Rote Karte wegen SR-Beleidigung?

  • So geschehen im Oldenburger Land am letzten Wochenende:


    Ein Spieler von A wurde ausgewechselt, kam vom Platz und führte ein Gespräch mit seinem Trainer, indem
    er die Situation zum Elfmeter gegen Mannschaft A schilderte und was er daher von
    dem Schiedsrichter hielte. Dieses sagte er dem Trainer von A direkt, was der
    Linienrichter anscheinend mitbekam. Daraufhin hat der Linienrichter den SR herbeigerufen und dieser hat den Spieler von A zu sich beordert und ihn
    gefragt, was er gerade in einem Gespräch mit seinem Trainer geäußert habe. Der Spieler von A
    teilte es dem SR ruhig und sachlich mit, was er vor einigen Momenten seinem Trainer gesagt hatte. Daraufhin bekam er die Rote Karte.


    Fragen:
    Ist das Zitieren eines voher geführten Gesprächs eine SR-Beleidigung (nehmen wir mal an, in dem Gespräch mit dem Trainer ist eine Beleidigung gefallen)?
    Reagiert der Linienrichter richtig, in dem er mit großen Ohren lauscht und den SR holt?
    Reagiert der SR richtig, dass er überhaupt fragt, was gesagt wurde?

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    Who the fuck is General Failure and what does he on my PC. :hammer:

  • Kommt für auch bisschen darauf an, wie laut die Unterhaltung zwischen Spieler und Trainer gelaufen ist. Wenn das sehr lautsark war und die womögliche Beleidigung jeder gehört hat .... aber grundsätzlich finde ich, dass man wenig hören und viel sehen sollte als SR und sich nicht ohne Not eine Baustelle aufmachen muss ...

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Zuerst eine Frage: Ist der Linienrichter ein neutraler Schiedsrichterassitent gewesen? Wenn nicht, dann hat der Linienrichter und der SR falsch reagiert.
    Also ansich hat der SR nicht richtig gehandelt, in dem er nachfragt, was war. Denn eigentlich sollte der SR sicher der Sache sicher sein. Das dann der Spieler seinen Fehler zugibt ist Glück oder halt, kommt drauf an, wie man es sieht.
    Alles in allem eher unglücklich gelöst. Keine gute Außenwirkung des SR, weswegen er die :rote_karte: nicht gut verkaufen kann.

  • Kann dir keine genaue Antwort geben, die Situation ist einfach unglücklich.


    Vielleicht ist es bei diesem Beispiel einfacher zu verstehen: Ein Spieler sagt etwas in meine Richtung, doch ich kann es nicht genau verstehen. Daraufhin frage ich nach und habe den Verdacht das es eine Beleidigung war. Er wiederholt: "Du Pfeife" in sachlichem Ton.


    Ich denke, wenn ich vorher einen Verdacht habe, was er zu mir sagte und er es dann wiederholt und mein Verdacht bestätigt wird, würde ich ihn des Feldes verweisen.

  • So etwas nimmt man am besten nur wahr, wenn man es wahrnehmen muss, d.h. wenn es entweder laut oder in unmittelbarer Nähe des SR(A) geäußert wird. Ist jemand wirklich so dumm/dreist, dann muss auch - selbst bei unglücklicher Außenwirkung - eine Reaktion in Form einer Roten Karte erfolgen. Ganz schlecht war es m.E., den Spieler noch einmal zu befragen (auch wenn das womöglich eine goldene Brücke sein sollte), denn entweder es war eine rotwürdige Aussage, dann muss man dem SRA vertrauen, oder eben nicht, dann geht man zur Tagesordnung über. Sollte der SRA ein Nichtneutraler gewesen sein, so behandelt man das am besten so, wie es war: Man als SR hat es nicht gehört, also geht es weiter.

  • In der Theorie ist der Fall klar: SR-Beleidigung ist ein feldverweiswürdiges Vergehen und wenn ein SRA ein solches Vergehen wahrnimmt, es der SR aber nicht wahrnehmen konnte, muss der SRA es dem SR anzeigen. Warum der SR hier beim Spieler nachfragt, ist mir allerdings schleierhaft, insbesondere wenn der Spieler die Äußerung nicht bestätigt hätte, wäre durch die Nachfrage alles nur noch schlimmer geworden.
    In der Praxis handhabe ich es so: Wer mich beleidigt, spielt nicht mehr mit, getreu meiner Devise "ich bin nicht SR geworden, um mich beleidigen zu lassen". Dabei ist es für mich unerheblich, ob ich SR oder SRA bin bzw. ob man mir die Beleidigung ins Gesicht oder Dritten gegenüber äußert. Im Laufe der Jahre habe ich aber feststellen müssen, dass viele SR diesbezüglich deutlich toleranter sind und Beleidigungen gar nicht ahnden wollen. Vor diesem Hintergrund würde ich als SRA anzeigen, wenn ich beleidigt wurde, eine Beleidigung des SR würde ich nur anzeigen, wenn sie der SR sie nicht wahrnehmen konnte und ich sicher wäre, dass der SR sie ahnden will, das kommt also im Einzelfall auf die Person des SR und die konkrete Beleidigung an.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Entscheidend für eine Beleidigung, bei der das Opfer nicht Adressat des Gesprächs ist, ist die Frage, ob ein Drei-Personen-Verhältnis vorliegt. Wenn das Gespräch so leise war, dass es der Assistent nur durch Zufall mitbekommen hat, die beleidigenden Worte aber an sich nicht für die Allgemeinheit bestimmt waren, liegt keine Beleidigung vor. Waren die Worte so laut gewählt, dass sie die Allgemeinheit hören sollte, ist das eine Beleidigung.


    Ein Beispiel aus dem Leben: Wenn du deinem Kumpel in der Kneipe zuflüsterst, was deine Frau für eine "blöde Kuh" ist und das an sich keiner mitbekommen kann, ist das keine Beleidigung der Frau. Auch dann nicht, wenn diese durch Zufall direkt hinter dem stand, der die Worte ausgesprochen hat und daher alles hören konnte.

  • Ich weiß ja nicht, worauf Du Dein Beispiel gründest, evtl. willst Du darauf hinaus, dass es strafrechtlich von Bedeutung ist, ob die Beleidigung "öffentlich" erfolgte. Wenn ein Spieler einem anderen Spieler zuflüstert, dass die Schiedsrichterin eine "blöde Kuh" ist, und sie zufällig direkt hinter ihm stand, kann sie ihn wegen SR-Beleidigung vom Feld stellen und der Spieler wird sicher seine verdiente Strafe bekommen. Ich denke weder ein Staffelleiter noch ein Sportgericht würde diesen Spieler frei sprechen, wenn er darauf plädiert, er habe nur geflüstert.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Also mein SRA hört eine Beleidigung, die ein Spieler gegen meine Person macht!
    Hier kommt doch wieder darauf was gesagt wurde. Der pfeift heute wiede reinen Mist oder die blinde Sau hat uns wieder verpfiffen!
    Wenn da der Lappen hoch geht dann muss man sich doch nicht wundern. Nach einen kurzen Gespräch mit dem SRA, kann noch vieles klären, wenn der Spieler dann noch so dumm ist und die Beleidigung wiederholt. Na danke anke und ab vom Hof!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • So etwas nimmt man am besten nur wahr, wenn man es wahrnehmen muss, d.h. wenn es entweder laut oder in unmittelbarer Nähe des SR(A) geäußert wird. Ist jemand wirklich so dumm/dreist, dann muss auch - selbst bei unglücklicher Außenwirkung - eine Reaktion in Form einer Roten Karte erfolgen. Ganz schlecht war es m.E., den Spieler noch einmal zu befragen (auch wenn das womöglich eine goldene Brücke sein sollte), denn entweder es war eine rotwürdige Aussage, dann muss man dem SRA vertrauen, oder eben nicht, dann geht man zur Tagesordnung über. Sollte der SRA ein Nichtneutraler gewesen sein, so behandelt man das am besten so, wie es war: Man als SR hat es nicht gehört, also geht es weiter.


    Dem würde ich mich auch anschließen.