Beiträge von zettelbox

    Der Ansatz ist aber falsch.


    Ich gehe weiterhin nach dem Motto: "Muss ich davon ausgehen, dass der Handkontakt absichtlich oder grob fahrlässig war?" Ich finde, damit fahre ich auch ganz gut und bin ziemlich nah am Regeltext (nicht an den hanebüchenen Auslegungen, aber das interessiert mich auch kaum noch).

    bei dem Handelfmeter gegen mich wäre ich auch nicht ruhig geblieben


    Und genau damit beschreibst du das Problem. Bei (meinetwegen offensichtlich falschen - darum geht es nicht) Entscheidungen gibt es im Fußball irgendwie ein moralisches Recht, mit dem SR zu diskutieren, gerne auch wild gestikulierend, unfreundlich, polemisch.


    DAS ist das Problem. Ja, halte den Elfmeter für falsch. Aber wir müssen auch im Fußball da hin kommen, dass alle Akteure ihren Ärger für sich behalten. Wer sich über SR-Entscheidungen aufregt, egal wie, geht fünf Minuten runter. Wenn das überall (Profifußball bis Kreisliga) konsequent durchgesetzt wird, hätten wir den Fußball innerhalb von einem Jahr revolutioniert. So, genug der Träume.


    Womit du aber recht hast, amfa, ist die Tatsache, dass man Stand heute schreien und reklamieren muss, um den größten persönlichen Vorteil zu bekommen. In vielen anderen Sportarten ist das anders, z.B. Handball, da wirkt es nur nachteilig:


    Bleibt für mich die Frage: wieso funktioniert das beim Handball, der ja der körperlich intensivere Sport ist?

    Ich meine: Alles eine Frage der Erziehung!


    Absolut.

    Und natürlich kommt das von oben herab: Im Handball gibt es VIIIEEEL schneller gelbe Karten / 2 Minuten für solche Unsportlichkeiten. Sich über eine SR-Entscheidung aufregen? 2 min. Den Ball vom Ort wegtragen, wie es im Fußball völlig normal ist? Im Handball reichen drei Meter Ball wegtragen und der Spieler sitzt draußen. Und so weiter und so fort.


    Und was ist die Konsequenz aus diesem Vorgehen? Richtig, die Trainer vermitteln schon ihren Jugendspielern im Training, dass sie die SR-Entscheidungen auf keinen Fall laut kommentieren und bei einem SR-Pfiff, egal wie falsch der war, auf jeden Fall den Ball sofort auf den Boden legen. Weil es sonst Konsequenzen hat, die sportlich nachteilig sind.


    Und zack, deswegen ist es so wie es im Handball ist. Und die Kurzfassung davon kann man durchaus als "Erziehung" bezeichnen. Und deren Folge davon.


    Solange schreien, reklamieren etc. keine sportlichen Nachteile hat, ja sogar Vorteile (siehe amfa), kommen wir im Fußball aber niemals dahin, wo der Handball (und ehrlich gesagt fast alle anderen Sportarten) steht.


    Da mag ich gerne widersprechen.

    Vieles fällt dabei in den Bereich "selektive Wahrnehmung"


    Nee das stimmt nicht.

    Natürlich musst du im Fußball Stand heute schreien und gestikulieren, um einen Vorteil zu bekommen.

    Wir reden über Foulspiele und Kartenmanagement. Da lässt sich der SR erstens durchaus beeinflussen, und zweitens hat sich im Fußball einfach der Eindruck verfestigt, dass man fallen muss, um ein Foul zu bekommen.


    Habe gerade von vorgestern die Szene von Simon Terodde im gegnerischen Strafraum im Kopf. Terodde läuft im Zweikampf mit Abwehrspieler aufs Tor zu, der Abwehrspieler klammert und zieht Terodde klar. Terodde kommt aber trotzdem zum Torabschluss, Torwart hält. Ohne das Klammern und Ziehen hätte Terodde aber zweifelsohne viel besser abschließen können. Für mich ein klarer Elfmeter. Und jetzt meine These: Versucht Terodde nicht, zum Abschluss zu kommen, sondern fällt und schreit, bekommt er den Elfmeter. Spätestens über den VAR, denn es war nunmal unstreitig ein Foul.


    Ich schau immer so 2-3 Tage nach den Spielen nochmal zurück und versuch meine Spielleitungen etwas zu analysieren. Waren die Karten so okay ? Hab ich alles spielentscheidende zu meiner eigenen Zufriedenheit gelöst ? Und dann überlege ich mir, was kann ich der Zukunft vielleicht besser lösen, was kann ich grundsätzlich für mich mitnehmen.

    Das hat jetzt weniger mit dem Thema zu tun, aber das ist meines Erachtens nach der allerbeste Weg, um sich als SR zu verbessern und schließlich auch aufzusteigen. Selbstreflexion, und dazu gehört ganz explizit auch sich ehrlich Fehler einzugestehen und daraus lernen zu wollen, ist das mit Abstand beste Instrument.

    Einen Sonderfall hast Du nicht nur bei der DOGSO sondern auch beim Verhindern eines aussichtsreichen Angriffs. Da gäbe es zwar nur gelb, aber wenn ein Foul keinen aussichtsreichen Angriff weil z. B. vorher schon Abseits, dann ist eben die Grundlage für die Verwarnung nie gegeben gewesen.

    Das ist aber doch ein Fall, der an dem Thema hier vorbei geht. Wenn es vorher Abseits war, dann fällt ja die Grundlage für die Verwarnung oder Feldverweis komplett weg und wird nachträglich zurückgenommen. Dafür gibt es ja noch viele andere Beispiele und hat mit dem Ausgangsthema wenig zu tun.

    Gleichzeitig gibt es nicht, das erste Vergehen wird bestraft. Wenn 3 Spieler zu früh aus der Mauer laufen, verwarnst Du ja auch nur einen Spieler.

    Das gilt pauschal erstmal nur für Spielstrafen, nicht für persönliche Strafen. Das Beispiel mit der Mauer ist eine explizite Anweisung ohne Beschränkung der Allgemeinheit.


    Bei rücksichtlosen Fouls und brutalen Fouls wird auch alles nach dem ersten Vergehen bestraft. Beispielsweise auch dann, wenn der SR danach auf Abseits entscheidet, weil er das Fahnenzeichen zu spät gesehen hat (oder der VAR eingreift).


    Bei der DOGSO ist das m.E. aber ein Sonderfall, da hier per Logik nur ein Spieler die "Notbremse" ziehen kann. Man könnte sogar fragen, ob bei einem Trikotziehen überhaupt eine DOGSO vorliegt, wenn ja ein zweiter Verteidiger unmittelbar vor Ort war - auch wenn dieser ebenfalls am Trikot zieht. Müsste man wahrscheinlich im Bewegtbild sehen, bevor man das pauschaliert.

    Nichts anderes steht auch in dem verlinkten Artikel ("Die Regeländerung solle das Spiel attraktiver und vor allem torreicher machen. Entsprechend einer internen Fifa-Untersuchung von 2020 sollen dadurch 50 Prozent aller Tore, die unter der alten Regel zurückgenommen worden wären, künftig Bestand haben."). Dass eine Dachzeile eines Artikels zunächst mal etwas verkürzt werden muss, ist dir als ehemaligem Journalisten genauso klar wie die Tatsache, dass das keine Falschbehauptung ist (sinnentnehmendes Lesen, you know).


    Pauschalierungen kommen wirklich nicht von meiner Seite, ich sehe haarsträubende Beiträge von Dir in drei Threads gleichzeitig, aber lass es uns hierbei belassen, mir ist die Zeit für so einen Schwachsinn echt zu schade. Regt euch gern weiter auf über verweichlichte Jugendgenerationen, Mädchen in Jungenmannschaften und vorgeschlagene Regeländerungen als durchdachter Unfug, und lasst dabei weiterhin alle Fakten fleißig beiseite. Der Wirt der Stammkneipe wird es euch danken.

    Sorry, aber das ist ein Stil, der unangemessen ist - und das wesentliche Argument, nämlich dass man eine knappe Sache durch eine andere knappe Sache ersetzt, wurde sehr wohl genannt.

    Was soll denn das für ein Argument sein? Ja, Abseits wird in Grenzfällen immer knapp sein, so ist das halt, besonders ohne SRA. Niemand will diese Regeländerung, damit Abseitsentscheidungen weniger knapp ausfallen oder der SR immer eine 100%ig richtige Entscheidung treffen kann, sondern weil sie möglicherweise eine Änderung auf die Dynamik des Fußballs bringt, die dem Sport gut tun könnte. Sie deshalb als "undurchdachten Unfug" oder "durchdachten Unfug" abzutun und den Journalisten noch eine mitzugeben, weil man denen halt wieder das sinnergreifende Lesen abspricht, ohne auf die eigentliche Argumentation, die für diesen Änderungsvorschlag spricht, einzugehen, ist halt - ich befürchte ich wiederhole mich - billiges, niveauloses Stammtischgerede.


    Hinterfragt ihr bei solchen Threadverläufen eigentlich nicht mal, warum hier kaum mehr eine Handvoll User schreibend unterwegs ist? Ich habe auf so plattes Gerede, die jede inhaltliche Auseinandersetzung kaputt machen und inzwischen in den meisten Threads zu finden ist, jedenfalls auch keine Lust mehr. Man hat das Gefühl, der Frust einiger User über das SR-Wesen und ihre eigene Rolle ist hier buchstäblich mit den Händen zu greifen.

    Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass sich für die Angreifer neue Optionen ergeben. Ob und wie sich die Gegner darauf einstellen, bleibt abzuwarten.

    Genau das. Es klingt wie eine Kleinigkeit, kann aber auf die Dynamik des Fußballs eine große Wirkung haben, eventuell ändert sich sogar das Angriffs- und Verteidigungsspiel recht wesentlich. Und genau darum geht es bei der Änderung ja - knappe Entscheidungen unterbindet man damit natürlich nicht. Dass die Regeländerung für die SR keine Verbesserung oder Verschlechterung darstellt, ist relativ klar. Damit wird dieser Änderungsvorschlag aber auch gar nicht begründet.


    Auf das ganze "undurchdachter Unfug"-Geraune hier braucht man nichts zu geben, denn Argumente sucht man da vergeblich. Leider.

    Ich finde es gut das sich jetzt mal was bewegt bei uns hat die Stadt genug, sie ist der Meinung das die Verbände nicht zu hart durchgreifen, und werden deswegen die Sperre verdoppeln(also stadtweites Platzverbotauf öffentlichen Sportplätzen), bei Wiederholungsfällen wird die Stadt sogar ein lebenslanges Platzverbot ausgesprochen.

    Nachzulesen hier:https://www1.wdr.de/nachrichte…allplatz-haerter-100.html

    Ui, das ist ne Ansage mit Symbolcharakter. Finde ich stark, hoffentlich kommt das bei den Landesverbänden an.


    Zugleich stehe ich ähnlich wie viele ratlos da, wie man das Problem im Fußball in den Griff bekommt. Harte Strafen alleine reichen hier nicht, es muss ein kompletter Kulturwandel her. Wenn einer den Schiedsrichter unangemessen anpöbelt, müssen zehn Umstehende demjenigen den Vogel zeigen und die Grenzen aufzeigen. Derzeit kriegt ein Pöbelnder von den zehn Umstehenden eher Applaus oder zustimmendes Gelächter.


    Ich glaube, dass der Ansatz über Generalstreiks, reihenweise unbesetzte Spiele etc. der bessere ist. Wirklich wochenlang mal ohne Schiedsrichter dastehen, dann kommt vielleicht mal etwas mehr echte Wertschätzung auf, wie wichtig der Beitrag eines Schiedsrichters zu einem vernünftigen Spiel tatsächlich ist.

    Persönlich bin ich eher der Meinung, dass man die Schwelle für Abbrüche ganz anders definieren müsste - nicht mit einer immens hohen Messlatte, ob wirklich alle zumutbaren Maßnahmen ausgeschöpft wurden, sondern eher in der Richtung, ob der Abbruch nicht eindeutig unbegründet war.

    Sehe ich auch so. Und gut, dass das auch im Profibereich gerade offenbar passiert.


    Wenn ein Assistent einen Bierbecher in den Rücken bekommt oder einem SR beim Gang in die Kabine ein Becher ins Gesicht gekippt wird, besteht keine Lebensgefahr (anders als wenn der Becher den Kopf trifft) - aber ich finde nicht, dass ein SR, mit dem so umgegangen wurde, das Spiel dann noch fortsetzen sollte. Auch aus symbolischen Gründen.


    Wie das Spiel dann gewertet wird, ist sicher schwieriger. Aber wie Nemata schon sagt, der Heimverein ist für die Sicherheit verantwortlich, und da ist es fast egal, ob es ein Heim- oder Gastfan war. Natürlich kann der Heimverein am Ende nichts für das Verhalten einzelner, aber dann muss er eben Maßnahmen ergreifen wie sehr abschreckende Schadenersatzforderungen oder Glasscheiben rund um das Spielfeld.


    Das hier die "Bierdusche", die Nr.23 oben erwähnte, fast zeitgleich zu meinem obigen Post bzgl. dem Vorfall in NL: https://twitter.com/patrick_it…/1650148877750632449?s=20

    Gebe ich dem einzelnen Zuschauer dadurch nicht zu viel Macht, jederzeit ein Spiel eigenmächtig abbrechen zu können?


    Wenn das erste Mal bekannt wird, was auf so einen Zuschauer (er wurde hier ja unmittelbar festgenommen und nach einer Backpfeife eines anderen Fans abgeführt) an Strafe und insbesondere möglicherweise an Schadenersatzforderungen zukommt, wird sich jeder Fan zukünftig fragen, ob er diese "Macht" ausnutzen will.


    Vor allem, mit welchem Ziel? Warum sollte jamdn diese Macht nutzen wollen?

    Der niederländische Verband KNVB hat die Anweisung erlassen, bei jedem Angriff eines Zuschauers auf das SR-Gespann das Spiel ohne weitere Warnungen o.ä. abzubrechen.


    Gestern wurde im Spiel Groningen - Nijmegen der SRA2 von einem Becher an der Wade getroffen, und das Spiel wurde demzufolge konsequent abgebrochen. Auch wenn der Becherwurf an sich einer der "eher harmloseren" Sorte war:


    oranjefussball 🇳🇱 on Twitter
    “Offiziell: #FCGroningen - #NECNijmegen ist abgebrochen! Der Schiedsrichterassistent war aus den Zuschauerrängen des FC Groningen mit einem Becher beworfen…
    twitter.com


    In meinen Augen die richtige Variante klar zu machen, dass es nicht erst Verletzungen oder Kopftreffer bedarf - beim Angriff auf die SR egal durch wen ist das Spiel erstmal vorbei, über Schuld und Nicht-Schuld kann sich jemand anders Gedanken machen.


    Das ist übrigens immer noch ungeklärt. Keine Ahnung, was das IFAB sich hier gedacht hat. So, wie es beschrieben ist (von einem Signal des SR in Richtung einzuwechselnder Spieler ist keine Rede, also hier kann man nicht von einem SR-Fehler ausgehen), wäre die Verwarnung hinfällig. Das steht aber im Kontrast zu den Regeln. Mir ist unklar, was sich das IFAB mit dieser Klarstellung gedacht hat.

    Und bei den Verbänden ist immer noch nicht angekommen, dass es eine Ampelkarte gar nicht gibt.

    Es gibt nach Regelwerk zunächst die zweite Verwarnung (nicht mehr das zweite verwarnungswürdige Vergehen) und als Folge der zweiten Verwarnung dann den Feldverweis.


    An sich richtig, aber dort wo es den FaZ gibt, ist die Sachlage etwas anders. Insbesondere ist geregelt, dass es für das zweite Vergehen eine Zeitstrafe und für das dritte Vergehen dann den Feldverweis gibt. Die Zeitstrafe wird offensichtlich nicht per gelber Karte angezeigt, dann wäre es absurd, das dritte verwarnungswürdige Vergehen mit gelb zu signalisieren. Dazu kommt, dass der SR auch Stufen überspringen kann, d.h. er kann ohne FaZ einen Spieler u.U. für ein verwarnungswürdiges Vergehen des Feldes verweisen.


    All dies führt zu der logischen Schlussfolgerung, dass nur für das erste verwarnungswürdige Vergehen die gelbe Karte gezeigt wird. Die "Ampelkarte" macht keinen Sinn mehr, sobald es den FaZ gibt.

    Aber wo ist denn der Sinn eine km-Deckelung? Wenn das Gespann weitere Strecken fahren muss, aus welchen Gründen auch immer, müssen diese Kosten doch auch ersetzt werden. Dass man hier sagt "puh der Weg war zu weit, also zahlt die übrigen Kosten selbst" ist eine ziemlich komische Denkweise, finde ich.

    Es gibt inzwischen ein (ich finde sehr sehenswertes) Video mit Zusammenschnitten von dem Spiel, vor allem mit der Funkkommunikation.


    Video auf Youtube, "Wenn Bundesligaspieler zu Schiedsrichtern werden! - Nils PETERSEN & Anton STACH pfeifen Bezirksliga", 12 min


    Ich finde, dass das eine sehr gelungene Aktion war, gerade in Verbindung mit Videos wie diesem. Wirklich erstaunlich, wie Spieler wie Anton Stach, die sonst vor zehntausenden in Stadien souverän kicken, plötzlich total hemdsärmelig und unsouverän wirken. Natürlich war das ein Spiel, in dem es mit den Rahmenbedingungen keine Knacknüsse für die beiden Jungs gab, aber die Attraktivität fürs SR-Amt hat diese Aktion in meinen Augen sicherlich gehboen. Und wenn da zwei Handvoll neue Anwärter raus entstehen, ist doch schon was gewonnen. Allein aus der Konstellation Aytekin-Stach-Petersen wird für den Zuschauer deutlich, dass es keineswegs um Schiedsrichter gegen Spieler geht, sondern dass wir am Ende alles Sportsmänner im Sinne des Fußballs sind.


    Tolle Aktion des DFB, in meinen Augen.