Da ich am Wochenende endlich wieder pfeifen durfte ein kurzer Erfahrungsbericht meinerseits:
Wir haben vor dem Start vom Landesverband einige Vorgaben erhalten
- Keine gemeinsame Anreise zu den Spielen bei 3er-Besetzungen
- Verwendung des Mund-Nasen-Schutzes auf der Sportanlage (Eintreffen, Schiedsrichterkabine, Abreise).
- Kein Shake-Hand, kein gemeinsames Einlaufen, kein Torjubel (keine GK)
- Ersatzspielerbänke: Auch auf der Ersatzbank (Coaching-Zone) sind die Mindestabstände einzuhalten. Sollte dies aufgrund der Größe der Coaching-Zone nicht möglich sein, so kann diese erweitert werden. Die Sicherheit geht hier vor.
- 3er-Besetzungen: Auch in der Schiedsrichter-Kabine ist die Einhaltung des Mindestabstandes unbedingt erforderlich. Sollte dies aufgrund der Größe der Schiedsrichterkabine nicht möglich sein, dann bitte, hintereinander umziehen/duschen etc. und die notwendigen Team-Besprechung etc. im Freien – unter Einhaltung des Mindestabstandes – durchführen.
- Spielbericht: Sollte der Laptop nicht in der Schiedsrichterkabine sein, ist darauf zu achten, dass sich ausschließlich der Schiedsrichter bzw. Assistent in diesem Raum befindet und den Spielbericht kontrolliert. Der Mund-Nasen-Schutz ist hier zu tragen.
- Headset im Unterhaus: Da im Unterhaus nicht jeder Schiedsrichter/in über ein eigenes Headset verfügt, soll in der nächsten Zeit auf die Nutzung der Headsets verzichtet werden.
- Funkfahnen: Wir empfehlen die Griffe der Funkfahnen nach Gebrauch durch den jeweiligen Assistenten zu desinfizieren.
- Den Kantinen-Besuch meiden
- Verwendung von Desinfektionsmitteln
Bei strömendem Regen machte ich mich also auf in die Provinz. Gleich nach der Ankunft wollte mir der Heimtrainer hocherfreut die Hand schütteln, was ich in Anbetracht der Umstände höflich abgelehnt habe. Am Parkplatz traf parallel mit mir auch die Gästemannschaft ein. Dort fiel mir bereits auf, dass für die ca. 80km weite Strecke natürlich Fahrgemeinschaften von den Spielern gebildet wurden und die meisten Autos voll besetzt waren. Die Maskenpflicht fiel großteils weg, da ich sowohl alleine angesetzt war, als auch die SR-Kabine und das Büro von außen zugänglich waren. Nach meiner obligatorischen Platzrunde setzte ich mich mit Maske ins Büro um dort an einem PC, an dem kurz zuvor Heim- und Gasttrainer den Spielbericht ihrerseits ausgefüllt haben, meinen Teil zu erledigen. Bei einem kurzen Abstecher in die eher kleinen Kabinen, war von 1m Abstand oder Maskenpflicht keine Spur. Kein Wunder, dass sich bei strömendem Regen niemand länger draußen aufhalten möchte als notwendig. Vor dem Spiel möchte der Platzwart einen Vortrag von mir wieso auch bei einem "Freundschaft"sspiel Eckfahnen vorgeschrieben sind, also bis jetzt alles wie immer. Als sich die Mannschaften zum Einlaufen vorbereiten weise ich nochmals darauf hin, dass wir nicht gemeinsam einlaufen und auch kein gemeinsamer Jubel stattfinden sollte. Platzwahl und Anstoß wurde auch direkt geklärt und schon ging es los.
Die Mannschaften gingen vor dem Anpfiff nochmal in einem Kreis zusammen und motivierten sich Arm in Arm für das Spiel. Für mich kein Grund einzuschreiten, denn schließlich handelt es sich ja um keinen Torjubel. Kurzer Blick Richtung Ersatzbänke. Von beiden Mannschaften stehen jeweils 5 Ersatzspieler, Trainer, Co-Trainer und ein Vereinsfunktionär dicht gedrängt unter dem ca. 2m langen Dach der Ersatzbank. Rein nach Vorschrift müsste zwischen allen Akteuren jeweils 1m Abstand sein, es gäbe also 12 Glückspilze die neben der Seitenlinie im Regen stehen dürften, mangels Sitzgelegenheit. Da ich nun aber als SR und nicht als Coronakontrolleur vor Ort bin und ich alle Beteiligten vor dem Spiel an die Eigenverantwortung erinnert habe, pfeife ich das Spiel an. Die Tribüne ist trotz Sauwetter mit ungefähr 50 Zuschauern gefüllt, die sich in der Halbzeit alle dicht gedrängt um die letzte Bratwurst vom Grill anstellen.
Das Spiel selbst ist unspektakulär und endet mit 2:0 für Heim. Das Feld erinnert nach dem Spiel mehr an eine Panzerstraße, als an einen Fußballplatz. Der Spielbericht wird von mir wieder mit Maske ausgefüllt, während Heim- und Gästetrainer brav draußen warten. Dann gehe ich noch duschen und fahre heim.
Fazit: Auch am Fußballplatz schalten die Leute ihr Hirn nicht mehr ein als sonst, denn Corona macht schließlich auch gerade Urlaub. Die Vorgaben sind großteils sinnvoll, aber leider in der Praxis nicht immer so leicht umzusetzen. Außerdem kann man einem Erwachsenen auch nicht alles vorschreiben, sondern es muss eine gewisse Eigenverantwortung vorausgesetzt werden zB in der Kabine und vor und nach dem Spiel. Ich kann also ein Team ohne schlechtes Gewissen gemeinsam jubeln lassen, wenn ich weiß, dass sie nach dem Spiel ohnehin 1 Stunde lang zu viert im gleichen Auto sitzen. Der Fußballverband kann also Vorgaben erlassen wie er will, solange sie nicht sinngemäß umgesetzt werden und wir einen SR von letzter Woche haben.