Beiträge von Manfred

    Im konkret nachgefragten Fall ist die Situation aber anders:


    Der Schütze hatte ausdrücklich die Stellung der Mauer verlangt. Wer dann spielt, handelt im Bewusstsein, dass die Gegenspieler (und der Schiedsrichter) abgelenkt sind und versucht, sich auf diese unsportliche Art und Weise einen Vorteil zu verschaffen. Selbst wenn der Schiri hier also versehentlich den Ball nicht explizit gesperrt haben sollte, kommt man um die Verwarnung nicht umhin.


    Beim Rest der von Dir beschriebenen Fälle befinden wir uns im Spannungsfeld zwischen regeltechnischer Theorie und angemessener Umsetzung in die Praxis.

    Wenn der (vorgesehene) Schütze eines Freistoßes die Stellung der Mauer fordert, dann muss der Schiedsrichter dem entsprechen, ist aber gleichzeitig auch gehalten, den Ball zu sperren. Dabei ist es ihm überlassen, wie er das dem Spieler klar macht (mit Worten, durch klare Geste o.ä.), wobei der Spieler aber (eigentlich) auch wissen muss, dass der Ball in einem solchen Fall gesperrt ist. Von daher ist das Verhalten des SR durchaus korrekt, denn wenn ein gesperrter Ball gespielt wird, muss eine Verwarnung erfolgen. Sollte der Spieler wirklich nichts von der Sperre mitbekommen haben, hätte der Kollege zwar unglücklich agiert, aber da der Spieler selber die Mauerstellung angefordert hat, kann er sich nicht auf Vertrauensschutz berufen (Unwissenheit schützt halt vor Strafe nicht).


    Beim Einwurf kommt es sicher darauf an, wie weit der Einwurfort von der Stelle entfernt ist, an der der Ball das Spielfeld verlassen hatte und wo der Einwurf stattfindet, hier kann ab und an schon eine gewisse Großzügigkeit gewährt werden, je nach Spielcharakter und Örtlichkeit muss man aber auch sehr penibel sein. Sofern man als SR der Meinung ist, dass hier nicht geworfen werden darf, sollte man den Versuch des Einwurfs am besten noch vor der Ausführung unterbinden und den Spieler dahin dirigieren, wo der Einwurf ausgeführt werden muss.

    Jetzt sind wir am entscheidenden Punkt angekommen:


    Die SR-Ausbildung ist - zumindest bisher - eine theoretische Ausbildung, der Lauftest bringt in punkto Spielleitung nichts. Einige Lehrwarte geben sich sogar richtig Mühe und stellen - im Saal oder auf dem Platz - ein paar Szenen nach (vornehmlich bei Abseits), aber auch dies kann eine wirkliche praktische Ausbildung nicht ersetzen.


    Andererseits: Wie sollte eine praktische Ausbildung funktionieren?
    Richtig gut könnte sie nur sein, wenn ein Spiel unter Beobachtung des Lehrwartes gepfiffen würde und dieses Spiel in jeder Situation so unterbrechen werden könnte, dass die Spieler stehen bleiben (und der Ball auch in seiner Position verharrt - natürlich utopisch), so dass die problematischen Dinge unmittelbar angesprochen werden könnten (am besten noch mit Videoaufzeichnung und Wiederholung), denn wer hat nach 45 Minuten Spiel noch wirklich im Detail jede Szene im Gedächtnis? Dieses Modell wäre schon, aber definitiv allenfalls im Einzelfall leistbar.
    Alternative: Im Lehrgang werden Leibchen verteilt und es spielt die eine gegen die andere Hälfte, während einer das Spiel leitet. Aber selbst wenn der Lehrgang nur 15 Leute umfassen sollte (und das ist im großstädtischen Bereich tendenziell eher wenig) und jedes Spiel nur 10 Minuten dauerte, würde dies schon zweieinhalb Stunden dauern, von der Problematik, dass wohl niemand zweieinhalb Stunden am Stück konzentriert spielen kann, mal ganz abgesehen.
    Was bleibt ist also die Betrachtung von Spielen, am besten auf der Leinwand, da dort Wiederholungen, Standbilder etc. am besten möglich sind - aber eben theoretisch bleiben. Der einzelne Schiri muss das auf dem Platz nachher umsetzen können.


    Wir halten also fest, dass eine praktische Ausbildung in der Breite keinesfalls möglich ist.


    Was bestehen noch für Möglichkeiten?
    Das Patenmodell, wobei dies aus den bereits genannten Gründen oft nicht umsetzbar ist.
    Ein Turnier! Genau! Wir haben das Thema gerade andernorts besprochen, aber bei einem Turnier gibt es diverse kürzere Spiele, so dass der zu überblickende Zeitraum kürzer ist und die Rückmeldung, die einer der spielfreien Schiedsrichterkollegen geben kann, effektiver ausfällt. Zusätzlich können die Hinweise gleich kurze Zeit später im nächsten Spiel umgesetzt werden. Von daher wäre es wirklich eine Überlegung wert, ob Neulinge nicht tatsächlich alle möglichst gleich nach dem Lehrgang zusammen mit erfahrenen Kollegen zu einem Turnier angesetzt werden sollten? Der Aufwand wäre vergleichsweise überschaubar und der Effekt wohl am größten.


    Eines muss uns aber immer klar sein: Wirkliche Erfahrungen sammelt man - wie immer im Leben - erst im Lauf der Zeit und es gibt immer wieder mal Szenen, die man so noch nie hatte. Das Wichtigste ist ohnehin: Lernen, die Zuschauer zu überhoren!

    Vorab: Die Anzeige warum gepfiffen wurde, ist bei vielen Lehrwarten und Beobachtern nicht beliebt, auch wenn sie - vor allem bei Abseitsentscheidungen - ab und an ganz hilfreich ist. Gleiches gilt für Rufe, die zwar formal nicht zu beanstanden sind, aber der Verständlichkeit der Entscheidungen abseits der Hörweite nachträglich sein kann.


    Tipp 1:
    Bei Allerweltsdingen, bei denen klar ist, warum Du gepfiffen hast, lass die Anzeige einfach erst einmal sein; in den meisten Fällen regelt sich das ganz von selbst.


    Tipp 2:
    Bei gröberen Fouls oder Fouls in Strafraumnähe laufe in Richtung Tatort und nutze die Zeit, Dir zu überlegen, wohin die Reise geht. Sage leise zu Dir selber, wer (grün oder blau) den Freistoß bekommen soll und überlege, in welche Richtung Du zeigen musst, was Du kurz vor der Ankunft am Tatort dann anzeigst. Achte aber dabei auf Deinen Auftritt, sonst erwartet alle Welt eine Verwarnung, Mauerstellung o.ä. - vermittle also den Eindruck, dass Du nur in eine für Dich zur weiteren Spielleitung günstige Position laufen willst.


    Tipp 3:
    Wenn es denn gar nicht anders geht oder wegen der Schwere des Fouls zur Deeskalation (oder zur Nutzung einer möglichen vorteilhaften Situation) erforderlich ist und Du es noch nicht schaffst, dann darfst Du auch schon mal rufen.


    Tipp 4:
    Muss die Entscheidung Strafstoß lauten, muss der Zeiger zum Punkt sofort kommen, sonst hast Du Probleme, da die Spieler glauben, Du hättest Zweifel an Deiner Entscheidung und versuchen werden, mit Dir zu diskutieren.


    Tipp 5:
    Hast Du wirklich einmal die falsche Richtung gezeigt und es war nicht ganz eindeutig, dann geht es eben zur Not auch mal falsch weiter - die Spieler wissen schließlich nicht, warum Du gepfiffen hast (und deswegen ist die Anzeige des Grundes eben manchmal auch ungünstig :) ).


    Tipp 6:
    Augen zu und durch - wir haben es alle gelernt und ich denke, trotzdem passiert jedem von uns ab und an immer noch so ein Fehler. Soweit das wirklich ein Einzelfall ist und - ganz wichtig: bisher niemand lautstarkt protestiert hat -, kann man die Anzeige auch noch ändern.

    Na ja, der Sachverhalt ist nun doch schon ein ganzes Stück anders und daher nicht vergleichbar.


    Der auslösende Sachverhalt wurde m.E. wohl formal-juristisch korrekt, aber nicht sehr geschickt abgehandelt. Ist es wirklich ein Problem, einen Fehler bei einer solchen Eintragung im sportgerichtlichen Verfahren zu korrigieren, allemal, wenn noch keine Folgen daraus entstanden sind?

    Ich hätte da einen sehr interessanten Strafvorschlag:


    Zwangsweise Anmeldung der beiden interviewten Vereinvertreter, die da so vehement ein Gespann reklamieren, zum nächsten Neulingslehrgang. ;) Wobei es spannend wäre, ob die beiden Vereine überhaupt ihr SR-Soll erfüllen?


    Die Stellungnahmen machen für mich vor allem deutlich, dass da schlechte Verlierer am Werk sind, die zudem Schwierigkeiten haben, ihre Meinungen auf dem Platz für sich zu behalten (bei tillongi wäre das Spiel sicher auch abgebrochen worden, aber wohl eher, weil nicht mehr genügend Spieler auf dem Platz gewesen wären :D ).

    Zitat von almiko;133854

    Ich weiß, dass es in der untersten Herren-Spielklasse unseres Kreises schon vorgekommen ist, dass ein SR in Regenjacke oder im Winter in langer Hose gepfiffen hat, zulässig ist dies aber wie gesagt nicht.


    Diese Aussage ist nicht zutreffend. Bekanntlich haben auch diverse Bundesliga-Spieler im Winter schon mit langen Hosen gespielt, es ist also auch für einen SR zulässig eine lange Hose darunter zu tragen. Die Regenjacke ist ebenso nicht explizit verboten, allerdings nur, wenn sie die Ansprüche an ein Trikot erfüllt. Der Umstand, dass man damit seine Karriere-Chancen womöglich nicht gerade verbessert, steht auf einem anderen Blatt ...

    Die Grundsatzfrage ist ja schon beantwortet, denn aus Gründen der Chancengleichheit können natürlich auch nur beim Verteidiger die Körperteile zählen, mit denen der Ball regelkonform gespielt werden darf. Allerdings sollten wir uns klar machen, dass wir hier eine Phantomdiskussion führen, denn niemand wird in der Lage sein, in dem Bruchteil der Sekunde der Ballabgabe genau zu bestimmen, ob es nun nur eine Hand war oder nicht, faktisch gilt doch noch immer "im Zweifel für den Angreifer".

    Zitat von Pfeifekopp;133774

    Wobei ich auch klar sage, dass man von einem SR erwarten kann (zumindest wenn er 2 - 3 Jahre pfeift), dass er 3 verschiedene Trikots dabei hat.


    Hier widerspreche ich mit Vehemenz. Die Regellage ist klar und eindeutig: Schwarz ist die Farbe des Schiedsrichters - und jede Mannschaft, die sich schwarze Trikots zulegt, weiß um das Risiko bzw. müsste davon wissen. Wenn ich die - durchaus notwendige - Variante Kurz- und Langarm addiere komme ich dann schon auf 6 Trikots - soll ich meinen halben Kleiderschrank mit auf den Sportplatz bringen? Dazu kommt eine klare Kostenkomponente, gerade für den Nachwuchsbereich: Bekanntlich sollten wir froh sein um jeden jungen Schiedsrichter(neuling), nur dummerweise haben jene die Eigenschaft, oft noch nicht ihre Wachstumsphase beendet zu haben. Hier ist es schon ein teures Vergnügen, wenn alle Halbjahr ein neues Paar Schuhe fällig wird, für das Trikot ist ein Jahresturnus meist ausreichend - aber ich kenne nur wenige Vereine, die mehr als einen Trikotsatz pro Jahr spendieren, wie soll also gerade ein junger SR, der sehr wohl schon einige Jahre aktiv sein kann, das finanzieren?


    Natürlich ist es wünschenswert - und ab bestimmten höheren Spielklassen heute leider wohl auch zwingend erforderlich - wenn ein Schiedsrichter über verschiedene Trikotfarben verfügt, ich halte es aber für sehr bedenklich, wenn daraus eine absolute Notwendigkeit definiert wird. Peinlich wird es vor allem dann, wenn, wie es mir in meiner Funktion als Betreuer einer Jugendmannschaft in letzter Zeit wiederholt passiert ist, der Schiedsrichter nur ein einziges Trikot hat, welches nicht schwarz, sondern gelb ist (es waren Neulinge) - und wir spielen auch in gelben Trikots; glücklicherweise war der Farbton deutlich zu unterscheiden, so dass die Frage, wer hier Leibchen anzuziehen hätte, ungeklärt bleiben konnte.


    Ich habe meine erste SR-Prüfung in einer Zeit gemacht, in der der SR nur schwarz tragen durfte (damals kamen als erstes Farbelement die farbigen Hemdkrägen auf) - und es ging auch. Wir sollten uns davor hüten, das Hobby der Schiedsrichterei durch überzogene Ansprüche derart teuer und unattraktiv zu machen, dass sich das keiner mehr leisten kann oder will bzw. der Nachwuchs ausbleibt. Die einzige Alternative wäre, die Vereine zu verpflichten, die Ausstattung der Schiedsrichter zu bezahlen - natürlich gibt es Vereine, die das schon heute tun, es gibt aber auch genügend Vereine, die davon mindestens ein Universum Abstand haben.


    P.S.
    Ich pfeife zwar noch nicht wieder 3 Jahre und habe sogar schon 5 Trikots (aus unterschiedlichen Quellen, teilweise gesponsert), nur helfen würde mir das nicht, denn: 2 Langarm schwarz, 1 Langarm adidas-schwarz, 1 Kurzarm schwarz und 1 Kurzarm adidas-rot.


    Nebenbei:
    Wir kommen vom Thema ab - und die Trikotdiskussion haben wir schon mehrfach in aller Ausführlichkeit geführt, das sollten wir hier nicht wiederholen.

    Vielleicht mal zur Klarstellung:


    Ein Taxi ist ein öffentliches Verkehrsmittel, da eine Beförderungspflicht besteht. Es ist aber regelmäßig kein öffentliches Verkehrsmittel im Sinne reisekostenrechtlicher Regelungen oder dort zumindest gesondert geregelt. Du wirst im konkreten Fall nicht umhinkommen, die Spesensatzung Deines Verbandes zu studieren und/oder Deinen KSO zu befragen.


    P.S.
    Bei uns fragen die Ansetzer explizit ab, wer über einen eigenen fahrbaren Untersatz verfügt. Wo dies nicht der Fall ist, gibt es üblicherweise nur Ansetzungen auf Plätzen, die mit "echten" öffentlichen Verkehrsmitteln auch ganz gut erreichbar sind. Nebenbei: Nur weil die Anreise mit Bus und Bahn vielleicht unbequem ist oder länger dauert (natürlich in vertretbarem Rahmen), ist dies nie eine Rechtfertigung für die Benutzung eines Taxis (außer auf eigene Kosten).

    Zum Thema mehrere Stempel in einem Pass:


    Achtung, das ist verbandsspezifisch!


    In Hessen sind die Pässe seit vielen Jahren mit einer Abklebefolie versehen. Das Bild ist einzukleben und abzustempeln, der Spieler muss unterschreiben (wobei die Unterschrift bis einschließlich D-Jugend entbehrlich ist und sich zur Not auch auf der Folie nachholen lässt), danach ist die Folie aufzuklebenm aber es gibt einige "Altfälle", da es damals noch keine Folie gab. Von daher kann es eigentlich nicht vorkommen, dass mehrere - zumindest verschiedene - Stempel auf einem Pass vorkommen, wenn doch ...


    Aber generell gilt:
    Kommt Dir bei einem Pass etwas merkwürdig vor - und wenn es nur 2 Stempel sind -, dann wird das im Spielbericht vermerkt, der Rest braucht uns nicht zu interessieren.

    Es gibt Fälle von Abbrüchen, in denen ein Pfiff unmöglich oder nicht angebracht wäre, hier besteht ohnehin Kommunikationsbedarf mit den Spielführern. Sicher ist ein Pfiff grundsätzlich erforderlich, es gibt aber Ausnahmen (beispielsweise bei witterungsbedingtem Abbruch nach Ablauf der Wartezeit: Alle sind in den Kabinen und die Zuschauer sind geflüchtet, aber der Schiri pfeift noch einmal :rolleyes: ).


    Die Formulierung zur Anzeige der Nachspielzeit ist sicher etwas unglücklich, denn der SR muss die Nachspielzeit anzeigen, soll es aber erst in der letzten Spielminute tun (sonst denken womöglich alle, die angezeigte Minutenzahl sei noch zu spielen). Mal sehen, ob mir da noch eine elegantere Formulierung einfällt.

    Leute, es ist vollkommen gleichgültig, ob da jetzt noch ein Kontakt war oder nicht, wir werden das nicht abschließend klären können. Wir kennen die Stellungnahme unseres obersten Lehrwartes, wissen nun, wie in beiden denkbaren Varianten korrekt zu entscheiden wäre und kennen das Ergebnis des sportgerichtlichen Verfahrens. Nicht jeder wird mit der Situation zufrieden sein, es bringt aber nichts, wenn wir uns jetzt darüber weiter streiten, ein einheitliches Ergebnis ist nicht erreichbar. Von daher sollten wir es jetzt gut sein lassen, es sei denn, jemand hat fundamental neue Erkenntnisse oder vielleicht auch Bilder aus einer anderen Perspektive.