Beleidigungen über Social Media hart bestraft

  • Das Verbandsgericht des SWFV hat eine zukunftsweisende Entscheidung gefällt und die 4-Monatige Sperre eines Spielers bestätigt, der Funktionäre und Spieler des Gegners in Facebook verunglimpft hat. Hier der Link zum Artikel.


    Ich finde es auch für uns SR gut, dass hier mal ein klares Zeichen gesetzt wurde. Wenn ich sehe, was für unqualifizerte und beleidigende Äußerungen inzwischen in Foren und auf Webseiten stattfinden, sollte jetzt vielen klar sein, dass auch hier die Regeln des Sports gelten.

  • So schlimm es ist, aber es scheint der einzige Weg zu sein. Diese Thematik hat im vergangenen Jahr immer mehr zugenommen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich selbst hatte so einen ähnlichen Vorfall. Mir wurde nach einem Spiel angedroht mich im Internet fertig zu machen. Netter Sonderbericht und 75€ Strafe später hat man nie etwas davon gelesen im Internet....

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Ich finde das aber richtig, das Internet kann kein rechtsfreier Raum sein - auch nicht sportrechtlich - und was teilweise auf Facebook & Co. abgeht, ist bei allen positiven Aspekten teilweise einfach nicht tragbar. Wir müssen ja mittlerweile sogar Jung-Schiedsrichter wegen Äußerungen gegen Funktionäre, Vereine oder Mannschaften in sozialen Netzwerken aus dem Verkehr ziehen - z.B. schrieb mich ein ehemaliger SR unseres Kreises an und beleidigte mich mit nicht zitierfähigen Worten - oder von Spielen absetzen, wo z.B. im Vorfeld groß getönt wird, dass "die Karten locker säßen" oder Klassenkameraden vorzeitig zum Duschen geschickt würden. Die Liste ließe sich noch fortsetzen. Das ist eine Entwicklung, die ich nicht gut und ziemlich bedenklich finde.

  • Zitat von Hennisch;177779

    - oder von Spielen absetzen, wo z.B. im Vorfeld groß getönt wird, dass "die Karten locker säßen" oder Klassenkameraden vorzeitig zum Duschen geschickt würden.


    So einen Fall hatten wir in der Hinrunde, allerdings wurden diese Ankündigungen des SR auf Facebook erst nach dem Spiel bekannt.
    Der fragliche SR wurde mit fünfmonatiger Nichtansetzung bestraft.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Zitat von Hennisch;177779

    das Internet kann kein rechtsfreier Raum sein


    Ach herrje, jetzt ist "das Internet" schuld.


    Letztlich werden dort nur Gedanken geäußert, die diejenigen ohnehin in sich tragen. Es gibt jetzt also (mindestens) eine Chance mehr, das solche Leute dumm genug sind, sie auch zu äußern. Um sowas auszusortieren, muss doch jede Gelegenheit willkommen sein, die diese Leute uns bieten, in ihren Kopf zu sehen.


    Was würde es unsere Arbeit erleichtern, wenn die Spieler jede Spielsituation aus ihrer Sicht sofort ehrlich twittern und wir das sofort lesen könnten ;)

  • Wir hatten da einen rechen dummen Fall...
    Ein Verein hatte ein Spiel mit 0:2 verloren und einen Bericht darüber auf FB gestellt. Der amtierende SR des Spielen liest den Artikel einige Tage nach der Begegnung und drück auf "gefällt mir" weil der Bericht gut geschrieben war.
    Dumm nur, dass dadurch zu lesen war:


    "Paul Huber gefällt 2:0 niederlage des SV Sowiso"



    (Der Name ist natürlich nicht der Richtige^^)




    Seither ist es uns untersagt generell Verine oder ähnliches zu "liken"

  • Mit solchen Sachen kann man sich nur Eigentore einfangen... Wie kann man als SR einen Pressebericht kommentieren oder "liken"?????


    Ich glaube, ich darf mir bei jedem Lehrgang anhören - keinen Kontakt zur Presse, keine Interviews, keine Stellungnahmen, gar nichts. Das kann man dann machen, wenn man auf Lehrgängen den Umgang mit der Presse geschult bekommt und das dürfte bei den wenigsten unter uns der Fall sein.

  • gefunden^^



    Soweit ich weiß, gab es aber bisher noch keine Strafen.

  • Zitat von dennosius;177788

    Letztlich werden dort nur Gedanken geäußert, die diejenigen ohnehin in sich tragen. Es gibt jetzt also (mindestens) eine Chance mehr, das solche Leute dumm genug sind, sie auch zu äußern. Um sowas auszusortieren, muss doch jede Gelegenheit willkommen sein, die diese Leute uns bieten, in ihren Kopf zu sehen.


    es ist aber nunmal untragbar für das Schiedsrichterwesen. Was ein einzelner denkt, bleibt in seinen Kopf. Wenn sowas aber bei FB gpostet wird lesen das unter Umständen die falschen Leute und es könnte sich eine Front gegen alle Schiedsrichter aufgebaut werden. Das Internet ist, finde ich, so zu behandeln wie die Zeitung oder ein Nachrichtenkasten. Er ist für alle frei lesbar. Und so kann nunmal Stimmung gemacht werden. Von Rufmord, Beleidigungen und Drohungen mal ganz zu schweigen.

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Nicht nur negative Interneteinträge können nach hinten gehen. Vorletztes Jahr hat bei uns ein SR nach einem Spiel, das er geleitet hatte, unter voller Nennung seines Namens und seiner Funktion in das Gästebuch auf der Homepage des Heimvereins, der um den Aufstieg kämpfte, geschrieben: "Wir wünschen eurem Verein viel Erfolg für die Saison"
    Da dies längere Zeit unbemerkt blieb, wurde der SR ca. 2 Monate später erneut bei diesem Verein angesetzt. Hätte die Gastmannschaft des zweiten Spiels den Gästebuch vor oder gar nach zweiten Spiel entdeckt wäre es sicher sehr "lustig" geworden.
    U.a. dieser Vorfall war dafür ausschlaggebend, dass der SR zum Ende der Saison entgegen früheren Planungen nicht ins Land aufstieg.

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
    (Marie von Ebner-Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, *1830 +1916)


    "Mancher ist für die Wahrheit, solang die Wahrheit für ihn ist."
    (Charles Tschopp, schweizer Schriftsteller, *1899 +1982)

  • Ein SR sollte sich sowenig Angriffsflächen schaffen wie möglich, die Spielleitung an sich bietet schon genug Herausvorderungen. Da gebietet doch allein der gesunde Menschenverstand, dass man sich bei diesen Plattformen so weit es geht zurückhalten sollte.

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Zitat von Ginssuart;177807

    gefunden^^


    Soweit ich weiß, gab es aber bisher noch keine Strafen.


    Hmm, ob das so rechtens ist? Ich hab da ja meine Bedenken. Mir wäre ein solches Verbot auf jeden Fall herzlich egal. Mein klarer Menschenverstand sagt mir schon, dass ich nicht unbedingt kleine Vereine aus der Gegend like, aber erstens meinen eigenen Verein und zweitens Vereine wie den 1. FC Köln u.ä., welche ich in der Jugend durchaus auch pfeife, habe ich sehr wohl als Freund. Ich finde es bedenklich, wenn sich ein Verein (denn das ist der Verband ja auch) über die Sportgerichtsbarkeit dermaßen tief in die Privatsphäre und Meinungsfreiheit eines Schiedsrichters einmischt.

  • Ein Schiedsrichter hat natürlich eine Privatsphäre, aber alles was er im Zusammenhang mit Fussball in der Öffentlichkeit tut, wird kritisch beäugt. Dann wird man schnell zu einer öffentlichen Person. Wenn ich irgendwo in meiner Stadt unterwegs bin, treffe ich häufig Fußballer & Funktionäre, die mich erkennen, grüßen, ansprechen etc. Meine Äußerungen diesen gegenüber sind dann nur bedingt privat.


    Als SR sollte man im Internet schon aufpassen, was man postet. Was nicht geht, wenn SR in Gästebüchern von Vereinen (nicht der eigene) Grüße oder Glückwünsche hinterlassen, Kommentare unter Artikeln zu Spielen veröffentlichen oder ähnliches. In Facebook sollte man auch keine Vereine "LIKEN", denn als SR muss man Unparteiisch sein und dieses Attribut wird angekratzt, wenn ich mich in der Öffentlichkeit so wie oben beschrieben verhalte. Man muss ja nur mal ein Spiel von Verein A pfeifen und durch ein paar subjektiv (aus Sicht des Gegners) unglückliche Entscheidungen treffen. Der Gegner entdeckt dann, dass der SR den Verein bei Facebook "liked" und schon bringt man sich selbst damit in Bedrängnis, wenn man dann damit konfrontiert wird.

  • Jetzt würde ich aber schon mal die Kirche im Dorf lassen. Als Schiedsrichter bin ich nicht zu vergleichen mit dem Herrn Bundespräsidenten. Wenn ich z.B. bei Verein XY "gefällt mir" gedrückt habe und dann später mal ein Spiel dieses Vereins leite, dann sagt das doch überhaupt nichts aus, zumal oft der andere Verein gar nicht auf facebook vertreten ist. Entscheidend wird immer sein, wie ich mich als Schiedsrichter präsentiere. Kommentare über Vereine oder gar über meine oder die Spielleitung von Kollegen sind natürlich nicht gut und sollten unterbleiben. Und wenn einem Schiedsrichter, der sich nicht abfällig über Vereine oder Schiedsrichterkollegen äussert verboten werden soll auch einmal eine Stellungnahme in einem sozialen Netzwerk abzugeben, dann ist das ein Eingriff in meine Persönlichkeitsrechte die ich nie dulden würde. Das wäre dann das Ende meiner Karriere. Der Herr Bundespräsident braucht auch nicht aufhören wegen Vorfällen die sich in seinem privaten Bereich abgespielt haben und der ist noch viel eher verpflichtet alles zu unterlassen, was ihn herabwürdigen könnte. Also mal immer langsam mit den Pferden, die machen wir nur selber scheu. Ausgangspunkt war in diesem Thread, dass Beleidigungen u.ä. gepostet wurden. :flop:

  • Zitat von Ginssuart;177792

    "Paul Huber gefällt 2:0 niederlage des SV Sowiso"


    Man muss sich schon sehr anstrengen, um das misszuverstehen. Dass sich ein "gefällt mir" auf den nett geschriebenen Spielbericht bezieht, bei dem der SR womöglich gut weggekommen ist, liegt eigentlich auf der Hand. Ich halte grundsätzlich wenig davon, gerade auf die Leute Rücksicht zu nehmen, die sich Mühe geben, alles mögliche mutwillig misszuverstehen.


    Ich bin auf Facebook mit Spielern befreundet, die ich auch schon gepfiffen habe. Aber das ist ja auch kein Internet-Phänomen. Gerade auf Kreisebene ist die Wahrscheinlichkeit ja nicht so ganz gering, dass man mit dem einen oder anderen, den man auch mal pfeift, wirklich befreundet ist.


    Von dem "liken" ganzer Vereine habe ich bisher auch Abstand genommen. Wobei ich das auch nicht für absolut zwingend halte, da mag es individuelle Gründe für geben, z.B. dass man da früher mal gespielt hat oder dort noch eine ganz andere Sportart betreibt. Ich habe auch im "wahren Leben" überhaupt kein Problem damit, zu sagen, dass mir bestimmte Vereine sympathisch sind - vielleicht nicht gerade am Spielort im Einsatz, wenn es nur einen und nicht beide beteiligten Vereine betrifft.


    Und der örtliche Bundesliga-Verein ist dabei ohnehin außen vor. Darüber kann sich wirklich niemand aufregen. Bei uns im Kreis sind bestimmt 80% der SR auch 96-Fans, sowohl im "wahren Leben" als auch auf Facebook. Wer eine 96-Altherrenmannschaft (oder jüngere Jugendmannschaft, echte Herren-Amateurteams unterhalb der U23 gibt's bei 96 leider nicht) pfeift, ist daher mit großer Wahrscheinlichkeit 96-Fan, in fast jedem Spiel. Aber das hat ja mit der jeweiligen Mannschaft und den Spielern nichts zu tun. Allerdings achte ich in diesen Spielen darauf, dass 96-Fanutensilien (z.B. die Mütze trage ich sonst auch schon mal im Alltag) zu Hause bleiben.

  • Zitat von gigi;178019

    Wenn ich z.B. bei Verein XY "gefällt mir" gedrückt habe


    Muß man das unbedingt machen ? Geht da in einem was ab, wenn man so einen Button betätigt ???

  • Ähm, mfs, was ist das denn für ein Kommentar? Du musst Social Media ja nicht gut finden und dort auch nicht präsent sein, aber das sollte doch jedem selbst überlassen und nicht etwa eine Entscheidung eines Verbands sein.


    big-mac: Als Schiedsrichter bin ich höchstens eine relativ Person der Zeitgeschichte (so der korrekte Ausdruck des Gesetztes) und relativ bedeutet in diesem Fall temporär und temporär nur solange ich in meiner Funktion als Schiedsrichter auf dem Platz unterwegs bin und mich bewusst der Öffentlichkeit preisgebe. Der Unterschied aber eben ist, dass ich - wenn ich zu Hause bin - wieder ein ganz normaler Mensch bin.


    Ich kann aber gerne mal einen befreundeten Richter und Sportrechtler fragen, wie er das sieht.