Beiträge von Nr.23

    KozKalanndok:
    Ich denke schon, dass Regel 10 etwas dagegen hat. Es gibt schließlich auch den ersten Satz:

    "Ein Tor wird erzielt, [...], sofern das Team, das den Treffer erzielt, kein Vergehen begangen hat."


    Und der TW hätte hier gemäß Regel 12 schon ein Vergehen begangen (wenn man das dies nicht wegen "unmittelbar" anders sieht), dieses wird bloß nicht mit einem direkten Freistoß geahndet.

    Bei den Frauen ist ja leider keine deutsche Schiedsrichterin dabei, die dies nun ausnutzen könnte. Nur Katrin Rafalski und Marco Fritz könnten es als Assistentin bzw. Video-Assistent jetzt weit bringen - im Team von der Schweizerin Esther Staubli.

    Dass Riem Hussein nicht nominiert wurde, kam überraschend (immerhin CL-Final-SRin 2021), dürfte aber zumindest zum Teil auch mit Verletzungsproblemen zusammenhängen. Sie hat ja auch kein Drittliga-Spiel geleitet in der letzten Saison - allerdings einige Frauen-Spiele.

    Eine Alternative gibt es dort leider aktuell noch nicht, da Angelika Söder und Karoline Wacker nicht den Elite-Status haben - und die Drittliga-Schiedsrichterinnen Fabienne Michel und Franziska Wildfeuer noch kaum internationale Erfahrung haben.


    Bei den Männern gab es nach Felix Brych eine Vakanz, die mit Daniel Siebert gefüllt wurde, der aber bei der WM der unerfahrenste der europäischen Schiedsrichter war (die meisten anderen hatten z.B. schon ein europäisches Finale). Insofern war es für Siebert wohl schon ein Erfolg zwei Vorrundenspiel zu leiten, in denen er auch nicht schlecht war. Mehr war unrealistisch angesichts der anderen UEFA-Hochkaräter. Z.B. sind ja auch die renommierten Makkelie und Taylor ohne KO-Runden-Einsatz geblieben.


    Ich bin auch nicht sicher, ob die deutschen SR in der Vergangenheit so oft an den deutschen Erfolgen gescheitert sind. Dann hätten sie ja zumindest ein Viertelfinale bekommen können, was eher selten der Fall war. Z.B. kam Brych ja 2014 und 2018 (ebenso wie Merk 2006) auch nur in der Vorrunde zum Einsatz, da dürfte es wohl keinen Zusammenhang zur Nationalmannschaft gegeben haben, sondern eher an den Leistungen bzw. der Bewertung durch die FIFA gelegen haben.

    Ja, aber wenn "per Logik nur ein Spieler die Notbremse ziehen kann", kann mit der selben Logik auch nur ein Spieler den aussichtsreichen Angriff verhindern.

    Also wenn zwei Verteidiger gleichzeitig am Trikot ziehen und dadurch den Angriff unterbinden, wäre dann auch nur einer zu verwarnen.

    Oder siehst du das anders?


    gebi: Bei Sambia-Japan wurde das Foul wohl als rücksichtslos bewertet - die Verwarnung fällt dann nicht weg.

    Übrigens muss der SR dies auch entscheiden, wenn die Fouls nicht exakt gleichzeitig stattfinden:

    Falls der Angreifer nach dem ersten Foul noch weiterlaufen kann und weiterhin eine klare Torchance hat, die erst durch das zweite Foul verhindert wird, wird das zweite Foul mit Rot bestraft.

    Falls der Angreifer schon durch das erste Foul so aufgehalten wurde, dass keine klare Torchance mehr besteht, kann das zweite Foul keine "Notbremse" mehr sein und das erste Foul wird mit Rot bestraft.


    Diese Überlegung kann man meines Erachtens darauf übertragen, dass beide Fouls gleichzeitig stattfinden, nur dass es dann nicht um das "erste" und das "zweite" Foul geht, sondern um das "eine" und das "andere" Foul.


    Wobei, wenn man ein Paradoxon aufstellen möchte: Wenn Foul A bereits die Torchance verhindert, kann Foul B eigentlich keine Torchance mehr verhindern. Und wenn Foul B bereits die Torchance verhindert, kann Foul A keine Torchance mehr verhindern: D.h., wenn beide Fouls ausreichend sind, die Torchance zu verhindern und sie zeitgleich passieren, verhindern sie eigentlich beide für sich betrachtet keine Torchance, weil die Torchance wegen dem jeweils anderen Foul ohnehin nicht zustande gekommen wäre. Somit wären beide Fouls nicht rotwürdig... ;)

    Das größte Problem aus SR-Sicht wäre meiner Ansicht nach, dass die Assistenten (natürlich auch die Alleinpfeifer) die Abseitsbewertung noch mal neu lernen müssen. In dem Sinne, dass dann die Erfahrungswerte (z.B. Stichwort "Muscle Memory") und die Instinkte bei der Beurteilung neu antrainiert werden müssen.


    Aus Fußball-Sicht ist es viel zu einfach zu sagen, dass dadurch mehr Tore fallen, weil die Defensiven sich sicherlich auch anpassen werden, z.B. weniger auf Abseits spielen werden. Vielleicht kehrt auch der Libero zurück.

    Zumindest führt es vermutlich dazu, dass die Defensivreihen tiefer stehen - und das macht das Spiel bestimmt nicht attraktiver.

    Welchen Sinn es ergibt, wenn ein Leichtgewicht im Boxen oder Ringen gegen eine Schwergewicht antritt, könnte man ebenfalls diskutieren. Das wäre für mich eine Analogie.

    Meines Wissens wäre das im Boxen aber durchaus möglich, weil es nur Gewichtsobergrenzen gibt.

    Wenn also ein Boxer zwecks größerer Herausforderung oder mangels ausreichend Gegner in seiner eigentlichen Klasse, in einer höheren Gewichtsklasse antritt, wäre das im Einzelfall durchaus sinnvoll möglich. Und vermutlich kann ein sehr guter 60kg-Boxer auch einen mittelmäßigen 75kg-Boxer besiegen.

    Insofern kann das auch eine Analogie sein, die die Neuregelung im Fußball unterstützt.


    SixthSCTF: In deinem Kreis gibt es ja ein sogenanntes "FLINTA*"-Team bei den Roter Stern Kickers, vielleicht darfst du das ja auch mal pfeifen. :)

    Bei einem "normalen" Foulspiel konnte der Verteidiger im Moment des Foulspiels die Torchance offenbar nicht fair klären, sonst hätte er das ja gemacht.

    Dann ist die Frage, was mit "konnte" genau gemeint ist.

    Dass der Verteidiger die Möglichkeit hatte, fair zu klären, heißt ja nicht, dass ihm das auch gelingt.

    Zum Beispiel kann in der gleichen Situation der Weltklasse-Verteidiger es fast immer schaffen, den Gegner fair vom Ball zu trennen, der Kreisklasse-Verteidiger aber nur mit viel Glück.

    Oder nehmen wir ein einzelnes Tackling, bei dem es auch Zufall (oder Geschick) sein kann, ob der Verteidiger sauber den Ball erwischt oder nur den Gegner abräumt.

    Und dann kann es meines Erachtens schon eine "Notbremse" sein, auch wenn der Verteidiger die Möglichkeit gehabt hätte, fair zu klären.

    Genau, meiner Ansicht nach muss es b) sein.

    Ansonsten wären viele Situationen, in denen die Rote Karte die erwartete Entscheidung ist, nämlich kein DOGSO, weil der Verteidiger anstelle des Fouls auch fair hätte klären können.

    Mark: Ich probiere es nochmal mit dem Ansatz aus meiner ersten Antwort:
    Angenommen der Angreifer läuft aufs Tor zu, befindet sich mit Ball am Fuß 25 Meter vor dem Tor und mit Ausnahme eines Verteidigers und des TW sind alle Gegenspieler in der anderen Spielhälfte. Der Verteidiger hat allerdings noch die Möglichkeit, den Angriff fair zu stoppen.

    Jetzt gelingt ihm das aber nicht und er bringt den Angreifer mit einem klaren Foul zu Fall. Dann ist es doch eine "Notbremse", obwohl der Verteidiger ohne das Foul noch die Chance gehabt hätte, den Angriff zu verhindern.

    Oder siehst du das schon anders?


    Und jetzt nehmen wir die gleiche Situation mit der zusätzlichen Bedingung, dass der Verteidiger den Ball nicht erneut spielen darf. Dann hat er - wie von dir ausgeführt - trotzdem die Gelegenheit, den Angriff legal zu stoppen. Wenn ihm das aber nicht gelingt, weil er den Ball (absichtlich oder nicht) ein zweites Mal berührt, liegt analog zum ersten Beispiel ein Vergehen vor, was eine offensichtliche Torchance verhindert, obwohl der Verteidiger ohne das Vergehen noch die Chance gehabt hätte, den Angriff zu verhindern.

    Ich glaube, man darf hier nicht fragen:
    "Wie wäre die Situation, wenn der Verteidiger das Vergehen nicht begangen hätte?"

    sondern

    "Wie wäre die Situation, wenn der schuldhafte Verteidiger nicht existieren würde?"


    Wenn ein Verteidiger eine normale "Notbremse" begeht, beurteilen wir doch auch nicht, ob er ohne das Foul oder Handspiel den Angreifer auch legal hätte stoppen können.

    Also konkret: Angreifer läuft alleine mit Ball aufs Tor zu, ein einziger Verteidiger verfolgt ihn und ist klar schneller, so dass er ihn sicherlich einholen und einen Zweikampf um den Ball führen kann. Allerdings läuft der Verteidiger dem Angreifer ungeschickt in die Hacken und bringt ihn so zu Fall.

    Das bewerten wir doch sicherlich auch als Verhinderung einer klaren Torchance, auch wenn der Verteidiger selbst noch hätte eingreifen können, wenn er nicht gefoult hätte.

    Wobei der zitierte Text noch eine weitere Frage aufwirft:

    Wer muss eigentlich das Spielfeld verlassen? Geht es da wirklich nur um den SR? Im vorherigen Satz ist ja von dem SR und den Spielern die Rede, d.h. die Strafgewalt beginnt nicht schon, wenn der SR auf dem Feld ist, sondern erst, wenn es auch die Spieler sind (interessante Folgefrage: Wie viele müssen das eigentlich sein? Alle 22? Oder...?). Gewissermaßen wäre es also logisch, wenn sich "endet mit dem Verlassen des Spielfelds" auch auf SR und Spieler bezieht. Und dann wäre es in der Ausgangssituation, wo schon beide Mannschaften das Feld verlassen haben, gar nicht mehr so klar, ob der SR wirklich noch die Strafgewalt hat.


    Unabhängig davon noch eine Frage, die sich mir stellt:

    Heißt diese Strafbefugnis nach Schlusspfiff eigentlich auch, dass der SR die Verantwortung hat noch möglichst alles innerhalb und außerhalb des Spielfelds zu beobachten um Vergehen sanktionieren zu können? Oder geht es nur um etwas, dass der SR zufällig mitbekommt?

    Der erste Fall würde dann ja eigentlich bedeuten, dass man sich auf dem Spielfeld z.B. auf keine Gespräche mit Spielern oder Trainern einlassen sollte, weil man dann Aufmerksamkeit für den Rest des Sportplatzes verliert...

    Naja, als AW-Spieler(trainer) kann von ihm ja noch erwartet werden, dass er seine Bank "im Griff" hat und mögliche Unsportlichkeiten unterbindet. Wenn er als aktiver Spieler auf dem Spielfeld ist, kann er schlecht noch die Bank beaufsichtigen. Insofern macht diese Unterscheidung mMn durchaus Sinn.

    Es steht nirgendwo geschrieben, das ich dem Trainer die "Coachingzonenkarte" nicht auch in Abwesenheit (er ist mal Pipi machen oder holt sich ne Wurst) geben darf.

    "Bei einem Vergehen, bei dem der Täter nicht eruiert werden kann, wird die Disziplinarmaßnahme gegen den höchstrangigen Trainer in der technischen Zone ausgesprochen."

    (und nicht "... Trainer auf dem Spielbericht...")

    Wenn sich der Trainer nicht in der technischen Zone befindet, kann die Regel doch eigentlich nicht greifen...

    Aber was macht ihr, wenn keiner der auf dem Spielbericht genannten Trainer sich in der technischen Zone befindet, während dort ein Vergehen passiert, dass ihr keiner konkreten Person zuordnen könnt (z.B. eine Beleidigung, bei der klar ist, dass es von der Bank gekommen sein muss, aber der Täter nicht gesehen wurde)?

    Missverständnis:

    KozKalanndok und vermutlich Mi-KhaEl- meinen, dass es nicht klar ist, welche Person auf der Bank das Vergehen begangen hat.

    gebi und Manfred meinen, dass die Person klar ist, aber sich nicht bestimmen lässt, wer das ist (Name, Funktion)


    Im ersten Fall geht es also um

    "Bei einem Vergehen, bei dem der Täter nicht eruiert werden kann, wird die Disziplinarmaßnahme gegen den höchstrangigen Trainer in der technischen Zone ausgesprochen." (Regel 12.3)


    Die berechtigte Frage ist also, was passiert, wenn dieser höchstrangige Trainer (und ggfs. auch jeder weitere Trainer) nicht anwesend ist.


    Meine Lösung wäre, den Spielführer über die Strafe informieren und im Spielbericht eintragen.

    Genau, aber man hätte es auch so interpretieren können, dass der Ballbesitz durch die Doppelberührung wechselt.

    Aber jetzt ist es ja klargestellt.

    Und man kann wohl davon ausgehen, dass es somit auch für alle anderen Spielfortsetzungen gilt.