SSD Cottbus - Osnabrück

  • Kurz vor Ende des Spiels gab es einen Zusammenprall zwischen einem Cottbusser und Kastrati, einem Osnabrücker Spieler. Dieser blieb verletzt am Boden liegen, er hatte etwas am Kopf abbekommen (genaueres kann man noch nicht sagen) - nun kamen Mannschaftsärzte, Notärzte und ein Rettungswagen auf das Feld, sodass eine Unterbrechung von ca. 15 min. stattfand. Nach diesen 15 min. Pause wurde das Spiel fortgesetzt, denn es gab eine Nachspielzeit von 12 min. (Fast) alle wollten keinen Fußball mehr spielen (verständlich; die Osnabrücker spielten sich den Ball in diesen 12 min. in den eigenen Reihen hin und her und die Cottbusser blieben in ihrer Hälfte - eine komische Situation), trotzdem brach der SR Marc Seemann das Spiel nicht ab / beendete es nicht.


    Frage: Hätte er nicht in der 90 min. mit beiden Kapitänen sprechen können und, falls beide Parteie mit dem Abpfiff (ohne NSZ) zufrieden wären, das Spiel beenden können - oder muss er die NSZ von 12 min. egal in welchem Fall noch spielen lassen?

  • Es handelt sich hierbei um verlorene Zeit, die gemäß Anweisung des DFB zur Regel 7 nachgespielt werden muß.

  • Und auch wenn beide Mannschaften (inkl. Trainer und Betreuer) damit einverstanden gewesen wären, sich die 12 Minuten zu schenken?! Dürfte auch dann nicht beendet (!) werden?

  • Es sind Regeln, die darf man nicht umgehen.
    Hätte er es vorzeitig beendet wäre ein Spielabbruch einzutragen gewesen.


    Du lässt ja schließlich auch keinen FaD weg, oder verzichtest auf begrenztes Wechselkontingent (Pflichtspiel ;)), wenn beide Trainer damit einverstanden sind.

  • Wenn Osnabrück zum SR kommt und sagt, wir können wegen dieser schweren Verletzung nicht mehr weiterspielen, ist das Spiel beendet und wird neu angesetzt!
    Ich hatte auch mal so eine Situation, habe noch 1 Min. spielen lassen und dann war sense, aber wie gesagt, nicht in der 2 Liga.
    Hier ist der SR wieder mal der dumme!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Der Spieler ist mitterweilen glücklicherweise außer Lebensgefahr.


    Auch wenn es regeltechnisch einwandfrei war, finde ich die Vorgehensweise doch sehr ungeschickt.
    Wenn beide – oder seien es nur die Osnabrücker – nicht weiterspielen wollen, dann reichen auch vier Minuten Nachspielzeit oder – und das ist die ebenfalls korrekte und mMn bessere Variante – es ist gleich Schluss (Spielabbruch).
    Denn: Da würde wohl jedes Sportgericht ein Einsehen haben. Das Spiel würden sie – mit Einverständnis beider – 2:0 werten und „gut“ ist die Sache.

  • Das ist klar, dass das schwieriger ist. Aber jetzt sieh dir doch diese Alternative an: Der Schiedsrichter ist an diesem schwarzen Tag der absolute Buhmann – auch wenn er sich regeltechnisch sicherlich nicht falsch verhalten hat.
    es hätte aber niemand ein Problem gehabt, wenn das Spiel sofort zuende gegangen wäre. Es wollte ja wirklich niemand mehr. Und ob jetzt so auf diese unglückliche Weise 2:0 oder 2:0 am grünen Tisch, stört doch letztlich keinen. Und jeder hätte es akzeptiert – udn sogar besser gefunden.

  • Woher willst Du wissen, ob es hinterher wirklich alle akzeptiert und gut gefunden hätten?


    Es geht da um viel Geld, was ist, wenn hinterher Protest eingelegt wird (dem gezwungenermaßen stattgegeben werden müsste)? Dann ist der SR auch der Doofe. Die Regel ist hier eindeutig, der SR darf nicht eigenmächtig abbrechen oder einfach die Spielzeit verkürzen. Die Spieler hatten die Möglichkeit, um einen Abbruch zu bitten, den Marc mit Sicherheit nicht abgelehnt hätte. Nun dem SR den schwarzen Peter zu zu schieben und ungeschicktes Verhalten oder fehlendes Fingerspitzengefühl vorzuwerfen halte ich für falsch. Er konnte nicht anders handeln, ohne einen Regelverstoß zu begehen.

  • Ich denke, daß in den unteren Klassen jeder abgebrochen hätte, wenn beim Abtransport des Spielers Zweifel an dessen Überleben bestehen. Mit einer Neuansetzung hätte wohl auch niemand ein Problem gehabt. Außerdem kann man sich den einvernehmlichen Abbruch auch schriftlich von den Spielführern bestätigen lassen.


    Ich denke, daß dies auch im Profifußball im Zweifel eine Alternative gewesen wäre. Inwieweit sportrechtlich am Ergebnis zum Zeitpunkt des Abbruchs festgehalten werden könnte (Manager Gans: "Wir hätten das Spiel auch hergeschenkt."), entzieht sich meiner Kenntnis.


    Die Spielweise beider Mannschaften in der Nachspielzeit kann nicht im Sinne des Fußballs sein.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Das sehe ich anders. Vergeudete Zeit kann nachgespielt werden, verlorene Spielzeit muss nachgespielt werden. Eine solche Verletzung ist sicherlich keine vergeudete Spielzeit.
    Wenn ein Abbruch ausgeschlossen wurde, ist die Nachspielzeit unumgänglich.
    Schade, dass bei einer solch schwierigen Situation die Schuld beim SR gesucht wird. :flop:

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Klar ist, die Spieler hätten von sich aus das Spiel abbrechen können, indem sie dem Schiri sagen, wir können jetzt nicht mehr, wir gehen. Dann wäre das machbar gewesen. Aber solange nicht von den Spielern aus etwas kommt, kann der SR hier nichts machen. Einen Abbruchgrund hat er nicht. Klar ist, in unseren unterem Ligen wäre wohl schluss gewesen, aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Spieler in solch einer Situation nicht mehr wollen/können. Aber klar ist auch, im Profifussball bekommen die Jungs Geld dafür, dass sie weiterspielen.


    Aus meienr Sicht liegt hier absolut kein Fehler des SR und auch kein fehlendes "Fingerspitzengefühl" vor. Hier liegt die Entscheidung spielen oder abbrechen ganz alleine bei den Spielern.


    Und auch die Nachspielzeit muss eingehalten werden. Da führt kein Weg dran vorbei. Insbesondere da, wo mehrere tausen Zuschauer und ggf. das Fernsehen beweisen können, dass halt noch nicht die 90. Minute erreicht gewesen ist.

  • Da geht es nicht um Schuldzuweisung. Denn Seemann kann ja nichts für die Verletzung des Spielers. Fußball ist ein emotionsgeladener Sport und da kann man die Reaktion der unwissenden Beteiligten (z.B. Zuschauer im Stadion) verstehen.


    Traurig finde ich, dass der BFV einen Artikel des SID (Sport-Informations Dienst) veröffentlicht, wo ein entscheidendes Detail der Regel fehlt. Denn Seemann hatte regeltechnisch keine Wahl, als die verlorene Zeit nachzuspielen. Evtl. hätte man dann, als klar war, dass beide Teams nicht mehr Spielen wollen, die Nachspielzeit verkürzen können. Aber kann Marc Seemann die Regeln brechen und dafür seine Karriere riskieren? Im Endeffekt ist er doch, nach dem Verletzten Kastrati, die ärmste Sau gewesen...

  • Ich denke mal, dass die Osnabrücker Spieler schon zu Seemann hingegangen sind und ihm gesagt haben, dass er das Spiel beenden soll. Bloß wäre das dann ein vom VfL Osnabrück verschuldeter Spielabbruch und hätte wohl zu sportrechtlichen Konsequenzen gegen den Verein geführt. Vermutlich hat Seemann dies den Osnabrückern auch mitgeteilt. Und eine hohe Geldstrafe oder einen Punktabzug wollten sie natürlich nicht bekommen.
    In einer Szene sah man auch den Osnabrücker Kapitän zu seinem Manager gehen und mit ihm diskutieren, da ging es wahrscheinlich auch um diesen Aspekt.

  • Tja Leute, das ist halt Profisport - der hat wenig Platz für Menschlichkeit.


    Klar ist, dass rein regeltechnisch ein Abbruch aus eigenem Antrieb des SR nicht zulässig ist. Ebenso klar ist, dass ein Abbruch auf Bitten eines Vereines zumindest das Risiko einer Strafe (auch in Form eines Punktverlustes) beinhaltet - und niemand möchte das riskieren.


    Ergo war die gewählte Variante - das Spiel wird der Form halber zu Ende gespielt, "inhaltlich" passiert aber nichts mehr - eben die "sauberste" Möglichkeit. Formal, weil so niemand etwas riskiert, und auch sportlich, schließlich hat niemand auch nur versucht, aus dieser Situation einen Vorteil zu erlangen.


    Schön wäre es, wenn dieser Vorfall Konsequenzen hätte, in der Form, dass es eine klare Regelung gibt, dass in solchen Fällen ein Abbruch ohne Konsequenzen erfolgen darf, unter den gegebenen Umständen ist es aber unfair, hier irgendwelche Vorwürfe an den Schiedsrichter zu adressieren.

  • Letztlich ist doch aber die Nachspielzeit eine Entscheidung des Schiedsrichters, denn schließlich wird ja nicht jede einzelne verlorene Sekunde nachgespielt oder etwa nicht? Dementsprechend hätte ich 3 Minuten gegeben und gesagt: "Tatsachenentscheidung!"


    Ganz einfach... Auch Fandel hat gesagt, dass die Nachspielzeit "unglücklich" war.


    Aber ich werde einen Teufel tun und den Schiri hier Schuld an irgendetwas geben!!

  • Mit der Tatsachenentscheisung ist das so eine Sache, denn wenn sie offenkundig oder nachweisbar falsch ist, wird es eng. Gerade wenn wie hier sogar das Fernsehen dokumentiert, ist die Frage nicht auszuschließen, wie falsch die Uhr des SR wohl gegangen ist ...


    Wie gesagt: Eine Sche...situation, aber eben Profisport. Und wenn Herbert Fandel das unglücklich fand, gibt es ja vielleicht zur nächsten Saison eine neue Anweisung, dass in solchen Fällen auf die Nachspielzeit verzichtet oder aus Antrieb des SR abgebrochen werden darf.

  • Na ja, um das mit Fandel mal aufzuklären:


    Zitat

    [...]
    DFB-Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel hat die lange Nachspielzeit beim Spiel zwischen Energie Cottbus und dem VfL Osnabrück nach dem Unfall von Osnabrücks Angreifer Flamur Kastrati bedauert. "Es gibt Dinge, die über den Paragrafen stehen. Man sollte von Fall zu Fall entscheiden", sagte Fandel. Fandel will seine Aussage nicht als Kritik am Unparteiischen Marc Seemann verstanden wissen. "Es wäre mit Sicherheit besser gewesen, wenn Trainer, Spielführer und Schiedsrichter in einer ruhigen Minute nach dem Vorfall aufeinander zugegangen wären und nach einer Lösung gesucht hätten. Aber man darf nicht vergessen, dass alle Beteiligten unter dem Eindruck dieses Unfalls standen."
    [...]


    Quelle: spox.com


    Also wird es wohl keine Anweisung geben, sondern es geht rein um den menschlichen Aspekt... wenn also beide Mannschaften eigentlich nicht mehr spielen wollen aufgrund der psychischen Situation, sollte der Schiedsrichter wohl keine Scheu haben, das Spiel abzubrechen.
    Ich kann allerdings Seemann verstehen, dass er sich da nicht auf Glatteis begeben will... im Profisport hängen so viele Sponsoren & Medien drin, dass man ihm ganz schnell einen Strick aus so einer Affäre drehen könnte. Schuld hat er mit Sicherheit keine, da er keinen Fehler gemacht hat - man hätte es anders lösen können, allerdings ist das auch eine gefährliche Sache. Wenn irgendein Vereinsvertreter auf die Idee kommt, dass man die Punkte doch ganz gut hätte gebrauchen können, hätte es einen riesigen Wirbel um den Abbruch gegeben. Ich bin mir sicher, dass er keine Freude mit Presse, Funktionären und der SR-Kommission hätte, wenn darüber verhandelt wird, ob und wie das Spiel evtl. wiederholt werden muss.

    Nur noch fünf Sekunden, nur noch die wenigen Stufen zum Spielfeld hinunter, und dann bleibst du allein, inmitten Tausender von Menschen...


    Pierluigi Collina

  • Im NDR Sprtclub gestern Abend, hatte der Moderator ein kurzes Interview mit dem Osnabrücker Manager Lothar Gans geführt, in dem er ebenfalls auf die lange NSZ und das Verhalten des SR einging.


    Auf die Frage, Semann soll gegenüber den Medien geäußert haben, dass er abgebrochen hätte wenn beide Teams einverstanden gewesen wäre antwortete der Manager, dass die nicht so stimmen würde. Die Osnabrücker Spieler sollen zum Manager gekommen sein und ihm gesagt, dass sie nicht mehr weiterspielen wollen und abbrechen wollen. Daraufhin ist Herr Gans zum SR gegangen und hat ihm das auch so gesagt.
    Semann soll ihm daraufhin gesagt haben, dass er das durchziehen müsse weil noch 12min spielen lassen müsse.


    Hier der Mitschnitt vom NDR:
    http://www.ndr.de/fernsehen/se…rtclub/sportclub1893.html

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)