Rot im Jugendbereich und Abseits

  • Hallo,
    ich pfeife nocht nicht besonders lang und hatte in einem chaotischen C-Jugend Spiel vor kurzer Zeit meinen ersten FaD. Es war eine Notbremse, das Foul an sich war aber nur ein leichter (aber entscheidender) Kontakt. Ich gab rot und beide Trainer haben sich darüber aufgeregt, nach dem Spiel mir gesagt, dass das 5 Minuten geben müsse. Der CO-Trainer der Mannschaft, dessen Spieler ich runter geschickt habe, meinte zu mir, dass dafür in 30 Jahren Jugendbetrieb er noch keinen Schiri gesehen hätte, der rot gegeben hätte. Da der Spieler auf meine Schule geht und Bruder eines Kurskameraden ist, sprach sich das schnell herum und obwohl es größtenteils für Belustigung sorgte, waren auch ein paar Kommentare wie "was gibst du dem armen Junge rot? -das ist C-Jugend, das macht man nicht". Ich selbst bin mir eigentlich sicher; alle Beteiligten bestätigten das Foul und damit war das in dieser Situation eine Notbremse.
    Nun aber meine Frage, da ich auch nicht wirklich sehr aktiv im Jugendbereich gekickt habe: Ist es gänige Praxis im Jungendbereich bei leichten Vergehen bei einer Notbremse sich dem FaZ zu bedienen?
    Ansonsten weiß ich, dass der FaZ z.B. bei Pöbeleien gegenüber Gegen- oder Mitspielern, sowie Zuschauern je nach Einschätzung des Schiris verwendet werden kann. Das mit der Notbremse wäre mir aber neu...


    Und wenn ich schon dabei bin auch noch eine Frage zum Abseits: Team A führt einen Freistoß aus, der klar in Richtung zweier im Abseits stehender Spieler geht. Noch bevor diese aber in irgendeiner Weise in das Spiel eingreifen können, wird der Ball abgefangen. Hier ist doch ein Pfiff absolut nicht nötig, da die beiden Passiv sind, oder? Ich hatte so eine Situation nämlich im Spiel 3-4 mal (auch aus dem Spiel heraus) und jedesmal hat sich der Trainer über meinen "fehlenden" Pfiff extremst aufgeregt.


    Hier auch nochmla zur Diagonale: Im "Kreisklasse-" Junioren Bereich gibt es schon sehr viele Ballverluste. Und wenn ich z.B. mich gerade auf einer Seite des Spielfeldes befinde und dann die Abwehr den Ball erobert und einen schnellen Gegenangriff einleitet, muss ich ja erstmal das Feld diagonal überqueren und dann auch noch auf die Abseitslinie kommen ungefähr. Bei einem "hin und her Gebolze" ist das schon extremst schwierig und ich habe mit dem Abseits doch noch die meisten Probleme. Habt ihr da irgendwelche Tipps?

  • Also.


    Generell sind Notbremsen Rot, nichts anderes. Auch in der C-Jugend.


    Ich persönlich zeige Gnade wenn die Notbremse A: fahrlässig geschah und B: den Spielausgang nicht mehr beeinflussen kann. Viele andere hier im Forum sehen das anders. Unter Beobachtung würde ich wahrscheinlich auch knallhart sein, aber da ich die 5-Minuten-Strafe geben kann "wenn mir Rot zu hart erscheint" tu ich das bei fahrlässigen, nicht spielentscheidenden Notbremsen.


    Du machst im Zweifelsfalle mit der Roten Karte nichts falsch und wenn du auf der sicheren Seite sein willst zieh immer Rot.


    Abseits - alles richtig gemacht, eine bewusste Abwehraktion löst eine neue Spielsituation aus.


    Diagonale - finde ich ohne Linienrichter komplett sinnlos. Wo ist der Sinn diagonal zu einer Eckfahne zu laufen wenn der vom Linienrichter abzudeckende Bereich mangels Linienrichter nicht abgedeckt wird?

  • Notbremse ist Rot, egal in welcher Alterklasse. Punkt.
    Von daher hast du völlig richtig agiert.


    Auf das Gerede darfst du nichts geben — die „selber Schuld, weiß doch jeder, dass eine Notbremse Rot ist, soll er halt das Foul nicht machen“-Argumentation hat bei mir aber immer gezogen. Aber manchmal ist das ein „Spaß“, ich musste als 14-Jähriger, also Achtklässler, mal den Schülersprecher aus der 13. vom Platz stellen; kannst dir vorstellen, was da am Montag für ein Gesprächsthema war^^
    Aber du hast ganz klar richtig gehandelt ;)

  • Wenn du von Notbremse sprichst ist es verhindern einer klaren Torchance dann ist das :rote_karte:


    Das mit dem Abseits pfeife ich persönlich auch nicht


    und die Diagonald ist eigentlich sinnlos solang du keine Assistenten hast.

    Schiedsrichter zu sein ist eine Aufgabe, die jugen Menschen Gelegenheit gibt, ihre Stärke zu entwickeln. Sie lernen sich durchzusetzen. Sie sammeln Erfahrung im Umgang mit Menschen. Schiedsrichter zu sein stärkt die Entwicklung der Persönlichkeit.

  • Drei einfache Antworten (ok, die dritte vllt nicht ;) )


    1)
    ROT ROT und nochmal ROT!!! Wir spielen hier nicht wünsch dir was, sondern ist halt so!


    2)
    Völlig korrekt - kein Eingreifen, daher kein Abseits. Es wird sogar noch besser. Will ihn die Abwehr raushauen, fälscht ihn aber nur ab, geht es weiter.
    Das die das draussen nicht verstehen ist normal; was willt du bei einem Trainer erwarten, der für ne Notbremse FaZ haben will...


    3)
    Einfach auch die Diagonale sch... und einen graden Sprint hinlegen.
    Die Abseitslinie kann man auch von rechts begutachten und man ist deutlich schneller ;)
    Meist geht es eh bald zurück oder der Ball geht raus, dann kann man sich wieder "richtig" postieren.


    Und bei Jugend ist es eh schwer. Da muss man manchmal "falsch" laufen um richtig zu pfeifen

    Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
    (Antoine de Saint-Exupery)

  • Ganz so sinnlos ist die Diagonale nun doch nicht.Man sollte sie als Alleinpfeifer nur etwas flexibler gestalten.

  • Diagonale - finde ich ohne Linienrichter komplett sinnlos. Wo ist der Sinn diagonal zu einer Eckfahne zu laufen wenn der vom Linienrichter abzudeckende Bereich mangels Linienrichter nicht abgedeckt wird?

    Man sollte sich von Anfang an die richtigen Laufwege aneignen, auch wenn einige "Experten" hier etwas anderes behaupten. Das flexible Laufen in der Diagonale, auch für allein pfeifende Kollegen, wird ja nicht umsonst gelehrt, der seitliche Einblick ins Spielgeschehen erleichtert das Leben insbesondere bei Abseitsentscheidungen, ein zu zentrales Stellungsspiel ist da eher hinderlich.

  • Hallo.
    Ob jetzt Verhinderung einer Torchance oder Tätlichkeit - wenn die Regel einen FaD vorsieht hat er zu kommen. Ein C-Jugendlicher spielt in der Regel schon lange gemug um die Konsequenzen seines Handelns zu kennen.


    Was die Diagonale anbelangt: sie ist ein gutes Hilfsmittel, grade auch, wenn man alleine pfeift. Es geht aber nicht darum, stuhr die Bahn zu ziehen. Wenns notwendig ist, wechselt man halt mal die Seite, man sollte sich aber doch die Laufwege angewöhnen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Um nochmal etwas genauer zu werden:


    Ich wollte sagen in diesem Falle sei auf die Diagonale zu verzichten, da es wichtiger ist das Spiel/Abseits zu sehen.


    Grundlegend bin ich jedoch absolut der Meinung, dass die Diagonale gelaufen werden sollte bzw. die flexibele Diagonale

    Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
    (Antoine de Saint-Exupery)

  • Zitat

    ...Der CO-Trainer der Mannschaft, dessen Spieler ich runter geschickt habe, meinte zu mir, dass dafür in 30 Jahren Jugendbetrieb er noch keinen Schiri gesehen hätte, der rot gegeben hätte. ...


    Das höre ich auch JEDES Wochenende, dass ich der erste wäre, der.....

  • Zitat

    da ich die 5-Minuten-Strafe geben kann "wenn mir Rot zu hart erscheint" tu ich das bei fahrlässigen, nicht spielentscheidenden Notbremsen.


    Die Aussage ist immer noch falsch! Hör doch bitte mal auf, so einen Unfug ("wenn mir Rot zu hart erscheint") zu verbreiten!

  • Wow - der Satz ist mir beim ersten Mal garnicht aufgefallen :O


    Der is ja sowas von falsch!!!


    Notbremse ist Rot!!! Egal ob C-Jugend oder Bundesliga, ob Männlein oder Weiblein, ob Lieschen Müller oder Lionel Messi,...


    Wir hatten das ja schonmal bei der Diskussion "Notbremse Freundschaftsspiel": DIe Regel sagt Rot und nichts anderes! Wer meint hier ne Extrawurst machen zu müssen ist meiner Meinung nach auf dem Rasen falsch - zumindest im offiziellen Spielbetrieb!
    Wenn wir hier anfangen, wo hört es den dann auf mit unserer Regelbrecherei?


    Und jetzt bitte nicht das Argument bringen: "Bei mir machen das alle..."
    Ja, dieser Schwachsinn greift leider grade um sich - deshalb ist es ja Zeit mal einzugreifen und den Leuten diesen Schabernack auszureden!

    Geh nicht nur die glatten Straßen. Geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub.
    (Antoine de Saint-Exupery)

  • Hallo,


    Nun kennen wir leider die genauen Umstände nicht und waren auch nicht dabei.
    Aber eine Notbremse, wenn sie denn von dir so wahrgenommen wird, zieht eben einen FaD nach sich.
    Dabei ist es egal, in welcher Klasse, bei welchem Spielstand, bei welchem Wetter usw.


    Wenn sich diese Einstellung verfestigen würde und es nicht ständig Kameraden gibt, die ihre eigenen Regeln machen,
    dann hättest du die Diskussion wohl auch nicht gehabt.


    Zum Abseits:
    Alles richtig so. Ich habe selbst beim Winken immer die Muppet-Show hinter mir, die gerne ausrasten, wenn man den aktiv werdenden
    Spieler anzeigt und der Kamerad dann auf idF entscheidet. Leider ist es so, dass man als SR eben das Regelwerk weitaus besser kennt,
    als ein Zuschauer und so mancher Trainer. Gewöhne dich dran und dann auf Durchzug schalten.


    Laufwege:
    Jaaa, das kenne ich. Dann wird mal wieder geflippert. Und wie die Kameraden schon schrieben: Die Laufwege sind nicht in Stein
    gemeißelt. Und gerade bei solchen Spielen kommt man um einen 30, 40m Sprint nicht herum. Dann aber auch geradewegs in die Nähe des Balles.
    Gleiches Prozedere gibt es ja auch beim Eckball. Am Ende macht es dann irgendwann die Erfahrung :)

  • Aber manchmal ist das ein „Spaß“, ich musste als 14-Jähriger, also Achtklässler, mal den Schülersprecher aus der 13. vom Platz stellen; kannst dir vorstellen, was da am Montag für ein Gesprächsthema war

    Schade, dass ich das nicht miterlebt habe, aber so kenn ich dich.


    Nun aber zum Thema: Jeder Schiedsrichter der hier im Jugendbereich auf 5-Minuten ausweicht, tut dem Fußball keinen Gefallen.
    Ich hatte als Trainer auch mal so eine Situation, da hatte mein Torhüter den gegnerischen Stürmer 2m vor dem Strafraum gnadenlos umgenietet. Für mich klarere FaD. Da sagt doch der Schiri nach dem Spiel zu mir: "in der Jugend gibt man doch keine rote Karte"
    Und nun kommt der Clou:mein Torhüter zu mir: "... du immer mit deinem Gerede ....".
    Auch eine Möglichkeit die Autorität des Trainers, was Fairness angeht, zu torpedieren.

  • Ähnliches in einem kürzlichen C-Jugendspiel. Wir haben fünf(!) Minuten gespielt, der Stürmer verliert einen Zweikampf und beleidigt dann seinen Gegner. Pfiff und Rot. In der Halbzeit und nach Ende durfte ich mir auch anhören, dass man so früh dafür doch nicht rot gegeben kann, Zeitstrafe okay, aber das ist auch schon fast zu viel. Man muss doch berücksichtigen, dass es im Affekt war. Ich hab es einmal probiert zu erklären, aber man schien meine Erklärung nicht hören zu wollen.
    Das zeigte sich dann auch kurz vor Ende. Noch ein Spieler der selben Mannschaft beleidigt nach einem Gegentor den Torschützen. Der bekam dann auch rot und der eine Betreuer konnte dann am Ende auch noch gehen, da er nun die Schuld bei mir suchte...
    Und das Tor ist auch noch unmittelbar aus einem idF wegen gefährlichen Spiels im Strafraum kurz vor dem Torraum entstanden.

  • Da hab ich gerade noch etwas passendes gefunden zur roten Karte von Rafinha, was man ganz gut hier übertragen kann:

    Zitat


    Sammer: „Unabhängig davon, dass es ganz klar ist, dass man das nicht macht: Es ist die 90. Minute, das Spiel ist entschieden. Da gehe ich zum Raffa und sage: Junge, das ist doch normal Rot. Das weißt du doch – und dann gebe ich Gelb. Aber ich weiß, dann gibt es auch wieder Probleme. Also: Wir akzeptieren die Rote Karte, sie ist aber für mich zu hart.“ [...]
    „Sammer kann so denken. Ein Schiedsrichter darf nie so denken“, sagte Ex-Schiedsrichter Markus Merk. „Klar Rote Karte, egal an welchem Spieltag, egal für welchen Verein, ob 1. oder 91. Minute. Zu hundert Prozent berechtigt, ein Muss“, so Merk.


    Quelle: http://www.tz.de/sport/fc-baye…tigt-muss-tz-3480026.html

  • Wie war das noch? Der FaZ ersetzt ausdrücklich nicht den FaD. Vielmehr soll der FaZ in solchen Fällen zum Einsatz kommen, in denen der SR dies bei an sich "nur" verwarnungswürdigen Vergehen für pädagogisch angemessen hält, daneben natürlich auch als Ersatz der Ampelkarte. Ergo: Rot war in Fall absolut alternativlos.

  • Tatsächlich kursiert hartnäckig das Gerücht, in der E-und F-Jugend gäbe es keine persönlichen Strafen, schon gar nicht den FaD.
    Wie es zu diesem Gerücht kam, weiß ich nicht. Jedenfalls ernte ich jedes Mal erstaunte Blicke, wenn ich sage, daß prinzipiell in allen Altersstufen die gesamte Palette an persönlichen Strafen möglich ist - und zwar für die Vergehen, die nach dem Regelwerk mit entsprechenden Strafen zu ahnden sind.
    Speziell in Berlin hat sich dieses Problem etwas verschärft, da F-Jugendspiele nicht von Schiedsrichtern oder anderen Erwachsenen geleitet werden sollen, sondern die Spieler das unter sich unter Moderation beider Trainer regeln sollen.
    Natürlich erfordert das Verhängen eines FaD in der E- und F-Jugend mehr Fingerspitzengefühl als bei den älteren Kids.
    Aber ich denke, wenn ein F-Jugendspieler seinen Gegenspieler mit "Du Wichser!" oder den Schiedsrichter mit "Scheiß Schiri!" beleidigt, darf die Reaktion trotz eingeräumten Affekts kein FaZ sein.
    Manfred hat den Einsatz des FaZ sehr gut beschrieben. Das betrifft Situationen, z.B. ein härteres, verwarnungswürdiges (oder knapp darüber) Foul von einem Spieler, der dem Schiedsrichter bereits aufgefallen ist, weil dieser bereits sehr gereizt und unter Strom stehend zu sein scheint. Hier kann es helfen, den Spieler für 5 Minuten zum "Abkühlen" zu schicken. Auch bei notorischen Meckertanten, die für das Nörgeln bereits eine Verwarnung gesehen haben, kann das zur Beruhigung führen.
    Auch die Unterscheidung zwischen "fahrlässiger" oder "vorsätzlicher" oder gar "spielentscheidender" Notbremse halte ich für sehr problematisch, denn das ist nur noch das "persönliche Regelwerk" eines Schiedsrichters "von voriger Woche". Die Grenzen zwischen Regelauslegung, Regeldehnung, Regelbeugung und Regelbruch werden dann gefährlich fließend.
    Und für mich ist es ganz klar: C-Jugend -> Notbremse -> FaD = JA!!!! Wann sollen die Kids es denn sonst lernen?

  • Was mich interessieren würde:
    Es gibt ja neben den klaren Notbremsen (u.a. Handspiel auf der Torlinie) auch Situationen wo man zwischen Verhinderung eines aussichstreichen Angriffs (Gelb) und Verhinderung einer klaren Torchance (Rot) schwankt bzw. Ermessensspielraum hat.
    Würdet ihr da den FaZ, wenn einsetzbar, als Option sehen oder muss man sich da, wie im Herren-Bereich für Gelb oder Rot entscheiden?