Regelfrage 12 der Saison 2012/2013

  • Und wieder einmal hat Ralph eine Frage gestellt - unstrittig ist die Verwarnung, aber mit der Spielfortsetzung hadere ich.


    Der Angreifer hat sich durch das Verlassen des Feldes der Abseitsstellung entzogen - soweit klar und unstrittig, dass ihm das laut Regelwerk auch erlaubt ist. Nach dem Regelwerk darf der Spieler jedoch das Spiel weder beeinflussen noch sonstwie stören - und genau das liegt hier vor. Damit lebt m.E. die ursprünglich vorliegende Abseitsstellung wieder auf und es wäre auf indirekten Freistoß zu entscheiden, wo der Spieler im Moment der Ballabgabe im Abseits stand. Alternativ müsste es indirekten Freistoß wegen unerlaubten Verlassens des Platzes geben. Richtig wäre der SR-Ball nur, wenn ich das als Unsportlichkeit sehe, weil der Tatort außerhalb des Spielfeldes liegt, was mir aber nicht wirklich einleuchtet.

  • Alternativ müsste es indirekten Freistoß wegen unerlaubten Verlassens des Platzes geben.

    Und dann gäbe es indirekten Freistoß wo Ball bei Pfiff, korrekt? So hätte ich jetzt entschieden. Gelbe ist eine klare Sache, finde ich.

  • Das ist aber eigentlich die Standardantwort, die wir schon auf dem Anfängerlehrgang gelernt haben. In der Standardfrage heißt es "stört das Spiel durch laute Zurufe" und die Antwort ist Gelb und SR-Ball. Argumentation war, soweit ich mich erinnere, dass ein Spieler außerhalb des Feldes nicht Abseits sein kann. Kommt der Spieler während des laufenden Angriffs wieder rein, gibt es den indirekten FS auch wegen des unerlaubten (Wieder)betreten des Platzes und nicht wegen Abseits.


    Das Einzige, was ich bei der Frage überlegt habe, ist, ob ein Ruf "Schieß doch" wirklich unter "Stören des Spiels" fällt.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Da sieht man mal, wie lang der Anwärterlehrgang schon her ist...


    Bei der Spielfortsetzung habe ich das irgendwie verdrängt mit der richtigen Lösung nun gut, passiert.



    Achtung, ab hier wird auf die richtige Lösung eingegangen ;)


    Ich kann Manfreds Argumentation folgen, aber in der beschriebenen Situation ist der SR-Ball richtig. Natürlich könnten wir uns das im laufenden Spiel schon irgendwie zum ind.FS hindrehen, dann stand der Spieler halt nicht draußen sondern schon oder immernoch im Spielfeld. Aber in der beschriebenen Situation kann es mE nur SR-Ball geben.

  • Ich versuche eine Parallele zu ziehen:


    Auf dem Spielfeld steht ein Spieler im Abseits. Er gibt durch sein Verhalten zu erkennen, dass er nicht in das Spiel eingreifen will, ergo ist seine Abseitsstellung unerheblich. Ohne dass sich eine neue Spielsituation ergibt (z.B. Ball kommt von Pfosten/Latte oder unkontrolliert von Torwart/Abwehr zurück, niemand "kümmert" sich um den Ball, Spieler überlegt es sich daher anders und rennt dem Ball doch nach), greift der Spieler dann doch in das Spiel ein - und sei es durch den Zuruf "Ich darf nicht, ich stehe abseits, nimm Du den Ball". Hier lebt doch auch die ursprüngliche Abseitsstellung wieder auf und es ist auf Abseits zu entscheiden. Hier hat der Spieler regelkonform das Feld verlassen (als Sonderform des "Ich greife nicht ein"), beeinflusst aber dennoch das Spiel; warum sollte dann die ursprüngliche Abseitsstellung nicht wieder aufleben? Oder alternativ aus dem eigentlich erlaubten Verlassen des Feldes durch den Eingriff eine unerlaubte Variante werden?


    M.E. liegt der Schlüssel eigentlich darin, ob sich, was aus der Frage so nicht hervorgeht, eine neue Spielsituation ergeben hat. Wenn ja, dann ist es zweifelsfrei ein unsportlicher Eingriff, der, da außerhalb, nur mit SR-Ball und Gelb geahndet werden kann. Wenn nicht, dann sind wir wieder bei dem Punkt: Siehe vorhergehender Absatz. Oder betrachten wir das Verlassen als - zumindest für diesen Spieler, da er das Feld ohne Erlaubnis nicht wieder betreten darf - neue Spielsituation (dann wäre SR-Ball und Gelb auch die einzige mögliche Variante)?

  • Wenn er das Spielfeld erlaubt verlassen hat, ist eine Spielstrafe auf dem Platz nicht möglich. Das hat auch nichts mehr mit Abseits zu tun.
    Der Spieler hat das Spielfeld regelkonform verlassen und kann somit auch nicht mehr Abseits stehen.


    Hier handelt es sich einfach um eine Unsportlichkeit. Diese wird dort bestraft, wo sie begangen wurde. Da wir hier keinen Tatort auf dem Feld haben, bleibt nur der SR-Ball.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Warum bestrafen wir einen Spieler, der seinem Mitspieler einen "Rat" gibt und werten dies als Unsportlichkeit. Sonst müsste man ja jedem verwarnen, der irgendetwas zu seinem Mitspieler ruft und das kann ja nicht Sinn des Spiels sein. Wenn zum Beispiel ein Libero zu seinem Abwehrspieler sagt "hau die Kirsche nach vorne", ist das ja keine Unsportlichkeit. Wenn sich ein Spieler in Abseits stehender Position ruhig verhält und den Gegner nicht beeinflusst, ist dies meines Erachtens keine Unsportlichkeit.


    Könnte mir jemand mal eine Regelpassage schreiben, wo dies erläutert ist...

  • Der Stürmer hat, im Gegensatz zum Abwehrspieler, das Recht das Spielfeld zu verlassen um sich dem Abseits zu entziehen. Wenn er das tun, muss er sich aber ruhig verhalten und darf nicht durch Zurufe stören.
    Das steht ziemlich deutlich in Regel 11.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich will hier sicher nicht den Klugscheißer spielen.
    Aber ich zitiere die Regel 11, genauer gesagt die FIFA-Richtlinien :



    Unter Definitionen heißt es :


    Zitat

    „Ins Spiel eingreifen“ heißt, dass der Spieler einen Ball berührt oder spielt, der
    zuletzt von einem Mitspieler berührt oder gespielt wurde.
    „Einen Gegner beeinflussen“ heißt, dass der Spieler einen Gegenspieler daran
    hindert, den Ball zu spielen oder spielen zu können, indem er eindeutig die Sicht
    des Gegners versperrt oder Bewegungen oder Gesten macht, die den Gegner
    nach Ansicht des Schiedsrichters behindern, täuschen oder ablenken.


    Mit dem Zuruf "Schieß doch" greift der Spieler meiner Meinung nach nicht ins Spiel ein.
    Ob er damit einen Verteidiger beeinflusst, liegt im Ermessen des SR.
    Und für mich ist das keine Beeinflussung, somit würde ich hier auf Weiterspielen entscheiden.


    Wenn man natürlich den Zuruf als Beeinflussung ansieht, dann ist SR-Ball und die Verwarnung korrekt,
    da der "Täter" außerhalb des Feldes steht.

  • Ich glaube, wir machen es uns hier einfach zu schwer. Sebastian oder Pfeifekopp sagen es ja: Der Täter hat das Feld erlaubt verlassen, er steht außerhalb und begeht dann die Unsportlichkeit (ob es nun eine ist oder nicht, sei mal dahingestellt).
    In diesem Fall kann es ja praktisch nur den SR-Ball geben.


    Könnte mir jemand mal eine Regelpassage schreiben, wo dies erläutert ist...

    Es muss ja nicht zwingend alles so in den Regeln stehen. Sonst hätten wir ein Regelbuch mit 3478 Seiten und in unserem Kopf am Ende nur das totale Chaos. "Sinn und Geist" sind oftmals eben auch entscheidend...

  • Unsportlichkeit (ob es nun eine ist oder nicht, sei mal dahingestellt).


    Eben da sehe ich das Problem. Das ist eine Ermessensentscheidung des SR und daher halte ich das als Regeltestfrage ungeeignet. Für SR 1 ist das unsportlich, den SR 2 juckt diese Aussage des Angreifers gar nicht !

  • Muss ich dir absolut Recht geben. Im ersten Moment habe ich wirklich gedacht auf "Weiterspielen" zu entscheiden, jedoch kam mir das dann für eine Regelfrage zu paradox vor. Ich würde die Sache wahrscheinlich auch nicht pfeifen.

  • Die Unsportlichkeit liegt darin, dass er durch das Verlassen des Spielfeldes signalisiert, dass er nicht in das Spiel eingreifen will, dann aber sehr wohl - und sei es eben nur durch den "Rat" zu schießen - "mitwirken" möchte. Es wird als zulässig angesehen, dass der Spieler das Feld hier ausnahmsweise ohne Zustimmung des SR verlassen darf, ws ja sonst mit einer Verwarnung zu ahnden wäre - erinnern wir uns daran, dass sich der Spieler auch anders der Abseitsstellung bzw. dem Verdacht auf Eingriff in das Spiel entziehen könnte. Durch den Ruf wird dieses Sonderrecht allerdings missbraucht, denn es entspricht dem Sinn der Regel, dass der Spieler bis zur Klärung der Situation quasi "nicht da" ist - und demnach auch nicht rufen darf. Da er dies doch tut und aus der vermeintlichen Sicherheit handelt, hierfür nicht bestraft werden zu können, muss ein solches Verhalten als unsportlich angesehen werden.

  • Wenn du als TW in der Hütte stehst und direkt neben dir ein Spieler etwas ins Spiel ruft, irritiert das mit großer Wahrscheinlichkeit.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich versteh immer noch nicht, was an dem Anruf "Schieß endlich..." eine Unsportlichkeit sein soll. Wenn man sich davon irritieren lässt, ist man Selbst Schuld, dass kann doch auch ein Zuschauer reinbrüllen.
    Und in der Regelfrage steht nichts davon, dass dadurch ein Abwehrspieler oder Torhüter negativ beeinflusst wird...

  • Das ist eine Regelfrage, welche häufig in Regeltests vorkommt.
    Und zwar genau in diesem Wortlaut und kurioserweise immer mit der gleichen Antwort.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Die hat ich noch nicht :D. Mir sind nur Fragen bekannt, wenn ein Spieler einen Gegenspieler beeinflusst und dort unsportlich handelt... aber man lernt ja wie bekanntlich nie aus ;)

  • Wie ist es dann, wenn z.B. ein Auswechselspieler / Trainer dies aus der Coaching-Zone oder beim Aufwärmen hinter dem Tor ruft und dadurch irirtiert? ?(