SR-Anfänger-Lehrgang & praktische Eignungsprüfung - Wie macht man das?

  • Es gibt zwar schon einen Thread "Prüfungshistorie", möchte aber ausgegebenen Anlaß das nochmal aufgreifen wollen.
    Mich würde interessieren, wie bei Euch die Anfänger-Lehrgänge abgelaufen sind bzw. strukturiert waren.


    Bei uns laufen im Augenblick die Kurse an fünf Sonnabenden (09-14 Uhr) ab. Der Mittwochabend nach dem letzten Samstag ist theoretische Prüfung (15 Fragen à 2 Punkte). Eingebaut in die fünf Sonnabende ist die Laufprüfung (12 Minuten Laufen, min. 1400 m) sowie kleinere Außenübungen (Platzbegehung/Kontrolle, Positionen bei Eckbällen/Freistößen, Pfeifen, Karten zeigen, Rudelbildung).


    Danach wird man zum Schiedsrichter erklärt.


    Bei den ersten Ansetzungen wird man von einem Paten begleitet, der das Umsetzen der Theorie in die Praxis begleitet und eine Art "Schleifen & Polieren" vornimmt. Die Patenschaft sollte nach maximal 3 Monaten abgeschlossen sein. Auf Grund von drei beobachteten Spielen verfaßt der Pate einen kleinen Bericht über den Anfänger und entläßt ihn in eine ungewisse Zukunft.


    Was mich nun umtreibt: Weder vor dem Lehrgang noch vor der ersten Ansetzung hat man eine Gewissheit, ob der Kandidat/Schiedsrichter überhaupt geeignet ist. Nicht immer hat der Kandidat eine Möglichkeit, dies zu testen.


    Was meint Ihr dazu, so einen praktischen Eignungstest in die Ausbildung zu integrieren? Wird das bei Euch gemacht?


    Der Hintergrund meiner Frage ist der, daß ich zur Zeit einen Jungschiedsrichter (15 Jahre) habe, der selbst nie Fußball gespielt hat und bei seinen ersten Spielen so massive Probleme hatte, daß seine Eignung in Frage steht.
    Da ich ihn zum Lehrgang angemeldet hatte, mache ich mir nun schwere Vorwürfe, nicht einen Weg gefunden zu haben, vorher seine praktische Eignung zu testen.
    Da bei uns in Berlin SR-Notstand besteht, schaut man natürlich, so viele Kandidaten anzuwerben wie es möglich ist. Doch um jeden Preis kann nicht der Weg sein...

  • Also bei uns lief das so ab...
    Die Dauer war 2 Ausbildungstage und 1 Prüfungstag.
    Der erste Tag (Freitag) ging von 16.30-21.00 Uhr. An dem Tag stellten sich alle Anwärter vor und Regel 1-6 wurde durchgenommen.
    Am 2. Tag (Samstag) der von 11.00-19.00 Uhr ging wurden alle restlichen Regeln und das Elfmeterschießen durchgenommen.
    Am letzten Tag (Sonntag (8.45-12.00 Uhr)) wurde die Prüfung abgenommen. Die Prüfung bestand aus einem Coopertest dessen Werte ich leider nicht mehr kenne und dem DFB Anwärter Test der 30 Fragen umfasste von denen jede Frage mit 2 Punkten bewertet wurde, sodass der Test insgesamt 60 Punkte hatte. Von den 30 Fragen waren 10 Fragen zum Ankreuzen vorgesehen. Von den 60 Punkten benötigte man 50 Punkte um theoretisch bestanden zu haben.
    Nach den Prüfungen haben alle ihre "Prüfungsspiele" bekommen, bei uns so ne Art der Überprüfung ob man für den Posten als SR geeignet ist. Wer nicht überzeugt bekommt unter Umständen noch ein zweites und wenn es dann nichts wird dann kann man sich wieder verabschieden. Diese Spiele werden mit Beobachtern angesetzt und sind ein richtiger Teil der Prüfung. Einen richtigen Coach gab es nicht. Bei mir kam dann zu schwierigen Spielen ein SR von meinem Verein der zufälligerweise auch Kreislehrwart bei uns ist.
    Solche praktischen Sachen wie du sie hier beschreibst, wie Kartenzeigen,
    Platzbegehungen oder Stellungsspiel gabs bei uns (leider) nicht.

  • In Duisburg war es so ähnlich wie bei dir in Berlin von dem Umfang her, allerdings nur Theorie, keine Praxis. Aber das ist bei ca. 80 Neulingen auch schwer gewesen. Zum Abschluss stand der Regeltest, sowie die Laufprüfung (2km in 12 Min) an.
    Danach sollte man bei seinen ersten beiden Spielen gecoacht werden.


    Ich habe zwar mit 19 Jahren angefangen, aber selbst auch nie etwas mit Fußball am Hut gehabt. Einzig mein Alter kam mir etwas zu Gute. Ich habe mein Ding sehr streng nach Regelbuch durchgezogen. Versteckte Fouls zu erkennen war gar nicht für mich drin. So kamen bei meinem Obmann Beschwerden an. Daraufhin wurde ein ehemalige Verbandsliga-Beobachter zu einem Spiel von mir geschickt (zu dem Zeitpunkt muss ich so 3-4 Monate SR gewesen sein). Er sah es sich an und gab mir halt überwiegend gutes Feedback, aber das ich halt noch Spiele brauche. Was mir nur zu diesem Zeitpunkt (min. 3 Monate NACH der Prüfung) aber das erste Mal gesagt wurde, dass im FVN keine Vereins-SRA bei Jugendspielen gestellt werden müssen. Da es im Regelbuch anders steht, habe ich natürlich darauf immer bestanden.


    Als Tipp kann ich dir daher aus eigener Erfahrung nur sagen, erzähl dem jungen Mann auch Sachen die deutlich anders bei euch gehandhabt werden. Außerdem kann ein offenes Ohr sehr wichtig sein, daher am Besten einen Paten dem er vertraut, den er auch nach dem Spiel mal anrufen kann. Einfach darüber reden, wenn es mal nicht so gut läuft, hat mir geholfen. Und jetzt 2 1/2 Jahre später (und in einem anderen Verband) pfeife ich Jugend & Frauen LL und Herren demnächst zumindest auch mal wieder eine Liga höher.
    Es geht schon, nur wird er es nicht einfach haben, gerade Berlin, das wird ja wohl ähnlich sein wie Duisburg.

  • Ich tanz´ dann mal aus der Reihe ;)


    Aktuell sieht unser Lehrgang folgendermaßen aus:


    11 Termine, davon 9 in der Woche für 2 Stunden, einer am Samstag für 3 Stunden und dann der Prüfungsabend mit nem Ankreuztest mit, ich glaube, 30 Fragen. Da durften dann, je nach Wertigkeit 3-5 Fragen verkehrt sein, ansonsten konnte man 1 Woche später die Prüfung wiederholen.Alle Termine finden im Tagungsraum statt. Außerdem gibt es bei uns eine Zwischenprüfung(!!!), die aber nur als Fingerzeig für den Lehrwart gilt, wo er noch mal ansetzen muss. Als Besonderheit kann man sagen werden fast alle Abende von verschiedenen Leuten kommentiert. Highlight für alle ist dann der Termin an dem Frank Willenborg(seines Zeichens SR in der 2 .Liga und SRA in der 1.Liga) seine Erlebnisse zum Besten gibt und Annekdoten aus den Bundesligen erzählt.Da finden sich dann auch immer ältere Schiedsrichtern ein. Lauftest gibt es nicht, auch keine Paten oder Eignungs- bzw. Prüfungsspiele.Nach bestandener Prüfung bekommt man recht schnell seine ersten Ansetzungen für den D-Jugend-Bereich. Außerdem finden bei uns im Kreis Cloppenburg Jungschiedsrichter-Abende statt.Einmal im Monat trifft man sich,um gezielt das Handwerk des SRA und natürlich auch des SR auf dem Platz oder im Videoraum zu schulen.Teilnahme ist aber nicht verpflichtend. Man kann wenn man möchte sich einen erfahrenen Schiedsrichter zur Seite holen- das ist aber inoffiziell.Erste Beobachtungen gibts dann erst zur neuen Saison(Unser Lehrgang findet immer in der Winterpause statt).


    Persönlich gesehen hätte ich mir gewünscht, dass während des Lehrgangs mehr vom "drumherum" erklärt worden wäre. Vorbereitung für ein Spiel, Spielbericht. Verhalten vor und nach dem Spiel und vor allen Dingen(musste selber die Erfahrung machen) der Fall des Spielabbruchs. Wenn man den Satz hört"...alle Möglichkeiten ausschöpfen" , dieser aber nicht weiter erklärt wird, kann man sich da als Neuling relativ wenig vorstellen,allerdings kommt bei uns der Spielabbruch sehr selten vor(in den letzten 3 Jahren jeweils einer im Jahr im Herrenbereich) aber das nur so am Rande.
    SO läufts bei uns im Oldenburger Münsterland...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

    Einmal editiert, zuletzt von derMoeller ()


  • Der Hintergrund meiner Frage ist der, daß ich zur Zeit einen Jungschiedsrichter (15 Jahre) habe, der selbst nie Fußball gespielt hat und bei seinen ersten Spielen so massive Probleme hatte, daß seine Eignung in Frage steht.
    Da ich ihn zum Lehrgang angemeldet hatte, mache ich mir nun schwere Vorwürfe, nicht einen Weg gefunden zu haben, vorher seine praktische Eignung zu testen.
    Da bei uns in Berlin SR-Notstand besteht, schaut man natürlich, so viele Kandidaten anzuwerben wie es möglich ist. Doch um jeden Preis kann nicht der Weg sein...


    Hättest du ihn vor der Anmeldung nicht ein paar G- oder F-Jugend-Spiele als Ersatz-SR machen lassen können?

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Die Frage hatte ich befürchtet, weil sie so naheliegend ist.
    Letztendlich hätte ich das organisieren könne, wenn nicht gar müssen. Aber so einen Fall hatte ich bisher nicht, es traf mich unerwartet.
    G-Junioren sind da nicht so sinnvoll, weil da ganz spezielle Anforderungen nötig sind, die wenig mit Fußball zu tun haben ("Ersatz-Papa").
    Aber F-Jugend wäre da ideal gewesen, wobei er sich trotzdem vorher ein wenig mit den Fußballregeln in der Theorie hätte auseinandersetzen müssen.

  • Oranje_SR: Mal andersrum gefragt: Wie willst du denn die Eignung einer Person testen vor dem Lehrgang,wenn er selber noch nie Fußball gespielt hat? Du kannst ihn nicht einfach so, wie du ja auch selber beschrieben hast, auf die Jugend loslassen weil er ja, außer Stammtischregeln, keine Ahnung hat. Man könnte diese Person auch zu einem Spiel mitnehmen, wo man selber als Beobachter oder Zuschauer hingeht und dann gewisse Situationen diskutieren.


    Was sind denn generell die massiven Probleme in deinem Fall? Oder gehts einfach darum, dass er keine Ahnung vom Spiel hat und nicht weiß wie er die Regeln anwenden soll bzw. sie falsch einsetzt.

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Ja jemand ohne Fußballerfahrung muss dann sich einfach mal auf eigene Faust paar Spiele anschauen bevor er seine ersten Spiele pfeift, sonst wird das nichts. Schön dass auch nicht (ehemals) aktive Fußballer Schiedsrichter werden wollen, aber dann muss auch der Wille da sein um diese mangelnde Erfahrung mit dem Sport wenigstens ein bisschen auszugleichen.

  • Wir haben für gewöhnlich 2 Samstage sowie einige Wochentagsabende dazwischen. Am ersten Samstag wird der vom Verband vorgesehene Lauftest absolviert, der aber vor allem sicherstellen soll, dass nicht von vornherein Mittelkreis-Schiris ausgebildet werden. Außerdem gibt es auch ein paar praktische Stellungsübungen beispielsweise zur Erkennung einer Abseitsstellung und zum Verhalten bei Freistößen. Daneben gibt es bei Bedarf und abhängig von den Möglichkeiten (Platzverfügbarkeit, Wetter) noch ein paar kleinere Demonstrationen im Saal/auf dem Feld. Am zweiten Samstagnachmittag ist dann die Prüfung und wer die besteht, bekommt an einem weiteren Abend die Dinge beigebracht, die nicht im Regelbuch stehen, also vor allem den Umgang mit dem Spielbericht, die Besonderheiten bei Jugendspielen usw. Danach werden die frisch gebackenen SR "ausgewildert".


    Theoretisch soll, soweit der Kamerad, zum Beispiel als Wiedergänger, nicht darauf verzichtet, jeder neue SR in den ersten 5 Spielen einen Coach bekommen. Je nach Verantwortungsbewusstsein des Coaches klappt da eben mehr oder weniger gut.


    Mehr Praxis oder womöglich sogar eine praktische Prüfung ist eine tolle Idee - aber nicht leistbar. Bei 50 Anwärtern in einem Lehrgang wäre alleine der Zeitaufwand immens, dazu müssten ja auch 2 Mannschaften bereitstehen, die bereit sind, den ganzen Tag vorher einstudierte Spielszenen zu replizieren, denn sonst wäre der Zufallsfaktor zu groß.


    Es mag sicher Sinn machen, wenn künftige SR vorher schon Spiele in den ganz jungen Jugenden gepfiffen haben. Andererseits wissen wir alle aber doch auch, dass da der Druck von außen besonders groß ist, so dass das gar nicht unbedingt empfehlenswert ist. Wer mit dem Job wirklich nicht zurecht kommt, wird in aller Regel ohnehin keine zweistellige Zahl an Spielen leiten, bevor er die Pfeife wieder an den Nagel hängt.

  • Was sind denn generell die massiven Probleme in deinem Fall? Oder gehts einfach darum, dass er keine Ahnung vom Spiel hat und nicht weiß wie er die Regeln anwenden soll bzw. sie falsch einsetzt.

    Schön dass auch nicht (ehemals) aktive Fußballer Schiedsrichter werden wollen, aber dann muss auch der Wille da sein um diese mangelnde Erfahrung mit dem Sport wenigstens ein bisschen auszugleichen.

    Die "Wahrheit" liegt irgendwo in der Mitte, ein Gemisch aus objektiven und persönlichen Problemen. Das Problem ist zum einen, daß ich das so noch nie bei jemandem erlebt habe, der SR geworden ist und ich mich frage, ob ich nicht einen schweren Fehler gemacht habe. Hinzu kommt, daß ich es so kenne, daß man die Lehrgangsunterlagen nach dem Kurs nicht einfach in die Tonne wirft, sondern immer wieder mal reinschaut und weiterlernt. Das scheint bei dieser Generation jedoch nicht mehr selbstverständlich zu sein. Kurs vorbei, Prüfung bestanden -aus dem Auge, aus dem Sinn.
    Da ich sogar auch noch ein Mitreferent bei seiner Ausbildung war, weiß ich, was ich alles wie oft erzählt habe und wann ich welche eindringliche Hinweise gegeben habe. Doch wenn ich dann erlebe, daß bei einem C-Jugend-Spiel (5. Spiel des Schiedsrichters, erstes Großfeldspiel) ein Spieler mit Gelb/Rot (!) vom Platz geschickt wird ("Ich dachte, aber der C-Jugend geht das") und der Torwart wutentbrannt sein Trikot auszieht und unerlaubt den Platz verläßt ("Was soll ich jetzt machen, der ist einfach vom Platz gegangen") und mir der Schiedsrichter mitteilt, "er sein schon eine ganz Zeit lang von den Spielern beleidigt worden", ohne das eine Reaktion seinerseits erfolgt bzw. erst nach der 10. Beleidigung der FaD erfolgt und das Spiel kurz vor einem Abbruch steht - dann frage ich mich, was habe ich, was haben wir falsch gemacht und wie kann man das ändern?

  • @ Borsig_SR:


    Wenn man als SR keine "Vorbildung" als Fußballer hat, dann muss man diesen Nachteil eben durch Ehrgeiz und Fleiß ausgleichen. Dazu gehört auch, dass man sich mit den Regeln und Anweisungen des Verbandes auseinandersetzen muss. Anscheinend ist das bei deinem Kandidaten hier nicht der Fall, immerhin hat er Fehler gemacht die in der Form einfach nicht vorkommen dürfen. Klar, wenn man laufend beleidigt wird ist das für einen Neuling sicherlich schwierig, aber jemanden in der Jugend mit der Ampelkarte zu schmeißen ist fehlendes Grundwissen - und damit fehlender Ehrgeiz oder Faulheit.


    Vielleicht ist er einfach grundsätzlich (von der Person her) nicht für das Hobby geeignet, solche Menschen gibt es auch und ich habe einige davon als SR erlebt. Interesse und Begeisterung für das Hobby ist sicherlich schön und lobenswert, aber man muss auch dafür geeignet sein. Und diese Eignung kann man eigentlich kaum erkennen, wenn man den Kandidaten nicht hat pfeifen gesehen. Okay, bei meinem Bruder weiß ich das er als SR völlig falsch wäre, aber den kenne ich ja auch schon seit 29 Jahren. Einen Fehler deinerseits kann ich jedenfalls nicht erkennen, du kannst den Leuten schließlich nur vor den Kopf gucken.



    In meinem alten Kreis (Bonn) werden die Neulinge die ersten 5 Spiele von erfahrenen SR´n als Paten begleitet, und die Paten wechseln nach jedem Spiel. So soll ein Bild des Neulings aus möglichst vielen Perspektiven gezeichnet werden, was ich nur befürworten kann.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Moment mal. Was für Erwartungen haben wir den an einen Jung-SR (15 Jahre), von dem wir wissen, dass sein Einstieg schwierig sein wird da er selbst nie aktiv Fußball gespielt hat?


    Was hat der in seinem 5. (!!) Spiel mit nahezu gleichaltrigen auf einem Großfeld zu suchen? Entschuldigung- aber das sind für mich hausgemachte Probleme.


    Ich sehe doch schon im ersten oder 2. Spiel, welches Tempo ich bei der Entwicklung/ den Ansetzungen des jungen Mannes anlegen darf. Und wenn der Kollege sich monatelang intensiv mit den Regeln auseinandergesetzt hat, dann gibt er eben G/R. Falsch aber verständlich. In 90% aller Regeltests kommt nur G/R vor und kein FAZ. Wie oft haben wir hier im Forum schon die "Leiter" VW-FAZ-FAD diskutiert und alle Jahre wieder wird dieses Thema neu eröffnet. Auch die anderen beschriebenen Fehler finde ich nicht aussagekräftig, die Qualität des jungen Kollegen zu beurteilen. Das Thema "Torwart zieht wutentbrannt sein Trikot aus und verlässt unerlaubt den Platz" hätten wir "gestandenen" SR auch jeder unterschiedlich gelöst und mit dem Thema SR-Beleidigung füllen wir hier im Forum ganze Gigabytes.


    @ Borsig_SR: Deine Einschätzung über die Eignung des jungen Kollegen zweifele ich nicht an. Aber Deine Schilderungen von dem C-Jugend-Spiel finde ich nicht stichhaltig.


    Zudem finde ich, dass hier einfach zu früh "so hoch" angesetzt wurde. Mit solchen Fehlern verbrennt man leider junge Kollegen- das muss nicht sein.

  • Hinzu kommt, daß ich es so kenne, daß man die Lehrgangsunterlagen nach dem Kurs nicht einfach in die Tonne wirft, sondern immer wieder mal reinschaut und weiterlernt. Das scheint bei dieser Generation jedoch nicht mehr selbstverständlich zu sein. Kurs vorbei, Prüfung bestanden -aus dem Auge, aus dem Sinn.


    Menschlich wäre das sogar zunächst verständlich - zumindest bis zum ersten Spiel. Spätestens in der Nachbereitung des ersten Spiels müssen die Dinger dann aber wieder aus der Ecke auftauchen, in die sie geworfen wurden. Bei uns stellte sich das Problem lange Zeit nicht, da der Neulingslehrgang im Februar war und auch alle Neulinge bereits bei der jährlichen Leistungsprüfung im Mai antreten mussten. Abzüglich der Zeit, die der Verband gebraucht hat, um die neuen SR in das DFBnet einzupflegen sowie dem Vorlauf der Ansetzung, waren das meist nur eine Handvoll Spiele - und bei der Leistungsprüfung gab es keinen Neulingsbonus. Wer sich also nicht intensiv mit den Lehrgangsunterlagen sowie dem Regelfragenkatalog befasst hat, der hatte keine Chance die Leistungsprüfung zu bestehen. Seit letztem Jahr findet der Lehrgang nun im Juni statt, so dass die "Drohkulisse" der Leistungsprüfung zunächst weit entfernt ist - ob das Änderungen im Verhalten bewirkt hat, keine Ahnung. Zur Erläuterung muss ich aber anmerken, dass ab diesem Jahr alle SR, welche die Leistungsprüfung nicht bestehen oder erst gar nicht antreten, in Absprache mit den Vereinen die ganze nächste Saison nicht mehr eingesetzt werden sollen (mal sehen, ob das klappt und ob wir noch genug SR sein werden).


    Persönlich habe ich aber einen ganz anderen Eindruck: Dein Problemfall hat nicht nur Lücken in einigen fundamentalen Regelungen, viel mehr scheint mir bei ihm die notwendige Selbstkritik nicht stattzufinden. Es zählt zu dem elementaren Dingen, dass ich mir nach jedem Spiel - auch ohne Coach oder Beobachter - noch einmal überlege, was gut gelaufen ist und wo ich selber mit mir unzufrieden war - und wie ich das verbessern könnte. Dazu habe ich dann eine Idee, spreche mit anderen Leuten darüber oder schildere das beispielsweise hier im Forum ... Versuche doch mal, den jungen Mann dafür zu sensibilisieren, dass Selbstkritik und -erkenntnis für das Amt des SR unabdingbar sind.

  • Zudem finde ich, dass hier einfach zu früh "so hoch" angesetzt wurde. Mit solchen Fehlern verbrennt man leider junge Kollegen- das muss nicht sein.

    @BRit, damit rennst Du bei mir offene Türen ein, es entspricht exakt meiner Meinung!
    Genau das habe ich auch dann dem verantwortlichen Ansetzer mitgeteilt, der daß zunächst etwas ungnädig aufgenommen hat und der Meinung ist, daß man Schiedsrichter auch durch Unterforderung vergraulen kann und sein Ansetzungsplan in Ordnung ist. Aus meiner Sicht ist aber dafür notwendig, daß man den Schiedsrichter kennt und ihn schon mal auf dem Platz gesehen hat - ich habe den Jungen gesehen, der Ansetzer nicht. Zumindest wird es für meinen Jung-SR in nächster Zeit nur noch Ansetzungen auf dem Kleinfeld geben.
    Als mein Sohn mit 13.5 Jahren Schiedsrichter wurde, hatte man ihm als zweites (!) Spiel ein C-Junioren-Spiel bei einem Problemverein aufgedrückt. Ich war damals nahe dran, den zuständigen Ansetzer anzurufen, ob ihm das Lametta auf der Tanne fehlt. Doch ich habe es nicht getan und heraus kam eine so grandiose Spielleitung, daß beide Mannschaften und Trainer sich nach dem Spiel bedankt haben und nicht glauben wollten, daß er zum einen noch nicht mal 14 Jahre alt ist und daß er erst sein zweites Spiel leitet. Der feine Unterschied: Dieser Ansetzer war bei der Ausbildung meines Sohnes dabei, hat ihn also kennengelernt und ihm das offenbar zugetraut. Riskant war es aber allemal....


    Manfred, Deiner letzter Satz über Selbstkritik und -erkenntnis finde ich äußerst wichtig, und das ist auch genau das, was ich mit meinem Jung-SR durch exerzieren werde. Im Kurs haben wir zwar darauf hingewiesen, aber offenbar ist das bei manchen leider erst dann wieder präsent, wenn es weh tut....

  • Da ich ja selber Jung SR bin will ich dazu mal was sagen...
    Ich bin echt froh dass bei uns erst ab D Jugend Landesliga angesetzt wird. Selbst die Pfeife ich sehr selten.
    Ich wurde direkt für C und B Junioren angesetzt und geschadet hat es mir auf keinen Fall.