Artikel in der RP von heute (28.2.)

  • Moin,


    anbei ein Artikel aus der Rheinischen Post von heute. Da ich den geschrieben habe, zwar nicht ganz neutral, aber vielleicht rüttelt er den einen oder anderen Verein ja wach ;)


    Spiele ohne Schiedsrichter (aus RP-online vom
    28.02.12)



    VON WOLFGANG SCHNEIDER



    Fußball (RP). Was in der Fußball-Kreisliga C längst die
    Regel ist, wird auch in der Kreisliga B und beim Nachwuchs zur Normalität
    werden. Vereinen drohen härtere Sanktionen: Punktabzug, Aufstiegsverbot.



    "Ohne Schiri geht es nicht" – so lautete vor
    einigen Jahren eine Kampagne des DFB, mit der neue Schiedsrichter geworben
    werden sollten. Dem Fußballkreis Düsseldorf droht allerdings ein ganz anderes
    Szenario - ohne Schiri muss es gehen. "Wir haben derzeit lediglich rund
    160 Schiedsrichter, bräuchten allerdings ungefähr 250, um alle Spiele besetzen
    zu können", bilanziert Schiedsrichterchef Bernd Biermann.



    Die Folgen sind deutlich spürbar: In der Kreisliga C der
    Herren kommt fast gar kein Unparteiischer mehr. Ein Schicksal, das jetzt auch
    den Mannschaften der Kreisliga B droht: "Es ist beabsichtigt die
    Durchführungsbestimmungen dahingehend zu ändern, dass die Kreisliga B spielen
    muss, auch wenn kein Schiedsrichter da ist."



    Strafen von 11 000 Euro



    Dasselbe gilt für die Leistungsklassen der D- und C-Jugend –
    immerhin die Ligen der besten Nachwuchsteams des Kreises. Dabei müssen die
    Vereine Schiedsrichter stellen – wie viele, das hängt von der Anzahl der
    gemeldeten Teams ab. Jeder fehlende Unparteiische wird mit Ordnungsgeldern
    bestraft. Das spülte Anfang des Jahres alleine von den Vereinen des Kreises
    Düsseldorf über 11000 Euro in die Kassen des Verbandes.



    Doch das scheint den Vereinen egal zu sein. Ein kurz darauf
    angebotener Lehrgang für Neulinge musste ausfallen, da gerade einmal fünf
    Teilnehmer gemeldet wurden. Ein Novum in der bisherigen Geschichte der
    Düsseldorfer Vereinigung.



    "Nun müssen alle mit den daraus resultierenden
    Konsequenzen leben", bilanziert Biermann, der für die Nichtstellung des
    Schiedsrichtersolls härtere Strafen ins Gespräch bringt. "In anderen
    Landesverbänden können als Strafen Punktabzüge, Zwangsabstiege oder
    Nicht-Aufstiege der ersten Mannschaften ausgesprochen werden. Das sollten wir
    hier am Niederrhein durchaus in Erwägung ziehen, vielleicht werden die Vereine
    dann mal wach."



    Dabei weiß der oberste Schiedsrichter durchaus, dass es
    immer schwieriger ist, Ehrenamtler in den Vereinen zu motivieren – und nichts
    anderes ist das Pfeifen, Aufwandsentschädigung hin oder her.



    Aber es gibt noch ganz andere Gründe, warum immer mehr
    Schwarzkittel die Pfeife an den Nagel hängen. "Meine Leute sind schon bei
    den Zehnjährigen immer mehr Anfeindungen, Beschimpfungen und Bedrohungen
    ausgesetzt", schüttelt Biermann den Kopf und berichtet von einer kürzlich
    durchgeführten D-Jugend-Partie: "Da wurde dem jungen Unparteiischen von
    anwesenden Zuschauer vorgeworfen, er sei gekauft worden." In anderen
    Spielen sind es dann Beschimpfungen, Beleidigungen oder auch mal Drohungen – schlimmerweise
    aber kaum von Spielern: "Unsere jugendlichen Schiedsrichter haben in der
    Regel keine Probleme mit den Spielern. Mit den Aktiven sind sie auf Augenhöhe.
    Es sind die Eltern und Zuschauer, also in der Regel Erwachsene, die sie so
    heftig angehen. Statt den jungen Schiedsrichtern Respekt zu zollen und deren
    Leistung anzuerkennen und zu unterstützen, werden diese noch zum Buhmann für
    Niederlagen gemacht." Die Folge: Immer mehr junge Schiedsrichter hören
    entnervt auf. Biermann zitiert einen 18-Jährigen, der nach fünf Jahren als
    Pfeifenmann jetzt die Brocken hingeschmissen hat: "Das Pfeifen ist ein
    Hobby, das Spaß machen soll. Und es macht mir keinen Spaß, jeden Sonntag von
    Erwachsenen beschimpft, beleidigt und bedroht zu werden."



    Vereine müssen selbst pfeifen



    Schiedsrichter müssen ein dickes Fell haben. "Aber die
    Vereine schicken uns meist nur 14-, 15-Jährige zu den Lehrgängen. Das
    Mittelalter, so ab 30, das mehr Lebenserfahrung hat und mit solchen Situationen
    umgehen kann, fehlt uns fast völlig", sagt Biermann, der bemüht ist,
    seinen Anfängern erfahrene Kollegen als Paten an die Seite zu stellen:
    "Und selbst diese ehrenamtlichen Paten, die dafür ihre Zeit opfern und
    keinen Cent kriegen, werden noch von Eltern und Trainern beleidigt", so
    der langjährige Vorsitzende der Düsseldorfer Schiedsrichter. "Nun erhalten
    wir alle die Quittung von solchem Verhalten. Bald werden die Vereine mehr als
    die Hälfte der Pflichtspiele am Wochenende selbst pfeifen müssen. Ob das dem
    Sport dient, muss ernsthaft bezweifelt werden, ist aber leider nicht zu
    ändern."

    Werner Hansch: "Das war ein klares versuchtes Handspiel!" :(

    Einmal editiert, zuletzt von tillongi ()

  • In unserem Kreis hat sich die Anzahl der SR binnen rund 5 Jahren von 228 auf etwa 120 nahezu halbiert. Auch bei uns konnte letzte Saison aus Teilnehmermangel kein Anwärterlehrgang durchgeführt werden, unsere 3 neuen SR mussten ihre Ausbildung in Nachbarkreisen absolvieren. Gestern hat bei uns ein neuer Lehrgang begonnen und nach massivem Rühren der Werbetrommel hatten wir 20 Anmeldungen. 1 hat seine Anmeldung zurückgezogen, von den verbliebenen 19 sind am ersten Abend aber nur 14 erschienen. Mal sehen, wie viele zur Prüfung antreten und diese bestehen werden. Auch wir haben in den letzten Jahren überdurchschnittlich viele minderjährige Anwärter. Dass viele von denen nach einigen Jahren wieder aufhören, hat aber m.E. weniger mit mangelnder Lebenserfahrung und Negativerlebnissen zu tun, sondern mehr mit Lebenseinschnitten wie Ausbildungs-/Studienbeginn, die häufig mit Umzug verbunden sind, oder der neuen Freundin, die mehr Aufmerksamkeit fordert. Unser Präsident hat den Vereinen auf den Staffeltagen im Winter als letzte Konsequenz nicht Herrenspiele ohne SR (noch können wir alle gerade so besetzen) angedroht, sondern die Zwangsabmeldung derjenigen 2. Herrenmannschaften, deren Verein keine bzw. zu wenig SR stellen.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

    2 Mal editiert, zuletzt von almiko ()

  • Das Problem ist zum Teil auch die fehlende Perspektive. Mittlerweile kann man in Hessen mit 12 Jahren die Prüfung machen. Was für klassen soll man einem 12 (13, 14, 15 jährigem) zu pfeifen geben? Wenn ich 3 Jahre in der C-Jugend (vielleicht auch B-Jugend) festhänge hab ich irgendwann auch keine Lust mehr. Da fehlt einfach die kurzfristige Perspektive. Zeitgleich macht ein 18 jähriger die Prüfung, der nach 1,5 Jahr bei entsprechendem Engagement vielleicht schon das erste Herrenspiel bekommt. Was soll der 12 jährige sich dabei denken?

  • Es ist schade und ein großes Problem, aber Zwangsabmeldungen sind aus meiner Sicht ein absolut überzogenes Mittel. Mannschaften für ein -angenommenes- Fehlverhalten des gesamten Vereines vom Fußball auszuschließen ist für mich nicht fair. Es gibt sicher Vereine die mehr tun könnten, aber auch andere wo man eben beim besten Willen keine weiteren Anwärter mehr auftreiben kann, man kann niemanden zum Pfeifen zwingen. Woher soll man auch irgendwelche erwachsene Kicker zum Pfeifen bewegen? Die spielen bereits für ihr Team, haben ein Berufs- und Familienleben und da ist es nur verständlich dass sie nicht unbedingt die Zeit und oder Lust für die Doppelbelastung haben. Gerade wenn sie mitbekommen wie schlecht manche SR behandelt werden.

    Prinzipiell ist es doch: Je schärfer die Sanktionen werden desto eher kriegt man Neulinge, die bloß ihre Mindestanzahl an Spielen ohne jegliche Motivation über die Bühne bringen - und dies nur solange machen wie es notwendig ist um genau diesen Strafen für ihre Mannschaft zu entgehen. Damit wird nicht vielen geholfen, da können die betroffenen Mannschaften genausogut ohne offiziellen SR spielen.


    Man muss viel eher das Pfeifen attraktiver machen, dann kommen die Anwärter von alleine und bleiben auch längen. Wie genau dies erreicht werden kann ist natürlich eine schwierige Sache, aber der Herausforderung muss sich der Fußball stellen, sonst wird es nur weiter abwärts gehen.

  • Wenn Vereine Fußball spielen wollen, müssen sie auch für SR sorgen. Wenn sie das nicht tun, können sie eben keinen Fußball spielen.
    Einen anderen Weg gibt es nicht wirklich.
    Natürlich könnte man die SR-Spesen deutlich erhöhen um die Aufgabe attraktiver zu machen. Dann hören die Vereine aber auch auf, weil sie es nicht mehr bezahlen können. Und nur weil es mehr Geld gibt, wird der Kandidatenkreis für das SR-Amt auch nicht besser.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Gerade wenn sie mitbekommen wie schlecht manche SR behandelt werden.

    Komischerweise stelle ich immer wieder fest, dass die Vereine, die am wenigstens SR haben und meistens pro Jahr einen 4-stelligen Betrag an Strafe zahlen dürfen, auch diejenigen sind, die mit den Schiedsrichtern am schlimmsten umspringen. Das fängt bei den Eltern im Jugendbereich an und zieht sich so bis in den Herrenbereich durch. Das kann auch kein Zufall sein, oder?


    Andere Vereine gehen offensiv auf Störenfriede in allen Altersklassen zu und sorgen für ein sportliches Klima auf und um den Platz. Diese Vereine haben meistens ohne groß auf die Suche gehen zu müssen mehr als genug SR. Ein Jugendspieler, der merkt das er zu schlecht zum spielen ist bekommt bei diesen Vereinen eben auch mit, dass der SR zum Spiel dazu gehört und nicht nur notwendiges Übel ist. Warum soll er sich dann nicht mal diesen Teil des Sports anschauen?


    Von daher schiebt das Problem bitte nicht auf: "Ich hab doch überall rumgefragt und keiner will pfeifen." Das Problem liegt viel tiefer und ist eine Gesamteinstellung des gesamten Vereins.


  • Dann hören die Vereine aber auch auf, weil sie es nicht mehr bezahlen können.

    Das glaube ich offen gestanden nicht. 90 % der Vereine zahlen ihren Spielern "Aufwandsentschädigungen" für Spielteilnahme, Trainingsbesuch o.ä. oder Siegprämien. Was da alleine in einer Woche anfällt würde vermutlich reichen, um die SR-Spesen mindesten zu verdreifachen und es wäre immer noch Geld übrig.



    Zitat


    Und nur weil es mehr Geld gibt, wird der Kandidatenkreis für das SR-Amt auch nicht besser.


    Das allerdings ist wohl wahr.

  • Das Problem muss individuell auf Kreis- und Landesebene gelöst werden. Hier in MV haben wir alleine im Jahr 2010 lt. DFB-SR-Statistik 18,5% aller SR verloren. Und keiner fragt eigentlich so richtig nach dem Warum?
    Wenn ich dann alleine schon sehe, dass ein Jung-SR (17 Jahre) eine Ansetzung mit einer Anreise von über 50 Km bekommt, wird mir schon ganz anders :hammer:
    In meinem Kreis haben die das Problem mit hohen Geldstrafen und Punktabzug (nach 3-4 Jahren ohne SR) sowie als "Endstufe" den Nichtaufstieg einigermaßen in den Griff bekommen. Mein Verein war nun seit fast 3 Jahren ohne SR, die behandeln mich wie einen König :thumbup:
    Wenigstens einer bekommt das was er verdient :ironie:

  • Komischerweise stelle ich immer wieder fest, dass die Vereine, die am wenigstens SR haben und meistens pro Jahr einen 4-stelligen Betrag an Strafe zahlen dürfen, auch diejenigen sind, die mit den Schiedsrichtern am schlimmsten umspringen.

    Diese Beobachtung kann ich voll und ganz bestätigen.
    Allerdings habe ich auch die merkwürdige Erfahrung gemacht, daß Vereinskassenwarte anfangen zu zittern, wenn man zu viele(!) Schiedsrichter hat. Denn dann könnten ja Mehrkosten für die Ausstattung anfallen - das ist jetzt kein Scherz!

  • Ich habe mich am Wochenende mit dem Vorstand eines Bez.-Klassen-Verein unterhalten.
    Der Verein war früher mal in der VL und musste aus wirtschaftlichen Gründen wieder in der Betonklasse einen Neuanfang starten.


    Hier werden pro Spieler eine "Aufwandsentschädigung" von 10 EUR pro Spiel, sowie 3 EUR Torprämie, sowie 3EUR Siegprämie bezahlt.
    Er selbst bestätigte mir, dass andere Vereine weitaus höhere Gelder ihren Spielern bezahlen.
    In diesem Fall kann man nur über eine Aufwandsentschädigung ( Spritgeld für Auswärtsspiele ) sprechen.
    Somit werden i.d.R. pro Spieltag ca. 180-200EUR an die Mannschaft ausbezahlt,
    genau soviel, was ein Vereinsschiedsrichter für eine gesamte Saison bekommen sollte.

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Und gerade das Schlottern der Vereinskassenwarte kann ich nicht verstehen. Mein Ansprechpartner bei meinem Verein hat mir gesagt, dass alles kein Problem ist, so lange ab 150€ auf der Quittung der Vereinsname drauf steht. Bis 150€ geht das auch über den Namen des SRs, dass der Verein die Ausgaben für Schiedsrichterequipment beim Finanzamt von der Steuer absetzen kann. So wurde es zumindest mir gesagt.


    Aber an sich ändert sich ja nichts an der Problematik, die hier schon angesprochen und wie ich finde sehr gut dargelegt wurde. Aber wenn wir die Probleme kennen, warum gehen wir dann nicht (z.B.) auf diese "Problemvereine" zu und sagen ihnen, dass es bei ihnen falsch läuft und sie was anders machen müssen?

  • Ich möchte gerne noch einmal auf das Problem mit den zu wenigen SR zurück kommen.


    Dass viele Vereine mehr für ihre SR machen müssen (auch mein Verein) und diese auch besser betreuen müssen, liegt auf der Hand. Auch eine bessere Bezahlung oder auch Verbesserung der Ausrüstung auf Vereinskosten können dienlich sein.



    Es werden aber auch SR gebraucht, die dieses Hobby mit Hingabe ausfüllen. Da sehe ich ein großes Problem. SR sind eh schon "positiv bekloppt". ^^
    Viele SR pfeifen nach der Prüfung einige Spiele und stellen dann fest, dass dies nichts für sie ist. Dem entsprechend ist dann die Leistung in den wenigen Spielen. Da fehlt es oftmals auch an der Betreuung der SR. Wenn dieses Forum nicht wäre, wüsste ich z.B. nicht, wo ich mir mal gescheiten Rat holen kann oder mir schwere Spiele von der Seele schreiben kann. Die Verbände müssen da mehr machen. Der Fußball hat sich weiterentwickelt. Dem muss Rechung getragen werden. Von allen Seiten.



    Wie, das vermag ich so spontan auch nicht zu beurteilen. Aber wenn der SR-Schwund so weiter geht (auch bei uns im Kreis) ist bald das Ende der Fahnenstange erreicht.


    EDIT:
    Soeben einen interessanten Bericht aus dem Kreis Herford gefunden:
    Ohne SR wird es teuer

    Gruß
    Sindisis

    Einmal editiert, zuletzt von sindisis () aus folgendem Grund: Edit hinzugefügt

  • Dieses Problem ist dort ein Problem, wo zu wenig in Sachen SR-Betreuung getan wird.


    In Hannover haben wir unheimlich viele SR! Ich sags nochmal, wir setzen bis zur F-Jugend (in der Rückrunde bis zur G-Jugend) an. Alle Herrenspiele sind besetzt!


    Dies hängt mE mit der vorbildlichen Betreuung und Motivation der Verantwortlichen im KSA und Lehrstab zsm. Der Großteil der SR fängt bei uns aus Überzeugung und vom Hörensagen an und nicht, weil der Verein ihn zwingt! Als SR muss man das Gefühl haben, dass man nicht alleine pfeift. Man muss eine Gemeinschaft sein, die auch durch andere Aktionen, wie z.B. gemeinsames Fußballspielen, Vergnügungsparkbesuche, Auswärtsfahrten...unterstützt werden muss! Dies ist hier der Fall und ich denke, dass das der Grund für unsere Masse ist!
    Außerdem müssen durch Fördermaßnahmen Ziele gesetzt werden, um Motivation zu haben mit Engagement dabei zu sein! Wir haben im Nachwuchsbereich 50 SR, die im Kreisförderkader sind (von fast 200 Jung-SR)!


    Und ob es richtig ist, die 15-Jährigen in die Herrenklassen loszulassen...? Ich glaube nicht, dass dies förderlich ist!


    Eine Strafe für die Vereine gibt es hier zwar auch, wenn zu wenig SR gestellt werden. Allerdings bekommt ein Verein mit mehr SRn, als das Muss ist, 50€ pro SR pro Saison!


    Wir SR müssen das Pfeifen attraktiver machen, nicht die Vereine! Wir müssen mit Leidenschaft dabei sein, wir müssen die Leute dabei halten und so motivieren Freunde auch dazu zu bewegen anzufangen! Das ist die Aufgabe! Strafen über Strafen bringen glaube ich wenig!

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • Ein interessanter Bericht. Bei uns ist es in einem Stadtkreis (da ich etwas verspätet zu unserem Lehrabend kam, habe ich die Herkunft des Referenten nicht erfahren)wohl auch fast so weit gewesen wäre, dass man die unteresten Ligen im Männerbereich die Ansetzung nicht mehr aufrecht hält. Nachdem man den Vereinen das angekündigt hatte, gab es dann recht schnell erste Meldungen zu Ausbildungen, sodass es nun kein Thema mehr ist. Er hat uns 2 Lösungsvorschläge erläutert, die in seinem Kreis vorgeschlagen wurden. Diese bauen beide darauf auf, dass es von Vereinen, die mit der 2. oder 3. Mannschaft unten spielen aber entsprechend ihrer Pfliucht genug SR stellen, die Anmerkung gab, dass man solche Mannschaften dann bestrafen würde, wenn sie nichts dafür können, aber trotzdem keinen unparteiischen Spielleiter bekommen.


    1. Vorschlag: Vereine die keinen SR stellen bzw. bei mehren Mannschaften 2 unter SOll sind, werden mit der untersten Mannschaft(wenn nur eine Mannschaft vorhanden, kein Männerbetrieb mehr für den Verein) aus dem Spielbetrieb ausgeschloßen, wodurch sich die Zahl der Spiele so weit reduzieren soll, dass alle Spiele problemlos besetzbar sind.*


    2. Vorschlag: unabhängig von der Spielklasse werden außer in der KOL nur die Spiele, die zwischen Mannschaften stattfinden, welche nicht durch einen SR gedeckt sind, ohne unparteiischen Spielleiter ausgetragen. So sollen alle anderen Spiele weiterhin offiziell besetzt werden.


    *= Weiteres Argument dafür: Die Mannschaften könnten dann ja in der FZ-Liga spielen, wo es sowieso keine angesetzten SR gibt.


    Ein Vorschlag zur Besänftigung im Falle der Umsetzung gabs dann wohl noch:


    Bei Spielen in der unteresen Klasse, die ohne SR spielen, hat nicht der Heimverein sondern die Mannschaft, die durch einen SR gedeckt sind.



    Vielleicht könnt ihr ja mal zu den Vorschlägen eure Meinung äußern!

  • Das Problem ist zum Teil auch die fehlende Perspektive. Mittlerweile kann man in Hessen mit 12 Jahren die Prüfung machen. Was für klassen soll man einem 12 (13, 14, 15 jährigem) zu pfeifen geben? Wenn ich 3 Jahre in der C-Jugend (vielleicht auch B-Jugend) festhänge hab ich irgendwann auch keine Lust mehr. Da fehlt einfach die kurzfristige Perspektive. Zeitgleich macht ein 18 jähriger die Prüfung, der nach 1,5 Jahr bei entsprechendem Engagement vielleicht schon das erste Herrenspiel bekommt. Was soll der 12 jährige sich dabei denken?


    Dies kann ich für unseren Kreis nicht bestätigen. Auch im FSA kann man mit 12 Jahren die Prüfung machen und das findet bei uns auch so statt. Diese SR werden zunächst einige Monate nur als SRA eingesetzt und dadurch von erfahrenen SR ausgebildet. Danach fangen sie in der C-Jugend-Kreisklasse an. Wer sich dort gut macht, pfeift binnen kürzester Zeit B-Jugend-Kreisklasse und wer wirklich Talent und Einsatzbereitschaft zeigt, kann es gut 1 Jahr nach der Prüfung schon in die Junioren-Landesligen bringen bzw. ab ca. 16 Jahren Herren (unterste Spielklasse) pfeifen. Ein 18- und damit Volljähriger fängt bei uns sofort im Herrenbereich (unterste Spielklasse) an.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ich weiß nicht ab welcher Klasse bei euch mit neutralen Assistenten geleitet wird, bei uns ist das erst ab der Gruppenliga (3. höchste Klasse in Hessen) der Fall. Im Juniorenbereich gibt es nur in der Hessenliga (A-C Junioren) Assistenten. Hier sind als SR aber fast nur junge Leute (16-23 unterwegs, die dort fast immer unter Beobachtung des Verbandes stehen).


    Zudem gab es in letzter Zeit öfters mal den Fall, dass Vereine sich über zu junge SRA beschwert haben. Ich denke auch nicht das es ideal ist, wenn ein 12 jähriger Neuling in seinem ersten Spiel einem 40 jährigen erzählen muss, dass er grade im Abseits stand.


    Ihr lasst wirklich 12 jährige B-Jugend (15/16 Jahre) pfeifen? Hut ab für den Mut. Bei uns würde der SR dann wohl sein letztes Spiel bestritten haben, so wie es teilweise auf den Plätzen abgeht.

  • Dieses Problem ist dort ein Problem, wo zu wenig in Sachen SR-Betreuung getan wird.

    Und ob es richtig ist, die 15-Jährigen in die Herrenklassen loszulassen...? Ich glaube nicht, dass dies förderlich ist!

    Wir SR müssen das Pfeifen attraktiver machen, nicht die Vereine! Wir müssen mit Leidenschaft dabei sein, wir müssen die Leute dabei halten und so motivieren Freunde auch dazu zu bewegen anzufangen! Das ist die Aufgabe! Strafen über Strafen bringen glaube ich wenig!

    Dieser Beitrag trifft es genau auf den Punkt. Hier liegt das Kernproblem. Die meisten SR sind auf sich alleine gestellt. Das habe ich selbst
    am Anfang schnell festgestellt und mache mein Hobby aus meiner alleinigen Motivation heraus. Nicht weil ich unterstützt werde!


    Viele die aufgehört haben, monierten immer wieder die mangelnde Unterstützung durch Betreuer oder KSA.


    Vielleicht sollte sich der Themensteller mal mit dieser Problematik auch in seinem Kreis auseinander setzten, bevor die alleinige Schuld bei den Vereinen gesucht wird. Den vom Jugendwahn haben SR ab 30 eh nichts und wenn sie dann auch nicht gefördert oder unterstützt werden, dann kann die Pfeife auch schön als Dekoration dienen!


    Sonntags mit der Freundin, Freunde oder Familie zu verbringen ist dann nur noch die logische und richtige Konsequenz.

  • Und wie soll ich jemandem das Pfeifen interessanter machen, wenn er anschließend auf den nächsten Sportplatz fährt und in allen Sprachen beleidigt oder gar tätlich angegangen wird?


    Viele KSA sind einfach an der Grenze des machbaren angelangt. Da müssen eben die Vereine dort auch mal unterstützend eingreifen und sich auch selbst um die Kollegen kümmern.


    Ein Verein, der sich um seine eigenen SR richtig kümmert, hat in der Regel auch deutlich weniger Probleme mit dem Soll.
    Diese SR kommen sich dann auch nicht ausgegrenzt vor. Aber solange es Vereine gibt, die den Schiedsrichter nicht mal zur Weihnachtsfeier einladen oder diese sich ihre Klamotten selbst bezahlen müssen, während die aktiven Kicker die Kohle in den Ar... geschoben bekommen, muss man sich nicht wundern.


    Es wird nur in einer Mischung aus allem funktionieren. Solange einer Schuld und Verantwortung auf den Anderen schiebt, kommen wir nicht voran.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Dann müssen sich die Vereine mit den Schiedsrichter Ausschuss an einem Tisch setzen und darüber diskutieren. Vielleicht nicht immer mit dem Vereinspräsidenten / Vorsitzenden sonderen mit dem ganzen Vereinsvorstand inkl. Trainer aller Mannschaften eines Vereins.

  • Das haben wir im Kreis schon mehrfach versucht. Du darfst gerne mal raten, wie hoch die Teilnahmequote war. :flop:
    Fakt ist, den Großteil der Vereine interessieren die SR einen feuchten Schei.... Solange das so ist, müssen sie sich eben
    über entsprechende Strafen nicht wundern.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !