Torwart trifft Spieler mit Fäusten

  • Hallo zusammen,


    würde von euch gerne mal folgende Situation, die sich so kürzlich in einem meiner letzten Spiele abgespielt hat, beurteilt wissen.


    Ein hoher Ball fliegt in den Strafraum. Der Torwart kommt heraus, versucht den Ball mit beiden Fäusten zu erreichen. Ein Angreifer, der den Ball schließlich mit dem Kopf spielen kann, kommt ihm jedoch zuvor. Einen kurzen Augenblick nachdem der Spieler den Ball aufs Tor geköpft hat, bekommt er die Fäuste des Torwarts, der den Ball dadurch, dass der Angreifer früher am Ball war, nicht mehr erreichen kann, heftig ins Gesicht. Der Spieler geht zu Boden. Ich lasse das jedoch Spiel weiterlaufen und entscheide auf Vorteil, da der vom Spieler geköpfte Ball immer näher Richtung Tor springt, schließlich den Pfosten trifft und von einem Gegenspieler aus dem Torraum geschossen wird. Zwischen der Aktion des Torhüters und der Pfostenberührung des Balles lagen etwa 2-3 Sekunden.


    In meinen Augen hatte das Team des gefoulten Spielers einen klaren Vorteil erhalten, auch wenn der Ball letztendlich nicht im Tor untergebracht wurde. Des Weiteren könnte man ergänzen, dass der Torwart im Torraum ja besonderen Schutz genießt und der Spieler nicht so in den Torwart hätte angreifen dürfen. Ob das jetzt sicher im Torraum war, kann ich nicht genau beurteilen, da der Torraum nicht mit Linien abgegrenzt war. Außerdem noch wichtig zu bemerken: Das Vergehen des Torhüters galt nie absichtlichem dem Gegenspieler. Der Torwart hat in meinen Augen sicher damit gerechnet, den Ball spielen zu können und wurde von dem Angreifer, der den Ball so unmittelbar kurz gespielt hat bevor der Torwart ihn berührt hätte, überrascht.


    Hättet ihr in dieser Situation auf Elfmeter entschieden oder - wie ich - den Vorteil gegeben?


    Viele Grüße
    Daniel

  • Nach Deiner Schilderung würde ich das wie folgt auslegen:


    Zitat

    Der Torwart kommt heraus, versucht den Ball mit beiden Fäusten zu erreichen. Ein Angreifer, der den Ball schließlich mit dem Kopf spielen kann, kommt ihm jedoch zuvor.


    Also kommt der Torwart zu spät.



    Zitat

    Ich lasse das jedoch Spiel weiterlaufen und entscheide auf Vorteil (...)


    Du hast also die Aktion des Torwarts als Foul interpretiert. Das sehe ich anhand Deiner Schilderung auch so.



    Zitat

    (...) da der vom Spieler geköpfte Ball immer näher Richtung Tor springt, schließlich den Pfosten trifft und von einem Gegenspieler aus dem Torraum geschossen wird.


    Hier hätte ich auf Strafstoß entschieden, weil der Vorteil aus meiner Sicht nicht eingetreten ist. Glücklicher wäre es gewesen, Du hättest sofort, als Du hättest bemerken können, dass der Ball gegen den Pfosten rollt, gepfiffen und auf Strafstoß entschieden. Also noch bevor der Ball letztenendes gegen den Pfosten rollt und weggeschlagen werden kann.



    Zitat

    Der Torwart hat in meinen Augen sicher damit gerechnet, den Ball spielen zu können und wurde von dem Angreifer, der den Ball so unmittelbar kurz gespielt hat bevor der Torwart ihn berührt hätte, überrascht.


    Das ist für mich lediglich für die persönliche Strafe relevant. Ansonsten ist dies für mich irrelevant.

    Gruß
    Sindisis

    Einmal editiert, zuletzt von sindisis () aus folgendem Grund: Text ergänzt.

  • Ich bin mir mittlerweile auch nicht mehr sicher. Denke, der Elfmeter wäre in dieser Situation die bessere, wahrscheinlich richtige Entscheidung gewesen.


    Nur war ich mir unsicher, denn: Wann ist ein Vorteil ein Vorteil? Wenn jetzt beispielsweise ein Spieler aus Team A einen Spieler aus Team B foult, Team B aber einen schnellen Gegenangriff einleiten kann, der jedoch wenige Sekunden später endet, pfeife ich ja auch nicht doch ab. Auch wenn daraus keine Torchance und kein Tor entstanden ist, ist der Vorteil ja so gesehen eingetreten. Frage mich halt, wieso das jetzt bei der von mir beschriebenen Ausgangssituation anders sein soll bzw. ist. Kann mir das noch mal jemand erklären?

  • Du schreibst, dass der Angreifer den Ball köpfte und danach vom TW getroffen wurde. Ergo, gibt es Strafstoß. Vorteil kannst Du dann laufen lassen, wenn der Ball unmittelbar ins Tor geht. Wenn der Ball an den Posten geht, ist es kein Vorteil mehr und Du könntest noch nachpfeifen und Strafstoß geben.
    Wie gesagt, bei einer solchen Situation ist es immer besser auf Strafstoß zu entscheiden, als einen halbseidenen Vorteil zu geben.
    Das Du dann Zirkus hast, ist nur allzu verständlich.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Habe ich mir im Nachhinein genau so gedacht. Nun ja, für die Zukunft weiß ich in diesen Situationen bescheid!


    Zirkus gab's glücklicherweise keinen. :rolleyes:

  • Warum hatte der Torraum keine Linien?
    Ansonsten für mich - nach dem Pfostentreffer: Strafstoß

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Bei uns hier im Kreis sind Torraum und Strafraum bei D-Jugend Spielen, bei denen andere Vorgaben bezüglich Torraum etc. herrschen, selten abgegrenzt. Stehen also immer Hütchen draußen.
    Habt meine Zweifel bezüglich der Entscheidung selbst aber bestätigt. Spätestens nach dem Pfostentreffer also Elfer, am besten sogar vorher, wenn klar zu erkennen ist, dass der Ball nicht ins Tor geht. Danke sämtlichen schnellen Antworten hier.

  • Nur war ich mir unsicher, denn: Wann ist ein Vorteil ein Vorteil? Wenn jetzt beispielsweise ein Spieler aus Team A einen Spieler aus Team B foult, Team B aber einen schnellen Gegenangriff einleiten kann, der jedoch wenige Sekunden später endet, pfeife ich ja auch nicht doch ab. Auch wenn daraus keine Torchance und kein Tor entstanden ist, ist der Vorteil ja so gesehen eingetreten. Frage mich halt, wieso das jetzt bei der von mir beschriebenen Ausgangssituation anders sein soll bzw. ist. Kann mir das noch mal jemand erklären?


    Gerade aus dem Grund gebe ich Vorteil immer nur dann, wenn die Mannschaft des gefoulten Spielers innerhalb der nächsten Sekunden eine glasklare Torchance hat. (Was bei dir mit dem Pfostentreffer ja der Fall war.) Sollte sich der gefoulte Spieler beschweren, dass er keinen Freistoß bekommt, sollte man ihn als SR immer darauf aufmerksam machen können, dass entweder der Ball gerade im gegnerischen Tor liegt (bester Fall), oder dass ein Mannschaftskamerad eine Riesen-Torchance hatte und über einen Pfiff nicht begeistert gewesen wäre. Es ist aber auch immer wieder witzig, wo Spieler und Trainer überall Vorteile sehen. Heute hat sich ein Trainer aufgeregt, weil ich ein Foul abgepfiffen habe, als sein Spieler trotz Trikotziehen 30 Meter vor dem Tor an der Seitenlinie weiterlaufen wollte. Der Spieler war komplett aus dem Tritt geraten und hatte nicht nur den Trikotzerrer im Nacken, sondern auch noch 2 Gegenspieler in der Mitte vor sich. Persönliches Highlight war ein Vorteil reklamierender Spieler, der zentral im eigenen Strafraum unter Gegnerdruck einen springenden Ball kontrollieren wollte, nachdem sein Nebenmann einen 80-kg-Gegenspieler ins Kreuz bekommen hatte und nach meinem Pfiff erstmal 2 Minuten Behandlung brauchte.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Was mir persönlich Kopfzerbrechen bereitet, ist folgendes Zitat:

    [...] und der Spieler nicht so in den Torwart hätte angreifen dürfen.

    Vielleicht interpretiere ich das falsch, aber demnach wird zuerst ein Foul an den Torwart begangen und danach wird erst der Stürmer getroffen?! Also kann es auch ein Freistoß für den Torwart sein, völlig fernab von Vorteil oder Strafstoß.

  • Also ganz einfach: Kopfball aufs Tor, danach (fahrlässiges oder rücksichtsloses, gelbwürdiges) Foul des Torwarts am Stürmer. Geht das Ding rein geb ich Tor, wenn nicht gibts Strafstoß. Vorteil im Strafraum muss schon riesig sein, ein bloßer Abpraller vom Pfosten reicht nicht wenn er nicht klar nur von einem Stürmer erreicht werden kann (und der ihn gleich reinschiebt). Also warte ich ab was der Ball macht - Pfosten und weg bedeutet für mich dann Pfiff, auf den Punkt, evtl. Gelb für den Keeper.