Notbremse vom Ersatzspieler

  • Manfred:
    Beim angesprochenen Auswechselspieler sind wir auf einer Linie. Was mich aber verwirrt hat, ist die Aussage:


    Zitat von dennosius;161514

    Dann ist gelb/gelb-rot wohl richtig, denn die "fehlgeschlagene Notbremse" gibt auch für aktive Spieler nur gelb.



    Hier bin ich anderer Meinung. Ein aktiver Spieler kann sehr wohl auch im Kampf um den Ball ein ("harmloses") Foul begehen, dass dem Gegner die Torchance nimmt. In diesem Fall ist der Feldverweis unstrittig, weil zwingend vorgeschrieben.
    Mir erschließt sich nicht, warum -bei eintretendem Vorteil- eine Verwarnung zwingend sein soll, wenn das Foul an sich "harmlos" war und im Mittelfeld passierend keine persönliche Strafe nach sich ziehen würde.


    Das im vorherigen Post genannte Regelzitat ist ja lediglich die Bestätigung, dass bei eintretendem Vorteil der Feldverweis nicht gegeben wird, sondern lediglich eine Verwarnung gegeben werden kann (und nicht muss!).


    Ich kann bei einem solchen Foul auch nicht zwingend eine Unsportlichkeit erkennen.


    Gerade bei einem meiner letzten Spiele hatte ich die Situation, dass der Stürmer kurz vorm Strafraum einen Haken schlägt und der ihn verfolgende Verteidiger ihm dadurch (ohne Absicht) in die Hacken läuft. Klare Verhinderung einer Torchance, wenn nicht ein Mitspieler des Stürmers den Ball mitgenommen und eingenetzt hätte. Ich muss doch hier nicht zwingend den Verteidiger für sein unabsichtliches Foul verwarnen!?

  • Nein, musst Du nicht. Wird die Torchance nicht verhindert (aufgrund der Vorteilsanwendung), muss auch nicht als "minus" unbedingt :gelbe_karte: gezogen werden. Meines Erachtens wird nur dann verwarnt, wenn das Foul an sich auch verwarnungswürdig ist zB beim unpsortlichem Halten.

  • Aktuelle SR-Zeitung, Kasten auf S. 24:

    Das ist vergleichbar mit dem Vorgang, bei dem der
    Schiedsrichter bei einer klaren Torchance auf Vorteil ent-
    scheidet und daraus direkt ein Tor erzielt wird, obwohl ein
    Gegner den Ball mit der Hand gespielt oder einen angrei-
    fenden Spieler gefoult hat. Hier sieht die Regel vor, den
    betreffenden Spieler nicht des Feldes zu verweisen; er
    muss jedoch verwarnt werden
    .

  • Diese Zitat ist keine aktuelle Regel sondern ein Antrag des DFB für eine Regeländerung !!

    'Dann würden einigen Stammtischen die Themen ausgehen.' (Hoffenheims Verteidiger Christian Eichner über die Folgen einer Einführung des TV-Beweises)

  • Zitat von big-mac;161509

    Das ist leider nicht richtig. Wenn der AWS den Ball nur spielt, dann ist das keine Torverhinderung im Sinne der Regel12, so dass es nur die VW für das unsportl. Betreten und ind.FS wo Ball.



    Natürlich. Entschuldige. Ich war auf ein Handspiel fixiert, was eine :rote_karte: zur Folge hätte, dass ich auf die Formulierung nicht richtig geachtet habe. So wie ich es geschrieben habe, gibt es natürlich gelb und den Ind. FS. Aber da sind wir ja auch schon wieder vorbei.


    Auch ich halte eine :gelbe_karte: für jedes Foul, dass eine Torchance verhindet hätte, wenn kein Vorteil zustande gekommen wäre, sehr fragwürdig. Sind wir im Bereich absichtliches Handspiel ist es klar, er bekommt den Karton trotzdem. Jedoch im Bereich Foulspiel muss man um einiges vorsichtiger sein. Harmlose Fouls, auch in Strafraumnähe und unter den genannten Bedingungen, werden wohl kaum eine VW nach sich ziehen. Da macht man sich ja ein Stück weit auch unberechenbar, wenn man in dieser Situation gelb für ein harmloses Foul gibt und in der nächsten Situation bei einem ähnlichen Foul "nur" den Freistoß.

  • Zitat von Falkao;161548

    Diese Zitat ist keine aktuelle Regel sondern ein Antrag des DFB für eine Regeländerung !!



    Lies doch nochmal, bitte! Es geht gerade darum, dass der DFB eine (andere) Regel ändern will und zum Vergleich auf eine aktuelle Regelung Bezug nimmt, nämlich die, um die es hier geht.


    Der DFB will, dass es für eine Notbremse kein FaD mehr gibt, wenn Strafstoß verhängt wird. Das wäre neu.


    Der DFB begründet das damit, dass es bei "Vorteil" auch keinen FaD gibt (und er bezieht sich damit natürlich auf die aktuell gültige Regel zum Vorteil). Und der DFB schreibt auch, dass es dann gelb geben muss (wie nach Antrag des DFB auch im Fall des Strafstoßes).


    Es gibt dazu auch Regelfragen. Ich bin nur zu faul, die rauszusuchen, wenn es schon in der aktuellen Schirizeitung steht.


    Zitat

    Harmlose Fouls, auch in Strafraumnähe und unter den genannten Bedingungen, werden wohl kaum eine VW nach sich ziehen. Da macht man sich ja ein Stück weit auch unberechenbar, wenn man in dieser Situation gelb für ein harmloses Foul gibt und in der nächsten Situation bei einem ähnlichen Foul "nur" den Freistoß.


    Verstehe ich nicht. Also man kann die Regel ja kritisieren, aber sie ist wie sie ist.


    Wenn kein Vorteil gegeben wird oder aus dem gegebenen Vorteil kein Tor entsteht (!), dann muss jedes auch noch so harmlose, unabsichtliche Foulspiel, das eine klare Torchance verhindert, mit FaD bestraft werden.


    Deswegen kommt es auch für die Verwarnung nicht auf die Härte des Foulspiels an. Es geht allein um die Unsportlichkeit, dass der Spieler durch (mindestens) fahrlässiges Verhalten eine Torchance vereitelt hat. Nur, wenn er "Glück um Unglück" hat, wird die Strafe reduziert, weil nichts passiert ist. Der Spieler wird verwarnt, weil er (um bei A_Kappis Beispiel zu bleinben) nächstes Mal aufpassen soll, wo er hinläuft, damit nicht eine gute Torchance vereitelt wird.

  • Zitat

    oder aus dem gegebenen Vorteil kein Tor entsteht


    Hier eine Rote Karte zu zeigen ist schlichtweg falsch. Aber das hat man ja an anderer Stelle schon diskutiert.


    Ich weiß ja nicht, wie alt du bist, wie lange und in welchen Klassen du pfeifst, aber falls du mal beobachtet wirst, kannst du das mal versuchen.

  • Zitat von dennosius;161573

    Lies doch nochmal, bitte! Es geht gerade darum, dass der DFB eine (andere) Regel ändern will und zum Vergleich auf eine aktuelle Regelung Bezug nimmt, nämlich die, um die es hier geht.


    Und genau hier ist der Punkt, den ich nicht verstehe. Aus der aktuellen Regelauslegung kann ich keine Pflichtverwarnung ableiten. In der Regel steht sogar explizit, dass ein fahrlässiges Foul eben keine Verwarnung nach sich zieht.
    Der Sonderfall der Verhinderung einer Torchance ist ebenfalls klar geregelt und die persönliche Strafe festgelegt. Gleichfalls ist geregelt, dass der SR bei eintretenden Vorteil das Spiel nicht unterbrechen soll. Eine erforderliche Strafe ist ggfls in der nächsten Unterbrechung zu verhängen.


    Wird nun also auf Vorteil entschieden, ist der Sachverhalt (Verhinderung einer Torchance) faktisch ncht mehr vorhanden. Also kann ich m.E. nach nur das Foulspiel an sich bewerten: war es fahrlässig, ist eine Verwarnung nicht vorgesehen.


    Mir ist völlig klar, dass dies eine sehr seltene Spielsituation ist. In den meisten Fällen wird es wohl bei einer "Notbremse" keinen Vorteil geben, und wenn doch, wird es wohl zu der Verwarnung kommen, weil das Foul an sich das sehr oft hergibt.

  • Zitat von A_Kappi;161631

    Mir ist völlig klar, dass dies eine sehr seltene Spielsituation ist. In den meisten Fällen wird es wohl bei einer "Notbremse" keinen Vorteil geben, und wenn doch, wird es wohl zu der Verwarnung kommen, weil das Foul an sich das sehr oft hergibt.


    Von wegen: Man trifft immer wieder auf Spieler, die das Unmögliche schaffen. Die stolpern und liegen schon mit 45 Grad Schlagseite (oder mehr) vorne über dem Ball, rappeln sich aber trotzdem wieder auf anstatt zu fallen und können sogar weiterspielen. Das Foul bleibt eindeutig, aber gerade bei solchen Spielern ist die Gewährung des - zugegebenermaßen wider die allgemeine Erfahrung - eintretenden Vorteils regelmäßig die bessere Wahl. Gerade in meinem vorletzten Spiel hatte ich mal wieder einen solchen Kandidaten, aus der früheren Mannschaft meiner Kinder ist mir so ein Spielertyp ebenfalls bekannt; das muss man als Schiri erkennen und beachten, nicht nur beim Abseits gilt ab und an "wait and see".

  • Zitat von A_Kappi;161631

    Und genau hier ist der Punkt, den ich nicht verstehe.


    Da gibt es auch nichts zu verstehen. Was den Regeltext angeht, würde ich Dir auch zustimmen. Aber genau wie Fimpel mir zurecht wieder vorhält, dass das nicht erzielte Tor nach DFB-Auslegung nichts zur Sache tut, obwohl es ausdrücklich in der Regel steht, kann man da halt nicht alles verstehen.


    Ich glaube, es läuft verquert, weil entweder der DFB versucht, die ihm unliebe Regel erodieren zu lassen, oder ein Missverständnis zwischen klarer Torchance und Vorteil besteht.


    Denn Vorteil heißt eben nicht, dass die klare Torchance erhalten bleibt. Vorteil ist, wenn die Fortsetzung günstiger ist als die Unterbrechung. Bei einer Notbremse außerhalb des Strafraums ist der fällige Freistoß sicher keine klare Torchance mehr - und zwischen eben diesem Freistoß und einer klaren Torchance ist noch reichlich Raum für Situationen, die für die angreifende Mannschaft zwar besser als der Freistoß, aber eben keine klare Torchance mehr sind.


    Der Vorteil ist also nicht an der klaren Torchance, sondern an der fälligen Spielstrafe zu messen. Deswegen soll man ja im Strafraum auch tendenziell keinen Vorteil geben, weil es wenig Situationen gibt, die besser sind als ein Strafstoß.


    Aber auch die gibt es. Das ist auch das Problem, das ich mit dem DFB-Antrag habe: Ein Strafstoß mag - anders als der Freistoß - zwar eine klare Torchance wiederherstellen. Es gibt durchaus Torchancen (bis hin zur klaren Torverhinderung durch Handspiel auf der Linie), die durchaus viel besser sein können als ein Strafstoß. Dass sich das sogar unter der jetzigen scharfen Regel noch lohnen kann, hat das WM-Viertelfinale zwischen Uruguay und Ghana gezeigt, das letztlich unsportlich entschieden wurde.

  • Zitat

    hat das WM-Viertelfinale zwischen Uruguay und Ghana gezeigt, das letztlich unsportlich entschieden wurde.


    Sehe ich nicht so, das war ein taktisches Foul und diese gehören nun mal zum Fußball, die Konsequenzen sind jedem bekannt und durch die Regeln eindeutig geklärt.


    Unsportlich sind m.E. Vergehen, bei denen der SR getäuscht wird, wie z.B. Schwalben oder die berühmten Handspiele von Maradona und Henry.

  • Wie man das persönlich empfindet, ist jedem selbst überlassen. In den Regeln fällt die regelwidrige Verhinderung eines Tores unter (grobe) Unsportlichkeiten. Dass es zu unserem Sport gehört, Unsportlichkeiten taktisch anzuwenden, ist leider die Wahrheit. Dass man das aber noch "fördern" will, indem der DFB für die dortige konkrete Situation sogar nur noch Gelb anordnen will, dafür fehlt mir das Verständnis - während eben die FIFA sich immerhin bemüht, derartige schwere Unsportlichkeiten mit Resultatverfälschung wenigstens mit der schwerstmöglichen persönlichen Strafe zu ahnden.

  • Kleiner Hinweis: Die beantragte Regeländerung diskutieren wir schon andernorts, das sollten wir hier bitte nicht wiederholen. Also btt bitte ...