Jetzt muss ich doch mal ein paar ganz grundsätzliche Gedanken vom Stapel lassen:
Sport hatte eigentlich schon immer eine Doppelfunktion - einerseits körperliche Ertüchtigung, andererseits (Wett)Kampf(vorbereitung). Wobei die körperliche Ertüchtigung eigentlich wiederum nur dem Kampf und dessen Vorbereitung diente. Wettkämpfe "unter Gleichen" fanden nur sehr selten statt, meist war der sportliche Wettkampf mehr oder weniger Ersatz für den Kampf verschiedener Völker/Gruppen o.ä.
Warum wundern wir uns also, wenn sich Leute zu kampfähnlichem Verhalten verleiten lassen, wenn "ihre" Mannschaft spielt - und wenn es dann noch die Nationalmannschaft ist, wobei alleine der Zusatz "National" ja schon impliziert, dass hier eine Art Ersatzkampf stattfinden wird, gehen die Emotionen natürlich noch mehr hoch. Je ausgeprägter ein Nationalgefühl ist, desto stärker wird hier im Geiste mitgekämpft (übrigens soll auch die deutsche Sportpresse oft genug auch nicht gerade neutral berichten).
Ergo wird es eigentlich verständlich, wie es zu solchen Einstellungen und Auswüchsen kommen kann - was diese dennoch nicht rechtfertigt, weil die Kunst ja gerade darin besteht, dass der "Kampf" eben unter normierten Regeln und nur auf dem "Kampfplatz" (Fußballplatz) stattfindet und die Zuschauer eben nur zuschauen, aber nicht aktiv teilnehmen dürfen. Zu den Regeln gehört eben auch, eine Niederlage zu akzeptieren und Entscheidungen des neutralen Kampfrichters (Schiedsrichter) zu akzeptieren.
Je nach nationaler Besonderheit ist das Nationalgefühl eben unterschiedlich stark ausgeprägt, hinzu kommt die persönliche Identifikation mit der jeweiligen Sportart. Merke: Jede Sportart ist geeignet, den Nationalismus zu fördern - nur fällt dieser Samen eben auf unterschiedlich fruchtbare Böden.