• Liebe Regelkundler!


    Ich bin ganz neu hier und suche verzweifelt nach einem link zu folgender Situation:


    Dadurch, dass der Ball bestimmt, wo er sich befindet, darf er vom Torhüter mit der Hand innerhalb des Strafraums berührt werden, auch wenn sich dieser mit Teilen des Körpers bzw. sogar mit dem ganzen Körper außerhalb des Strafraums befinden würde. Es wäre sogar im Extremfall legal, den Ball mit den Händen zu berühren, wenn dieser die Strafraumlinie berührt und der Torwart komplett außerhalb des Strafraums liegen würde und mit den Fingerspitzen diesen Ball berührt.


    Ich hoffe, dass diese Regelauslegung korrekt ist, suche aber verzweifelt nach einem "offiziellen" Dokument, z.B. FIFA, UEFA, DFB o.ä.
    Da ich aus dem Basketball komme, weiß ich, dass es bei uns von offizieller Seite, sog. Regelinterpretationen gibt. Ich denke, dass es das auch hier gibt.


    Kann mir jemand helfen?
    DANKE!

  • Einen Link, wo diese "Einzelsituation" beschrieben wird, den wirst Du vermutlich nicht finden.


    Deine Frage beschreibt eine Kombination aus

    und

    Zitat

    Regel 1 (Das Spielfeld)
    [...]
    Abgrenzung


    ... Die Linien gehören zu den Räumen, die sie begrenzen.
    [...]

    Das Vergehen (nach Regel 12) findet da statt, wo der Kontakt zwischen Hand und Ball stattfindet.


    Das ofiizielle und derzeit gültige Regelwerk für den Fussball findest Du hier!


    Edit:
    Deine Regelauslegung ist im übrigem Richtig!

  • Zu der Frage, ob der Torhüter den Ball mit der Hand außerhalb des Strafraums berühren darf, wenn der Ball "am anderen Ende" noch die Strafraumlinie berührt und damit sich innerhalb des Strafraums befindet, hatten wir schon mehrere Themen. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, immer ohne klares Ergebnis.


    Man kann halt je nach Lesart beides aus den Regeln herauslesen. Auch Verbandslehrwarte etc. sind sich offenbar nicht einig. Und in der Praxis dürfte das kaum relevant sein, da man dafür schon ein "extrem gutes Auge" haben muss und im Zweifelsfall lieber nicht auf Handspiel entscheidet.

  • [...]wenn der Ball "am anderen Ende" noch die [...]linie berührt[...]

    Zu diesem Theme gibt es ein gut beschriebenes Beispiel auf der Website von Ubbo Voss.


    Eine (konstruierte) Regelfrage wird hierbei zur Denksportaufgabe für Regelefetischisten.


    Das Ergebnis nach der Bewertung des "Niedersächsischen Regelpapstes" mal kurz zusammengefasst:


    Allerdings muss man auch sagen, das selbst Ubbo Voss zu keiner "Eindeutigen Aussage" hierzu kommt.

  • Interessant wird diese Regelfrage, wenn man ein und dieselbe Situation an zwei verschiedenen Orten des Strafraumes und mit zwei verschiedenen Spielertypen (TW, Abwehrspieler) betrachtet:


    Betrachtung Torwart:
    Torwart berührt den Ball mit der Hand und befindet sich mit dem gesamten Körper (incl. Hand) ausserhalb des Strafraumes. Dabei berührt der Ball jedoch (noch) die Strafraumbegrenzung.
    Orte:

    • Torwart befindet sich ausserhalb seitlicher Strafraumbegrenzung
    • Torwart befindet sich im Netzraum des Tores (also hinter Torlinie)

    Da wir in jedem Fall gleich bewerten müssen kommt es zu folgenden Ergebnissen bei der Definition über den Ort des Handspiels:
    Definition 1
    Der Ort des Balls ist als Kontaktort des Handspiels definiert:
    In beiden Fällen kein Handspiel, es wird weiter gespielt.
    Definition 2
    Der Kontaktpunkt mit dem Ball (hoffe die Abgrenzung zu Definition 1 ist klar beschrieben) bestimmt den Kontaktort des Handspiels.

    • Fall 1: Direkter Freistoss und ggf. persönliche Strafe
    • Fall 2: Riesen Regeldiskussion. Handspiel ausserhalb Spielfeld ist nicht strafbar, führt aber ggf. zur Verhinderung eines Tores. Kann aber auch nicht unsportlich sein, weil ausserhalb Spielfeld kein Handspiel. Regeln für Strafstoss/Freistoss nicht erfüllt, wie geht es jetzt mit dem Spiel weiter.

    Der Notnagel, das der TW das Spielfeld technisch bedingt verlassen hat, und sich quasi "auf der Line" befindet hilft auch nicht, da wir den Kontaktpunkt ja ausserhalb festgelegt haben.



    Betrachtung Abwehrspieler:
    Abwehrspieler berührt den Ball mit der
    Hand und befindet sich mit dem gesamten Körper (incl. Hand) ausserhalb
    des Strafraumes. Dabei berührt der Ball jedoch (noch) die
    Strafraumbegrenzung.
    Orte:


    • Abwehrspieler befindet sich ausserhalb seitlicher Strafraumbegrenzung
    • Abwehrspieler befindet sich im Netzraum des Tores (also hinter Torlinie)

    Da wir in jedem Fall gleich bewerten müssen kommt es zu folgenden Ergebnissen bei der Definition über den Ort des Handspiels:

    Definition 1

    Der Ort des Balls ist als Kontaktort des Handspiels definiert:
    In beiden Fällen Handspiel und Strafstoss und ggf, persönliche Strafe.

    Definition 2

    Der Kontaktpunkt mit dem Ball (hoffe die
    Abgrenzung zu Definition 1 ist klar beschrieben) bestimmt den Kontaktort
    des Handspiels.

    • Fall 1: Direkter Freistoss und ggf. persönliche Strafe
    • Fall 2: Ebenfalls riesen Regeldiskussion. Handspiel ausserhalb Spielfeld ist nicht
      strafbar, führt aber ggf. zur Verhinderung eines Tores damit definitv eigentlich FaD. Kann aber auch
      nicht unsportlich sein, weil ausserhalb Spielfeld kein Handspiel möglich. Regeln
      für Strafstoss/Freistoss nicht erfüllt, wie geht es jetzt mit dem Spiel
      weiter.

    Auch hier hilft der Notnagel des "technisch bedingten Verlassens des Spielfeldes" nicht - mit der gleichen Begründung wie beim Torwart.



    Mal ganz davon abgesehen, das der Ort der Ballberührung in dieser Situation i.d.R. durch eine Tatsachenentscheidung des SR bestimmt wird ist die Diskussion hierzu rein Akademisch, aber dennoch interessant.


    Fazit:
    Bei gleicher Regelauslegung über den Ort des Handspiels kommt man bei Definition 2 immer zu unterschiedlichen Ergebnissen.



    Ich empfehle hier Pragmatismus:
    Wenn wir die Aussenwirkung einer Entscheidung in einer derartigen "Extremsituation" betrachten steht der Pragmatismus klar vor dem Regelwerk.


    Wir definieren den Ort des Balls als Kontaktort (SR entscheidet Ort nach Wahrnehmung und Tatsache)- Ohne Videobeweis kann das eh´keiner nachprüfen. Die darauf folgende Entscheidung wird im jedem Falle von allen Verstanden. Wobei es dabei auch gewiss wieder die "Millimeterfetischisten-mit-vier-Kameraperspektiven-und-sieben-Zeitlupen" geben wird. Das trifft aber im Amateurfussball nur selten zu.


    Eine Regelanwendung beim "Kontaktort" und Spieler im Torraum würde vermutlich keiner begreifen

  • Erstens: Wir sollten hier keinen erneuten Aufguss der Diskussion machen. Sollte jemand Diskussionsbedarf haben, bitte in die letzte diesbezügliche Diskussion erneut einsteigen.
    Zweitens: Die Frage nach der Regelpassage wurde m.E. eindeutig beantwortet.
    Drittens: Ubbo Voss ist mittlerweile leider verstorben. Unabhängig von der Frage, ob seine Regelseiten - Ubbo war da schon lange "außer Dienst" - immer die gängige Regelauslegung darstellten oder nicht, ist derzeit nicht klar, ob sie weiterhin gepflegt werden, sind also mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

  • Erstens: Wir sollten hier keinen erneuten Aufguss der Diskussion machen. Sollte jemand Diskussionsbedarf haben, bitte in die letzte diesbezügliche Diskussion erneut einsteigen.
    Zweitens: Die Frage nach der Regelpassage wurde m.E. eindeutig beantwortet.
    Drittens: Ubbo Voss ist mittlerweile leider verstorben. Unabhängig von der Frage, ob seine Regelseiten - Ubbo war da schon lange "außer Dienst" - immer die gängige Regelauslegung darstellten oder nicht, ist derzeit nicht klar, ob sie weiterhin gepflegt werden, sind also mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

    gibt es einen link zu diesbezüglicher Diskussion?