Beiträge von Ente

    Ich kenne den SR. Das ist ein netter älterer Mann, der vielleicht nicht das Laufwunder ist und dessen Regelkenntnisse nicht unbedingt auf dem neuesten Stand sind, aber der viel mit den Spielern redet und sich nicht in den Vordergrund stellt. Die Ansetzer wissen das auch, und wenn sie diesen SR zu einem Großfeldspiel schicken, dann heißt das, sie haben keinen besseren frei. Was, siehe oben, so ziemlich jedes Wochenende der Fall sein dürfte, gerade am Beginn der Saison, wo alle einigermaßen großfeldtauglichen SR in den C1-Bereich aufgestiegen sind.

    Nur war ich mir unsicher, denn: Wann ist ein Vorteil ein Vorteil? Wenn jetzt beispielsweise ein Spieler aus Team A einen Spieler aus Team B foult, Team B aber einen schnellen Gegenangriff einleiten kann, der jedoch wenige Sekunden später endet, pfeife ich ja auch nicht doch ab. Auch wenn daraus keine Torchance und kein Tor entstanden ist, ist der Vorteil ja so gesehen eingetreten. Frage mich halt, wieso das jetzt bei der von mir beschriebenen Ausgangssituation anders sein soll bzw. ist. Kann mir das noch mal jemand erklären?


    Gerade aus dem Grund gebe ich Vorteil immer nur dann, wenn die Mannschaft des gefoulten Spielers innerhalb der nächsten Sekunden eine glasklare Torchance hat. (Was bei dir mit dem Pfostentreffer ja der Fall war.) Sollte sich der gefoulte Spieler beschweren, dass er keinen Freistoß bekommt, sollte man ihn als SR immer darauf aufmerksam machen können, dass entweder der Ball gerade im gegnerischen Tor liegt (bester Fall), oder dass ein Mannschaftskamerad eine Riesen-Torchance hatte und über einen Pfiff nicht begeistert gewesen wäre. Es ist aber auch immer wieder witzig, wo Spieler und Trainer überall Vorteile sehen. Heute hat sich ein Trainer aufgeregt, weil ich ein Foul abgepfiffen habe, als sein Spieler trotz Trikotziehen 30 Meter vor dem Tor an der Seitenlinie weiterlaufen wollte. Der Spieler war komplett aus dem Tritt geraten und hatte nicht nur den Trikotzerrer im Nacken, sondern auch noch 2 Gegenspieler in der Mitte vor sich. Persönliches Highlight war ein Vorteil reklamierender Spieler, der zentral im eigenen Strafraum unter Gegnerdruck einen springenden Ball kontrollieren wollte, nachdem sein Nebenmann einen 80-kg-Gegenspieler ins Kreuz bekommen hatte und nach meinem Pfiff erstmal 2 Minuten Behandlung brauchte.

    Wobei man auch klipp und klar sagen muss, dass in Berlin die Ansprüche der Vereine überhaupt nicht mit den (größtenteils selbstverschuldeten) Strukturen übereinstimmen. Es ist ja nicht so, dass die Ansetzer Woche für Woche supertolle SR zu Hause rumsitzen lassen, während "unfähige Stümper" die Spitzenspiele bekommen. Es herrscht SR-Mangel, so dass gerade im Jugendbereich etliche Spiele ganz ohne SR auskommen müssen. Alles, was halbwegs geradeaus laufen kann und das notwendige Alter erreicht hat, wird Richtung Herrenbereich bzw. nächsthöhere Altersstufe hochgedrückt. Da kann man sich ausrechnen, welche SR für ein C-Junioren-Spiel übrigbleiben. Unterstützung gibt es für die Jungs in den seltensten Fällen, geschätzte 20% der Spiele müssen die sogar ohne Linienrichter auskommen, da der vom Verein eingeteilte gerade mit quatschen, rauchen oder pöbeln beschäftigt ist bzw. die Fahne gleich irgendwo an die Seite gelegt hat.


    Und trotzdem sollen die SR natürlich alles richtig sehen, mehr als die Bundesliga-Gespanne, und die Trainer haben selbstverständlich überhaupt keine Verantwortung. Wenn ein unerfahrener SR sich nicht traut, klare Fouls abzupfeifen, bin ich als Mannschaft natürlich verpflichtet, den Gegenspielern ständig in die Beine zu treten und den Ellenbogen in Magen oder Gesicht zu rammen. Wenn der SR nicht auf Beleidigungen reagiert, dann muss ich den Gegenspielern alles mögliche an den Kopf werfen, bis endlich einer richtig ausrastet und zuschlägt. Wenn der SR Probleme mit der Abseitsregel hat, spiele ich als Mannschaft natürlich mit Viererkette auf einer Linie und mit langen Bällen. :ironie:


    Sorry, das kann man als Trainer alles vernünftig regeln, auch wenn da kein ordentlicher SR auf dem Platz steht. Jedenfalls so lange man Jugendfußball als Freizeitbeschäftigung sieht, wo nicht alles erlaubt ist, was der SR nicht ahndet. Es gibt einen einzigen Grund, wo ich als Trainer einen Abbruch verantworten könnte: Wenn ein SR auf dem Platz steht, der offensichtlich ungerechtfertigte Karten verteilt und den Spielern für Nichtigkeiten Feldverweise androht. Dann sollte das aber auch über das Sportgericht geklärt werden. Für alle anderen Fälle sollte man beiden Vereinen eine Wertung reindrücken und den Trainer eine Geldstrafe aufbrummen

    1. hört sich das für mich so an, als wären da vor dem Beginn der Ausschreitungen schon Rote Karten fällig gewesen.


    2. macht es auch bei einem Abbruch Sinn, falls es noch möglich ist, Rote Karten zu ziehen. Die betreffenden Spieler sind dann nämlich automatisch für das nächste Spiel gesperrt, d.h. das Sportgericht hat eine Woche mehr Zeit, den Kuddelmuddel aufzulösen.


    Wobei man hier natürlich berücksichtigen muss, dass Berichte von Vereinshomepages mit Vorsicht zu genießen sind.

    Der ominöse Punkt 16. wurde ja nun gestrichen. Inzwischen haben es auch die ersten Trainer bemerkt und einer behauptet:


    "...man darf den TW, wenn er den Ball in der Hand hat korrekt über die Linie rempeln ;)
    Ich muss es als SR schließlich wissen, und wenn man Lehrgang mit A-Jugend Budesliga- SR, Berlinliga- SR und Oberliga- SR hat, und sogar der Lehrwart von Berlin das so sagen, dann kann man davon ausgehen, dass man den TW, auch wenn er den Ball in [der Hand, geht aus der vorigen Diskussion hervor] hat, korrekt über die Linie remmpeln darf ;)"


    Ich kann mir beim besten Willen keine Situation vorstellen, wo der Torwart am Boden stehend den Ball bereits sicher hat und der Stürmer ihn mitsamt Ball ins Tor rempeln darf. Was meint ihr?

    Verwarnung würde ich sagen nein, weil es ja (rein theoretisch!) einen guten Grund gegeben haben kann, warum der Spieler die Schoner ausgezogen hat. (Z.B. weil er Neurodermitis hat und in der Pause neue Salbe auftragen muss.) Dann kann man natürlich auch vergessen, sie wieder anzuziehen.


    In der Praxis schicke ich den Spieler vom Feld und dann kann es etwas dauern, bis ich ihn am Spielfeldrand winken sehe, damit er in der nächsten Spielruhe wieder rein kann. Kommt er dann ohne Einverständnis oder sogar im laufenden Spiel bekommt er dann dafür seine Verwarnung.

    Eine Verwarnung erhält dieser Spieler nicht, da er mit dem Halbzeitpfiff das Spielfeld erlaubt verlassen hat.


    Danke, das ist für mich der Knackpunkt. Mit dem Halbzeitpfiff verlassen in der Regel alle 22 Spieler mit stillschweigender Zustimmung des SR das Spielfeld. Ist ein Spieler bei Beginn der 2.Halbzeit noch in der Kabine, ist es völlig egal, ob er da hockt, weil er denkt er wäre ausgewechselt, oder weil er ein dringendes Geschäft zu erledigen hat, oder weil er einfach mal sehen will wie seine Kollegen zu zehnt zurechtkommen. Wenn er wieder reinwill, ist er wie ein zu spät kommender Spieler zu behandeln.

    Auch wenn beide Trainer/Verantwortliche einen eigenen Vibrationsalarm beim Schiedsrichter auslösen würden, könnten sie immer noch behaupten, nur aus Versehen gedrückt zu haben oder sich ganz dumm stellen und das Drücken ganz abstreiten. Wenn nicht-offizielle SRA mit der Fahne schwenken ist das meines Erachtens immer noch etwas anderes, als ein Vibrieren direkt am Körper des Schiedsrichters, das der Schiedsrichter in jedem Fall spürt. Ob er reagiert oder nicht ist dann seine Sache (wenn er pflichtbewusst ist und das System einen Sinn ergeben soll, müsste er).


    Verstehe ich nicht. Die Sender verteilen doch keine Elektroschocks, sondern lösen ein leichtes Vibrieren am Arm aus. Ricardo wüsste doch, dass da keine neutralen Personen am Knöpfchen sitzen und dürfte auf die Vibration, wenn zeitgleich vor seiner Nase eine brisante Spielsituation abläuft, genau so reagieren wie du und ich, wenn im Rücken irgendwelche Leute "SCHIERI!!!" brüllen - erstmal an der anderen Situation dranbleiben und erst bei der nächsten Spielruhe oder wenn sich das Spielgeschehen klärt oder verlagert einen kurzen Blick riskieren und sich falls nötig um das Gebrülle kümmern.


    Bei Ricardo brüllen die dann halt nicht (vielleicht das auch, nutzt aber nix :P ), sondern drücken hektisch aufs Knöpfchen. Wo ist da der substanzielle Unterschied? Ich hätte eher Sorge, dass da einer den Sender auf den Boden pfeffert, wenn ihm eine Entscheidung nicht passt. Dann läuft Ricardo nämlich den Rest der Saison wieder ohne "Summer", so schnell wie unsere Gerichte reagieren...

    Wenn ich so lese, worüber ihr euch in euren Spielen alles einen Kopf machen müsst, bin ich heilfroh in Berlin zu pfeifen. Da ist das ganz einfach: Trainer A will wechseln, Trainer B ist damit nicht einverstanden und krakeelt rum -> Wechsel zulassen, Vermerk auf dem Spielbericht machen, fertig. Den Rest entscheidet der Staffelleiter. Egal, ob 5.Wechsel, Rückwechsel, Wechsel von angeblich oder tatsächlich nicht spielberechtigten Spielern - wir winken rauf, vergleichen im Zweifelsfall nach Spielende noch einmal den Spieler mit seinem Passbild (bzw. wenn sich der Spieler nicht vergleichen lassen will, vermerken wir auch das) und den Rest können die Vereine mit dem Spielausschuss klären.

    Erzwingen brauchst du da nix - wie gesagt, einfach auf dem Platz nochmal ganz höflich nachfragen. Ist der Spieler blöd genug, das Gesagte oder Ähnliches zu wiederholen, fliegt er wegen wiederholter SR-Beleidigung, ansonsten hast du halt einen Spieler auf dem Feld, der dir nicht in die Augen schauen kann und 90 Minuten Höllenangst hat, etwas falsches zu tun oder zu sagen, und den die gerechte Strafe eben per Sonderbericht ereilt.

    Den Spieler aber trotzdem mitspielen lassen?


    Wenn du gut bist, fragst du den Spieler nach dem Auflaufen, wenn die Mannschaften in der Mitte stehen: "Sagen Sie mal, was haben Sie in der Kabine noch einmal zu mir gesagt?" Und wenn dich die Mannschaft als Ganzes geärgert hat, lässt du den Anstoß ausführen und fragst den Spieler erst in der ersten Spielruhe, wo er in deiner Nähe ist... :muhaha:

    Ich spiele auch noch. In der Kreisklasse kannst du selbst spielen und pfeifen gut unter einen Hut bringen. Gerade die Anstoßzeiten der unteren Mannschaften sind (jedenfalls bei uns) breit gestreut, so dass sich immer ein passendes Spiel findet. Und die Ansetzer sind froh um jedes Spiel, was sie da unten besetzt kriegen.


    Wenn du allerdings höherklassig pfeifen willst, musst du das Spielen sein lassen. Selbst wenn die Anstoßzeiten passen, erst pfeifen dann spielen geht im Leistungsbereich schön auf die Knochen, umgekehrt ist es noch schlimmer, da du beim Pfeifen nicht nur die Beine, sondern auch die volle Konzentration brauchst.


    Ich würde, sofern du dich auf die Pfeiferei konzentrieren willst, mit dem Spielen für 2 oder 3 Jahre aussetzen (bis zum Wechsel in den Herrenbereich) und sehen, was geht. Schaffst du wirklich den Sprung in den Leistungsbereich ist es schön, stufen sie dich trotz ständiger Verfügbarkeit nur in die Holzklasse ein, suchst du dir eine nette Mannschaft zum Kicken und sagst deinem Ansetzer "Sorry, aber für Thekenmannschaften brauche ich nicht auf das Spielen verzichten." Dann muss er dir eben wieder Spiele suchen, wo die Anstoßzeiten passen.

    Allerdings ergibt sich aus der Diskussion eine interessante Variante, die auch die Problematik Notbremse innerhalb und außerhalb des Strafraumes lösen könnte. Nein, nicht das "technische Tor", aber eine neue Kartenvariante: Die orange Karte. Der Spieler muss das Spielfeld verlassen, führt der Strafstoß oder der direkte Freistoß unmittelbar zum Tor, so zählt sie wie eine Verwarnung und der Spieler darf ab dem fälligen Anstoß wieder mitspielen. Ergibt sich kein Tor, so zählt sie wie eine Rote Karte. Das Problem dabei ist nur, wann führt Strafstoß/Freistoß "unmittelbar" zum Tor, wenn der Erfolg nur indirekt ist, wobei sich auch das lösen lässt, in dem die Definition erweitert wird: Mit der nächsten Spielunterbrechung, gleich aus welchem Grund, ist die Chance vertan, gleiches gilt, wenn ein Tor nicht innerhalb von 30 Sekunden nachdem der Ball wieder im Spiel ist erzielt wird. Vielleicht schwer zu kontrollieren, aber machbar.


    Ich würde das Problem bei dieser Variante eher dabei sehen, dass die Mannschaft, die die orange Karte kassiert hat, bei einem verschossenen Elfer/Strafstoß (egal ob berechtigter Verdacht oder einfach schlecht geschossen/gut gehalten) behaupten wird, die anderen hätten absichtlich verschossen, weil die Unterzahl der größere Vorteil wäre als der verwandelte Strafstoß/Freistoß.

    Ich spiele auch eher ungerne mit den Spielern Karten und gebe lieber vorher noch einen Hinweis mehr an die Spieler. Aber in dieser speziellen Situation hat der Spieler bereits alle Großzügigkeit des Schiedsrichters verbraucht. Bei dem Foul müssen mindestens dreieinhalb Finger der rechten Hand schon auf dem Weg zur Roten Karte gewesen sein und nur durch das berühmte "Fingerspitzengefühl" gebremst worden sein. Wenn es da "nur" Gelb gibt, dann tut jeder Spieler gut daran, bis zur Auswechslung oder dem Abpfiff nicht einmal falsch zu gucken oder zu husten. Wer sich genau nach der Situation nicht schleunigst und selbständig auf den richtigen Abstand begibt, der bettelt um den Platzverweis und sollte seinen Wunsch auch erfüllt bekommen, wie auch der Reporter richtig erkannt hat.


    Für den Kapitän reicht dann Gelb, aber verbunden mit der deutlichen Ansage "Fassen Sie mich noch einmal an, können Sie gleich ihrem Kollegen Richtung Kabine folgen!"

    Bei dem Abkürzungsbeispiel beißen sich wieder Theorie und Praxis. Praktisch muss der SR ja das Betreten des Platzes durch einen Zuschauer selbst sehen (schon schwierig, wenn der nur 3 Schritte an der Eckfahne abkürzt und der Ball auf der anderen Seite ist), und dann noch als so störend für das Spiel empfinden, dass es eine Unterbrechung des laufenden Spieles wert ist. Praktisch wird ein SR über ein kurzes Betreten des Platzes hinwegsehen, und das ganze in der nächsten Spielruhe über den Spielführer/Trainer regeln, wenn er das unterbinden möchte.


    Aber wenn ich das als SR sehe, und dann wie der Torwart dem Zuschauer die Wasserflasche an den Kopf wirft, dann ist eindeutig der Zuschauer der Auslöser für die Unsportlichkeit, und es geht mit SR-Ball weiter. Auch wenn der Zuschauer schon wieder 10 Meter Abstand zum Feld hat, als er getroffen wird. Indirekten Freistoß gibt es nur, wenn ich nicht gesehen habe, wie der Zuschauer auf dem Platz war, sondern nur den Wurf des Torwartes.