Die Unterbrechung - das unbekannte Wesen

  • Interessanterweise ist die Regelpassage zwar im aktuellen Regelhandbuch nicht mehr explizit vorhanden, dennoch darf ein Schiedsrichter auch jetzt noch jederzeit das Spiel unterbrechen, wenn er es für notwendig hält. Außerdem gibt es natürlich auch noch die übrigen im Regelbuch verankerten Situationen, in denen ein Spiel unterbrochen ist (Ball aus dem Spiel, Unterbrechung wegen Foulspiel oder Unsportlichkeit etc. pp.).


    Wir haben also in jedem Spiel eine Vielzahl an Unterbrechungen und üblicherweise sollen wir diese im Sinne des Spiels so kurz wie möglich halten. Dauern Unterbrechungen länger, so ist diese Zeit regelmäßig nachzuspielen, bei vergeudeter Zeit unter Beachtung der Vorteilsbestimmung.


    Warum schreibe ich dennoch einen Artikel über die Unterbrechung?
    Ich gehe davon aus, dass viele SR - und insbesondere Neulinge - sich noch nie Gedanken über die Spielunterbrechungen gemacht haben.


    Eine Spielunterbrechung bietet den Mannschaften die Gelegenheit zum Spielerwechsel - und uns die Möglichkeit, das Spiel ggf. zu beeinflussen! Mit jeder Fortsetzung nach einer Spielunterbrechung gehe ich zur Tagesordnung über. Gerade nach "schwierigen" Situationen ist dies gelegentlich sehr ratsam, müssen sich zumindest die Akteure auf dem Feld zwingend mit anderen Inhalten beschäftigen. Natürlich gibt es aber auch die Fälle, in denen ich eine Unterbrechung als SR bewusst in die Länge ziehen kann, um den Gemütern die Gelegenheit zu geben, sich etwas zu beruhigen. In besonders krassen Fällen kann ich dies sogar "mit Ansage" tun, das passiert m.E. viel zu selten. Ich erinnere mich an ein Spiel, in dem absehbar war, dass sich die Mannschaften wohl bald "an die Wäsche" gehen würden. Da ich keine Lust hatte, diverse Feldverweise aussprechen zu müssen und dennoch keine Gerechtigkeit schaffen zu können, habe ich nach einem Foul, in dem die Eskalation wieder einmal nur durch energisches Einscheiten meiner Person verhindert werden konnte, die beiden Spielführer zu mir geholt und Ihnen mitgeteilt, dass ich das Spiel jetzt für fünf Minuten unterbrechen werde, damit alle mal wieder "etwas herunterkommen". Klar war mein Kalkül, dass die Kabinen zu weit weg sind, mir also keiner abhanden kommt, das Wetter sonnig aber kühl (irgendwo um die 10 Grad) ist, also nicht wirklich angenehm - und es kam, wie ich das wollte, nach zwei Minuten wollten die Mannschaften weiterspielen, da ihnen kalt würde; juckte mich nicht, erst nach etwa dreieinhalb Minuten habe ich nachgegeben, hatte aber mein Ziel erreicht, der Hormonspiegel war spürbar gesunken und das Spiel ging relativ gesittet zu Ende. Hier heißt es wirklich Fingerspitzengefühl zu haben und das wirkt nicht immer wie gewünscht, aber als Variante sollte man es im Repertoire haben.