er unterliegt der "Vorsperre", darf also nicht spielen).
Ach ja, der vermeintliche Trainer:
Angriff von Gast, erneut ein taktisches Foul, der Ball konnte nicht mehr kontrolliert abgespielt werden. Ergo Pfiff, da mir die Verwarnung an dieser Stelle auch wichtig war, um das Spiel im ruhigen Fahrwasser zu halten (28. Minute und immerhin die fünfte persönliche Strafe, alle wegen Foulspiels). Nun kommt es, wie es kommen muss, der Ball kommt doch noch bei einem Mitspieler an, der den Angriff hätte fortsetzen können, dumm gelaufen, aber eben nicht mehr zu ändern. Daraufhin geht der vermeintliche Trainer, der am Spielfeldrand neben dem richtigen Trainer steht, ab und blökt in einer Lautstärke über das Feld, dass das nicht mehr akzeptabel ist. Seine Meinung über meine Unfähigkeit meint er zudem noch unterstreichen zu müssen, in dem er sich mehrfach mit der flachen Hand gegen die Stirn schlägt. Außerdem ist er der große Regelkenner, der fest der Auffassung ist, dass ich die Verwarnung hätte nachreichen können, was bei einem aussichtsreichen Angriff aber seit den letzten Regeländerungen nicht mehr der Fall ist, wenn der Vorteil eingetreten ist. Ich frage ihn also, ob er eine offizielle Funktion hat, was verneint wird - und daraufhin hat er die Ehre, den Innenraum verlassen zu dürfen. Das die weitere Frage nach seinem Namen unbeantwortet bleibt ist nachrangig, ich kenne den ohnehin, weil ich seine Mannschaft vor gut einem Monat gepfiffen habe (es ist der B1-Trainer). Der Klassenleiter, mit dem ich wegen des Vorfalls oben gestern noch den telefonischen Kontakt gesucht hatte, war "höchst erfreut" und der Auffassung, dass der ohnehin bald fällig sei; mein Bericht wird ihm dabei sicher helfen.
Nicht zu vergessen, dass sich in der zweiten Halbzeit noch ein Vertreter von Gast ruhmreich verhalten hat, an der Seitenlinie stand und, da nicht Offizieller, den Innenraum verlassen durfte. Nur dumm, dass das ein SR-Kollege ist, der sich nach dem Spiel entschuldigte und darum bat, dies nicht zu berichten. Es versteht sich von selbst, dass ich dieser Bitte nicht entsprochen habe.
Fazit:
Ein Spiel, in dem es nicht einmal um die goldene Ananas ging, zieht jetzt also neben vereinsinternen Unruhen (der B1-Trainer wird dem B2-Trainer die Hölle heiß machen) noch zwei massive Strafen für die Innenraumverweise (ich schätze einen dreistelligen Betrag) und eine Sperre nach sich, zudem könnte dem Verein ein Schiedsrichter verlorengehen, hatte doch unser KSO in der letzten Sitzung genau das Thema angesprochen. War es das wert?