Beiträge von udo1982

    Ich habe nur den Eingangspost gelesen. Nun weiss ich auch, warum ich so oft zu hören bekomme "aber der Schiri von letzter Woche hat...".


    Bei Fehlern ok - passieren uns allen. Aber wissentlich eine Fehlentscheidung zu treffen und eine Spielerin damit zu bevorteilen im grossen Stil geht meiner Meinung nach gar nicht.

    Moin mal wieder


    Ich hatte in meinem Saisonabschluss letzten Freitag (Senioren 30+) folgende Szene in der 70. Minute also zehn Minuten vor Schluss beim Stand von 3-1: Gast Nr. 20 wird eingewechselt, verliert nach dem ersten Zuspiel gleich mal den Ball und begeht direkt daraufhin sein erstes Foul. Keine grosse Sache doch er musste lautstark reklamieren; als einziger. Daraufhin zeigte ich ihm die gelbe Karte. Nun fing der Spieler (ob er es ernst meinte, wage ich zu bezweifeln) an, sich bei mir zu bedanken. Mit jedem "danke Schiri" wurde er lauter, entfernte sich aber auch langsam von mir. Nachdem ich fertig geschrieben hatte und seine Scheibe wohl in einer Endlosschleife hing, forderte ich den Spielführer auf, für Ruhe zu sorgen. Das klappte gut.


    Nun meine Frage: Was wenn der Spieler sich nicht mehr eingekriegt hätte? Ab wann darf man hier eine zweite gelbe zeigen? Weil sich beim SR so zu bedanken, ist meiner Meinung nach unsportlich.

    Ich sehe die Gefahr, dass sich die Rohheit der Sprache (hier: "Du Nazi") auf Taten ausweitet. Konkret: Wer ungeahndet solche Sachen rufen kann, der macht später auch noch anderen Blödsinn wie zum Beispiel eine Bedrohung oder gar eine Körperverletzung.


    Also Respekt, dass Ihr Schweizer da offenbar härter im Nehmen seid; vielleicht ist die Grenze des erlaubten bei Euch eine andere und jenseits dieser Grenze werden Taten wirkungsvoll verfolgt. Bei uns ist es leider so, dass kaum noch Grenzen akzeptiert werden und man deshalb den Anfängen bereits entgegentreten muss.

    Also ich bin ja Deutscher aber habe in Deutschland gar nie gepfiffen. Ich hoffe, dass die Grenze des Erlaubten hier genau so gezogen wird wie anderswo im deutschsprachigen Raum. Aber hier - gerade in und um Zürich - gibt es eben sehr viele Mannschaften mit Migrationshintergrund. Und ein Bosna, Srbjia, Mezopotamya, Benfica, Turkuaz (die Aufzählung lässt sich noch lange fortsetzen) ist halt auch nach jeder Entscheidung mit mehreren Spielern direkt 2 meter neben mir am schreien / diskutieren / reklamieren (Mentalität und Emotionen sind da anders). Ich habe da ein relativ dickes Fell und mit meine 36 Jahren kann ich da auch einiges ab und lasse mich garantiert nicht einschüchtern. Toll finde ich es keinesfalls. Aber wenn ich dann an einen jungen Kollegen denke, der gerade mal 18 ist, dann frage ich mich schon, ob das für den jenigen so toll ist. Es gibt Ausnahmen: z.B. FC Stade Marocain; ein super faires Team. Das sollte man auch mal sagen.


    Andererseits, wenn ich in solchen "Migrationsspielen" beim zweiten Reklamieren die Gelbe ziehen würde, dann würde ein solches Spiel nie bis zum Ende laufen können, weil ein Team zu wenig Spieler hat... Dann gibts Einspruch gegen den SR und es wird ggf. neu angesetzt und von einem SR geleitet, der die Karten nicht so schnell verteil und dann hat gerade die unfaire Mannschaft den grössten Vorteil. Leider werden bei uns die SR vom Verband nicht über Ereignisse während des Spiele oder über Urteile des Sportgerichts informiert.

    Letzten Sonntag bei einem Freundschaftsspiel der B-Jugend vom Zuschauer mit diversen Worten wie "ich sei lächerlich", "dumme Pfeife" und anderen dummen Sprüchen betitelt. Er drohte mir an Post zu bekommen, da er wüsste wer ich sei und woher ich komme.

    Habe den Kapitän nach den Namen gefragt und wer das sei, bzw. welche Funktion er hätte. Auskunft hat er mir gegeben und ich habe den Bericht geschrieben (trotz Freundschaftsspiel).

    Nach Spielschluss wurde ich von dessen Frau quasi bedrängt, dass ich den Jungen (also den Spieler) nicht nach seinen Namen (also des Spielers Namen) fragen dürfte. Ich erklärte ihr, dass ich seinen Namen eh auf dem Spielbericht stehen habe und nur nach dem Herrens Namen gefragt habe.

    Daraufhin wurde mir gesagt, dass ich nicht nach Namen fragen dürfte und das wenn überhaupt erst nach Spielende.

    Hallo Schnabeltasche


    Also mir wurde vor ein paar Jahre in der SR Ausbildung beigebracht, die Worte des Publikums gekonnt zu überhören. Daher frage ich auch nie nach irgendwelchen Zuschauernamen. Bei dir war das ja durchaus noch vertretbar mit den Sprüchen.


    Ich werde von Eltern oder von Bekannten von Mannschaften mit Spielern mit Migrationshintergrund in oder um Zürich öfter noch deutlich anders betitelt. "Schiri du Nazi!" ist da quasi schon der Standardspruch. Natürlich ist das alles andere als akzeptabel aber ich denke, Zuschauer dürfen mir sagen was sie wollen und das ist mir egal.


    Allerdings gibts auch tolle Momente, wenn dann auf dem Weg in die Kabine ein Zuschauer sagt, dass du deinen Job gut gemacht hast oder dass es ein schwieriges Spiel war und er Respekt vor deiner Leistung hat.

    Mir ist ja in der Regel egal, wer was brüllt. Aber wenn ein Spieler mit mit Blickkontakt etwas entgegenbrüllt - und gar noch auf mich zuläuft, gibts direkt die gelbe Karte für reklamieren. Das handhabe ich seit ein paar Spielen relativ konsequent. Klar, dann kommt es zu mehr Karten auf dem Feld, weil ich das dann durchziehen muss aber alles in allem sind die gelb-belasteten dann in der Regel still.

    Ja Manfred das mit der Ladehemmung kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. Aber in dieser Situation war keinerlei Hemmung bei mir vorhanden. Ich hatte eine gute Sicht auf die Aktion, war selbst im Laufen ca. 20m mittiger als die beiden an der Aussenlinie. Schon beim Hinlaufen dachte ich mir, dass dieses Einsteigen nur einen Platzverweis zur Folge haben kann... Gut haben wir gemeinsam die Aktion aufgearbeitet - in Zukunft werde ich in meiner einen Sekunde Überlegungszeit besser nachdenken und differenzierter bewerten müssen.

    Ich hatte gestern mal ein Spiel der vierten Liga mit zwei Mannschafte, die im Durchschnitt gesehen, ehr wenige Strafpunkte haben. Bis zur 50. Minute alles recht fair. Ein paar kleine Fouls, ein bisschen rempeln, schubsen und etwas Handarbeit, was ich konsequent rausgepfiffen habe. Dann zieht ein Stürmer von Gast auf der Linken Aussenbahn ab der Mittellinie mit einem Sprint los. Er legt sich den Ball etwa 15 Meter vor. Der Verteidiger deutlich langsamer, grätscht von rechts leicht von hinten in ein Bein des Stürmers und bringt diesen damit zu Fall. Für mich keine Gefährdung, keine offene Sohle, kein gestrecktes Bein und den Fuss am Boden. Aber für mich eben auch keine Chance auf den Ball und rücksichtsloses Einsteigen mit hohem Tempo. Ohne Zweifel für mich eine klar rote Karte, die der Verteidiger auch von mir bekam. Er sah das mit "mein erster Zweikampf" anders. Seine Teamkollegen sahen das ebenfalls "höchstens ein taktisches Foul" anders - und überraschenderweise sah der Gegner das auch anders und meinte, dass es nicht rotwürdig war und hätte eine gelbe Karte geben sollen.


    Wie seht ihr das aus der Perspektive keine Chance auf den Ball und Gegner gelegt?

    udo1982 - In Deutschland gibt es zur Freistoßausführung eigentlich klare Anweisungen, auf welche die Kollegen vor mir auch entsprechend referenziert haben. Ich muss auch sagen, dass in den Ligen, in denen ich beobachte, das Ganze kein Thema ist, da die Kollegen konsequent agieren und die Anweisungen richtig umsetzten.


    Ich würde aber mal vermuten, dass es auch in der Schweiz klare Anweisungen gibt, die ggf. leicht von unseren abweichen. Da solltest Du Dich mal bei Deinen Obleuten / Ansetzern schlau machen ...

    Ja - bei uns steht eben folgendes:


    Wenn der Freistoss nicht sofort (im Sinne der Vorteilsbestimmung) ausgeführt wird, so hat der Schiedsrichter, auch ohne dass es die zum Freistoss berechtigte Mannschaft verlangt, die Spieler der fehlbaren Mannschaft aufzufordern, sich sofort auf die reglementarische Distanz zurück zu begeben. Kommt ein Spieler dieser Aufforderung nicht unverzüglich nach, so ist er zu verwarnen.

    Der Schiedsrichter signalisiert der ausführenden Mannschaft mittels Zeigen der Pfeife, dass er die Kontrolle übernimmt, die Distanz abmisst und das Spiel mit einem Pfiff freigibt. Spielt ein Spieler den Ball vor dem Pfiff, so ist er zu verwarnen und der Freistoss zu wiederholen.


    Das bedeutet, dass ich den Zusteller zu allererst verbal und persönlich auffordern muss, weg vom Ball zu gehen. Das heisst direkt beim Pfiff "Weg vom Ball" rufen, was ich persönlich doof finde, denn wenn der Schütze direkt ausführt und den Zusteller anschiesst, bevor ich ihn auffordern kann, weg vom Ball zu gehen, darf ich den Zusteller gar nicht verwarnen?!

    Aber die Verwarnung gibts nur, wenn der Zusteller angeschossen wird? Und auch, wenn das mit Absicht des Schützen passiert? Wie ist die Spielfortsetzung beim Anschiessen und verwarnen des Zustellers? Wiederholung des Freistosses, weil der Ball durchs Zustellen nicht korrekt ins Spiel kam? Kann man nach dem Anschiessen auch auf Vorteil entscheiden und laufen lassen - die Verwarnung dann natürlich in der nächsten Unterbrechung nachreichen.