Beiträge von Manfred

    Ich komme noch einmal darauf zurück - und das ist auch durch das Regelwerk abgedeckt: Wenn es nach der Wahrnehmung des Schiedsrichters von vornherein die Absicht war, den Gegner zu treffen, liegen die Tatbestandsmerkmale vor und es muss gleich die Rote Karte kommen.


    Eine Änderung von Verwarnung in FaD alleine auf die Aussage des Spielers zu stützen halte ich für sehr gewagt. Selbst das "leider", welches einen Vorsatz annehmen lässt, ist immer interpretationsfähig, denn es kann, wie A_Kappi andeutet, dies mit einem grinsen gesagt werden oder sogar im todernsten Tonfall dennoch ironisch gemeint sein - vor dem Sportgericht fällt man damit als SR unter Umständen ziemlich auf die Schauze; es hängt also auch hier wieder von der Wahrnehmung des Schiedsrichters ab. Ich wiederhole daher einfach noch einmal:

    Zitat

    ... auch wenn es vertretbar wäre, wenn der Schiedsrichter die Situation nach der Äußerung anders bewertet

    - aber ich bleibe dabei, dass dieses Eis dünn ist.

    Ich denke, es ist vollkommen logisch und selbstverständlich, dass jeder mal Mist pfeift. Für gewöhnlich weiß man aber schon während des Spieles, spätestens aber danach, dass man eben einen Sche...tag hatte - und brüstet sich nicht mit den Entscheidungen, die so grottenfalsch waren, dass der ausbildende Lehrwart sich fragen müsste, was da wohl schief gelaufen sein muss.


    Jeder, der hier einigermaßen regelmäßig mitliest, wird wissen, auf welche Beiträge es sich bezieht, ansonsten gilt der alte Grundsatz, dass sich jeder den Schuh anziehen möge, der ihm passt.


    Ich kann verstehen, dass durchaus auch mal etwas über die Hutschnur gehen kann - und das war offenkundig der Auslöser des Beitrages und ich ergänze ganz persönlich, dass auch meine Finger gejuckt hatten. Allerdings stimme ich auch zu, dass es letzten Endes wenig bringt, uns hier gegenseitig zu zerfleischen. Es wäre daher sicher hilfreich, wenn wir alle uns immer wieder bewusst machen, dass - wie Danny und ich - eben jeder mal Entscheidungen trifft, über die man selber im Rückblick den Kopf schüttelt - aber eben auch so selbstkritisch sind, dies zu erkennen und einzuräumen und nicht als die größte Tat darzustellen.

    Ja Braumeister, das Regelwerk spricht beim treten und Bein stellen von einer Strafbarkeit - aber eben auch nur vom Freistoß. Bei den persönlichen Strafen ist der Versuch nicht explizit erwähnt, sonst wäre die Beantwortung der Frage ja auch einfach ...

    Das Problem ist nur, dass im Regelbuch nichts über versuchte Foulspiele steht (außer versuchtem Treten und Bein stellen, aber dafür gibt es nur einen Freistoß, das passt hier also nicht), hätte er getroffen wäre die Sache klar und eindeutig.


    Im Regelwerk steht: "Ein Spieler begeht ein grobes Foul, wenn er bei laufendem Spiel im Kampf um den Ball übermäßig hart oder brutal in einen Zweikmapf einsteigt. Gefährdet ein Spieler in einem Zweikampf die Gesundheit seines Gegner, ist dies als grobes Foul zu ahnden. Ein Spieler, der im Kampf um den Ball von vorne, von der Seite oder von hinten mit einem oder beiden Beinen in den Gegenspieler hineinspringt und durch übertriebene Härte die Gesundheit des Gegners gefährdet, begeht ein grobes Foul."


    Fangen wir mal von hinten an: Er springt nicht in den Gegenspieler, fällt also diese Möglichkeit schon einmal weg.
    Zweiter Satz: Der Sachverhalt gibt auch nicht her, ob der "Einstieg" geeignet war die Gesundheit des Gegners zu gefährden - dies ist zwar nach der Schilderung nicht auszuschließen, andererseits soll man aber in Regelfragen nichts hineininterpretieren, also schließe ich das auch aus, zumal wenn der Schiedsrichter dies so beurteilt hätte, wäre von vornherein der FaD zu verhängen gewesen.
    Erster Satz: Letztlich ähnlich wie beim zweiten Satz, offenkundig hat der SR dies nicht als übermäßig hart und brutal eingeschätzt, denn dann wäre auch sofort der FaD fällig gewesen. Der Spieler hat es zudem wohl entgegen seiner Aussage nicht wirklich auf einen "Treffer" angelegt, denn sonst hätte er mit ziemlicher Sicherheit auch getroffen, bei solchen Aktionen ist die "Fehlerquote" erfahrungsgemäß eher gering.


    Was bleibt also? Regeltechnisch ist das Eis für eine Änderung in einen FaD mehr als dünn, auch wenn es vertretbar wäre, wenn der Schiedsrichter die Situation nach der Äußerung anders bewertet, wovor ich aber warne.

    Wir müssen hier den regeltechnischen und den menschlichen Teil differenzieren.


    Regeltechnisch ist eine Änderung des Freistoßes vom indirekten in die direkte Variante möglich, da es sich um versuchtes Treten gehandelt hat; ob das opportun ist, hängt vom konkreten Fall ab. Mehr als eine Verwarnung ist aber mangels "Treffer" nicht drin. Selbst wenn ich in der Aussage eine Unsportlichkeit sehe, so handelt es sich um das Zugeben derselben, es ist aber kein separates Vergehen, so dass dies trotzdem nur mit einer Verwarnung zu bestrafen ist, auch eine Ampel ist daher nicht möglich.


    Menschlich ist der SR natürlich gefordert, hier die passenden Worte zu finden und auch auszusprechen - aber das muss jeder nach seinem Typ machen.

    Äh ... darf ich mal daran erinnern, dass wir, trotz vielfacher Wiederholungen und anderer Perspketiven, zu keiner einheitlichen Meinung kommen - daher sollten wir auch bei Entschieudngen von anderen SR (gleich in welcher Liga) etwas zurückhaltender agieren, zumal wir nicht wissen, wie Brych die Situation wahrgenommen hat (und nur darauf kommt es an). Fakt ist, dass schon Mut und Konsequenz dazu gehört, hier in so kurzer Folge zwei Strafstöße zu pfeifen - und der zweite Strafstoß ist für mich vor allem deshalb überzeugend, da mit der Verwarnung des Torwartes klar wird, dass es sich jedenfalls nicht um eine Konzessionsentscheidung gehandelt hat.


    Für mich ist das ein klassischer Fall von Entscheidung abhängig von Wahrnehmung und Perspektive - und das ist zu akzeptieren, auch wenn man zu anderen Meinungen kommen kann (aber nicht muss).

    Wir sollten immer daran denken, dass man beide Seiten hören muss ...


    Ich halte eine weitere Diskussion für nur noch bedingt hilfreich, gehe aber fest davon aus, dass in der SR-Zeitung das Thema aufgegriffen werden wird - und dann werden wir ja alle sehen, ob und ggf. welche Handlungsempfehlung/-anweisung es "von oben" geben wird.

    Mit der Tatsachenentscheisung ist das so eine Sache, denn wenn sie offenkundig oder nachweisbar falsch ist, wird es eng. Gerade wenn wie hier sogar das Fernsehen dokumentiert, ist die Frage nicht auszuschließen, wie falsch die Uhr des SR wohl gegangen ist ...


    Wie gesagt: Eine Sche...situation, aber eben Profisport. Und wenn Herbert Fandel das unglücklich fand, gibt es ja vielleicht zur nächsten Saison eine neue Anweisung, dass in solchen Fällen auf die Nachspielzeit verzichtet oder aus Antrieb des SR abgebrochen werden darf.

    Tja Leute, das ist halt Profisport - der hat wenig Platz für Menschlichkeit.


    Klar ist, dass rein regeltechnisch ein Abbruch aus eigenem Antrieb des SR nicht zulässig ist. Ebenso klar ist, dass ein Abbruch auf Bitten eines Vereines zumindest das Risiko einer Strafe (auch in Form eines Punktverlustes) beinhaltet - und niemand möchte das riskieren.


    Ergo war die gewählte Variante - das Spiel wird der Form halber zu Ende gespielt, "inhaltlich" passiert aber nichts mehr - eben die "sauberste" Möglichkeit. Formal, weil so niemand etwas riskiert, und auch sportlich, schließlich hat niemand auch nur versucht, aus dieser Situation einen Vorteil zu erlangen.


    Schön wäre es, wenn dieser Vorfall Konsequenzen hätte, in der Form, dass es eine klare Regelung gibt, dass in solchen Fällen ein Abbruch ohne Konsequenzen erfolgen darf, unter den gegebenen Umständen ist es aber unfair, hier irgendwelche Vorwürfe an den Schiedsrichter zu adressieren.

    Das ist ausgesprochen verbandsspezifisch - und zwar sowohl was die einzuhaltende Wartezeit angeht, denn auch auf einen ausbleibenden SR muss gewartet werden, als auch darauf, unter welchen Umständen die Mannschaften Dich als SR akzeptieren müssen oder ablehnen dürfen. Hier hilft nur ein Blick in die Spielordnung Deines Verbandes.


    Unabhängig davon rät unser Kreislehrwart gerade Neulingen, sich in solchen Fällen lieber schnell und dezent vom Acker zu machen ... ;)

    Die Karte dient eigentlich nur der Vereinfachung und der Visualisierung für Mitspieler, Gegenspieler und Zuschauer - aussprechen kann man sie immer auch mündlich. Beispielsweise in der Halbzeitpause im Kabinengang soll die Karte ja auch nicht gezückt werden, gleichwohl kann auch dort - wenn notwendig - verwarnt werden, wie anders als per Ansprache sollte das gehen? Und - landesverbandsabhängig - sind in der Jugend (teilweise) auch keine Karten zu zeigen, was ja nicht heißt, dass es keine Verwarnungen etc. gäbe. Ab und an wäre es ganz gut, wenn folgendes Beachtung finden könnte::umleitung:


    P.S.:
    Zur Vermeidung von Missverständnissen: Das Schild bezieht sich nicht auf Fimpel.

    Zitat von Pfeifekopp;156369

    Eine größere Torchance als einen Schuss aus 11 Metern, ohne Gegenspieler, nur noch mit dem TW vor sich, dürfte es wohl im Spiel nicht geben.


    In dieser generellen Formulierung ist das definitiv nicht zutreffend. Es sind problemlos Chancen denkbar, bei denen der Schütze nicht mal mehr den Torwart vor sich hätte - er wird von selbigem (oder einem anderen Mitspieler) vorm leeren Tor von den Beinen geholt usw.


    Allerdings denke ich, dass wir uns im Kreis drehen. Man kann über den Vorschlag sicher unterschiedlicher Auffassung sein, mit guten Argumenten dafür und dagegen. Schwierig bleibt es aber immer dann, wenn der Fall außerhalb des Strafraumes eintritt, wir bekommen dann bei der Bestrafung noch deutlicher als heute eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft". Der Umstand, dass sich vor allem "hochrangige" Schiedsrichter für die Neuregelung engagieren ist für mich aber kein Argument, ist doch die größte Stärke des Fußballs, dass die Regeln überall einheitlich sind. Und ob der Strafstoß auch in der Jugend oder der Betonliga wirklich immer ein adäquater Ausgleich darstellt?!?

    Lass es mich mal so ausdrücken: Wer Fußball eben nur aus der Theorie (und der Warte des Zuschauers) kennt, hat Vorteile, da er eben nicht von dem Gefühl befallen werden kann, dass man selber ja auch so oder ähnlich gespielt hat und es auch nicht gut fand, dass der Schiri das gepfiffen hat - obwohl es rein regeltechnisch ein klares Foul ist. Andererseits kann es von Nachteil sein, da man bestimmte versteckte Fouls eben meist nur kennt, weil man sie selber erleiden musste.

    Vielleicht darf ich als Themenersteller einfach mal darauf verweisen, dass meine Frage einem konkreten Vorfall entspricht. Und ich halte es für durchaus möglich, dass beim Halten im Gegensatz zu Trikot oder Hose durch ein - wenn auch ungewolltes - Würgen eine Gefahr bestehen könnte, die für mich sogar realer ist als bei einem Ohrstecker, einem Ring oder einem Bauchnabelpiercing.


    Andererseits ist relativ klar definiert, dass alles, was nicht zur Ausrüstung gehört oder ausdrücklich zugelassen wäre, auf dem Feld nichts verloren hat, der Schal war/ist da sicher ein Grenzfall. Sollte die FIFA das jetzt definieren, so ist es wie beim Schmuck, wir Schiedsrichter haben das umzusetzen, egal, wie wir dazu stehen - wie bei etlichen anderen Regeln auch.

    Christoph, ich bin inhaltlich durchaus bei Dir, da dies dem Sinn der Regel entspricht und ich denke, wir hätten beide auch so entschieden. Der reine Wortlaut erlaubt allerdings auch die getroffene Entscheidung, auch wenn ich sie für falsch halte - und nichts anderes hatte ich geschrieben.

    Beides ist vertretbar: Einerseits hat er nicht in das Spielgeschehen eingegriffen, andererseits war er aber offenbar der einzige Spieler, der den Ball hätte annehmen können, was ja auch ausreichend wäre. Taktisch geschickter und im Sinne der Regel wäre es sicher gewesen, hier auf Eckstoß zu entscheiden, nach dem Buchstaben der Regel ist aber auch Abseits nicht falsch.

    Lass es mich mal so sagen: Im Interesse der eigenen Gesundheit ist so etwas nicht zur Nachahmung empfohlen. Wenn sich wirklich eine größere Anzahl oder gar alle Spieler an einer Schlägerei beteiligen, notiere ich fleißig aus sicherem Abstand die Täter und das Spiel ist zu Ende. Mit entsprechend zügiger Übermittlung des Spielberichtes sind die fraglichen Spieler mit Sicherheit spätestens am nächsten Tag zunächst gesperrt.