Berechenbarkeit des Schiedsrichters und eine einheitliche Linie, insbesondere was die persönlichen Strafen angeht, sind die vielleicht wichtigste Sache der Schiedsrichterei, da gehen wir absolut konform. Gleichzeitig ist das bei verbalen Äußerungen grundsätzlich unterschiedlich, wie sich einige Schiedsrichter konkret verhalten und welche (bzw. überhaupt: ob) sie Maßnahmen ergreifen.
Ein sturrer Katalog von Ausdrücken, für die es eine bestimmte persönliche Strafe gibt, macht aufgrund der Menge der Ausdrücke und auch aufgrund der unterschiedlichen Typen der Schiedsrichter keinen Sinn. Der eine Schiedsrichter interpretiert Ausdrücke etwas strenger, sieht sich ggf. eher beleidigt - der andere überhört schonmal eher etwas oder belässt es bei einer Verwarnung für einen Ausdruck, für den der "Schiedsrichter von letzter Woche" den FaD ausgesprochen hätte. Das ist meiner Meinung nach aber nicht schlimm!
Wer Berechenbarkeit des SR fordert, sollte auch seinen eigenen Menschenverstand einschalten. Wer vom SR eine laufende Maschine erwartet, die nach Schema F arbeitet, liegt falsch und muss ggf. auch mit den unschönen Konsequenzen dieser Fehleinschätzung leben. Wenn ein SR aufgrund seines Auftretens (nicht nur in den ersten Spielminuten, sondern auch schon vor dem Spiel) deutlich macht, dass er Undiszipliniertheiten keineswegs durchgehen lässt, so spare ich mir als halbwegs intelligenter Spieler/Trainer/Funktionär/wie-auch-immer-Beteiligter eben während der kommenden 90 Minuten Ausdrücke, die ich in meinem sonstigen täglichen Leben nutze, ohne sie beleidigend zu meinen.
Es wird immer Ausdrücke geben, die man auch nicht einheitlich über einen Kamm scheren kann. "Die Entscheidung ist ein schlechter Witz", ist ein gutes Beispiel dafür. Hier ist in der Bandbreite von (das Überhören mal außer Acht gelassen) strenger Ermahnung bis FaD alles drin und ich habe beide Varianten schon genutzt. In der Regel verwarne ich dafür allerdings. Es liegt immer an den Umständen, an der Vorgeschichte des Spielers in dem Spiel, am Tonfall, an der Aggressivität, an eventuellen Gesten, an der allgemeinen Stimmung auf und neben dem Spielfeld und so weiter. Daher verlange ich von den Lehrwarten keineswegs, hier zu versuchen, eine einheitliche Linie reinzubringen. Die klare Devise ist: Wer den SR beleidigt, bekommt den FaD. Wann es sich allerdings um eine SR-Beleidigung handelt, liegt in gewissem Rahmen noch im Empfinden des SR.
Eine Frage habe ich aber noch konkret an Manfred: Würdest Du tatsächlich den Spieler, dem der Ball verspringt und der 10m neben Dir stehend gut hörbar "Fuck!" ruft, was sich aber offensichtlich nicht gegen eine andere Person, sondern ausschließlich gegen seine eigene misslungene Aktion richtet, mit einer persönlichen Strafe belegen? Ich würde das Spiel hier definitiv weiterlaufen lassen. Es ist allerdings gut möglich, dass hier unser Alters- und Generationenunterschied (Anmerkung: Ich bin 21) eine Rolle spielt und zu verschiedenen Auffassungen führt, was dann ja auch in Ordnung ist. Gerne würde mich auch die Meinung anderer zu dieser konkreten Situation interessieren (ohne hier den Thread missbrauchen zu wollen).