Vertrackte Abseitsstellung

  • Ich hab dazu jetzt mal eine weithergeholte Frage: Was würde passieren ,wenn ein Bayern-Spieler einen Bremer aus Versehen (unkontrolliert)angeschossen hätte, dieser abgefälschte Ball prallt von einem Bayern-Spieler zu einem Werder-Spieler ,der bei der Berührung seines Mitspieler der Torlinie näher als der Ball und der vorletzte Verteidiger war?

  • Der schließ ich mich an. In den Regeln steht meines Wissens, dass ein Spieler im Abseits steht, wenn er der Torlinie näher steht als der vorletzte Abwehrspieler und der Ball vom Mitspieler "kommt", es steht mMn nichts von kontrolliert oder absichtlich.

  • Genau. Für die angreifende Mannschaft reicht die bloße Berührung bis zum nächsten kontrollierten Pass der verteidigenden Mannschaft. Als Zeitpunkt der Abseitsbewertung gilt der Moment, wo die letzte Berührung der angreifenden Mannschaft war.

  • Der Auffassung, dass ein strafbares Abseits vorliegt, schließe ich mich an. Voraussetzung ist natürlich, dass sich der 2. Werder-Spieler bereits in Abseitsstellung befand, als der Ball von dem 1. Werder-Spieler berührt wurde. Die Abseitsstellung wird jetzt aktiv, da er "aus seiner Position einen Vorteil zieht".
    Konsequenz: indirekter Freistoß. :ironie: Und nach dem Spiel 25 verschiedene TV-Zeitlupen mit mindestens 7 verschiedenen Reporter-Meinungen und nimmer endende Diskussionen :D

    "Weißt du, Fußball ist das Einfachste, das es gibt. Wenn nur nicht das ganze Drumherum wäre." (Sebastian Deisler)

  • Entweder habe ich den Text nicht verstanden oder aber ihr seht da etwas vollkommen falsch. Der Bayern-Spieler führt den Pass aus. Niemand anderes spielt den Ball ein weiteres Mal. Wer ihn danach so alles abfälscht ist vollkommen unwichtig. Der einzige Spieler, der im Abseits stand ist der Werder-Spieler, aber der bekommt den Ball vom Bayern-Spieler. Also weiterspielen…

  • Also ich versteh das so.


    Spieler der Mannschaft A spielt den Ball, dieser Ball wird von Mannschaft B abgefälscht. Dieser abgefälschte Ball wird abermals von einem Verteidiger unkontrolliert berührt und dadurch gelangt der Ball zu einem Angreifer, der zum Zeitpunkt der Ballberührung des Mitspielers (Mannschaft B) im Abseits steht.


    Richtig so?

  • Hallo.


    Jo, so isset. Von A1 über B1 und A2 zu B2, der im Abseits stand.


    Und da hat Körnerbrötchen recht, sofern der erste Werderaner kein richtiges Abspiel macht kommt der Ball nominell vom Bayern-Spielr - und damit kein Abseits.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Kann mi mal jemand sagen, an welcher Stelle der Abseitsregel steht, dass der Ball von einem Spieler "kommt" ?
    Gemeint ist immer " gespielt" , und damit ist gemeint und wird auch so ausgelegt: " kontrolliert gespielt" !!

  • Also da gibt es mMn keinen Diskussionsspielraum:


    Wenn man einmal den Blick in das Regelheft macht, bekommt man folgende Definition:
    "Ein Spieler wird nur für seine Abseitsstellung bestraft, wenn er nach Ansicht des Schiedsrichters zum Zeitpunkt, zu dem der Ball von einem Mitspieler BERÜHRT oder GESPIELT wird, aktiv am Spiel teilnimmt..."


    Klare Definition, was heißt, dass das oben genannte Abseitsbeispiel klar Abseits sein muss.

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • vollkommen richtig MTK.
    Sonst wäre folgende Situation ja auch kein Abseits.
    Der Abwehrspieler schießt bei einer Rettungsaktion einen Angreifer an, von dem der Ball zu einem abseitsstehenden Mitspieler prallt, der nur noch den Torwart vor sich hat.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Allerdings liegt noch eine weitere Berührung durch einen Verteidiger vor, bevor der abseits stehende Spieler aktiv eingreifen kann. Es steht in der Ausgangslage nicht, daß besagter Spieler irgendwie zu dem Zeitpunkt ins Spiel eingreift - außer daß er eben im Abseits steht, was aber ja an sich nicht zu sanktionieren ist. Von daher ist es aus meiner Sicht eher eine neue Spielsituation und damit kein Abseits.


    Und Jürgen, bitte keine lingusistischen Haarspaltereien. Es gibt so etwas wie allgemein gültigen Sprachgebrauch, den man in einem Forum durchaus akzeptieren kann. Wir sind schließlich keine Versammlung von Lehrwarten und jeder dürfte wissen, was in dem Falle gemeint ist, wenn wirkliche Unklarheiten bestehen muß natürlich der vorgesehene Sprachgebrauch genommen werden. Man sagt ja auch Elfmeterschießen und nicht Schüsse von der Elfmetermarke zur Bestimmung eines Siegers..

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Schüsse von der Elfmetermarke zur Spielentscheidung ;)



    Ohne jetzt die exakten Passagen aus dem Regelheft zu zitieren: Eine neue Spielsituation kann nur durch ein kontrolliertes Zuspiel entstehen. Da der 2. Bayern-Spieler in dem Fall den Ball nur abgfälscht hätte, liegt eindeutig keine neue Spielsituation vor.


    Ich sag es nochmal: Für die Beurteilung der Abseitssituation gilt die Position des 2. Angreifers zu dem zeitpunkt, wo der 1. Angreifer den Ball berührt hat. Der Ball kann danach noch 3x von der Verteidigung abgefälscht werden, sofern er nicht kontrolliert gespielt wurde.


    Es steht darüber nichts genau im Regelheft, aber vergleicht doch einfach das Beispiel, in der der Stürmer aufs Tor schießt und der Torhüter den ball zum Angreifer abwehrt. Das ist Abseits, da der Ball vom Torhüter nicht kontrolliert gespielt wurde.



    Mich erschreckt der Thread hier etwas, da das Abseits doch eigentlich zu den elementarsten Bestandteilen unseres Jobs gehört.

  • Ich gebe flitzpiepe Recht...


    Eine neue Spielsituation ist erst bei einem KONTROLLIERTEN PASS gegeben!


    Und ein einfacher Blick in Regel 11, Zeilen 11-13, erspart die Frage, denn dort ist es wirklich EINDEUTIG beschrieben.


    Dennoch bin ich nicht der Meinung, dass solche Threads sinnlos sind, gelernt haben bestimmt einige daran...;)!

    Das beste Zitat von allen: "Dass er mir den Ball weggenommen hat und mich dabei umgestoßen hat, konnte ich ja noch akzeptieren, aber, als er mich dann beim Weglaufen einen "PARDON" nannte, musste ich einfach nachtreten!":D


    (Didi Hamann zur Rechtfertigung einer :rote_karte: wegen Nachtretens)

  • Ich meinte nicht, dass der Thread sinnlos ist. Mich erschrekcne viel mehr die "Regelauslegungen" von manchen. Wenn die Auffassung besteht, dass bei einer bloßen berührung eines Verteidiges eine neue Spielsituation entsteht, dann pfeifen die Kameraden doch teilweise seit Jahren "Mist" beim Abseits. Wir diskutieren über Situationen die 1x in der Saison vorkommen, dabei besteht schon bei den grundlegenden Fussballregeln erheblicher Klärungsbedarf.

  • Wobei das Beispiel mit dem TW hier nicht angebracht werden kann, da eben der Ball direkt nach einem Schuß auf das Tor durch einen Angreifer abgelenkt wird (im klassischen Beispiel).
    Die Grundlage für den Fall ist hier aber ein Anschießen durch einen Verteidiger, das über zwei Spieler, je einer von jeder Mannschaft, zu dem abseits stehenden Spieler gerät. Von einem mißglückten Rettungsversuch war im Ursprungspost nicht die Rede.


    Rein nach dem Regeltext ist es Abseits, richtig. Der eine Stürmer steht im Abseits als der andere Stürmer den Ball berührt. Was aber abweicht ist der ursprüngliche "Absender" des Balls.


    Und das widerspricht einmal dem Argument "Eingreifen ins Spiel". Die Definition gemäß Fifa-Zusatzbestimmungen zur Regel 11 sagt hierzu:
    „Ins Spiel eingreifen“ heißt, dass der Spieler einen Ball berührt oder spielt, der zuletzt von einem Mitspieler berührt oder gespielt wurde.
    Die letzte Ballberührung erfolgt durch einen Verteidiger und es war ursprünglich kein gzeieltes Zuspiel durch den Angreifer - ergo auf der Grundlage kein Abseits.


    Ein Gegener wird gemäß Beispiel nicht beeinflußt, also auch kein Abseits.


    „Aus seiner Position einen Vorteil ziehen“ heißt, dass der Spieler aus einer Abseitsstellung einen Vorteil erlangt, indem er den Ball spielt, der vom Pfosten oder der Querlatte oder von einem gegnerischen Spieler zu ihm springt.
    Auch hier wieder die Einschränkung, daß zuvor kein gezieltes Abspiel durch den Angreifer erfolgt und der Ball aus dieser Situation zum abseits stehenden Spieler gelangt. Und das ist hier meines Wissens nach die Grundlage für die Entscheidung gegen den Stürmer, da dieser Abpraller vom Gegener nicht als gezieltes Zuspiel durch den Gegenspieler gewertet werden darf sondern quais als Verlängerung des ursprünglichen Schusses.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Jambala, du nimmst zwei Textstellen aus den Auslegungshinweisen zusammen. Es ist aber nur eine von dreien erforderlich (ins Spiel eingreifen, einen Gegner beeinflussen, aus seiner Stellung einen Vorteil ziehen).


    Nimm doch mal MTKs Zitat aus dem reinen Regeltext dazu:


    "Ein Spieler wird nur für seine Abseitsstellung bestraft, wenn er nach Ansicht des Schiedsrichters zum Zeitpunkt, zu dem der Ball von einem Mitspieler BERÜHRT oder GESPIELT wird, aktiv am Spiel teilnimmt..."


    In Kombination mit deinem Zitat zur Erlangung eines Vorteils ist die Sache doch klar. Zu dem Zeitpunkt, als der letzte Angreifer den Ball berührte, lag eine Abseitsposition vor. Dann sprang der Ball von einem Verteidiger zum abseitsstehenden Angreifer. Also strafbar.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Wollte doch nur als Advocatis diavoli auftreten und zeigen, daß man eben auch anders argumentieren kann auf Grundlage der Regel. Und die Argumentation wäre garantiert noch gekommen, kürzt so die Sache ab.


    Sobald der Ball vom anderen Stürmer wegspringt und der andere Angreifen isns Spiel eingreifen könnte ist auch bei mir die Pfeife im Mund und der Pfiff da. Auf den zweiten Kontakt durch den Verteidiger warte ich dann ehrlich gesagt nicht mehr.

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