Auswechslung - immer verloren oder ggf. auch vergeudet

  • wenn wieder einer ankommt und fragt wo ich die vier Minuten Nachspielzeit weggeholt habe


    Und es wird häufig gefragt- pfeifen doch die meisten Kollegen ab wann sie wollen. Und wie man hier lesen kann wird sogar die zwingende Nachspielzeit für Auswechselungen eifrig wegdiskutiert.


    Jaja, die SR- die machen was sie wollen....

  • Was gibt es da zu lösen? Die Zeit für eine Auswechslung muss den Regeln nach nachgespielt werden. Wie viel man nachspielt ist dann wieder eine Tatsachenentscheidung. Die Zeit für einen normalen, zügigen Wechselvorgang ist verlorene Zeit, aber je nach Art der Spielunterbrechung nur wenige Sekunden bis gar keine verlorene Zeit. Alles darüber hinaus, abklatschen etc. ist vergeudete Zeit. Eine Minute Nachspielzeit sollte man meiner Meinung nach immer geben, damit hat man regeltechnisch es abgedeckt, alles andere eben nach Gefühl.

  • Zitat

    Da frage ich mich auf welcher zeitlicher Grundlage du die Nachspielzeit ansagst. Zählst du die Sekunden im Geiste mit, wo du die Zeit stoppst?


    Kein Problem mit der Casio Illuminator. Und ich komme ohne Verletzungsunterbrechung etc. in der Regel auf 1 bis 3 Minuten Nachspielzeit pro Halbzeit.

  • Wie macht ihr das dann beim wiederholten Auswechseln in der Schlussphase eines Spieles?
    Seit dieser Saison ist bei uns in der untersten Klasse (KL B) das Rückwechseln erlaubt.
    Kurz vor Schluss führt die Heimmannschaft mit 1:0. In den letzten 10min haben die dann laufend ausgewechselt.
    Ich ließ dann entsprechend Nachspielen, was den Trainer dann aufregte.
    Deshalb bin gegen das Rückwechseln, wobei man noch berücksichtigen muss, dass die Vereine das dann ausnutzen
    und eventl. mehr als die 3 erlaubten Spieler einwechseln.


  • Deshalb bin gegen das Rückwechseln, wobei man noch berücksichtigen muss, dass die Vereine das dann ausnutzen
    und eventl. mehr als die 3 erlaubten Spieler einwechseln.


    Das sollte aber auffallen.
    zumindest dem Gegner ;)


    Als SR könnte man in einem Fall des andauernden Wechsel, ja auch einfach mal die Rufe zum Thema wechsel ignorieren
    und weiter spielen lassen.


    Aber genau solche Mannschaften sind es die die durchaus nicht so schlechte Rückwechselregel wieder kaputt machen.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • "Normale" (von der Geschwindigkeit her) Auswechslungen im Übermaß dürfen wir bei zulässigem Rückwechsel nicht unterbinden, dies gehört aber ganz zweifelsfrei der verlorenen Spielzeit an und ist zwingend nachzuspielen. Ob ich die Rückwechselerlaubnis für sinnvoll halte, wäre eine andere Diskussion.

  • Ich ließ dann entsprechend Nachspielen, was den Trainer dann aufregte.

    Als Trainer würde ich mich auch aufregen- weil nicht jeder SR Auswechselungen nachspielen lässt. Wieder einmal ein Problem, welches wir SR selbst unnötig verschärft haben.

  • Und wie man hier lesen kann wird sogar die zwingende Nachspielzeit für Auswechselungen eifrig wegdiskutiert.


    Was gibt es da zu lösen? Die Zeit für eine Auswechslung muss den Regeln nach nachgespielt werden. [...] Die Zeit für einen normalen, zügigen Wechselvorgang ist verlorene Zeit, aber je nach Art der Spielunterbrechung nur wenige Sekunden bis gar keine verlorene Zeit.


    "Normale" (von der Geschwindigkeit her) Auswechslungen im Übermaß dürfen wir bei zulässigem Rückwechsel nicht unterbinden, dies gehört aber ganz zweifelsfrei der verlorenen Spielzeit an und ist zwingend nachzuspielen.


    Liebe Leute, wo steht das? Habt ihr mein Posting gelesen? Das "verloren" im Regeltext ist nicht im Sinne der DFB-Unterscheidung zwischen verlorener und vergeudeter Zeit zu lesen, was sich daran erkennen lässt, dass der Regeltext auch Zeitschinden unter verlorener Zeit subsummiert, was nicht zu den Ausführungen des DFB passen würde.


    Ich finde keine Aussage, dass zügige Auswechslungen überhaupt nachgespielt werden soll. Wer Begriffe wie "zwingend" oder "ganz zweifelsfrei" benutzt, den bitte ich um einen Beleg.

  • Zettelbox, Du hat ein komplett anderes Regelheft. Da kannst Du posten und verbiegen und scheinbare Widersprüche in der Regel suchen- das macht es nicht besser.


    In meinem Regelheft ist Zeitschinden vergeudete Zeit und Auswechselungen verlorene Zeit. Das wird so in jedem Anwärterlehrgang gelehrt und in jedem 2. Regeltest so abgefragt. Deine scheinbaren "Widersprüche" und Interpretationen kann ich nicht nachvollziehen.

  • Vorab: Das Regelwerk sagt eindeutig, dass der SR die Erlaubnis zur Einwechslung verweigern kann, wenn z.B. ein Auswechselspieler nicht bereit ist, das Spielfeld zu betreten. Hier wird zwar auch von "unter Umständen" gesprochen, bei uns herrscht aber die Lehrmeinung vor, dass Auswechslungen grundsätzlich zuzulassen sind. Ob der SR in jedem Fall - insbesondere bei einem möglichen großen Vorteil durch schnelle Spielfortsetzung - den Auswechselwunsch immer sofort "hört", ist keine Frage des Regelbuchs ...

    Ich finde keine Aussage, dass zügige Auswechslungen überhaupt nachgespielt werden soll. Wer Begriffe wie "zwingend" oder "ganz zweifelsfrei" benutzt, den bitte ich um einen Beleg.


    In Regel 3 ist die Zahl der Auswechselspieler festgelegt. Wir haben also allen Grund davon auszugehen, dass der Regelgeber bei der Festlegung aller übrigen Bestimmungen - auch bezüglich der (Nicht)Notwendigkeit von Nachspielzeit aufgrund von Auswechslungen - von der daraus resultierenden Höchstzahl ausgegangen ist. Da hatte sicher niemand auch nur ansatzweise den Gedanken, dass es in einem Spiel 20, 30 oder noch mehr Wechsel geben könnte. Dem offenkundigen Sinn und Geist der Regel folgend gibt es demnach eindeutig eine Grenze, ab der in jedem Fall nachzuspielen ist, selbst wenn wir davon ausgehen, dass zügige Auswechslungen nicht zwingend eine Nachspielzeit generieren.

    In meinem Regelheft ist Zeitschinden vergeudete Zeit und Auswechselungen verlorene Zeit. Das wird so in jedem Anwärterlehrgang gelehrt und in jedem 2. Regeltest so abgefragt. Deine scheinbaren "Widersprüche" und Interpretationen kann ich nicht nachvollziehen.


    Mein Regelbuch beinhaltet eine Regel 7 - nur dumm, dass die in sich widersprüchlich ist. Richtig ist, dass dort die zwingende Anweisung steht, dass Zeit, die für Auswechslungen verloren geht, nachzuspielen ist. Bedauerlicherweise steht in derselben Aufzählung aber auch das Zeitschinden, welches bekanntlich alles andere als zwingend nachzuspielen ist, was die unbedingte Anweisung in diesem Kontext eben doch deutlich schwächt - daher ja auch meine Frage.
    Weiterhin sagen die Auslegungshinweise des IFAB, dass es völlig normal ist, wenn es in einem Spiel zu zahlreichen Unterbrechungen kommt und diese Zeit nur nachgespielt werden darf, wenn es zu übermäßigen Verzögerungen kommt. Hilft nicht wirklich weiter, da in den Beispielen nur Einwürfe und Abstöße genannt sind und nicht klar wird, ob dies auch auf "normale" Auswechslungen anwendbar wäre, sicher ist aber, dass "verzögerte" Auswechslungen zu Nachspielzeit führen - wobei auch hier durch die Nutzung des "darf" statt des "muss" nicht abschließend deutlich wird, ob diese Nachspielzeit verbindlich oder fakultativ ist.
    Auch der DFB hilft mit seiner Erläuterung Nummer 2 nicht wirklich weiter - oder vielleicht doch? Dort steht, dass verloren gegangene Zeit (z.B. wegen Witterungseinflüsse) nachgespielt werden muss, während vergeudete Zeit (z.B. wegen Spielverzögerungen) nur unter Beachtung der Vorteilsbestimmung nachgespielt wird. Der Unterschied ist anhand der Beispiele augenfällig: Ist die Spielverzögerung auf externe und nicht beeinflussbare Faktoren zurückzuführen (Wetter, Ball weit verschossen und kein weiterer Ersatzball mehr verfügbar, Verletzungen), so ist nachzuspielen, wäre es hingegen möglich gewesen, die Spielunterbrechung kürzer zu gestalten, so wird die dabei verlorene äh vergeudete Zeit eben nur unter Beachtung der Vorteilsbestimmung nachgespielt. Wenn ich diesem Gedanken folge, wäre das auch auf Auswechslungen anzuwenden.
    Nun kommt aber noch die Lehrmeinung ins Spiel, die in sich aber auch nicht immer schlüssig ist und vor allem den Vorteilsgedanken bisher nicht erkennbar behandelt hat - und genau daraus resultiert ja meine Frage ...

  • Und schon wieder so eine Diskussion. Wie schon geschrieben, ist die Nachspielzeit eine Tatsachenentscheidung. Das heißt, sie lingt im Ermessen des SR. In den Regeln steht geschrieben, was zur Nachspielzeit führt. Wie man diese aufnimmt, ist Sache des SR. Ich selbst mach das durchaus subjektiv. Ich schaue bei den Unterbrechungen auf die Uhr und schätze die verlorene/vergeudete Zeit ab. Weiterhin halte ich Unterbrechungen von unter 10 s nicht als verlorene Spielzeit, sondern als spieltypische Unterbrechungen wie z.B. Umschauen bei den Standardsnach einem freien Spieler. Aber wenn das mehrmals passsiert, dann leg ich das unter Umständen als vergeudete Zeit aus. Daher kann ich das nachspielen lassen, muss aber nicht. Ich kann niemanden raten, die Zeit jedesmals zu stoppen. Bei uns im Kreis gibt es einen berühmten SR, der das macht. Nachspielzeiten von 10 Minuten oder mehr sind nicht selten bei ihm. Und die Mannschaften finden das gar nicht gut. Und die meisten Kollegen sind der selben Meinung.

  • Ich bin mir bewusst, dass ich definitiv miserabel bin im "Zeit schätzen". Daher stoppe ich die Uhr immer dann, wenn es absehbar ist, dass der Ball bei einer Unterbrechung nicht innerhalb von ca. 10 Sekunden wieder im Spiel ist oder diese unvorhergesehen plötzlich länger dauert. Das wären z. B.: Auswechslungen, persönliche Strafen, Verletzungen, Strafstöße, Mauerstellen, Torhüter holt Ball vom Nebenplatz.


    Die Zeit läuft wieder weiter, wenn der Ball wieder spielbar und nicht erst, wenn er wieder im Spiel ist. Ohne Verletzungsunterbrechungen komme ich in der ersten Halbzeit meist nicht auf zwei Minuten, in der zweiten vielleicht auf drei.


    Die von mir festgehaltene verlorene Zeit muss ich ja nicht zwingend nachspielen. Mir ist es absolut wichtig, dass ich die verlorene Zeit kenne.


    Zum Thema Auswechslung. Diese Zeit gehört für mich definitiv nicht zur Spielzeit und wird bei mir nachgespielt.

  • Die von mir festgehaltene verlorene Zeit muss ich ja nicht zwingend nachspielen. Mir ist es absolut wichtig, dass ich die verlorene Zeit kenne.

    Ich hoffe Dir ist klar, dass Deine festgehaltene Zeit nicht die verlorene Zeit aus der Regel ist. Deswegen würde ich dies auch nicht so nennen.

    Zum Thema Auswechslung. Diese Zeit gehört für mich definitiv nicht zur Spielzeit und wird bei mir nachgespielt.

    Warum nur bei Dir?

  • Zitat

    Ich hoffe Dir ist klar, dass Deine festgehaltene Zeit nicht die verlorene Zeit aus der Regel ist. Deswegen würde ich dies auch nicht so nennen.


    Was ist sie denn dann? Möglicherweise ist da auch vergeudete Zeit mit dabei, bleiben wir beim Thema, nämlich wenn ein Spieler beim Auswechseln trödelt. Die kann ich aber nur schätzten, da ich nicht weiß, wieviele Sekunden er normalerweise gebraucht hätte.


    Die festgehaltene kann aber auch zu kurz sein, da ich nicht jede vergeudete Zeit (Stutzen hochziehen, kurz liegen bleiben, Einwerfer wechseln...) abstoppen kann.


    Daher ist meine festgehaltene Zeit für mich nur eine Orientierung, die ich innerhalb meinem Ermessensspielraum je nach Spielstand und Verhalten beider Mannschaften auf- oder abrunde.


    Weiter im Thema. Ein normaler Auswechslungsvorgang dauert rund 20 bis 30 Sekunden, vielleicht geht es auch mal schneller. Das bedeutet bei 6 Wechsel, dass 2 bis 3 Minuten kein Fußball gespielt wird.


    Wenn diese Zeit nicht nachgespielt werden darf, dann wäre das Auswechseln in der Tat ein taktisches Mittel, um legal Zeit zu schinden. Das entspricht meines Erachtens nicht dem Sinn des Spiels.


    Dann würde nämlich auch ein Spiel ohne Wechsel, ohne persönliche Strafen und ggf. mit umlaufendem Zaun offiziell netto mindestens 5 Minuten länger dauern als ein Spiel mit 6 Wechseln, vielen Karten und einem Spielfeld in freier Prärie. Ist das so gewollt?

  • Was ist sie denn dann?

    Ein Konglomerat aus vielleicht nachzuspielender und zwingend nachzuspielender Zeit. Was Du mit der Zeit anfangen willst, erschließt sich mir nicht.

  • Zitat

    Ein Konglomerat aus vielleicht nachzuspielender und zwingend nachzuspielender Zeit. Was Du mit der Zeit anfangen willst, erschließt sich mir nicht.


    Dann kann ich dir auch nicht mehr weiter helfen. Du gehörst wahrscheinlich zu den "Supernaturals", die die Gabe besitzen die korrekte Nachspielzeit exakt schätzen zu können.


    Erinnert mich irgendwie an das Frühstücksei bei Loriot. Mir ist eben ein "Konglomerat" hilfreicher als sich ganz auf das "Gefühl einer Hausfrau" zu verlassen. :clown:

  • Regel 7 sagt: "Die nachzuspielende Zeit liegt im Ermessen des Schiedsrichters."
    Außerdem die DFB-Anweisung: "Mit der Festlegung der Nachspielzeit trifft der Schiedsrichter eine Tatsachen-Entscheidung."


    Somit kann dir eh keiner an die Karre pissen, wie lange auch immer du die Nachspielzeit bemisst. Ich möchte behaupten, dass die weit überwiegende Zahl der SR die Nachspielzeit "schätzt" und dabei die in diesem Thread bereits vielfach genannten Für und Wider einfließen lässt.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Niemand kann die Nachspielzeit auf die Sekunde genau abschätzen. Nichtmal die Stoppuhrleute, denn die korrekte Nachspielzeit ist auch nicht die Summe aller Spielunterbrechungen aufaddiert. Das brauchen wir auch gar nicht, wir runden nämlich eh auf volle Spielminuten.


    Wir müssen nur abschätzen A: Wieviel Zeit für Wechselvorgänge insgesamt drauf ging und B: wieviel davon vergeudete Zeit war.


    Und solange ich es nicht zuverlässig irgendwo anders gesagt bekomme oder selber lese benutz ich meinen Menschenverstand um zu unterscheiden was vergeudete und verlorene Zeit ist. Der sagt mir: Wechsel im normalen Rahmen sind gemäß Regelbuch verlorene Zeit und daher zwingend immer nachzuspielen, aber wenn eine Mannschaft den Wechselvorgang künstlich in die Länge zieht ist das nichts anderes als vergeudete Zeit.


    Wer das nur so mit seinem Gewissen vereinbaren kann: Der Wechselvorgang ist das zügige sich-auswechseln lassen auf dem kürzesten Weg, alles andere (Abklatschen, dem Vize-Kapitän die Binde umbinden, Schuh zumachen etc.) ist nicht Teil des Wechselvorganges an sich, sondern eine unnötige Unterbrechung des Wechselvorganges und damit vergeudete Zeit.