Nützliche Weisungen im Futsal

  • Leider gibt es bis jetzt wenig Literatur über Regelauslegungen, Stellungsspiel und kleine Feinheiten, wie es das im Fußballbereich gibt. Zumindest hab ich noch nicht soviel gefunden auf dem deutschsprachigen Markt.


    Aktuelle und hilfreiche Informationen hätte ich aber hier zu bieten, wo ich nicht weiß ob ihr das in euren Kreisen schon bekommen, bzw. durchgemacht habt.
    Das könnte man vor der nächsten Hallen Saison in Form eines kleinen Seminars einmal durchmachen.


    KONTROLLE UND ANWENDUNG DER SPIELREGELN


    1. Spielfluss aufrechterhalten


    Ein Grundprinzip des Futsal besteht darin, das Spiel so frei wie möglich laufen zu lassen. Futsal ist von Natur aus ein schnelles Spiel. Nach einer Unterbrechung (Freistoss, Strafstoss, verletzter Spieler, gelbe oder rote Karte usw.) muss der Schiedsrichter dafür sorgen, dass das Spiel möglichst schnell wieder aufgenommen wird.


    2. Einheitlichkeit in der Anwendung der Spielregeln


    Es wurde vereinbart, dass der Schiedsrichter stets nach dem gleichen Massstab pfeifen muss, egal ob vor oder nach dem fünften kumulierten Foul.


    3. Tacklings („Sliding Tackles“)


    Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass Tacklings nur dann zu ahnden sind, wenn der gegnerische Spieler in Ballbesitz ist und den Ball unter Kontrolle hat. Bei einem Tackling ist kein Foul zu verhängen, wenn der gegnerische Spieler nicht in Ballbesitz ist oder den Ball nicht kontrolliert.


    4. Blocken eines Gegners


    Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass wenn ein Spieler den Lauf des Gegners durch Einsatz seines Körpers behindert und dabei einen Regelverstoss begeht, der normalerweise mit einem direkten Freistoss gemäss Regel 12 geahndet wird, ein direkter Freistoss zu verhängen ist. Stellt diese Behinderung des Gegners keinen gemäss Regel 12 mit einem direkten Freistoss zu ahndenden Regelverstoss dar, ist ein indirekter Freistoss zu verhängen.


    5. Vorteil


    Es wurde bestätigt, dass die Vorteilsregel jeweils die Mannschaft begünstigen sollte, zu deren Gunsten sie ausgelegt wird. Es wurde vereinbart, dass nach dem fünften kumulierten Foul der beste denkbare Vorteil aus einem gegnerischen Foul für eine Mannschaft darin besteht, einen Freistoss zugesprochen zu bekommen. Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass ein Foul kumuliert werden muss, selbst wenn auf Vorteil entschieden wird. Die Schiedsrichter sollten sich der Zahl der kumulierten Fouls beider Mannschaften bewusst sein und ab dem sechsten Foul in jedem Fall einen Freistoss verhängen (keine Vorteilsregel mehr!), der gemäss dem in den Spielregeln hierfür erläuterten Verfahren auszuführen ist. In Ballbesitz zu sein muss im Futsal nicht zwangsläufig einen Vorteil bedeuten, es sei denn, es handelt sich um eine klare Torchance. Wenn die Vorteilsregel zu oft angewendet wird, kann dies zu ernsthafteren Vergehen führen. Wenn die Vorteilsregel angewandt wird, muss das ursprüngliche Vergehen bei der nächsten Unterbrechung dennoch korrekt bestraft werden.
    Für den Schiedsrichter ist es ausserdem ratsam, mit der Ahndung eines Fouls eine bis zwei Sekunden zu warten, um zu sehen, ob eine Vorteilssituation entsteht. Kommt er dabei zu dem Schluss, dass keine Vorteilssituation vorliegt, kann er das Foul ahnden und das Spiel wird an der Stelle des Fouls mit einem Freistoss fortgesetzt („Abwartetechnik“).


    6. Verhindern einer offensichtlichen Torchance


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    Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass ein Spieler (einschliesslich Torhüter), der durch ein absichtliches Handspiel oder ein Vergehen, das mit einem Freistoss bzw. Strafstoss zu ahnden ist, ein Tor oder eine offensichtliche Torchance des Gegners verhindert, des Feldes verwiesen werden muss.
    Bei der Beurteilung der Frage, ob ein Vergehen einem Spieler eine offensichtliche Torchance nimmt, wurden die Schiedsrichter angewiesen, folgende Kriterien zu berücksichtigen:


    - Art und Absicht der Intervention


    - Möglichkeit, den Ball zu kontrollieren


    - Geschwindigkeit und Laufrichtung des angreifenden Spielers


    - Distanz zum Tor


    - Position der Verteidiger (auch Torhüter)



    7. Unerlaubtes Vorrücken aus der Mauer


    Wenn ein Spieler der verteidigenden Mannschaft bei einem Eckball, Einkick, Freistoss oder Torabwurf die fünf Meter Distanz nicht einhält, sollte er unabhängig davon, ob er den Ball berührt, verwarnt werden.


    8. Simulieren


    Die Schiedsrichter einigten sich darauf, dass alle Aktionen, die darauf abzielen, den Schiedsrichter zu täuschen, mit einer Verwarnung bestraft werden sollten – unabhängig davon, wo sich die Aktion ereignet hat. Solche Täuschungsmanöver können folgendermassen aussehen:


    - es hat überhaupt kein Kontakt mit dem Gegner stattgefunden;


    - der angreifende Spieler nutzt eine leichte Berührung des Gegners, um sich fallen zu lassen;


    - ein Spieler antizipiert eine mögliche Berührung eines Gegners;


    - ein Spieler stellt selber einen Kontakt mit dem Gegner her;


    - ein Spieler reagiert übertrieben auf ein Vergehen des Gegners und stellt dieses so dar, als sei eine strengere Bestrafung abgebracht.



    9. Handspiel


    Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass absichtliches Handspiel mit einem direkten Freistoss oder, falls es im Strafraum begangen wird, mit einem Strafstoss zu ahnden ist. Ein absichtliches Handspiel sollte jedoch nicht zwangsläufig mit einer gelben oder roten Karte bestraft werden, ausser wenn der Spieler:
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    - mit eindeutiger Absicht den Ball mit der Hand spielt, um zu verhindern, dass der Gegner in Ballbesitz kommt;


    - versucht, durch ein absichtliches Handspiel ein Tor zu erzielen;


    - so tut, als ob er den Ball nicht mit der Hand spielt, obwohl er es in Wirklichkeit tut, und so die Schiedsrichter zu täuschen versucht;


    - erfolglos versucht, mit der Hand ein Tor oder eine Torchance zu verhindern, während sich der Torhüter ausserhalb des Strafraums befindet.


    10. Gelbe und rote Karten


    Es wurde bestätigt, dass gelbe und rote Karten nur Spielern gezeigt werden können (unabhängig davon, ob sie sich auf dem Spielfeld befinden). Verwarnungen sind für folgende Vergehen zu verhängen:


    i. wenn ein Spieler eine gelbe Karte für einen Gegenspieler fordert;


    ii. bei „Rudelbildung“ um einen der Schiedsrichter – dabei sollte nebst dem Initiator mindestens ein weiterer Spieler verwarnt werden;


    iii. wenn ein Spieler seinem Unmut über eine Schiedsrichterentscheidung durch Worte, Gesten oder Zulaufen auf den Schiedsrichter Ausdruck verleiht.


    Jeder übertriebene Körpereinsatz, der die Gesundheit des Gegners gefährdet, muss als grobes Foulspiel gewertet und mit einem Feldverweis (rote Karte) geahndet werden.
    Darunter fällt auch der absichtliche und gefährliche Einsatz von Ellbogen in Zweikämpfen.
    Mannschaftsoffiziellen sollten keine Karten gezeigt werden.
    Es wurde ausserdem bestätigt, dass, wenn ein Spieler während der Halbzeitpause der regulären Spielzeit oder der Verlängerung eine rote Karte erhält – unabhängig davon, ob er sich zu dem Zeitpunkt auf dem Spielfeld oder der Ersatzbank befand –, seine Mannschaft den nächsten Spielabschnitt mit einem Spieler weniger beginnt. Der Spieler, dem die rote Karte gezeigt wurde, darf im Spiel selbstverständlich nicht mehr zum Einsatz kommen.


    11. Kontrolle der Ersatzbänke


    Die Schiedsrichter berichteten, dass sie Mühe haben festzulegen, wer die Ersatzbänke kontrollieren soll. Es wurde vereinbart, dass der dritte Schiedsrichter dies übernehmen soll. Nur jeweils ein Offizieller der beiden Teams soll stehen und den Spielern Anweisungen geben dürfen. Dies sollte auf verantwortungsvolle Weise und direkt vor der eigenen Spielerbank geschehen.


    12. Auszeiten (Time-outs)


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    Es ist wichtig, dass die Schiedsrichter während der einminütigen Auszeit die Spieler von den Ersatzspielern unterscheiden können. Aus diesem Grunde müssen Ersatzspieler während der Time-outs Bibs tragen. Wird ein Spieler während einer Auszeit des Feldes verwiesen, nimmt seine Mannschaft das Spiel mit einem Spieler weniger wieder auf. Wird ein Ersatzspieler während einer Auszeit des Feldes verwiesen, nimmt seine Mannschaft das Spiel mit gleich vielen Spielern wieder auf.


    13. Auswechslungen


    Die Teilnehmer wurden daran erinnert, dass Auswechslungen während Auszeiten nicht erlaubt sind. Wechsel können vorgenommen werden, sobald das Time-out beendet ist (noch bevor der Ball wieder im Spiel ist).


    14. Festhalten des Gegners im oder um den Strafraum


    Die Schiedsrichter sollten vor der Ausführung von Eckbällen, Einkicks und Freistössen in Tornähe proaktiv handeln; ihr präventives Eingreifen muss klar erkennbar sein. Jeder unerlaubte Einsatz von Armen bzw. Händen ist in der Folge streng zu ahnden. Treten solche Vergehen ein, bevor der Ball im Spiel ist, sollte eine Verwarnung verhängt werden. Geschieht dies, nachdem der Ball im Spiel ist, sind die Schiedsrichter angewiesen, neben einer möglichen gelben oder roten Karte einen Freistoss oder Strafstoss für die angreifende Mannschaft bzw. einen Freistoss für die verteidigende Mannschaft zu verhängen. Ist der Ball zum Zeitpunkt des Vergehens im Spiel, wird selbstverständlich ein kumuliertes Foul hinzugezählt.


    15. Rückpass zum Torhüter


    Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass, wenn der Torhüter den Ball klärt und ihn nach einem absichtlichen Pass eines Mitspielers wieder berührt, bevor der Ball die Mittellinie überquert hat oder von einem gegnerischen Spieler berührt wurde, ein indirekter Freistoss zu verhängen ist. Das ursprüngliche Klären des Balles muss jedoch gezielt und kontrolliert erfolgen; ein vom Torwart abprallender Schuss würde zum Beispiel nicht dazu zählen.
    SIGNALE


    16. Signale


    Die Teilnehmer wurden auf die neun Schiedsrichtersignale aufmerksam gemacht, die in den Futsal-Spielregeln dargestellt sind. Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass nur diese Signale zu verwenden sind. Das Vorteilssignal (in Richtung des Tisches der
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    Offiziellen, wenn der Ball aus dem Spiel ist) muss 3-4 Meter vom Tisch entfernt angezeigt werden. Ferner wurde empfohlen, dass Signale nur stehend und vor dem Einnehmen einer neuen Position gemacht werden sollten (mit Ausnahme von Vorteilssituationen), da im Laufschritt gemachte Signale verwirrend und in einigen Fällen für die Spieler gefährlich sein können.


    17. Indirekter Freistoss


    Es wurde bestätigt, dass indirekte Freistösse jeweils von beiden Schiedsrichtern angezeigt werden sollten.


    18. Anzählen von vier Sekunden


    Die Schiedsrichter wurden daran erinnert, dass dieses Signal in folgenden Situationen obligatorisch ist:


    - Einkick


    - Eckstoss


    - Torabwurf


    Die Schiedsrichter sollten mit dem Anzählen der vier Sekunden beginnen, sobald der Spieler die Möglichkeit hat, das Spiel wieder aufzunehmen.
    Es wurde ausserdem empfohlen, dass die Schiedsrichter die vier Sekunden deutlich erkennbar mit ihren Fingern anzeigen.


    19. Verantwortlichkeiten des Schiedsrichters, der ein Foul pfeift


    Es wurde empfohlen, dass der Schiedsrichter, der ein Foul pfeift, auch derjenige ist, der das Spielfeld betritt, um etwaige Karten zu zeigen und sicherzustellen, dass der Abstand von fünf Metern eingehalten wird. Sind allerdings mehrere Spieler an einer Situation beteiligt, wird empfohlen, dass der andere Schiedsrichter Unterstützung bietet, indem er die Einhaltung des Abstands von fünf Metern durchsetzt und somit dazu beiträgt, dass der Freistoss so schnell wie möglich ausgeführt werden kann. Um die Distanz abzumessen, sollte der Schiedsrichter die fünf Meter vom Ball aus gesehen klar erkennbar abschreiten. Er sollte der ausführenden Mannschaft ausserdem klarmachen, dass sie auf seinen Pfiff warten muss, bevor der Freistoss ausgeführt wird. Zu diesem Zweck wird empfohlen, dass der Schiedsrichter den Spielern, die sich für die Ausführung des Freistosses bereitmachen, seine Trillerpfeife zeigt, bevor er die Distanz der Mauer abmisst.


    20. Bestätigung erzielter Tore


    Die Kursteilnehmer vereinbarten, dass der Schiedsrichter die Gültigkeit von Toren mit maximal einem oder zwei mittellangen Pfiffen bestätigen kann.
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    21. Tragen von Schmuck


    Die Spieler dürfen keinen Schmuck tragen. Das Abdecken von Schmuck mit Klebeband ist nicht erlaubt. Es wird erwartet, dass die Schiedsrichter mit gutem Beispiel vorangehen und selber keinen Schmuck tragen. Erkennt der Schiedsrichter während des Spiels, dass ein Spieler auf dem Spielfeld Schmuck trägt, muss er ihn sofort auffordern, diesen zu entfernen, und ihn wegen unsportlichen Verhaltens mit einer gelben Karte bestrafen.
    POSITIONIERUNG


    22. Laut den von der FIFA herausgegebenen Futsal-Spielregeln (Ausgabe 2008) kann sich der Schiedsrichter auf beiden Seiten des Spielfelds aufhalten; er muss sich nicht auf der den Ersatzbänken gegenüberliegenden Seite befinden.


    23. Allgemeiner Grundsatz


    Das Grundprinzip sieht vor, dass die beiden Hauptschiedsrichter stets so positioniert sind, dass sich der Ball jederzeit zwischen ihnen befindet. Dazu verwenden sie ein geeignetes Diagonalsystem und einen passenden Laufstil.


    24. Spielkontrolle


    Während des Spiels sollte ein Schiedsrichter die Aktionen rund um den Ball und der andere den erweiterten Einflussbereich beobachten, damit nicht beide gleichzeitig auf den Ball achten und die Spielkontrolle sinnvoll untereinander aufteilen können.


    25. Beachtung der Torlinie


    Es wurde festgehalten, dass es wichtig ist, die Torlinie zu beachten. Mindestens ein Schiedsrichter sollte daher stets die jeweilige Torlinie im Auge behalten.


    26. Körperliche Verfassung


    Eine gute Fitness hilft den Schiedsrichtern, das Spiel über die gesamte Dauer zu kontrollieren und immer optimal positioniert zu sein, um richtig entscheiden zu können. Eine gute körperliche Verfassung verleiht ihnen zudem Glaubwürdigkeit.


    Die Schiedsrichter sollten sich vor Spielbeginn auf dem Spielfeld aufwärmen. Eine Minute vor Spielbeginn sollten die beiden Hauptschiedsrichter die Tore überprüfen, während der dritte Schiedsrichter die Anzahl Personen auf den Ersatzbänken überprüft. Gemäss UEFA-Reglementen dürfen höchstens sechs Offizielle und sieben Ersatzspieler auf den Bänken Platz nehmen. Die beiden Hauptschiedsrichter sollten die Tore vor Beginn der zweiten Halbzeit erneut überprüfen.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille